Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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6. Pfarrer Leo Schmid und seine Stimmen

    Am 28. Februar 1976 starb in Oeschgen/Schweiz einer der Pioniere der Tonbandstimmenforschung, der katholische Pfarrer und Jugendschriftsteller LEO SCHMID, ein aufrechter, nimmermüder Forscher, der sich trotz seines Priesteramtes immer und überall, bei Presse, Funk und Fernsehen, zu den Stimmen bekannte und sich dafür in avantgardistischer Weise einsetzte.

    LEO SCHMID war 38 Jahre lang Priester. Am 2. April 1916 in Hägglingen geboren, empfing er am 9. Oktober 1938 in Würzburg die Priesterweihe und feierte am 16. Oktober 1938 in Hägglingen seine Primiz. Bis 1946 war er als Lehrer in St. Josef Altdorf tätig, dann wirkte er als Vikar drei Jahre lang in Grenchen, anschließend  in Neuenhof und bis 1952 in Arlesheim. In Oeschgen im Aargau amtierte er als Pfarrer vom 7. Dezember 1952 bis zu seinem Tode.

    Pfarrer LEO SCHMID schrieb unter dem Pseudonym GEROLD SCHMID zahlreiche prächtige Jugendbücher von erzieherischem Wert. Seine Themen umfaßten das Ringen und Siegen von jungen Helden und HeIdinnen, jugendliches Märtyrertum aus allen Zeiten der Kirchengeschichte und Heiligenlegenden.

    Wie viele andere wurde auch Pfarrer SCHMID durch JÜRGENSONS Buch "Sprechfunk mit Verstorbenen" auf das Stimmenphänomen aufmerksam. Bald darauf fiel ihm auch RAUDIVES Buch "Unhörbares wird hörbar" in die Hände. Auch ihm erging es nicht anders als anderen, und auch er konnte nicht glauben, was in diesen Büchern behauptet wurde.

Pfarrer SCHMID ließ es nicht bei der Lektüre der Bücher bewenden. Er war ein tatkräftiger Mann, der sich selbst von der Faktizität der Stimmen überzeugen wollte. Er stattete KONSTANTIN RAUDIVE einen Besuch ab. Das war am 23. Januar 1969.

Die Vorführungen RAUDIVES beeindruckten ihn zwar sehr, doch schloß er zu diesem Zeitpunkt eine geschickte Manipulation noch nicht aus. Er sagte sich, daß er nur dann von den "Stimmen" überzeugt sein könne, wenn er sie selber ganz allein ohne Mithilfe eines Experimentators einspielen würde.

    So begann Pfarrer SCHMID mit eigenen Versuchen, die er bis zu

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seinem Tode fortführen sollte und die ihn zu einem der eifrigsten Verfechter der Tonbandstimmen werden ließen. Doch auch ihm fiel der Erfolg nicht in den Schoß. Es dauerte sechs Wochen, bis er die erste leise Stimme registrieren konnte, die durch starke rhythmische Klopfzeichen eingeleitet wurde.

Von diesem Zeitpunkt an setzte er sich täglich an das Tonbandgerät und konnte bei mehr als 100 Einspielungen ca. 12.500 Stimmen aufnehmen. Pfarrer SCHMID arbeitete sowohl mit der Mikrofon- als auch der Radiomethode und bediente sich zuweilen auch einer Diode oder des Psychofons. Die Wesenheiten, die zu ihm sprachen, äußerten sich in Schweizer Deutsch, Schriftdeutsch, Lateinisch, Französisch und Englisch.

    Über seine Stimmen äußerte sich Pfarrer SCHMID während einer Tagung der Tonbandstimmenforscher in Horb a. N. im April 1974 wie folgt:

    "Wenn man die einzelnen Worte, Ausdrücke und Sätze notiert und das Ergebnis überblickt, dann scheint der Lohn für die Mühe recht karg zu sein. Eine Unmenge scheinbar nichtssagender Satzfragmente, aus denen man nicht klug wird! Man denkt dabei unwillkürlich an die Arbeit der Goldwäscher: Ein großer Haufen wertloser Sand auf der einen Seite und ein kleines Goldkörnchen auf der anderen!

Werden aber diese seltenen Goldkörner gewogen, dann werden sie zu ebenso vielen kleinen Mosaiksteinchen, die den Verstand geradezu herausfordern, sie zu einem sinnvollen Bild zusammenzusetzen. Der Aussagewert der Einspielungen ist sehr unterschiedlich. Er kann oft bis zu 60% betragen, im Durchschnitt liegt er allerdings bei 15%.

    Was versteht man unter Aussagewert? Ich habe mir einen Kode von 34 Punkten zusammengestellt, unter denen ich eine Einspielung prüfe. Da heißt zum Beispiel ein Punkt: Ich werde angesprochen. Ein anderer Punkt besagt: Es wird mir ein Auftrag gegeben.

