Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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25. Die Stimmen und ihre verschiedenen Deutungen

Die Fragen, die nach diesen Stimmenbeispielen aufrauchen, sind so alt wie die Forschung selbst und bereits recht gründlich durchgekaut. Da sicher aber viele Leser erstmals mit dem Phänomen konfrontiert werden, sollen hier die zu Tode diskutierten Fragen zu neuem Leben erweckt werden.

    Es gibt Menschen, die keinerlei Sinn für Transzendenz haben. Das hat weder mit Intelligenz noch mit Dummheit etwas zu tun. Es ist darauf zurückzuführen, daß sich die heutigen Menschen lt. C. G. JUNG meist ausschließlich mit ihrem Bewußtsein identifizieren und sich einbilden, nur das zu sein, was sie selber von sich wissen.

Diese Personen sind es, die die phantastischsten und gewaltsamsten Theorien entwickeln, um das Phänomen zu "entphänomenisieren". Ohne gründliche Überprüfung behaupten sie schlichtweg, daß es sich nur um Radiofloskeln, Störungen im Aufnahmeraum, technische Fehler, Amateurfunk usw. handeln kann.

    Auslegungen dieser Art gehören längst in die Mottenkiste. Es gab und gibt eine ganze Menge sehr gescheiter Leute, die auf diese Ideen selbstverständlich auch gekommen sind und alle genannten Möglichkeiten nicht in naiver Weise ignoriert haben.

Sie setzten sich vielmehr kritisch und mit wissenschaftlicher Akribie mit allen Eventualitäten auseinander. An Hochschulen und in Forschungslabors wurden durch modernste Methoden, mit hochspezialisierten, unbestechlichen Apparaturen, von denen sich der Laie keine Vorstellung machen kann, umfangreiche kybernetische, radiologische,

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quantifizierende Untersuchungen durchgeführt. Die Stimmen wurden seziert, analysiert und oszillographiert. Die Laute wurden in Bruchteile von Sekunden zerlegt, gefiltert und verstärkt. Die Lautbilder wurden mittels des Visible-Speech-Verfahrens überprüft und die Aufnahmegeräte in einem Faradayschen Käfig untergebracht, damit keine Radiowellen einfallen konnten.

Radioprogramme wurden strengstens überprüft und Untersuchungen an allen parapsychologischen Forschungszentren durchgeführt. Psychologen, Parapsychologen, Physiker und Elektroniker, Fachleute von Funk und Fernsehen testeten die Stimmeneinblendungen auf Herz und Nieren, mit dem Ergebnis, daß sie ihre Realität bestätigen mußten, ohne jedoch erklären zu können, wie sie auf das Tonband gelangen. Wenn man dies könnte, vielleicht wäre es dann kein paranormales Phänomen?

    Der These, daß es sich um Radiostimmen handeln könnte, widersprechen zwar alle Merkmale, die das Phänomen auszeichnen, sowohl Rhythmus, Geschwindigkeit, grammatikalische Eigenart, ganz besonders aber die Vielsprachigkeit, mit der sich das Phänomen von allen Rundfunksendungen deutlich abhebt.

Ein einziger Satz wird oft aus mehreren Sprachen gebildet. Bei den polyglotten Forschern JÜRGENSON und RAUDIVE setzt sich ein Satz mitunter sogar aus fünf verschiedenen Sprachen zusammen. Gleichgültig, um welchen Sender es sich handelt, eine derartige Kuriosität, daß ein Rundfunksprecher das Programm in dieser Art bestreitet, ist undenkbar.

Ganz abgesehen von Namensnennungen, die in einem Rundfunkprogramm nichts zu suchen haben, sprechen vor allem die Voraussagen, die sich nach einiger Zeit erfüllcn, gegen die Annahme, daß es sich bei den Stimmen um "Wellensalat" handelt.

    Auch einem Privatforscher ist die Möglichkeit in die Hand gegeben, ohne Schwierigkeit zu prüfen, ob seine Stimmen "echt", d. h. paranormalen Ursprungs sind, oder ob sie nicht doch als Radiofloskeln entlarvt werden können.

Er braucht dazu lediglich eine zweite Person, die genau zur gleichen Zeit und mit dem exakt gleichen Sender eine Tonbandübertragung vornimmt, ohne jedoch eine Einspielung zu machen, während der Experimentator selbst wie gewohnt einspielt. Einwandfrei paranormale Stimmen dürfen sich

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dann nicht auf dem Tonband der Zweitperson befinden. Ein solcher Vergleich kann den eindeutigen Beweis liefern, daß sich die Stimmen außerhalb des normalen Rundfunkprogramms manifestieren, also "echt" sind.

    Was die Amateursender anbetrifft, so muß dieser Theorie entgegengehalten werden, daß bei den Einspielungen ja Namen genannt werden und zwar die Namen Verstorbener. Es gelangen präkognitive Aussagen auf das Band und oft auch Antworten, bevor eine Frage gestellt wird.

Die Stimmen sprechen individuell, es handelt sich um Männer- und Frauenstimmen, Kinderstimmen und Chöre, und sie äußern sich wie zur Zeit ihres leiblichen Lebens. Es ist unmöglich, daß ein Amateurfunker allen diesen Prämissen gerecht werden kann.

    Auch die Ufo-These fällt unter alle diese Aspekte. Ufo-Anhänger mit angeblichen Kontakten mit Ufo-Besatzungen erhalten laut ihren Aussagen den deutlichen Hinweis, daß es sich um Planetarier handelt, während bei den Stimmen niemals ein solches Wort gebraucht wird, sondern immer nur von "Toten" und "Verstorbenen" die Rede ist.

