REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG

Hypnotische Rückführungen

Viele der aktuellen Publikationen zum Thema Reinkarnation behandeln ausführlich die sogenannten „Rückführungen“, im Verlaufe deren die „Versuchsperson“ durch einen Hypnotiseur in einen hypnotischen oder hypnoseähnlichen (hypnoiden) Zustand versetzt und in die Vergangenheit geführt wird, wo sie längst vergessene Erlebnisse aus dem Unterbewußtsein ins Bewußtsein heraufholen kann.


KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - HYPNOTISCHE RÜCKFÜHRUNGEN

Der Pionier: Albert de Rochas d’Aiglun

Die Möglichkeit der Rückführung in frühere Leben wird bereits im altindischen “yurveda, den ältesten medizinischen und psychologischen Schriften der Menschheit, erwähnt. In der Neuzeit fand sie zum ersten Mal im frühen 20. Jahrhundert Anwendung durch den französischen Offizier und Forscher Baron Albert de Rochas d’Aiglun (1837–1914), der ab 1888 viele Jahre lang Chef des militärischen Polytechnikums in Paris war.

In den Jahren 1902 bis 1910 führte er zahlreiche Hypnoseversuche mit dem sogenannten „magnetischen Schlaf“ durch, die letztlich in dem Experiment gipfelten, die Versuchspersonen durch Versetzung in den Tiefschlaf über ihre Kindheit in ein früheres Leben zurückzuversetzen (dokumentiert in seinem Buch „Les vies successives“, 1914). Hierzu schreibt Rudolf Passian in „Wiedergeburt – Ein Leben oder viele?“: 

Die Praxis der Rückversetzungen damals war der heutigen ähnlich: Beginnend bei der Geburt als Ausgangspunkt, wird die Versuchsperson zurückgeführt bis in die früheste Kindheit und in das embryonale Stadium, wobei de Rochas’ Versuchspersonen die typische Haltung eines Embryos einzunehmen pflegten; dann über die Empfängnis hinaus in die Zwischenzeit bis zum Auftauchen eines neuen Daseins, in welchem die Versuchsperson wieder einen physischen Körper zu haben meint und Angaben zu ihrer Person und den jeweiligen Lebens- und Zeitumständen usw. macht. (S. 39)

Seine wichtigsten Versuche führte de Rochas mit der 16-jährigen Mlle. Mayo durch. Das junge Mädchen war ein vollkommen gesunder Durchschnittsmensch und hatte sich zuvor noch nie mit Okkultismus, Spiritismus oder dergleichen beschäftigt. Bei den zahlreichen Experimenten, die de Rochas mit ihr durchführte, sprach Mayo stets in der dritten Person von ihren früheren Inkarnationen.

Als erstes vorangegangenes Leben schilderte Mlle. Mayo ihr Leben als Tochter Lina eines Fischers in der Bretagne. Sie heiratete mit 20 Jahren; ein Kind starb im Alter von zwei Jahren, und ihr Mann verlor das Leben bei einem Schiffbruch. Die verzweifelte junge Frau beging Selbstmord, indem sie sich von einem steilen Felsen ins Meer stürzte.

Während Mlle. Mayo dies schilderte, überstürzte sich ihr Atem, ihr Gesicht brachte Angst und Schrecken zum Ausdruck, sie machte Bewegungen, als würde sie wider Willen Wasser schlucken, und stieß unartikulierte Schreie aus. Um ihr den Nachvollzug ihres Leidens zu ersparen, befahl ihr de Rochas, einige Minuten älter zu werden, worauf sie erklärte, daß das Ertrinken eine schreckliche Todesart sei.

Dann berichtete sie, wie ihr toter Leib von Fischen gefressen werde, doch verspüre sie dabei keinen Schmerz mehr, sondern befinde sich „im Grau“ und sei weder glücklich noch unglücklich. Ihren verstorbenen Mann suche sie vergeblich.

In ihrem zweiten vorangegangenen Leben war Mlle. Mayo ein Mann gewesen. Sie lebte, wie sie sagte, zur Zeit Ludwigs des XVIII. (1814–1824) als der Angestellte Charles Mauville in Paris. Es herrschten damals unruhige Zeiten, in denen ständig Menschen sogar auf den Straßen der Hauptstadt umgebracht wurden.

Auch Charles Mauville bekannte freimütig, sich hieran beteiligt und im übrigen hauptsächlich zu seinem Vergnügen gelebt zu haben. Dies könnte eine mögliche Erklärung für die Tatsache sein, daß das darauffolgende Leben als Lina von derartigen Schicksalsschlägen heimgesucht wurde, welche die junge Frau schließlich sogar in den Selbstmord trieben.

Auf diese Weise führte de Rochas einige seiner Versuchspersonen bis zu zehn Leben zurück. Und sooft die Versuche auch wiederholt wurden, stimmten die Schilderungen der vorherigen Leben stets exakt überein, einschließlich der jeweiligen Intonation und Handschrift, die in jedem Leben anders waren. Passian schreibt: 

Bei jedem einzelnen Leben ändern sich Physiognomie, Haltung, Benehmen und Ausdrucksweise [der Versuchsperson] entsprechend der jeweiligen Persönlichkeit, wobei sich Ton und Gebärde eines männlichen deutlich von jenem eines weiblichen Wesens unterscheiden.

 

Mochten auch die historischen Angaben oft ungenau oder falsch sein, so waren die Medien dennoch stets, unabhängig von der Fragestellung, voll und ganz die Persönlichkeit des betreffenden Lebens; niemals trat ein Widerspruch in den Aussagen auf, auch wenn jahrelange Pausen zwischen den Sitzungen lagen. (S. 42f.)

