REINKARNATION von Ronald Zürrer |
Internet-Veröffentlichung Juli 2008, |
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KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - REINKARNATIONSTHERAPIE
Thorwald Dethlefsen
Der Diplom-Psychologe Thorwald Dethlefsen (*1946) stammt aus München und leitete dort viele Jahre lang das „Privatinstitut für Außerordentliche Psychologie“. Mit seinen zahlreichen Kursen, Seminaren und Vortragsreisen, vor allem aber durch seine Bücher, die heute in viele Sprachen übersetzt sind und weltweit hohe Auflagen erzielten, hat er in den siebziger und achtziger Jahren der Reinkarnationstherapie im deutschen Sprachraum zum Durchbruch verholfen.
Den „ersten Schritt“ – das Aufzeigen früherer Inkarnationen mittels hypnotischer Rückführung – hatte Dethlefsen bereits gegen Ende der sechziger Jahre vollzogen. Sein erstes Buch „Das Leben nach dem Leben – Gespräche mit Wiedergeborenen“, das diesen Schritt dokumentierte, erschien 1974.
Wie Morey Bernstein hatte Dethlefsen (erstmals im Juni 1968) ein Experiment durchgeführt, das Grundlage und Ausgangspunkt für seine spätere Forschungsarbeit werden sollte. Er schreibt dazu in seinem zweiten Buch „Das Erlebnis der Wiedergeburt – Heilung durch Reinkarnation“ (1976):
Nachdem mein Medium durch mich seine Vergangenheit wiedererlebt und einzelne Abschnitte der Kindheit aus der Vergessenheit geholt hatte, versuchte ich herauszufinden, ob es wohl auch möglich sei, die eigene Geburt wiedererinnern oder sogar wiedererleben zu lassen.
Der Versuch gelang. Mein Medium, ein etwa fünfundzwanzigjähriger Ingenieur, begann auf einmal, unter Stöhnen und mit verändertem Atemrhythmus, den Vorgang der Geburt zu schildern.
Dieser für mich überraschende Erfolg ermutigte mich, noch weiter in der Zeit zurückzugehen. Ich suggerierte ihm, er befände sich im Mutterleib, drei Monate vor der Geburt. Und schon erzählte er uns von seinen Eindrücken als Embryo.
Doch ich wollte an diesem Abend noch mehr wissen. Ich suggerierte: „Wir gehen jetzt noch weiter zurück – und zwar so lange, bis du auf ein Ereignis stößt, das du genau schildern und beschreiben kannst – so lange gehst du in der Zeit zurück!“
Eine spannende Pause entstand, mein Medium atmete schwer, dann endlich begann er mit gepreßter Stimme zu sprechen. Er erzählte von seinen Wahrnehmungen, ich fragte ihn weiter aus, und aus diesem Interview kristallisierte sich die Geschichte eines Mannes heraus, der 1852 geboren war, Guy Lafarge hieß, im Elsaß lebte, Gemüse verkaufte und schließlich als Stallknecht 1880 starb. (S.9f.)
In den darauffolgenden Jahren trug Dethlefsen Hunderte von Rückführungsprotokollen zusammen, die er in seinen Büchern eingehend kommentierte. Aus all diesen Erkenntnissen zog er zunächst die folgenden zwei Schlußfolgerungen:
Jeder kann im hypnotischen Zustand seine früheren Leben erfahren, auch derjenige, der bisher nicht an eine Reinkarnation geglaubt hat.
Das Erlebnis der Wiedergeburt kann psychisch kranken Menschen zur Heilung verhelfen.
Gerade hier, im therapeutischen Aspekt seiner Arbeit, den er in seinem dritten und vierten Buch „Schicksal als Chance“ (1979) und „Krankheit als Weg“ (1983, mit Rüdiger Dahlke) darlegte, lag das Neue, das Dethlefsen als einer der ersten in die moderne Reinkarnationsforschung einbrachte.
Nach dem „ersten Schritt“ – dem Erkennen und Analysieren früherer Inkarnationen – stellte dies einen neuartigen, „zweiten Schritt“ dar. Dethlefsens Verdienst bestand also darin, daß er sich nicht, wie Morey Bernstein, damit begnügte, einfach nur Rückführungsprotokolle aneinanderzureihen und so „Beweise“ für die Wiedergeburt zu sammeln.
Für ihn war die Reinkarnation sowieso selbstverständlich und brauchte nicht auf diese Weise „bewiesen“ zu werden. Er entdeckte nun vielmehr die große Chance, aus der hypnotischen Rückführung eine neue Therapieform zu entwickeln, um Menschen zu heilen.
