Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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24. Humor aus dem Jenseits

    Im allgemeinen wird angenommen, daß Menschen, die diese Erde verlassen, sich im Jenseits sofort in völlig andere Individuen verwandeln und als geläuterte und geheiligte, engelgleiche Wesen existieren. Dementsprechend glauben manche Menschen, ihre Gesprächspartner auf der anderen Ebene bei ihren Einspielungen recht salbungs- und ehrfurchtsvoll ansprechen zu müssen.

Doch diese wollen anscheinend von einer solchen Haltung nicht viel wissen. Mit oft recht launigen und humorvollen Antworten geben sie uns zu verstehen, daß sie Menschen geblieben sind ähnlich wie wir, daß sie keineswegs nur hohe, hehre Weisheiten von sich geben, sondern auch schlagfertig und lustig reagieren können.

Sicher wollen sie damit auch dokumentieren, daß sie ihre Individualität beibehalten haben, daß sie nicht zu langweiligem Hallelujasingen verdammt sind und sich ihre Lebensweise von unseren Verhältnissen gar nicht so sehr unterscheidet.

    Die Jenseitigen sind recht geduldig, aber manchmal fallen wir ihnen mit unseren sich ständig wiederholenden Bitten und gleichbleibenden Fragen auch auf die Nerven.

Eine Teilnehmerin, die eigentlich am häufigsten mit ihrem Namen angesprochen wird, bittet trotzdem immer wieder sterotyp, sie doch beim Namen zu rufen. Darauf antwortet eine Stimme zwar:
    6/400:     das tun wir schon lang,

aber eine andere Stimme kommentiert diese Bitte mit:
    6/490:     du  N e r v e n s ä g e !
 
Ich bitte häufig um deutlichere Mitteilungen. Darauf heißt es einmal:
    3/61:     hörst du nix?
    Womit mir sicher klargemacht werden sollte, daß sie ja da sind und zu uns sprechen, aber mein Gehör nicht immer richtig funktioniert, ich nicht alles wahrnehmen kann.

Ein anderes mal muß ich mir sagen lassen:
    2/103:     bitte, bitte, steig mir am Buckel,
und außerdem:
    4/92:     zu anstrengend für uns - so ist's!

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    Oft kommt es vor, daß zu Anfang einer Einspielung die ganze Skala auf dem Radio nach einem passenden Sender abgesucht wird und man von rechts nach links und von links nach rechts gleitet. Darüber äußerten sich die Jenseitigen, die wahrscheinlich schon bereitstehen, auch schon mal ungeduldig oder unwillig. Auf meinem Band 3/7 ist zu hören: das ist Mist!
und auf
    7/202:     ausprobiert Schäfer
auf
    12/185:     machst du Bandspielereien?
     5/271 :     was machst du denn für Zeugsch
und auf
    8/508:     Quatsch, das kann ich auch.

Die Ungeduld ist auch zu spüren bei folgender Aussage:
    8/600:     lieber Gott - wieder nix - bin Frau Keller - bin wieder da

Als ich einmal von einem Sprechprogramm auf Musik umschalte, gibt man singenderweise zu verstehen:
    3/112:     s'ist so besser - wir können sprechen

Die Umschaltung von Geschwindigkeit 9,5 auf 19 wird registriert mit:
    1/100:     ein' geht-schneller- Band'

Eines Tages machte ich eine Einspielung allein, ohne die sonstigen Teilnehmer und kündigte das auch gleich zu Beginn an. Prompt wird mir zugerufen:
    3/7:     jetzt mach mal selber,
und als ich die Jenseitigen bitte, mich trotzdem nicht im Stich zu lassen und Verbindung zu mir aufzunehmen, bekomme ich die schöne Zusage:
    3/10:     aber gern - wir finden dich

In einer Pause zwischen zwei Einspielungen verhedderten sich die diversen Kabel von Tonbandgerät, Radio, Mikrofon und Lautsprecher. Während das Band weiter auf Aufnahme geschaltet war, fummelten wir an den Kabeln herum, um sie zu entwirren. Währenddessen manifestierte sich auf dem Band eine Männerstimme, die fröhlich ruft:
    K/3/52:     alles in Ordnung, Kinder!