Es besteht kein einziger stichhaltiger Grund für die Annahme von Ufo-Kontakten, während die Vorstellung, daß es sich um Verstorbene handelt, allen Kriterien standhält.

    Eine andere Kategorie Menschen sucht Zuflucht bei der animistischen Auffasssung und stuft die Stimmen als Produkt des "Unterbewußtseins" ein, obwohl kaum jemand dieses vielzitierte Unterbewußtsein definieren kann.

    Von Prof. ALEX SCHNEIDER stammen die treffenden Worte: "Sage mir genau, was das Unterbewußtsein ist, dann kann ich mit dir darüber streiten."

    Jedenfalls trifft diese Betrachtungsweise genauso wenig ins Schwarze wie alle anderen, denn die Stimmen sagen uns Dinge, die überraschen, die niemals von uns gedacht wurden und von denen wir keine Ahnung haben.

Was nie in meinem Bewußtsein war, kann auch nicht zu meinem Unterbewußtsein werden, und Gedanken, die ich nicht selbst denke, kann ich auch nicht auf das Tonband übertragen. Worte wie Suggestion, Unterbewußtsein, Gedankenübertragung sind in bezug auf das Tonbandstimmenphänomen

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Ausflüchte oder Versuche, mit denen man glaubt, den einfachsten Nenner für alles gefunden zu haben.

    Die Stimmen äußern sich in verschiedenen Sprachen und in allen Klangfarben. Es ist nicht einzusehen, warum das Unterbewußtsein eines Menschen bei allen seinen Einspielungen nicht konstant dieselbe Sprache sprechen sollte.

Warum sollte das Unterbewußtsein wie ein Schauspieler ständig in eine andere Rolle schlüpfen, sich einer solchen Vielfalt bedienen und die Stimmen Verstorbener ausleihen? Eine Erklärung oder eine Logik sind hierin nicht zu finden.

Die Stimmen sprechen eine Sprache, die nicht in unsere Vorstellungswelt paßt. Sie verhalten sich oft so konträr zu dem, was wir zu hören erwarten, wie auch die Gedankenwelt von zwei lebenden Personen grundverschieden ist.

    Zutreffender wäre, vielleicht einen Schritt weiterzugehen und nicht von einem Unterbewußtsein, sondern von einem "AII'-Bewußtsein", einem "kosmischen" Bewußtsein zu sprechen, in das alles, was jemals war, was ist und künftig sein wird, eingebettet ist.

Nach C. G. JUNG müssen wir die Tatsache ins Auge fassen, daß unsere Welt mit Zeit, Raum und Kausalität sich auf eine dahinter oder darunter liegende andere Ordnung der Dinge bezieht, in der weder "Hier noch Dort", noch "Früher und Später" wesentlich sind. Es scheint in der Natur ein unbegrenztes Wissen vorhanden zu sein, das jedoch nur unter passenden Umständen vom Bewußtsein erfaßt werden kann.

    Ich suchte viele Personen auf, die gute Einspielungen erhielten, und ich überprüfte viele Tonbänder und Kassetten. Ich hatte also genügend Vergleichsmöglichkeiten und kann daher mit einiger Sicherheit behaupten, daß die Stimmen unabhängig von ihrer Aussage und Qualität an allen Orten und bei allen Experimentatoren dieselben dominierenden Merkmale aufweisen, die ich im Kapitel 16 geschildert habe, gleichgültig, ob sie mit dieser oder jener Einspielung zustandekommen.

Diese auffallenden Übereinstimmungen bei allen Experimentatoren stellen die Behauptung, daß es sich um ihr Unterbewußtsein handelt, doch sehr in Frage.

    Es muß jedoch erwähnt werden, daß trotz der Identität der Stimmen auch eine gewisse Individualität existiert. Bereits bei

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Vergleichen zwischen den Einspielungen JÜRGENSONS, RAUDIVES und des Pfarrers LEO SCHMID tritt diese augenfällig in Erscheinung. Sie bezieht sich nicht auf die konstanten Attribute wie Rhythmus, Grammatik Usw., sondern auf den Inhalt.

So muß a posteriori doch eingeräumt werden, daß der Mensch als auslösende oder zumindest beeinflussende Kraft für das Phänomen angesehen werden könnte. Was bei JÜRGENSON, dem musischen Menschen, beinahe leicht beschwingt, freundlich, wohlwollend, vorwiegend gesanglich und irgendwie ganz seiner eigenen liebenswürdigen Natur entsprechend sich manifestiert, wirkt bei RAUDIVE eher schwerblütig, mystisch-philosophisch, manchmal sogar beklemmend.

Ganz gegensätzlich wiederum sind die Aussagen, die Pfarrer SCHMID einspielte. Sie beziehen sich im großen und ganzen auf seine religiöse Einstellung und weisen deutliche Affinitäten mit Glaubensdogmen auf.

    Die Assimilation an die experimentierende Person ist demnach nicht zu leugnen, nur bleibt die Frage offen, ob diese Angleichung durch das Unterbewußtsein des Experimentators hervorgerufen wird oder ob die Differenzierung ganz einfach als Korrelat zu verstehen ist, d. h. beide miteinander stehen und fallen, eines nur der Reflex des anderen ist und letzten Endes der Ursprung in keinem von beiden zu suchen ist.

    Möglicherweise aktivieren Emotionen tieferliegende Schichten des Unbewußten. Eine besonders affektiv geladene Atmosphäre, ein Klima der Spannung und Erwartung könnten unter Umständen eine positive Beeinflussung des Phänomens erzeugen.