Aber auch dieser zweite Schritt, der Schritt zur sogenannten Reinkarnationstherapie oder Regressionstherapie, sollte nicht der letzte sein. Thorwald Dethlefsen war – genauso, wie er einer der ersten Rückführer und einer der ersten Reinkarnationstherapeuten gewesen war – auch einer der ersten, die die herkömmliche Reinkarnationstherapie, wie sie heute von seinen zahlreichen Imitatoren praktiziert wird, in Frage stellten und einen unbedingt notwendigen nächsten, einen „dritten Schritt“ forderten. Hierzu schrieb er in der „Jahresinformation 1989“ seines Münchner Instituts:
Die Reinkarnationstherapie beschränkt sich nicht auf das bloße Bewußtmachen früherer Inkarnationen, sondern stellt ein sehr differenziertes therapeutisches Konzept dar, das es ermöglicht, den Klienten in einen konsequenten Individuationsprozeß einzufädeln.
Zu den wichtigsten Schritten dieser Therapie zählt die Konfrontation und Integration des eigenen Schattenbereichs, die Rücknahme der Projektionen und die totale Übernahme der Verantwortung für das eigene Schicksal, das Erleben neuer Bewußtseinszustände, das Aufheben der bisherigen Fixierungen und die schrittweise Lockerung der Ichidentifizierung.
Um diesen essentiellen Punkt des „dritten Schrittes“ zu erklären, möchte ich an dieser Stelle etwas ausholen und kurz den Hintergrund und die historische Entwicklung der modernen Reinkarnationstherapie skizzieren.
KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - REINKARNATIONSTHERAPIE
Von der Psychoanalyse zur Reinkarnationstherapie
Die durch den Wiener Psychiater Sigmund Freud (1856–1939) um die Jahrhundertwende begründete moderne Psychoanalyse beruht auf zwei grundsätzlichen Thesen, nämlich:
Allen Problemen und Komplikationen unseres Lebens (psychische Krankheiten, neurotische Störungen, psychosomatische Leiden usw.) liegt eine unbewußte Ursache zugrunde, die in unserer Vergangenheit, meist in unserer Kindheit, zu suchen ist.
Diese traumatische Ursache wurde durch irgendwelche unterbewußten Mechanismen verdrängt, doch durch das Bewußtmachen dieser Ursache kann Heilung stattfinden, indem sich die Problematik oder eine diesbezügliche „psychosomatische Verkrampfung“ mehr oder weniger von selbst auflöst.
Auf diesen beiden Thesen aufbauend, bemüht sich die Psychotherapie seither mit den verschiedensten Methoden, traumatische Ursachen aufzuspüren und bewußtzumachen, in der Hoffnung, daß dadurch Symptome, neurotische Verhaltensweisen, psychische und psychosomatische Krankheiten usw. zum Verschwinden zu bringen seien. Man nennt dieses Verfahren auch „Ursachentherapie“ oder „Kausaltherapie“.
Jedoch mußte man in der klassischen Psychoanalyse immer wieder die Erfahrung machen, daß eine Ursache, beispielsweise in der Kindheit, nicht ohne weiteres gefunden werden konnte oder daß selbst ein gefundenes und aufgeklärtes traumatisches Kindheitsereignis noch nicht ausreichte, um eine tatsächliche Lösung des Problems zu finden.
In solchen Fällen hat es sich seit Bekanntwerden der Rückführungsprotokolle als sehr hilfreich erwiesen, unter der „Hypothese“ der Reinkarnation nach möglichen Ursachen in früheren Leben zu suchen.
So haben sich in den letzten Jahrzehnten, vor allem in den USA und meist außerhalb der Schulmedizin, eine Reihe von Therapieformen entwickelt, denen die erweiterte Auffassung zugrunde liegt, daß ein körperliches oder seelisches Leiden auf einem Trauma in früheren Leben beruhe und daß erst durch das Erleben dieses „Urtraumas“ eine Heilung und Persönlichkeitsreifung geschehe.
Ohne auf sämtliche heute praktizierten Rückführungstechniken detailliert einzugehen und ohne ausführliche Fallprotokolle darzulegen, seien hier nur kurz die verschiedenen Verfahren der Reinkarnationstherapie erwähnt, die mittlerweile angeboten werden. Vor allem aber möchte ich dabei ihre Grenzen und Gefahren aufzeigen. Die heute gebräuchlichen Regressionsverfahren lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen:
Körperlich orientierte Techniken, wie das sogenannte „Rebirthing“ von Leonard Orr, sowie verschiedene Massagearten wie die „Metamorphose“.
Rückführungen in Hypnose, z.B. von Helen Wambach angewendet oder anfänglich auch von Thorwald Dethlefsen.
Nichthypnotische Methoden: Entweder stark direktiv, wie bei Morris Netherton, oder mehr assoziativ wie die „time-lapping technique“ von Bryan Jameison.
Da viele Menschen nur schwer hypnotisierbar sind, verzichten immer mehr zeitgenössische Reinkarnationstherapeuten darauf, ihre Patienten in Hypnose zu versetzen, und ziehen es vor, ihre Experimente im bewußten oder halbbewußten Zustand durchzuführen. Der Patient wird hierbei in einen eingeschränkten Wachzustand, ein sogenanntes Hypnoid, versetzt, worin er Bilder und Szenen imaginiert, jedoch voll dialogfähig bleibt.