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Aber als etwas Ähnliches wieder einmal passierte, meint ein Witzbold'
    K/200:     ruft mir dies mal den Gendarm!

Zu Beginn einer Einspielung sage ich: wir sind heute zu fünft hier, worauf man drüben feststellt:
    K/3/295:     oh, diese Macht!

Eine Teilnehmerin fragt ihren Bruder, was er jetzt im Jenseits so macht, und die Antwort lautet:
    K/30:     ich schreibe
    Sie will das nicht recht glauben, denn schreiben war zeitlebens nicht sein Metier. Sie hatte alles andere erwartet, nur nicht diese Feststellung, Sie spricht das auch offen aus und fragt bei der nachfolgenden Einspielung nochmals, ob denn das wirklich stimmt. Die überraschende Antwort lautet:
    K/130:     ich mache doch Spaß

Ein Beweis dafür, daß wir nicht immer ernsthafte, tiefschürfende Antworten erwarten dürfen, sondern auch durchaus damit rechnen müssen, sozusagen "auf die Schippe genommen zu werden,"
Ein Mann, der zur Zeit seines Erdendaseins sehr viel von gutem Essen gehalten hat, verkündet:
    2/86:     ich eß nicht,
aber ein andermal wird seltsamerweise festgestellt:
    K/3/252:     Omi, ich find kein Butterbrot.

Eine Teilnehmerin hat die Angewohnheit, ihre sämtlichen verstorbenen Verwandten der Reihe nach anzurufen, und sie vergißt dabei keine Tante und keinen Onkel, Manchmal kommen so in einem einzigen Satz fünf verschiedene Angehörige namentlich vor. Während eines solchen Satzes platzt einmal eine Stimme dazwischen:
    4/139:     väterlicher- und mütterlicherseits

Auf die Frage, ob man drüben andere Probleme hat als diesseits, wird uns mitgeteilt:
    4/135:     nehmen wir doch an höchstwahrscheinlich

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Ungewöhnlich klingt auch die Feststellung:
    8/449:     ich hab natürlich sehr kalt da dort.

Jemand ruft uns zu:
    3/K/75:     ich komm aus dem Konzept;
und eine weitere Stimme beliebt Rätsel aufzugeben:
    5/361:     erkennst du mich - ich mach es dir leicht.

Die Bitte, sich zu melden, wird von einem Jenseitigen kurz und bündig erfüllt:
    3/107:     hier - ist schon erledigt,
während ein anderer originell antwortet:
    3/64:     ich bin so frei

Eine Teilnehmerin fragt ihren verstorbenen Mann, was er vom derzeitigen Freund der Tochter hält. Die lakonische Antwort heißt:
    2/32:     Casanova
    Dieses Prädikat wollte sie nicht gelten lassen, aber später hat sich seine Richtigkeit bewahrheitet. Die Jenseitigen wissen eben doch mehr als wir.

In unserem Kreis stellen die Anwesenden unter Beachtung von entsprechenden Pausen der Reihe nach Fragen. Ein älterer Teilnehmer ist so versunken, daß er nichts um sich her wahrnimmt und nicht merkt, daß er an der Reihe ist, die Jenseitigen anzusprechen. Ich rufe ihn leise beim Namen, was einer Aufforderung zu sprechen gleichkommt. An dieser Stelle hören wir später die Bemerkung:
    2/156:     er ist vollkommen abwesend

Der angesprochene Opa einer Teilnehmerin gibt sich mit einem für ihn typischen Ausruf zu erkennen:
    11/74/129 :    schweig!
    Mit diesem Wort ging er in seinem Erdenleben nicht sparsam um. Seine Kinder und Enkelkinder wurden oft genug damit abgewimmelt.