Ein dritter Punkt lautet: Ich erfahre etwas über das Verhältnis Diesseits-Jenseits. Ein weiterer Punkt: Es meldet sich ein bekannter Verstorbener. Oder: Es spricht eine historische Persönlichkeit. Ich bewerte grundsätzlich nur eine solche Einspielung, die wenigstens in Bezug auf einige der 34 Punkte eine wirkliche Antwort zur Folge hat. Ich vermerke dann diese Antwort in einer Kartei mit verschiedenen

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Reitern, die ich jederzeit herausnehmen kann. So versuche ich das gesamte Material unter verschiedenen Gesichtspunkten auszuwerten.

    Die Äußerungen auf dem Tonband beschränkten sich in den ersten Monaten darauf, zum Glauben aufzufordern und zum Weiterforschen zu ermuntern. Man sagte mir zum Beispiel: "Du bist noch in der Schule".

Bald aber konnte ich aus den Aussagen den Schluß ziehen, daß Wesenheiten unmittelbar im Experimentierraum anwesend sein mußten, daß sie sich direkt neben mir befanden. Zum Beweis nennen sie zuweilen den Ort von Gegenständen im Raum oder nehmen Bezug auf die Kleidung, das Wetter oder den eben verklungenen Glockenschlag der Kirche.

Der Experimentator ist ihnen bekannt. Sie rufen mich sowohl beim Vornamen, wie auch beim Familiennamen oder sprechen mich mit "Herr Pfarrer" an. Oft stellen sie sich selbst vor, indem sie ihren Namen oder auch nur ihren Vornamen nennen. So erhielt ich einmal beim Abschalten des Gerätes in der letzten Sekunde laut und deutlich die Meldung: "Ici van Gogh !"

    Es melden sich sowohl nahe Bekannte, verstorbene Freunde, aber auch historische Persönlichkeiten. Zuweilen läßt sich auch aus der Eigenart ihrer Stimmen auf ihre Identität schließen. Ob es sich dabei wirklich um diese Persönlichkeiten handelt, ist kaum nachzuweisen.

Offenbar verfügen sie ja nicht mehr über die körperlichen Stimmwerkzeuge, die unserer Stimme das Gepräge geben. Immerhin zeigt sich über Monate hinweg bei den Aussagen ein- und derselben Person eine bemerkenswerte Kontinuität, die verblüfft.

So spricht eine Stimme, die sich als "Bruder Klaus" bezeichnet, immer wieder vom Gebet und vom Frieden in allen möglichen Varianten. Ich habe die Stimmen zusammengestellt, die sich unter einem bestimmten Namen vorstellen, und festgestellt, daß eine Kontinuität der Aussagen vorliegt.

    Die Gedanken, die Bruder Klaus äußert, unterscheiden sich von denen Professor GEBHARD FREIs, von dem mir auch eine ganze Serie von Durchsagen vorliegen. Der Inhalt dieser Gespräche scheint auf einen entsprechenden Zustand der Sprechenden hinzudeuten. So gibt es ermunternde Zusprüche mit der Versicherung: "Wir helfen dir!", der Aufforderung "fester zu glauben", "zu beten", "zu

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lieben" usw. Wieder andere rufen um Hilfe, um Gebet, um Trost. So z. B. die Stimme eines bekannten amerikanischen Mediums: "Give help". Daneben finden sich auch Stimmen, die Furcht und Angst einflößen wollen und rundweg behaupten: "Wir sind gekommen, um kaputt zu machen."

    Eine große Rolle spielt in diesen Äußerungen das Problem des Todes. Oft wird betont, daß der Tod "null" sei und als Geburt bezeichnet werden müsse. Dann wieder erfährt man, daß diese oder jene Person noch schläft. Eine andere klagt: "Wir werden gepeinigt, gequält", während andrerseits verkündet wird: "Ewig Licht ist hier", oder: "ein glücklicher Zustand des Freuens, Tanzens und Jubelns."

    Die Aussagen lassen zuweilen darauf schließen, daß ihr Kontakt mit uns über eine "bewachte Brücke" geht, die nicht jedem zugänglich ist.

    Dann und wann finden sich auch echt präkognitive Aussagen. So wurde mir zwei Tage vor dem Unfall einer mir nahestehenden Person die beruhigende Zusicherung gegeben, daß "der Sarg für N. N. noch nicht bereit sei". In einem anderen Fall wurde ich auf den Brief einer mit Namen genannten Person, die mir unbekannt war, vorbereitet, der dann sechs Tage später eintraf.

    Besonders eindeutig und beweiskräftig sind jene Fälle, wo auf eine von mir gestellte Frage eine bezugnehmende Antwort kommt oder meine eigenen Worte entsprechend aufgenommen und kommentiert werden. So fragt eine bedächtige Männerstimme nach meinem Friedensgruß: "Betrifft dein Friedensgruß die Menschen?" In einem anderen Fall kommt auf die Frage, was in einem bestimmten Problem zu unternehmen sei, die kategorische Forderung: "Mußt beten!"

    Als eine Antwort besonderer Art kann gewertet werden, daß auf die Frage nach einem verstorbenen Tambour ein Trommelwirbel folgt. (Er wurde allerdings seinerzeit im "Aargauer Kurier" mit der weisen Bemerkung abgetan: Woher sollten die Engel denn Kalbsfelle für die Instrumente hernehmen?") Ich gab den Journalisten zur Antwort: "Ihr seid offenbar über das Instrumentarium des himmlischen Orchesters besser informiert!"