Die im Jahre 1968 von dem Amerikaner Bryan Jameison (*1933) entwickelte „time-lapping technique“ arbeitet beispielsweise ohne technische Hilfsmittel mit einer geführten Visualisation. Statt wie in der Hypnose das Tagesbewußtsein einzuschläfern, wird eine Art „Bewußtseinserweiterung“ angestrebt, in dem Sinne, daß bei eingeschränkter Wahrnehmung der Außenwelt eine Innenschau geschieht, die Erlebnisse und Gefühle aus früheren Leben aktiviert. Informationen, die im Unbewußten gespeichert sind, steigen dabei zunächst bildhaft hervor, aber involvieren mehr oder weniger auch andere Sinneseindrücke und besonders die damit verbundenen Emotionen.
Dies wird so erlebt, wie wenn zwei zeitlich getrennte Identitäten aufeinander geschichtet werden (daher auch die Bezeichnung „time-lapping technique“), wobei die Identität des früheren Lebens gewissermaßen vom heutigen Bewußtsein aus beobachtet und miterlebt wird. Der Patient ist also die ganze Zeit bewußt dabei und kann vom heutigen Standpunkt aus spontan kommentieren oder auch Wünsche in bezug auf die Führung der Rückschau äußern, was bei einer echten Hypnose nicht der Fall ist.
Auf die Frage nach der wissenschaftlichen „Beweisbarkeit“ der Reinkarnation durch diese Therapiemethode sagt der schwedische Reinkarnationstherapeut und Schüler Bryan Jameisons Dr. Jan Erik Sigdell (*1938):
Sicherlich treten in der Anwendung dieser Technik echte Rückerinnerungen auf. Jedoch ist es so, daß man nicht alles in den Topf der Reinkarnation werfen kann, was da auftaucht. Wir müssen lernen, die echten Rückerinnerungen von symbolhaften Erlebnissen anderer Art zu unterscheiden.
Es ist bestimmt nicht ohne weiteres abzuweisen, daß in der Situation einer Rückführung gelegentlich auch echte Phantasien auftauchen, die weder Rückerinnerungen sind noch symbolhafte Bedeutung haben. Der Fall könnte z.B. als Flucht vor einer unangenehmen Wahrheit auftreten.
Allerdings scheint es unwahrscheinlich, daß die rückgeführten Personen häufig phantasieren. Dazu sind die berichteten Erlebnisse allzu alltäglich. Wer seiner Phantasie freien Lauf läßt, stellt sich im allgemeinen nicht den grauen Alltag vor (z.B. ein ganzes Leben lang nur Reis pflanzen und ernten), sondern ein tolles Dasein als Prinz oder in einem Märchenland.
Er sähe sich lieber als eine bekannte Persönlichkeit denn als Bettler oder armseliger Proletarier oder Bauer im Mittelalter. Doch bekannte Persönlichkeiten kommen im Verlauf der Rückführungspraxis praktisch nie vor.
Manchmal taucht in diesem Zusammenhang die Frage auf: Kann die Regressionstherapie jeden Menschen in ein früheres Leben zurückversetzen? – Die Antwort: Grundsätzlich ja, wobei es natürlich nicht möglich ist, jemanden gegen seinen Willen zu behandeln.
Für gewöhnlich aber erleben mindestens 90% der rückgeführten Patienten in der Regression frühere Leben (nach Dr. Sigdell). Allerdings wird dringend davor gewarnt, eine Rückführung an sich selbst vorzunehmen, da eine Verschlimmerung der Beschwerden bis hin zu tiefgreifenden seelischen Störungen die Folge sein kann.
Für den Erfolg der Therapie ist es übrigens unwichtig, ob der Patient an Reinkarnation glaubt oder nicht. Bei Personen, die mit der Lehre der Reinkarnation vertraut sind, entsteht sogar oft ein starker Erwartungsdruck, der anfänglich die Imagination beeinträchtigen kann, jedoch im Laufe der Behandlung meist verschwindet.
Auf ein eindrückliches Phänomen sei im Zusammenhang mit der Regressionstherapie noch hingewiesen: Immer wieder geschieht es, daß Patienten in Hypnose eine fremde Sprache sprechen, die ihnen im täglichen Leben völlig unbekannt ist, oft sogar Sprachen und Dialekte, die es seit Jahrhunderten nicht mehr gibt (z.B. altgriechische oder ägyptische Dialekte usw.).
Dieses Phänomen ist wohl das eindrucksvollste Argument für die Reinkarnation. Es tritt nur bei der hypnotischen Rückführung auf und wird Xenoglossie genannt. Man unterscheidet dabei rezitative und responsive Xenoglossie. Bei ersterer können Ausdrücke und einzelne Abschnitte wiedergegeben werden, ohne daß der Betreffende sich in der fremden Sprache unterhalten kann. Bei der responsiven Form ist der Hypnotisierte in der Lage, Unterhaltungen zu führen, beispielsweise mit Sprachwissenschaftlern, die die betreffende Sprache beherrschen.