    Auch Ing. SEIDL, Wien, nimmt an, daß für die Stimmenaufzeichnungen Energien des Menschen verwendet und Gedankenvorstellungen umgeformt werden, die dann als "scheinbarer" animistischer Vorgang ausgelegt werden. Es handelt sich dabei aber sehr wahrscheinlich um eine Transmutation der Gedanken, ähnlich der Umformung der Radiostimmen.

    Es muß zugegeben werden, daß es einigen wenigen Experimentatoren, vor allem Ing. Franz Seidl in Wien unter größter Anstrengung gelungen ist, eigene Gedanken auf das Tonband aufzuzeichnen und wiederzugeben. Dies ist zwar, wie ich mich überzeugen konnte, nur äußerst mangelhaft gelungen, aber der Ordnung halber möchte

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ich diese Tatsache nicht verschweigen. Es handelt sich jedoch in diesem Fall eindeutig um eine bewußte, gezielte und mit allen psychischen Kräften forcierte Übertragung, die ausschließlich das wiedergibt, was der Experimentator gedacht hat.

Es kann einwandfrei belegt werden, daß die Einspielungen, die sich auf dem Tonband manifestieren, keine gedanklichen Abzapfungen darstellen.

    Festgestellt wurde auch, daß kein bewußter Impuls seitens des Experimentators nötig ist, um Stimmen auf Tonband zu erzeugen. KÖBERLE lieferte dafür den Beweis. Beim Abspielen eines alten Tonbandes, aufgenommen im Jahr 1971, als er von den Stimmen noch keinerlei Ahnung hatte, fand er interessante Einblendungen, die sich auf die damalige Situation bezogen, aber von ihm überhört wurden.

Es ist demnach für den Einspieleffekt nicht maßgebend, ob bewußt eine Kommunikation angestrebt wird. Es hat immer wieder den Anschein, als würden die Wesenheiten von sich aus den Kontakt suchen. Unter diesen Umständen wären sie folglich auf die Bereitschaft und das Wissen der Empfänger um ihre Existenz angewiesen.

    Während der gemeinsamen Arbeit mit FRIEDRICH JÜRGENSON konnte ich mich davon überzeugen, daß er nicht von sich aus Kontakt mit bestimmten Personen sucht, sondern pauschal die Jenseitigen anspricht und ohne irgendwelche Forderungen ganz einfach darauf wartet, ob ein Kontakt zustandekommt und wer sich meldet.

    Auch HANNA BUSCHBECK betont ausdrücklich, daß sie niemals auf eine bestimmte Person fixiert ist. Sie überläßt es völlig der anderen Seinsebene, ob eine Verbindung hergestellt werden kann. Sie hält sich bewußt frei von jeglichem Wunschdenken.

Was dabei auf das Tonband gelangt, beinhaltet immer Überraschungen. Von einer gedanklichen Beeinflussung distanziert sie sich mit Nachdruck. Die Theorie von der Gedankenprojizierung kann deshalb wohl kaum aufrechterhalten bleiben.

    Bei allen Deutungen und Auslegungen handelt es sich wohlweislich um Hypothesen, aber es gibt unannehmbare Hypothesen und solche, die sich verantworten lassen, wenn sie beweisbare Tatsachen erklären und eine gewisse Folgerichtigkeit beinhalten.

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    Die Erklärung des Stimmenphänomens erscheint einfacher durch die Annahme, daß sich Abgeschiedene manifestieren, die durch ihre logischen, konstruktiv aufgebauten und auf Fragen bezugnehmende Antworten sowie präkognitive Aussagen ihre autonome Existenz beweisen wollen. Das Vergleichsmaterial, das sich durch dieBetätigung vieler Experimentatoren anbietet, hat eine oft verblüffende Aussage- und Beweiskraft.

    Allerdings kann man die animistische Hypothese vom Prinzip her nie widerlegen, denn so lange auch nur ein einziger Mensch auf Erden lebt, kann er nach ihr als Produzent der Tonbandstimmen angesehen werden.

    Wie kommt das Phänomen zustande?, Wir wissen es nicht. Noch nicht. Ob wir es jemals erfahren werden, läßt sich nicht voraussagen. Es wäre müßig, hier eine Zusammenfassung aller Deutungsversuche wiederzugeben, die bis jetzt die Gemüter erhitzten, denn es kann sich immer nur um Mutmaßungen handeln. Einige sollen trotzdem hier erwähnt werden, und sei es auch nur, um Denkanstöße zu geben.

    Physiker und Elektrofachleute haben bei den verschiedenen Tagungen der Tonbandstimmenforscher immer wieder neue Theorien erwogen, es wurde endlos debattiert und auch verschiedentlich prophezeit, daß man des Rätsels Lösung ganz dicht auf den Fersen sei.

    Doch nichts hat sich bis heute getan. Wir tappen nach wie vor im Dunkeln und alle "heißen" Spuren mußten wieder ins Reich der Fiktionen verwiesen werden. Die Forschung nach dem "Wie" blieb stets in den Ansätzen stecken.

    Es handelt sich demnach wohl um eine uns noch unbekannte Energieform. Man denke nur daran, daß es uns nicht möglich ist, elektromagnetische Wellen zu sehen, wenn sie länger als vier Zehntausendstel eines Millimeters (violett) und kürzer als sieben Zehntausendstel eines Millimeters (rot) sind.

Myriaden von elektromagnetischen Wellen außerhalb dieses Bereiches wie auch Röntgenstrahlen, Radiowellen, kosmische Strahlungen sind für uns nicht erfaßbar. Deshalb sind sie aber trotzdem vorhanden. Niemand wird das leugnen.