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In einer anderen Einspielung folgt auf meine Frage, ob ihnen das Psychofon bekannt sei, die Antwort: "Ja - wir haben dich verstanden." Auf die an den Pater PIO gerichtete Bitte um einen guten Rat hört man auf dem Tonband eine in italienischem Akzent sprechende Männerstimme: "Sei mit Demut".

In einem anderen Fall rät Pater PIO: "Hochsinn für Martin." Martin ist ein Junge, an dem ich Erziehungsaufgaben habe. Wahrscheinlich sollte ich durch diese Worte aufgefordert werden, großmütig zu sein. So eigenartig drücken sich oft die Wesenheiten aus.

    Gerade diese letzteren Fälle machen die Erklärung illusorisch, es handle sich bei diesen Stimmen um zufällig von irgendeinem Radiosender oder einem Amateurfunker eingefangene Floskeln.

    Es ist aber keineswegs selbstverständlich, daß man auf alle Fragen Antworten bekommt. Die Fälle, in denen ich Antworten erhielt, stehen in keinem Verhältnis zu jenen, die unbeantwortet blieben. Wir wissen nicht, warum die eine Frage beantwortet wird und die andere nicht. Immerhin wird zuweilen auf allzu neugierige Fragen die Antwort erteilt: "Fragen verboten". Oder die Frage wird als "Blödsinn" abgetan; man wird aufgefordert: "Selber nachdenken!", während in anderen Fällen wieder zum Fragen aufgefordert wird.

    Sicher stehen wir erst am Anfang der Forschung. Das Phänomen birgt sehr viele Rätsel. Woher kommen die Stimmen? Wie erzeugen sie diese Einwirkung auf das Tonband? Welche Energiequellen benützen sie dafür? Wie lassen sich die Aufnahmegeräte verbessern?

An der Spitze des ganzen Fragenkomplexes steht natürlich die Frage, wer denn überhaupt für diese Tonbandstimmen verantwortlich ist. Ist es vielleicht das Unterbewußtsein des Experimentators oder sind es wirklich jene, deren Namen genannt wird, das heißt also die Verstorbenen? Ich muß gestehen, daß ich nach meinen Erfahrungen an die Hypothese glaube, daß es sich um Menschen handelt, die durch den Tod in eine andere Dimension übergegangen sind.

Der bekannte Parapsychologe Gebhard Frei bekennt sich in seinem Vorwort zum Buch "Unhörbares wird hörbar" von Dr. RAUDIVE ebenfalls zu dieser Annahme.

    "Alles, was ich gelesen und gehört habe, zwingt mich zur Annahme,

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daß einzig die Hypothese, die Stimmen kämen von transzendenten, personalen Wesenheiten, Aussicht hat, den ganzen Umfang dieser Phänomene zu erklären."

    So wie sich Pfarrer SCHMID mit diesem Vortrag in Horb zu den Stimmen bekannte, trat er auch bei anderen Gelegenheiten, ob in Deutschland oder im Ausland, mutig an die Öffentlichkeit. In Caldarola/Italien sprach er über die Beziehungen zwischen Theologie und Stimmenphänomen und brachte Beispiele von Psychofonaufnahmen mit Rede und Gegenrede, die die Zuhörer von der Echtheit des Phänomens überzeugten. Anläßlich einer Tagung in Horb im Jahre 1974 stellte er sich sogar den Fernsehkameras bei einer Diskussion mit Professor BENDER und Dipl.-Physiker BURKHARD HEIM.

    Zwar führte Pfarrer SCHMID seine Experimente mit Einverständnis seines Bischofs durch, aber trotzdem ist sein rückhaltloser Einsatz für die Forschung bewundernswert. Im Februar 1972 erhielt er in der Aula der Universität Bern den ihm gebührenden Preis der Schweizerischen Vereinigung für Parapsychologie für seine gründlichen Untersuchungen und Registrierungen der Stimmen und ihre mutige Vertretung in der Öffentlichkeit.

    Pfarrer SCHMID vertrat immer die These, daß sich Tonbandstimmen mit der katholischen Religion sehr wohl vertragen, denn sie bestätigen ja die Lehre von der Weiterexistenz des Menschen nach dem Tode. Er stand mit vielen Exponenten der Stimmenforschung in ständiger Verbindung, aber er gewährte auch Laien, die rat- und trostsuchend zu ihm kamen, Einblick in seine Arbeit.

    Viel zu früh wurde Pfarrer SCHMID dieser Erde entrückt, doch war es ihm noch vergönnt, seine Aufzeichnungen über seine Einspielungen zu vollenden. In dem Buch "Wenn die Toten reden" [22] sind seine eklatantesten Stimmenbeispiele festgehalten. Es erschien im Herbst 1976 im Rex-Verlag Zürich und legt Zeugnis ab von der unermüdlichen Tätigkeit des Pfarrers LEG SCHMID.

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rodiehr Nov 2007 


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