Es scheint, als ob das Unbewußte über mehrere Tode hinaus eine einmal erworbene Fähigkeit als Engramm speichern kann, wobei der zuweilen vorgebrachte Einwand, es handle sich bei der Xenoglossie um eine paranormale Fähigkeit und nicht um einen Beweis für vergangene Inkarnationen, sicher nur für wenige Ausnahmefälle gilt.
Ich möchte an dieser Stelle darauf verzichten, auf weitere Einzelheiten zum Thema der Praxis der Reinkarnationstherapie einzugehen, und verweise auf die entsprechende umfangreiche Fachliteratur, in der sämtliche heute angewendeten Verfahren und Techniken ausreichend dokumentiert und mit unzähligen Fallbeispielen illustriert sind.
Empfehlen möchte ich unter den deutschsprachigen Autoren und Therapeuten vor allem den bereits erwähnten Jan-Erik Sigdell („Rückführung in frühere Leben – Emotionale Befreiung durch Reinkarnationstherapie“, 1998) sowie Ingrid Vallieres („Praxis der Reinkarnationstherapie – Konsequenzen und Reichweite“, 1988).
KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - REINKARNATIONSTHERAPIE
Das Ursachenproblem
Wenn wir unseren angefangenen Gedankengang der Entwicklung der modernen Reinkarnationsforschung wiederaufnehmen und nach einem „dritten Schritt“ über die Regressionstherapie hinaus fragen, müssen wir einen zentralen neuen Gesichtspunkt aufgreifen: das „Ursachen-Problem“.
Denn die oben beschriebene, auf Sigmund Freud zurückgehende Form, mit traumatischen Ursachen umzugehen, sieht nur so lange vernünftig aus, wie wir sie zeitlich begrenzen. Aber das ist etwas Beliebiges, denn genau nach dem herrschenden Ursachenverständnis hat ja alles seine Ursache.
In einem Vortrag vom 13. November 1988 auf den Basler „Psi-Tagen“ argumentiert Thorwald Dethlefsen in diesem Zusammenhang wie folgt:
Nun denken Sie dieses Konzept einmal zu Ende: Da gibt es ein Phänomen, und Sie fragen nach der Ursache und kommen eine Ebene weiter zurück. Aber was Sie hier finden, ist auch ein Phänomen, also muß das ebenso eine Ursache haben, und Sie fragen wieder nach der Ursache und gehen wieder einen Schritt weiter zurück. Und so weiter. Wenn Sie nicht beliebig irgendwann einmal aufhören, weiter zurückzuforschen, dann führt Sie die Ursachenfrage ad infinitum.
Sie fragen zum Beispiel nach der Ursache einer Erkältung, und die Antwort heißt: „Die Ursache sind bestimmte Bakterien.“ Wenn Sie jetzt zufrieden sind und sagen: „Die Frage ist beantwortet“, dann sieht das Ganze sehr logisch aus.
Doch in dem Moment, wo Sie weiter fragen und sagen: „Warum habe ich diese Bakterien?“ oder „Warum haben diese bei mir gerade zu einer Erkältung geführt?“, sind Sie schon wieder einen weiteren Schritt zurückgegangen und finden heraus: Das lag an einer geschwächten Abwehrlage. Und was ist die Ursache für die geschwächte Abwehrlage?
Ja, die Ursache ist Streß oder ein genetischer Faktor. Aber was ist die Ursache des genetischen Faktors? Die Genstruktur meiner Eltern. Und was ist die Ursache von deren Genstruktur? Und irgendwann sind Sie im Paradies bei Adam und Eva, und Ihre Frage: „Was ist die Ursache der Erkältung?“ ist immer noch nicht beantwortet.
Ich möchte Ihnen klarmachen, daß ein einpoliges, lineares, vergangenheitsbezogenes Forschen nach Ursachen sinnlos ist, auch wenn es allerorten angewendet wird. Es sieht so erfolgreich aus, weil man sich immer nach ein, zwei Schritten zufriedengibt, aber dafür gibt es keinen theoretischen Zwang.
Auch die Psychotherapie forschte immer nach Ursachen, nach Traumata, und man machte Halt in der Kindheit, weil man davon ausging, man könne nicht weiter zurückgehen, hier begänne alles. So sucht und findet Psychoanalyse auch in erster Linie die traumatischen Situationen im Kindheitsbereich.
Als nun das Phänomen der Regression auftrat, das durch die Geburt, durch Embryonalphasen und durch die Empfängnis hindurch in frühere Leben vorstieß, da erwachte natürlich auf einmal neue Freude, und man erkannte: „Vielleicht liegen die großen, entscheidenden Ursachen viel früher?“
Denn das war ja schon bald das Problem der Psychoanalyse, daß man zwar in einzelnen Fällen Zusammenhänge von eindeutig traumatischen Ereignissen hier und neurotischen Strukturen oder Ängsten dort aufdecken konnte, aber im psychotherapeutischen Alltag die Dinge nur selten aufgingen. Man fand die großen traumatischen Ereignisse nicht. Und weil man sie nicht fand, mußte man immer mehr Theorien entwickeln und immer mehr Komplexe konstruieren, um noch etwas erklären zu können.