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So kann auch die bisher unerforschte Strahlung, welche die Tonbandkontakte bewirkt, eine Realität sein.

    Am aufschlußreichsten müßte hier doch die Meinung von FRIEDRICH JÜRGENSON sein, dem Stimmenforscher Nummer eins mit der größten Erfahrung. Doch Jürgenson stellt keine vagen Thesen auf, er gibt klipp und klar zu verstehen, daß er nicht weiß, wie die Kontakte zustandekommen.

Von seinen jenseitigen Gesprächspartnern wurde er lediglich darüber unterrichtet, daß sie eine Art "Radar" benützen, daß sie erst "Radar" einschalten müssen, um zu uns sprechen und uns sehen zu können. Viele Einspielungen Jürgensons weisen auf eine solche Radar-Verbindung hin.

Es hat den Anschein, als würden die Jenseitigen über eine eigene Trägerwelle bzw. feinstoffliche Sender verfügen, die es ihnen ermöglichen, in unsere Radioprogramme hineinzuplatzen oder ihren Text zu manipulieren.

    Auch bei Raudives Einspielungen wird der Eindruck erweckt, als würden sich die Jenseitigen einer gewissen elektronischen Technik bedienen. So erhielt er beispielsweise Durchsagen über "Radio Peter' , und "Studio Kelpe". Diese Mitteilungen lassen darauf schließen, daß es in der Anti-Welt sogar Sendestationen gibt, über die Verbindung mit uns hergestellt werden kann.

    Aber selbst wenn wir annehmen, daß es sich um "Radar" oder "jenseitige Sendestationen" handelt, ist uns eine Assimilation an unser existentielles Denken nicht möglich. Unsere naturwissenschaftlichen Begriffe, ob physikalisch oder chemisch, sind auf diesem Gebiet nicht anwendbar. Wir müssen uns damit abfinden, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, daß wir nicht mehr wissen als das, was uns von drüben mitgeteilt wird.

    GÜNTER HENN, der zwar nicht selbst experimentiert, sich aber sehr intensiv mit diesem Problem auseinandergesetzt hat, meint, daß ein ionisiertes Feld als Brücke zwischen dem Experimentator und dem Tonbandgerät in Betracht kommen könnte. - Was ist Ionisation?

Im Lexikon ist nachzulesen: Unter Ionisation versteht man die Erzeugung von Ionen in Gasen durch 1. Stoßionisation und 2. durch Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, Röntgen-, Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, wobei aus den bestrahlten Atomen Elektronen

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herausgeschossen werden; die so "beraubten" Atome nennt man Ione, sie sind entweder positiv (Kationen) oder negativ elektrisch geladen (Anionen). Die Tonbandstimmenforscher müßten, so glaubt Henn, diese heiße Spur weiter verfolgen.

    In Amerika erscheint unter dem Titel: Survival Research Hotline (wörtlich übersetzt: Überlebensforschung heißer Draht) ein Mitteilungsblatt, ähnlich dem Mitteilungsblatt des Vereins für Tonbandstimmenforschung in Deutschland, in dem JOE LAMOREAUX, ein erfolgreicher Experimentator, darauf hinweist, daß er von den Stimmenwesenheiten erfahren habe, daß sie für ihre Manifestationen eine Energie benützen, die dem Licht in irgendeiner Form ähnlich ist.

Es könnte deshalb die Forschung mittels Mikrowellen, Ultrawellen oder Infrarot der Weg sein, um jene Sphäre zu erreichen. Viele Möglichkeiten sind hier noch offen.

    Wir wissen inzwischen, daß es nicht nur drei Dimensionen, sondern weitere Dimensionen gibt. Auch die klassische Physik ist heute bereits im Umbruch begriffen und hat sich teilweise den neuen Erkenntnissen gebeugt.

Die Erweiterung erfolgte, als MINKOWSKI die Zeit als vierte Dimension erkannte, indem er darauf hinwies, daß ein Ereignis nur zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden kann und dadurch die Zeit zu einer gleichberechtigten Dimension wird. Einstein bewies in seiner Relativitätstheorie, daß die Zeit als vierte Dimension eine Realität darstellt, und seine Theorie führte weiter zu den Erkenntnissen der Quantenphysik.

So ergibt sich die Annahme eines Hereinwirkens aus anderen noch unbekannten Dimensionen in unseren dreidimensionalen Raum, wobei andere, uns unbekannte Gesetzmäßigkeiten zur Wirkung kommen. Dies gilt für alle paranormalen Phänomene und demzufolge auch für das Tonbandstimmenphänomen.

    In Pfarrer BERGMANNS Buch: "Und es gibt doch ein jenseits" findet sich folgender Vergleich [24]:  

    "Nehmen wir an: hier ist ein Wurm. Er lebt nur in der Zweidimensionalität von Länge und Breite. Nun hat er sich in einem Labyrinth von vielen Kreuz. und Querwegen verlaufen. Er findet nicht mehr zurück. Plötzlich kommt jemand aus der dritten Dimension, also aus der Höhe, einer, der den ganzen Wirrwarr der

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Wege in die Vergangenheit und auch die möglichen nach vorne in die Zukunft von seiner höheren Warte aus überschaut. Er befreit den Wurm, indem er ihn in die Höhe hebt. Wie töricht wäre es von dem Wurm, wenn er sagen würde:

   Weil ich die dritte Dimension der Höhe nicht kenne, darum gibt es sie auch nicht."

    Wahrscheinlich gibt es ein psychisches Ur- oder Psi-Feld, welches nach Ingenieur Seidl als Gesamt-Strahlungsfeld alles Sein umfaßt und sich in allen Erscheinungsformen als Grundprinzip manifestiert. Demnach wäre jede Existenzform Teil einer universellen Gesamtheit und alles Sein kollektiv verbunden.