Ich frage meine Tochter, was sie zu einem bestimmten Vorhaben ihres Vaters meint, und frisch und fröhlich erklingt die Antwort:
    K/3/33:     Ahoi Papa!
    Mit so wenigen Worten sagen die Jenseitigen sehr viel. "Ahoi Papa" ist wohl gleichbedeutend mit "frisch auf', "fang an" und sicher auch mit "ich wünsche dir Glück".

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Ein guter alter Freund, ein Charmeur der alten Schule, sagt mir einmal mit sehr feinem Humor:
    8/289:     ich bring jetzt den Kuß für dich

und auf einem anderen Band meint er anerkennend in seinem unverkennbaren heiteren Tonfall:
    8/467:     Sonderkind!
    Daß er auch drüben als Gentleman behandelt wird, entnehmen wir    daraus, daß er nicht einfach bei seinem Namen gerufen wird, sondern tituliert wird mit:
    8/540:     wo ist denn der Mister Scharschmidt?

Mein Einspielraum befindet sich in ausgebauten Räumen unterhalb der Terrasse. Als ich mit den Teilnehmern einmal darüber debattiere, ob ich mein Tonbandgerät nicht oben im großen Wohnraum aufstellen soll, erhalten wir anschließend auf dem Band die Meinung der Jenseitigen:
    4/135:     nur wir wollen in Keller

    Warum dem so ist, wissen wir nicht. Haben sie sich daran so gewöhnt, oder gibt es in einem anderen Raum störende Elemente? Selbstverständlich verblieben wir weiterhin im "Keller" und die guten Ergebnisse bestätigten die Richtigkeit unserer Entscheidung.

Die Überzeugung, daß wir oftmals beobachtet werden und die drüben so mancherlei von uns wissen, bestätigt folgende Einspielung:
    K/3/430:     Mensch, Steffi, das war raffiniert, was habt ihr denn getrieben?

Eine Anspielung darauf, daß allmählich auch bei uns das Wissen um die Tonbandstimmen weiter fortschreitet, ist die Aussage:
    8/449:     Deutschland schläft nicht

Daß wir uns aber nicht zu viel auf unser "Wissen" einzubilden brauchen, geht aus den Worten hervor:
    K/18l:     w i r  sind vermutlich hier vom Fach
Die Jenseitigen wissen auch, wer im Kreis der nächste ist, der zu ihnen spricht. Mehrere Durchsagen bestätigen diese Annahme:
    3/160:     Gerda hat das Wort
    8/286:     liebe Hilde, wir hören dein Kommen,
    11/100:   jetzt kommt Hilde

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und besonders amüsant ist die Einblendung in unverfälschtem Frankfurter Dialekt:
    10/243:     die Krebs kimmt, komm wir gehn jetzt und stärken den Kontakt uff

Eine besonders nette Einspielung erhielten wir am 18. januar 1978, als eine Kreisteilnehmerin von ihrem verstorbenen Mann mit dem Kosewort angesprochen wurde, das er auch während seines irdischen Lebens benützte:
    1/160:     liebes  S c h ä t z c h e n !
    Die so Angesprochene bedankte sich bei der darauffolgenden Einspielung mit den Worten: "Danke für das Schätzchen - es ist gut durchgekommen."
Die Antwort lautete:
    1/193:     siehst du - das schaffen wir!

    Alle diese humorigen Sätze, Satzfragmente oder Wörter lassen darauf schließen, daß wir es mit Wesenheiten zu tun haben, die nicht erhaben und weltfremd über uns stehen, sondern ihre Charaktereigenschaften, Mentalität und Individualität mit hinübergenommen haben in das andere Leben.

Wohl wissen sie etwas mehr als wir, denn die Zeit in der Anti-Welt ist eine andere als unsere. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind eins. Aber sie haben den Sinn für unsere menschlichen Schwächen nicht verloren, nehmen uns nichts krumm und sind uns keineswegs böse wegen unseres Unverstandes. Sicher erinnern sie sich ihres eigenen Erdenlebens und wissen um unsere Mängel und Fehler.

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rodiehr Nov 2007 


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