Hier war natürlich die Freude groß – und auch ich habe sie einmal geteilt –, als man nun weiter zurückgehen konnte. Und auf einmal fand man wirklich die großen traumatischen Ereignisse, von denen man in der Psychotherapie geträumt hatte, ja, jetzt waren klotzige Dinge zu finden, ein früherer Tod, ein Mord, eine Folterung, eine Enthauptung.
Das waren handfeste Dinge, die man in der Kindheit eben nicht findet. Und so verschob man nun das ganze Modell und suchte die Ursachen nur etwas früher. Offensichtlich haben zu wenige gemerkt, daß da theoretisch etwas nicht stimmt.
Ich möchte es Ihnen ganz geschichtlich aus der Eigenerfahrung erklären. Ich habe diese Euphorie ebenfalls geteilt und dachte: Jetzt finden wir die großen Traumata. Gefunden haben wir sie – nur leider kiloweise, zentnerweise, denn auf einmal fehlte uns bei unserer Methode das, was, Gott sei dank, die anderen hatten: ein Ende, ein Grenzwert, wo man legitim aufhören durfte.
Wir hatten nun mit der Regressionsmöglichkeit ja ein völlig offenes Feld, eine offene Gerade, und wenn man also das schöne Trauma gefunden hatte – die frühere Folterung, die Enthauptung usw. –, dann konnte man auch immer wieder fragen: „Schauen wir uns doch mal an, warum dieser Mensch das erlebte, was war denn davon die Ursache?“
Man ging weiter zurück – was nun methodisch kein Problem mehr war –, um ein Leben, um viele Leben, und fand wieder eine großartige Sache. So konnte man immer weiter zurückgehen, und die Frage hieß: Wie viele Traumata hätten Sie denn gerne? (erschienen in: „Wiedergeburt“ von Harald Wiesendanger, S. 76ff.)
Genau hier, bei der Erkenntnis der Absurdität dieser Ursachenfrage, ist der Punkt, wo es sich lohnt, umzudenken und das ganze theoretische Konzept der Ursachentherapie einmal in Frage zu stellen. Denn spätestens hier muß klar werden, daß die bloße Suche nach den traumatischen Ursachen in den vergangenen Inkarnationen ein Faß ohne Boden ist.
In dem Versuch, einen nächsten, „dritten Schritt“ über die herkömmliche Reinkarnationstherapie hinaus zu beschreiben und zu beschreiten, stellt Thorwald Dethlefsens in seinem Werk „Ödipus – der Rätsellöser“ (1990) zunächst die Frage, warum es überhaupt so ist, daß heutzutage fast alle Menschen unseres Kulturkreises dringend einer Psychotherapie bedürfen, und wie die Menschen in den letzten paar tausend Jahren überhaupt ihr Leben ohne dieses Hilfsmittel „meisterten“. Dann schreibt er:
Meine Antwort heißt, daß die Menschen früherer Kulturen keine Psychotherapie brauchten, weil sie andere Methoden hatten, die auf viel genialere Weise die Bedürfnisse der menschlichen Seele befriedigten.
Es ist also nicht so, daß durch das Fehlen der Psychotherapie früher etwas nicht stattfand, was heute endlich möglich geworden ist, sondern viel mehr fand früher etwas statt, was heute erst einmal nicht mehr stattfindet, wodurch ein Leerraum, ein Vakuum entsteht, das nun die moderne Psychotherapie versucht, zu füllen, so recht und schlecht wie es ihr bisheriger Wissenshorizont eben erlaubt und ermöglicht.
Es läßt sich also eine deutliche Rückentwicklung erkennen. Wir sind heute auf diesem Gebiet nicht besser, sondern wesentlich schlechter. Deshalb ist der Mensch unserer Zeit psychisch auch wesentlich kränker als der Mensch früherer Zeiten. Psychotherapie ist also nur die notwendig gewordene Antwort auf einen Verlust, den unsere Kultur erlitten hat. –
Fast scheue ich mich, auszusprechen, worin ich diesen Verlust erblicke, denn in unserem modernen Bewußtsein sind wir auf diese „Verluste“ eher sehr stolz und begründen darauf unser Gefühl von Überlegenheit. Es sind nämlich Mythos und Kult, jene großen und bedeutenden Kraftpotentiale der Vergangenheit, die wir, wohl etwas vorschnell, über Bord geworfen haben.
Daher sind Mythos und Kult dem Verständnis unserer Zeit auch so weit entfernt, daß diese Begriffe fast ausnahmslos neben Unverständnis nur falsche Bedeutungsinhalte und Assoziationen hervorrufen. Die Ironie unserer Zeit hat es erlaubt, daß nicht nur unser Leben und unsere Welt „entmythologisiert“ worden sind, sondern sogar die Theologie es unternahm, die christliche Religion zu „entmythologisieren“. (S. 21f.)