Damit fände sich auch eine Erklärungshypothese für die transzendentalen Stimmen auf Tonband: die Möglichkeit einer Kommunikation über das Psi-Feld, in dem alle existierenden Formen in ihren verschiedenen Seinszuständen eingeordnet sein müssen.

Wohl können sie ihre Form ändern, also ihre augenblickliche Lage, nicht aber aus dem Nichts entstehen und sich nicht in Nichts auflösen. Diese Ansicht verstöße auch gegen den Energiesatz, den Grundpfeiler der Physik. Wenn wir also annehmen, daß auch wir in das Allumfassende integriert sind - also ein Teil von ihm sind - dann wird auch eine Wechselwirkung zwischen allen Existenzformen und Energien verständlich.

    Wir müssen begreifen lernen, daß die Abgeschiedenen Zeit, Raum und Materie überwinden können.

    Ohne einen sich im Raum bewegenden Körper gibt es keinen Zeitbegriff. Die moderne Physik spricht von einem Zeit-Raum-Kontinuum, in dem Raum nicht mehr Raum und Zeit nicht mehr Zeit ist, von einer sogenannten "Elastizität" der Zeit, die eine Erklärung dafür wäre, daß außerirdische Wesenheiten sich willkürlich dieser Begriffe bedienen können und für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen.

Wenn sich Energie - und Geist ohne Körper muß zwangsläufig Energie sein - mit höherer Geschwindigkeit als Licht bewegt, ist sie unsichtbar. Rückschlüsse dieser Art vermögen Unbegreifliches einigermaßen zu erklären, auch akausale Kontakte mittels Tonband.

    SWEDENBORG vertrat die Ansicht, daß jedes Menschen Innere Geist ist und daß auch der Mensch, der noch im Körper lebt,

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hinsichtlich seines Geistes immer in der Gesellschaft von Geistern lebt, obwohl er nichts davon weiß.

    Der Tod reduziert mutmaßlich das Sein des Menschen auf eine unsichtbare Quintessenz, so wie die Destillation Zehntausende von Blumen auf einen einzigen Tropfen Parfüm-Essenz reduziert.

Ein einziger Tropfen dieser Essenz hat die Kraft, durch Türen zu dringen und Materie zu durchdringen, auf eine Weise, die undenkbar wäre für die Blumen in ihrer ursprünglichen physischen Gestalt. Vielleicht kann auch die durch den Tod destillierte Mensch-Essenz in einer Weise Zeit, Raum und Materie durchdringen, die für den organischen Körper unmöglich ist.

    Es wäre töricht, wollte der Mensch seine Stufe innerhalb der Schöpfung verabsolutieren. Wir wissen noch viel zu wenig über andere Dimensionen und ihren Einbruch in unsere Daseinswelt. SCHOPENHAUER schrieb über die Schranken menschlicher Erkenntnis: "

Welche Fackel wir auch anzünden und welchen Raum wir auch erleuchten mögen, stets wird unser Horizont von tiefer Nacht umgrenzt bleiben. Die wirkliche, positive Lösung des Rätsels unserer Welt muß etwas sein, das die menschliche Intelligenz zu fassen und zu denken völlig unfähig ist, so daß, wenn ein Wesen höherer Art käme und sich alle Mühe gäbe, es uns beizubringen, wir von seinen Eröffnungen durchaus nichts verstehen würden."

    Für alle außersinnlichen Ereignisse, wie auch für das Tonbandstimmenphänomen hat dieses Wort Gültigkeit.

    Das wichtigste des Problems ist der Beweis, daß die Stimmen tatsächlich existieren; erst in zweier Linie stellt sich das Problem, wie sie existieren. Bis heute gibt es noch keine konkrete Erklärung hinsichtlich ihres Ursprungs.

    Wenn ein Skeptiker seine Einwände widerlegt sieht und schließlich und endlich akzeptiert, daß an der Faktizität der Stimmen kein Zweifel bestehen kann, wird er mit Sicherheit den Trumpf ausspielen: "Nun ja - die Menschen, die Stimmen auf Tonband bekommen, das sind eben Medien."

    Tausende experimentieren inzwischen. In Deutschland und in aller Welt. Bestimmt sind diese Menschen nicht alle medial veranlagt. Außerdem kann sich jedermann sehr guten Tests unterziehen,

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ob er medial veranlagt ist oder nicht. Diese Prüfungen hier zu schildern, würde zu weit führen. Es gibt ausgezeichnete Bücher darüber. Ich selbst habe mich zu meinem Bedauern davon überzeugen müssen, daß bei mir nicht die geringste Medialität vorhanden ist. Ich hatte noch nie Wahrträume, Erscheinungen, Vorausahnungen, telepathische Erlebnisse oder was es sonst an außersinnlichen Fähigkeiten gibt.

Dessen ungeachtet bekomme ich Stimmen auf Tonband, und das nicht nur in Gesellschaft anderer Teilnehmer, die eventuell Medialität ausstrahlen könnten, sondern auch allein.

    Es gibt allerdings auch Menschen, ob medial oder nicht, die trotz anhaltender Versuche über Wochen und Monate keine Stimmen bekommen. Warum das so ist, können wir nicht beurteilen. Es ist aber sehr selten. Meist fehlt es nur an der nötigen Geduld und Ausdauer, oder die Voraussetzung für richtiges Hören ist mangelhaft oder überhaupt nicht vorhanden.