Anschließend führt Dethlefsen aus, warum es ihm wichtig und lebensnotwendig erscheine, daß wir sehen lernen, wie sich unsere Kultur, „so weit sie diesen Namen verdient“, in eine ungeheure Einseitigkeit hineinentwickelt hat, die immer dringender nach dem ausgleichenden Gegenpol ruft. Er schreibt weiter:
Auf dieser Suche kann uns ein Blick zurück zu den früheren großen Kulturen mit Sicherheit sehr hilfreich sein, denn wir können dort jenen Pol der Wirklichkeitserfahrung vorfinden, den wir auf unserem Weg in die Neuzeit geopfert haben – ja, sogar opfern mußten, um die uns gestellte Aufgabe zu erfüllen.
Frühere Kulturen waren nicht unbedingt „besser“ als wir, vielleicht genauso einseitig, jedoch am anderen Pol – deshalb sind sie für uns interessant. Wir wollen und sollen nicht umkehren, um Vergangenheit zu spielen, aber wir brauchen zur Zeit den Blick auf längst Vergangenes sehr dringend, um aus unserer Sackgasse der Einseitigkeit herauszufinden.
Wir müssen natürlich für unsere Zeit und unsere Zukunft neue adäquate Formen finden und können nicht längst Vergangenes kritiklos aufwärmen. Doch all dies braucht Zeit, und damit es überhaupt geschehen kann, ist es vonnöten, einzutauchen in die Erfahrungswelt der Menschen, die dort zu Hause waren, wo wir Fremde sind. (S. 23)
Dethlefsen begann also, sich intensiv mit den großen geistigen Kulturen der Vergangenheit zu beschäftigen, insbesondere mit der griechischen, aber auch mit der vedischen und anderen, in denen die beiden Begriffe Mythos und Kult eine zentrale Rolle spielten:
Mythos und Kult sorgen dafür, daß die Verbindung des Menschen zur Transzendenz nicht abreißt, sorgen für echte Religion im Sinne der Rückbindung zum Urgrund, zur Wirklichkeit des Seins, die niemals allein von dieser Welt sein kann. Nicht zufällig leitet sich das Wort Kultur von Kult ab, und so sollten wir uns eingestehen, daß wir in Wirklichkeit zur Zeit keine Kultur haben.
Es geht mir dabei nicht um ein billiges Wortspiel, sondern um einen Zusammenhang tiefster Tragweite: Wir haben keine Kultur, weil wir keinen Kult haben. Wir haben einen „Kulturbetrieb“, der eine fratzenhafte Entstellung echter Kultur darstellt. Kultur hatte immer einen transzendenten Bezug, war immer ein religiöses Unternehmen. Wir haben „Kultur“ verweltlicht, säkularisiert, ohne zu bemerken, daß wir damit die Kultur verloren haben.
Diente früher Kultur immer der Verherrlichung der Gottheit, so verherrlicht unser Kulturbetrieb Menschen, Stars, Idole. Analog hierzu sollte auffallen, daß die Kulturdenkmäler früherer Kulturen fast ausschließlich religiösen Charakter haben (von den Bauwerken sind meist Tempel, Obelisken und Kirchen erhalten), während die großen Kulturdenkmäler unserer Zeit Brücken, Kraftwerke und Fernsehtürme sind. All diese Beispiele sollen nichts beweisen, sondern lediglich beispielhaft den Blick schärfen, um den es uns hier geht. (S. 29 f.)
Der Mythos als die geoffenbarte göttliche Wirklichkeit liefert das Vorbild und das Wissen um die geistigen Gesetze, die der Mensch im Kult und im Ritual nachvollzieht, um Anteil an der göttlichen Seinsordnung zu erlangen, um Mitbürger seiner geistigen Heimat zu werden.
Diese Haltung hat nichts mit Weltflucht, Mystizismus, Askese oder fremder Spiritualität zu tun. Der geistig erwachte und damit erwachsene Mensch lebt in der Welt, doch ist für ihn Welt niemals nur profan, sondern immer durchdrungen von Heiligkeit.
Damit wird für ihn das ganze Leben ein sinnvoller Nachvollzug einer geoffenbarten, höheren Ordnung – einschließlich Leid, Krankheit, Konflikt und Tod. In besonderem Maße aber durchzieht der Kult sein Leben und ermöglicht es ihm immer wieder, seinem Leben eine geistige, überpersönliche Orientierung zu geben.
Nur im modernen Menschen klaffen profanes Leben und Geistigkeit so weit auseinander, daß sich für ihn das Sowohl-Als-auch schnell in ein Entweder-Oder verwandelt. So folgt in unserer Zeit die Mehrzahl einem stumpfen Materialismus, in dem das Religiöse und Geistige keinen Raum findet, und eine Minderzahl entschließt sich zur Weltflucht und entwickelt eigenartig lebensfremde Höhenflüge, die spirituell genannt weden, jedoch oft mehr Ähnlichkeit mit Neurosen haben.
Doch gerade am antiken Menschen, den wir in diesem Zusammenhang ja ganz besonders im Auge haben, kann man sehen, zu welch lebensbejahender Haltung der mythische Mensch auf der einen Seite fähig war, ohne gleichzeitig die Augen vor dem notwendigen Scheitern menschlich irdischer Entwicklung verschließen zu müssen.
Wer eben die Welt und sein Leben ständig vom Göttlichen durchdrungen weiß, muß weder durch ständiges Verdrängen oder Bekämpfen aus dieser Welt eine heile Welt basteln, noch muß er sich durch Hoffnungen auf jenseitige Belohnung über diese Welt hinwegtrösten. (S. 37f.)
Dann schlußfolgert Dethlefsen:
Mythologie und Kult der Vergangenheit wissen so viel mehr über die geistige Seite des Menschen als wir, weil die Menschen dieser Kulturen ihren ganzen Einsatz in diesen Bereich lenkten. Dafür mußten sie auf Maschinen, Flugzeuge, Mondfahrt und Computer verzichten.
Wir haben unsere Aktivität in die Materie gelenkt und dort große Wunder vollbracht, doch gleichzeitig verkrüppelte unsere Seele und unser Geist. Unsere Welt wurde zu einem Kindergarten mit hochentwickeltem Spielzeug. Das Defizit können letztlich nicht die Psychotherapeuten auffangen. Es bedarf eines kollektiven Schrittes, der alle oder wenigstens viele Menschen ergreift und ihnen hilft, hineinzuwachsen in ein geistiges Weltbild und Weltverständnis. (S. 41)
Auch wenn sich mein eigenes geistiges Weltbild und Weltverständnis in einigen entscheidenden Punkten von jenem Thorwald Dethlefsens unterscheidet (vor allem hinsichtlich seiner jüngsten Entwicklungen und Publikationen), so bleibt doch zu wünschen und zu hoffen, daß sich diese allgemein formulierte Forderung nach einem kollektiven Schritt des geistigen Wachstums bald erfüllen möge.
KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - REINKARNATIONSTHERAPIE
Der «dritte Schritt»
Ich fasse noch einmal zusammen: Die esoterische Herausforderung der Gegenwart besteht nicht in irgendwelchen Ego-Trips zur Verfeinstofflichung unseres materialistischen Denkens und Strebens, sondern darin, daß wir Menschen uns wieder unserer Stellung innerhalb des Kosmos bewußt werden und bereit sind, diese in der erforderlichen Demut auch zu akzeptieren.
Wir müssen uns außerdem bewußt werden, daß der Wert unserer Beschäftigung mit Reinkarnation und mit Reinkarnationstherapie offensichtlich nicht darin bestehen kann, sensationslüstern herauszufinden, wer wir in den letzten Leben waren, aber auch nicht darin, einfach nur regressiv alle möglichen vergangenen Traumata aus früheren Leben aufzuspüren, um so unsere oberflächlichen Alltagsprobleme lösen zu können (wie in den meisten Formen zeitgenössischer Reinkarnationstherapie).
Das Bewußtmachen vergangener Traumata mag in gewissen Ausnahmefällen vielleicht ein therapeutisch sinnvoller Schritt sein, um uns einen Zugang zu einem viel wesentlicheren Bereich zu schaffen, aber es ist an sich noch keine Therapie, und es bewirkt noch keine Heilung.
Es kann dabei wohl sehr viel energetische Entladung stattfinden, es kann sogar zum Verschwinden von Symptomen führen – aber das bewirkt eine Antibiotika-Spritze auch, und trotzdem würden wir niemals sagen, dies hätte etwas mit Heilung im eigentlichen Sinne zu tun.
Wenn wir also einfach nur in der Regression traumatische Ereignisse aufspüren, ist Heilung noch längst nicht geschehen. In der Reinkarnationstherapie muß daher zwingend irgendwann der wesentliche „dritte Schritt“ beginnen, der den ersten und zweiten sozusagen umpolt. Worin nun besteht dieser dritte Schritt?
Der „erste Schritt“ war das Erkennen, daß es so etwas wie frühere Leben überhaupt gibt. Der „zweite Schritt“ war das Durchleben von Traumata in diesen früheren Leben. Aber diese Traumata, wie grauenhaft sie im einzelnen auch sein mögen, zeigen den betroffenen Patienten ja immer nur in der einen Situation des Opfers: ich, der Arme, ich, der Gequälte, ich, der Erleidende. Um aber ganzheitliche Heilung zu erreichen, muß dieser Prozeß ergänzt werden durch seinen fehlenden Gegenpol.