    Natürlich hat man insbesondere FRIEDRICH JÜRGENSON eine außergewöhnliche Medialität unterstellt. Dagegen wehrte er sich immer schon sehr energisch. In seinem Buch "Sprechfunk mit Verstorbenen" beantwortet er die an ihn gestellte Frage, ob er nicht ein Medium besonderer Art sei, das die sonderbare Gabe besitzt, elektromagnetische Impulse zu erzeugen und in den Äther zu senden, wie folgt:

    "Wenn ich das könnte, wäre ich das größte Genie der Welt, das imstande ist, einen dynamisch betriebenen Rundfunksender samt Antenne, Studio, technischem Personal, Musikinstrumenten, Chören, Solosängern und Rednern aller Art zu erzeugen, und das außerdem noch die magische Gabe besitzt, Stimmen Verstorbener jeden Geschlechts und Alters in den verschiedensten Sprachen perfekt nachahmen zu können, darunter vorher nie gekannte und gehörte Stimmen.

Das tollste, Wunder' bestünde aber in meiner Fähigkeit, jede im Äther schwingende Rundfunkwelle zu überrumpeln, das heißt, die jeweils gerade ausgestrahlten Rundfunkprogramme, etwa des englischen BBC oder des Westdeutschen Rundfunks, mit dem ,Programm' meines eigenen ,Senders' nach Belieben total oder teilweise umzugestalten. Das wäre eine Leistung, die nicht einmal der allerstärkste russische Störsender fertigbringt.

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Damit hätte ich nicht nur ein Bravourstückchen des Barons Münchhausen übertroffen, sondern ich könnte mich sogar rühmen, über göttergleiche Fähigkeiten zu verfügen. Einen Mann, der so etwas kann, würden die Geheimdienste aller Großmächte sofort mit einem Phantasiegehalt einstellen."

    Ich habe bereits an anderer Stelle darüber berichtet, daß sich auch dann Stimmen manifestieren, wenn sich der Experimentator während der Einspielung mit anderen Dingen beschäftigt oder aus dem Raum entfernt, eine direkte Einwirkung seinerseits auf das Tonband also nicht geschieht.

    Sowohl bei mir als auch bei anderen Experimentatoren sind solche Manifestationen nachweislich erfolgt. Der VTF-Vorstand in Düsseldorf und Herr ALFRED KROLL, ein sehr erfolgreicher Experimentator in Berlin, überließen ihre Geräte in einem anderen Raum, in dem sie sich nicht aufhielten, stundenlang sich selbst.

Die Folge waren mit Stimmen vollgespickte Tonbänder. Die Experimentatoren hatten sich während dieser Zeit in keiner Weise gedanklich mit einer Einspielung befaßt. Mit dem Berliner Experimentator und seiner Familie saß ich währenddessen beim Nachmittagskaffee, und wir unterhielten uns über völlig andere Themen.

    Die Unabhängigkeit des Phänomens von zusätzlichen medialen oder energetischen Faktoren zeigt sich demnach darin, daß Tonbandaufzeichnungen auch in Abwesenheit des Experimentators erfolgen. Dies weist auf das Wirken einer selbständigen Intelligenz hin und läßt die Folgerung zu, daß das Phänomen sowohl über den Menschen, als auch unabhängig von ihm auftritt. Auf Grund dieser Beobachtungen scheint die spiritistische Hypothese beweiskräftiger als die animistische.

    Man hat das Stimmenphänomen auch mit den Gedankenfotos des TED SERIOS in Zusammenhang gebracht und angenommen, es handle sich um eine geistige Projektion von Gedankenvorstellungen auf das Tonband. Dieser Vergleich ist aber nicht stichhaltig.

Bei der gedanklichen Projektion eines Bildes auf den Film wird das gedachte Objekt aufgezeichnet und es entspricht genau der vorgefaßten Erwartung. Ted Serios stellt sich also mit der ganzen Konzentration und Kraft, deren er fähig ist, etwas vor und auf etwas ein, und

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genau das erscheint auf dem Negativ eines Filmes. Bei Tonbandstimmen erfolgen jedoch Beantwortungen von Fragen, die sinngemäß nicht vorprogrammiert werden und deren Formulierung und Inhalt sich oftmals der Kenntnis des Experimentators und der Teilnehmer entziehen. Es ergeben sich Aussagen präkognitiver Art oder Hinweise auf Geschehnisse und Tatsachen, die dem Experimentator unbekannt sind und deren Richtigkeit durch Überprüfung beweisbar ist.

    Leider ist es noch keinem Experimentator gelungen, die Antwort, die er gerne hören möchte, auf das Tonband zu bannen, ganz abgesehen davon, daß daran nicht das geringste Interesse besteht. Die Experimentatoren erwarten ein Erfolgserlebnis und keinen Abklatsch ihrer eigenen Gedanken.

Erfahrungsgemäß bekommt man trotz Wunsch und Willen entweder gar keine Antwort, oder sie fällt so aus, daß sie in keiner Weise in unser Konzept paßt. Ein großer Prozentsatz aller Aussagen beinhaltet Überraschungen.

    Die Frage Nr. 4 ist menschlich, allzumenschlich. Man stößt sich an gewissen Belanglosigkeiten und fragt sich, warum man uns nicht, wenn schon eine Möglichkeit dazu besteht, wichtige Dinge mitteilt. Warum klärt man uns nicht umfassender auf über dieses ominöse Jenseits? Warum schildert man uns nicht, was uns dort erwartet?

    Wenn wir alle inhaltsträchtigen Aussagen, die sich bei allen Experimentatoren finden, aneinanderreihen würden, ergäbe sich doch schon ein recht anschauliches Bild von der anderen Seinsebene. Trotzdem ist es richtig, daß oftmals "scheinbar" triviale Dinge auf das Band gelangen.