Die neue Frage also lautet: Warum mußte ich alle diese traumatischen Situationen erleben? Erst jetzt beginnt der eigentliche therapeutische Prozeß, der Heilungsprozeß, denn wir finden uns nun auch vor als der Aktive, der Quälende, der Mörder, wir erleben uns auch in der Identifikation desjenigen, der anderen Leid zufügt, und wir müssen in diesem Moment die Verantwortung übernehmen für einen Bereich, den wir bisher stets zu verdrängen gesucht haben.
Dadurch, daß wir uns nun plötzlich in allen möglichen Identifikationen, in allen möglichen Rollen wiederfinden – in der Rolle des Aktiven, des Wünschenden und Handelnden, wie auch in der Rolle des Passiven, des Erleidenden und Gequälten –, stellt sich uns allmählich immer deutlicher die zentrale Frage: „Wer bin ich denn nun wirklich?“
Auf diese Frage gibt es nun zwei verschiedene Möglichkeiten der Antwort. Wenn wir oberflächlich nachdenken, werden wir antworten: „Ich bin beides, ich bin sowohl der Mörder als auch der Ermordete, sowohl der Gehenkte als auch der Henker.“ Dringen wir jedoch weiter in die Tiefe vor, so werden wir erkennen, daß wir in Wirklichkeit beides nicht sind.
Wir erkennen, daß wir selbst im Grunde genommen nichts mit all diesen verschiedenen Persönlichkeiten, mit all diesen widersprüchlichen Identifikationsmasken, mit all diesen unzähligen Inkarnationen zu tun haben, sondern daß sie alle nur Rollen sind, die wir irgendwann einmal gespielt haben oder noch immer spielen.
Die ernüchterndste und zugleich auch bedeutendste Erkenntnis aber wird jene sein, daß auch unser jetziges Leben nichts weiter als eine vorübergehende Rolle ist, die wir aufgrund unserer früheren Wünsche und Handlungen (Karma) zu spielen gezwungen sind, und daß auch unsere Identifikation mit unseren momentanen Lebensumständen und Zielen eine falsche ist und letztlich noch nichts mit unserer eigentlichen, ewigen Existenz und Identität zu tun hat.
Der erste Schritt:
Das Bewußtmachen und Erkennen der Richtigkeit der Reinkarnationslehre, also
das Anerkennen der Realität unserer früherer Inkarnationen, ist zwar
wichtig und erforderlich, aber es ist noch nicht genug.
Der zweite Schritt:
Auch das Aufspüren der Ursachen für physische und psychische Störungen und das Bewußtmachen früherer Traumata durch Regression mag in einigen Fällen
vielleicht ein Hilfsmittel sein, aber es ist an sich noch keine Therapie, es
führt noch nicht zur Heilung, noch nicht zur Freiheit. Die zentrale Erkenntnis
hierbei ist das Bewußtmachen der Verantwortung für das eigene Schicksal und die
Konfrontation mit dem eigenen unerlösten Schattenbereich.
Der dritte Schritt:
Doch erst die tatsächliche Veränderung des Bewußtseins, das tatsächliche
Ablegen der illusionären Identifikationen mit diesem oder jenem früheren
Trauma, mit diesem oder jenem früheren Körper, und auch das Ablegen der
Identifikation mit unserem gegenwärtigen Körper (!) – erst dies macht die
Seele wirklich frei: frei von Illusion, frei von Unwissenheit und von
Dunkelheit, frei von alledem, was wir eigentlich nicht sind, was wir
nie waren und nie sein werden.
Erst dadurch, daß es uns gelingt, unsere Blindheit gegenüber der spirituellen Dimension unseres Daseins zu überwinden, erst dadurch, daß wir zu unserem inneren Selbst vordringen und gemäß dieser Erkenntnis zu handeln beginnen, erst dadurch lernen wir unsere wahre spirituelle Verantwortung uns selbst gegenüber erkennen, lernen damit auch unsere Verantwortung allen anderen Menschen, ja allen anderen Geschöpfen Gottes und der gesamten geschaffenen Mitwelt gegenüber erkennen.
Erst dieser notwendige „dritte Schritt“ macht uns endlich frei von dem für uns als ewige spirituelle Seelen unnatürlichen Kreislauf der wiederholten Geburten und Tode innerhalb der vergänglichen, polaren materiellen Welt.
Unsere Beschäftigung mit der Reinkarnation beschränkt sich dann nicht mehr bloß auf eine vergangenheitsorientierte Rückschau auf unsere früheren Leben und unsere früheren Traumata. Eine solche regressive Rückschau ist letztlich völlig überflüssig und sinnlos, weil sie passiv – ohne jede Möglichkeit der Veränderung und Entwicklung – ist.
Erst wenn wir beginnen, uns in einer zukunftsorientierten Weise mit der Reinkarnation zu beschäftigen, führt uns diese aktive, progressive Auseinandersetzung mit unserem Dasein einen Schritt weiter.
Und nur so, nur mit diesem dritten Schritt in die Freiheit von Illusionen, und nur mit dem Blick nach vorne hat Esoterik, hat Reinkarnationsforschung einen Sinn und ein Ziel.
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