Dieses "scheinbar" muß aber unterstrichen werden, denn wir können immer nur von unserem begrenzten Standpunkt aus urteilen. Der Informationsgehalt ist oft schwer verständlich oder verschlüsselt und erfordert tiefenpsychologische Interpretationen. Auch hat es sich schon häufig erwiesen, daß erst viel später der Sinn einer Durchsage erkannt worden ist.

    FRIEDRICH JÜRGENSON führt in seinem Buch "Sprechfunk mit Verstorbenen" und in seinen diversen Artikeln viele solcher Beispiele auf.

    Als er einmal das Wort "Grecola" einspielte, wußte niemand, was es zu bedeuten hat. Erst drei Jahre später sollte er erfahren, daß

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es im alten römischen Reich als Spitzname für einen ängstlichen Griechen verwendet wurde. In der Übersetzung heißt das: kleiner Angsthase. Dieses Wort gebrauchten die Jenseitigen deshalb, weil sich bei der Einspielung eine Frau befand, die aus Angst vor etwaigen anwesenden Geistern nicht aus dem Zimmer zu gehen wagte.

    Ebenso konnte JÜRGENSON mit dem Ausruf "Tanner - Tanner" nichts anfangen. Durch einen Zufall geriet er sehr viel später an ein Buch, aus dem er entnehmen konnte, daß es sich um ein englisches Medium handelt.

Aber von noch viel größerer Bedeutung war, daß er in diesem Buch den Hinweis fand: Untersucht alle Arten drahtloser Verbindung! Wir (die Toten) bereiten uns vor, euch auf diesem Wege zu erreichen. Es kommt nur auf die Wellenlänge an. . .

    Eine Vielzahl solcher Fälle ließe sich anführen. Es gibt viele Stimmen, die das Bild des Jenseits erhellen und das seelische Land auf der anderen Ebene verständlicher machen. In meinem Kapitel "Aussagen über das Jenseits" finden sich auch einige schwerwiegende Sätze, die keineswegs als "banal" bezeichnet werden können.

Sie verweisen auf ein tatsächlich existierendes Jenseits, auf einen Brückenbau zwischen hüben und drüben und auf die "Toten", die nicht tot, sondern sehr lebendig zu sein scheinen.

    Meist dienen kurze Botschaften ohne besonderen Inhalt nur der Identifikation. Wenn wir mit einem guten Freund auf einem anderen Kontinent telefonieren, werden wir auch keine erschöpfenden Auskünfte erwarten, keine philosophischen Ergüsse, sondern wir werden die kurze Zeit, die uns für ein Gespräch zur Verfügung steht, nützen, um ganz schnell zu erfahren, ob er dort gut angekommen ist und wie es ihm geht. Wir sind froh, wenn wir seine Stimme hören und wissen, daß alles in Ordnung ist.

    Mit der Trivialität von Jenseitsdurchsagen war man auch früher schon unzufrieden und hat sich den Kopf darüber zerbrochen, warum Medien beispielsweise mit derart lächerlichen Banalitäten aufwarten. Der berühmte Professor der Columbia-Universität, JAMES HYSLOP, führte eine Demonstration durch, die uns recht anschaulich vor Augen führt, weshalb sich Jenseitskontakte oftmals so wenig aufschlußreich gestalten.

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    Er ließ eine Telegrafenleitung zwischen zwei weit voneinander entfernten Häusern auf dem Columbia-Camp legen und setzte an jedes Ende einen Studenten. Er selbst blieb bei dem einen, während sich um den anderen eine Gruppe von Studenten scharte.

Einer davon war Anspacher, der später als Dramatiker bekannt wurde. Durch dieses Experiment wollte HYSLOP feststellen, mit welcher Nachricht es gelingen würde, mit Bestimmtheit zu sagen, daß nur ein bestimmter Student der Sender einer ganz bestimmten Nachricht sein konnte.

    Anspacher beschreibt dies so: "Als ich an der Reihe war, erwähnte ich verschiedene Lehrer, die an der Philosophischen Fakultät von Harvard lehrten. Ich sprach über philosophische Details und über die Stellung der Institutionalisten in der modernen Philosophie.

Alles vergebens, HYSLOP erriet nicht, wer am anderen Ende der Leitung war. Daraufhin telegrafierte ich folgendes: Wir diskutierten in der Straßenbahn und der Schaffner machte sich über unser verheerendes Französisch lustig. Wir wollten beide gleichzeitig das Fahrgeld bezahlen, aber Ihre Münze fiel auf den Boden."

    Daraufhin wußte HYSLOP sofort Bescheid und telegrafierte zurück: "Anspacher".

    Das banale Vorkommnis war für die Identifizierung genau das richtige, während alle anderen Versuche scheitern mußten.

    Vor allem religiös-dogmatisch ausgerichtete Menschen erwarten von den Tonbandeinspielungen erbauliche, salbungsvolle Reden, fromme Sprüche, engelhaftes Gebaren; sie sind es, die den Stimmenforschern zum Vorwurf machen, auf ihren Bändern befänden sich nur Fragmente, Floskeln, Nonsens, Gemeinplätze, die nichts vom "Schauer der Ewigkeit" ahnen lassen.

    Solchen vorgefaßten Meinungen, wie das Jenseits auszusehen habe, damit Menschen dieser Art es anzunehmen bereit sind, müssen wir entwachsen. Wir wissen inzwischen, daß wir unsere Individuali- tät auch nach unserem leiblichen Tode beibehalten und damit unsere guten und schlechten Charaktereigenschaften.

Warum also soll ein Abgeschiedener, der zu seinen Lebzeiten über Alltags- und Umgangssprache nicht hinauswuchs, plötzlich tiefsinnige, philosophische Weisheiten von sich geben? Von der irrigen Annahme, daß

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wir nach unserem Tode plötzlich Engel oder Heilige werden, müssen wir uns befreien. So verstanden sind die Stimmen durchaus normal und den "Schauer der Ewigkeit" verspüren die Experimentatoren trotzdem, wenn sich ein Verstorbener auch nur mit ein paar Worten meldet. Und wenn er auch nur sagen sollte: "Ich lebe!"

    Auf JÜRGENSONS Tonbändern befindet sich ein wunderschöner Gesang:

    "Denk nach dem Tode wir leben - und nach dem Tode so nah." Von "Banalität" kann hier wahrhaft keine Rede sein.

    Die elektronische Verbindung nach drüben ist noch jung, und wir wissen noch nicht, ob wir mit unseren diesseitig ausgerichteten Sinnen in der Lage sind, die Transzendenz außerhalb unserer Sinnenwelt zu erfassen. Wir wissen auch nicht, ob erschöpfende Auskünfte erteilt werden dürfen.

Es könnte auch sein, daß unsere technischen Voraussetzungen noch nicht gegeben sind, um umfangreichere Nachrichten entgegennehmen zu können, oder ob unsere geistige Aufnahmeantenne "mehr" zuläßt. So sagt man uns eben nur das Wichtigste: Es geht mir gut - ich bin glücklich - ich lebe - und ähnliches.

Was sonst an Undefinierbarem auf das Band gelangt, können wir nicht kritisch durchleuchten. Verschiedene Seinsstufen bedingen verschiedene Äußerungen. Die variationsreichen Mitteilungen stützen die These von der Beibehaltung der Individualität. Würden sich alle Stimmen in der gleichen Weise äußern, wäre die Annahme einer ichbewußten Weiterexistenz bezweifelbar.

    "Erklären" kann man weder das Zustandekommen der Stimmen noch ihre Eigenart der Ausdrucksweise, und erklären kann man auch nicht, warum sie uns dieses oder jenes sagen beziehungsweise nicht sagen.

    ISAAK NEWTON, der bekannte englische Physiker, Astronom und Mathematiker sagte folgenden sehr richtigen Satz: "Die Dinge brauchen nicht erklärbar zu sein, es genügt, daß sie wahr sind."

    Mitunter taucht auch noch eine weitere zusätzliche Frage auf, und ich halte es für angebracht, sie nicht totzuschweigen. Sie bezieht sich auf mögliche Gefahren des Jenseitsverkehrs.

   Hier wie auf allen anderen Gebieten gibt es fanatisch Besessene. Genauso gibt es auch religiös Besessene. Trotzdem wird niemand

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auf den Gedanken kommen, ihretwegen die Religion zu verbieten. Labile, depressive, seelisch angeknackte Menschen werden  n i c h t durch die Stimmenforschung krank, sie sind es bereits.

Genauso wie durch physische Krankheit, unglückliche Liebe oder Katastrophenfälle latente psychische Erkrankungen zum Ausbruch kommen, genauso ist es möglich, daß durch falsch verstandenes, einseitig orientiertes Experimentieren entsprechend veranlagte Menschen einen Knacks abbekommen. Wahrscheinlich wären sie auch ohne Tonbandstimmen krank geworden.

    Im allgemeinen werden Menschen, die der Forschung nicht gewachsen sind, von selber das Handtuch werfen. Auch in meinem Kreis befand sich ursprünglich eine Person, die es nicht verkraften konnte, daß sich sogenannte "Tote" melden. Sie tauschte die Einspielabende schon bald gegen eine Teilnahme bei einem Kegelklub ein, und das finde ich durchaus in Ordnung.

    Über eine längere Zeit hinweg wurde ich mit Briefen eines Unbekannten bombardiert, in denen er mir die schrecklichsten und grausamsten Dinge mitteilte, die er angeblich über das Tonband erhielt. Ich war entsetzt und ratlos.

Doch dann erfuhr ich von anderer Seite, daß der Betreffende von morgens bis abends mit einem Kassettenrecorder herumlief, gleichgültig, ob er sich in einer Kirche, in einem überfüllten Bus oder in einer Parkanlage aufhielt, und daß er das Gerät auch nachts während des Schlafens an seinem Bett aufnahmebereit laufen ließ.

Wahrscheinlich nahm er seine eigenen Alpträume auf, in denen er diese schrecklichen Dinge hinausschrie. Das ist natürlich ein pathologischer Fall.

    Ein solch falsch verstandener Umgang mit dem Stimmenphänomen muß zwangsläufig zu einer Neurose führen. Wir sind als Menschen auf dieser Erde angesiedelt und müssen den uns gestellten Anforderungen gerecht werden. Wir können uns nicht um dieses Leben herumdrücken, wir müssen es leben. Unsere Aufgaben, die wir zu erfüllen haben, dürfen nicht zu kurz kommen. Es gilt, wie überall, auch hier das rechte Maß zu finden.

    HERBERT FRITSCHE formuliert das so treffend in seinem Büchlein: "Der große Holunderbaum" [25]:

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" Wer nur die Welt im Blickfeld hat - in der so viel geronnener Spuk ist -, kommt nicht aus der Angst heraus. Wer nur die Überwelt sucht oder sich Blicke in sie erlistet, wird weltunbrauchbar. Der eine belügt sich durch geronnenen, der andere durch jenseitigen Spuk."

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rodiehr Nov 2007 


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