Doch ist die von de Rochas angewandte Methode der hypnotischen Rückführung heute nicht mehr unumstritten. Dazu schreibt Ian Stevenson in seinem oben genannten Werk: 

Einige der frühesten und gründlichsten Forscher nach einem Beweis für die Reinkarnation bedienten sich der Hypnose, um ihre Versuchspersonen in die Zeit eines vermeintlichen „früheren Lebens“ zurückzuversetzen. Albert De Rochas und John Björkhem, um nur zwei Forscher zu nennen, veröffentlichten beide Berichte von einer Reihe solcher Experimente.

 

Leider haben sich die Ergebnisse dieser aufsehenerregenden Experimente als nicht überzeugend und im ganzen enttäuschend erwiesen, und zwar im Hinblick auf die Schwierigkeit, den Zugang der Versuchsperson zu der in der „früheren Persönlichkeit“ verkörperten Information zu kontrollieren [Kryptomnesie].

 

Die bei hypnotisch induzierten Regressionen gewöhnlich evozierten „Persönlichkeiten“ scheinen eine Mischung verschiedener Bestandteile zu enthalten. Zu diesen können die gegenwärtige Persönlichkeit des Versuchssubjektes gehören, seine Erwartungen von dem, was der Hypnotiseur wünscht, seine Phantasien darüber, was sein früheres Leben nach seiner Meinung hätte sein müssen und schließlich paranormal erlangte Elemente. (S. 18)

 

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KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - HYPNOTISCHE RÜCKFÜHRUNGEN

Sir Alexander Cannon

Die Experimente von Albert de Rochas blieben jedoch zu seiner Zeit der breiten Öffentlichkeit außerhalb von Frankreich nahezu unbekannt, obschon sein Buch damals auch in deutscher Sprache erschien („Die aufeinanderfolgenden Leben“, 1914).

Ähnlich erging es auch seinem Zeitgenossen, dem englischen Psychiater Sir Alexander Cannon, der mit seinen Patienten ebenfalls jahrelang hypnotische Rückführungen in vorangegangene Existenzen (sogenannte age regressions) durchführte. Cannon schreibt: 

Jahrelang sah ich in der Theorie der Wiedergeburt nichts als eine Gespenstergeschichte. Ich gab mir alle Mühe, sie zu widerlegen, und warf sogar den Medien vor, sie schwatzten Unsinn. Aber im Laufe der Zeit berichtete ein Medium nach dem anderen genau dasselbe, und zwar trotz der großen Unterschiede in der individuellen Weltanschauung. Inzwischen habe ich mehr als tausend Fälle untersucht und muß zugeben, daß es so etwas wie die Seelenwanderung tatsächlich gibt.

Doch auch seine Publikationen zu diesem Thema blieben nahezu unbeachtet. Es sollte noch mehr als ein halbes Jahrhundert verstreichen, bis die Methode der hypnotischen Rückführung, die Albert de Rochas und Alexander Cannon erstmals in Europa entwickelt hatten, zum weltweiten Durchbruch kommen würde. Und dieser Durchbruch kam – einmal mehr – aus den USA.

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KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG - HYPNOTISCHE RÜCKFÜHRUNGEN

Der Fall Bridey Murphy

Angeregt durch die Lektüre eines der Bücher von Sir Alexander Cannon, erregte der bis dahin unbekannte amerikanische Geschäftsmann Morey Bernstein das Aufsehen der Öffentlichkeit, als er 1965 das Buch „The Search for Bridey Murphy“ (deutsch: „Protokoll einer Wiedergeburt – Der Fall Bridey Murphy“, 1973) veröffentlichte.

Diese Publikation gehört zwar inhaltlich nicht zu den wichtigsten Reinkarnationsbüchern (es gibt wesentlich aufschlußreichere), aber es besitzt eine unbestrittene historische Bedeutung.

Bernstein (der weder ein Wissenschaftler noch ein außergewöhnlich medial begabter Mensch war, sondern der Besitzer einer großen Warenhauskette in Pueblo/Colorado und ein einfacher Hobbyhypnotiseur) traf damit offensichtlich genau im richtigen Moment eine neue Marktlücke auf dem Gebiet der damals noch jungen Esoterikszene und machte nicht nur sich selbst innerhalb kürzester Zeit weltberühmt, sondern vor allem auch die Methode der hypnotischen Rückführung sowie den Reinkarnationsgedanken im allgemeinen.

Die Geschichte des bemerkenswerten Erfolgs von Morey Bernstein begann schon in den fünfziger Jahren, genauer am Abend des 29. November 1952, als er sich entschloß, mit einer flüchtigen Bekannten namens Mrs. Virginia Tighe (später nur noch unter ihrem Pseudonym Ruth Simmons bekannt) einen außergewöhnlichen Hypnoseversuch zu unternehmen.

Ruth Simmons war zu ihm gekommen, weil sie Probleme mit Allergien hatte, und Bernstein hatte sie bereits zweimal hypnotisiert und dabei bemerkt, daß sie ungewöhnlich rasch und tief in Trance sank. An jenem Novembertag schrieb er in sein Tagebuch: „Heute abend will ich einen neuen hypnotischen Versuch machen, einen Versuch, wie ich ihn noch niemals unternommen habe. Das Medium ist Ruth Simmons.“

Der weitere Verlauf der Rückführungen, die zwischen November 1952 und Oktober 1953 an insgesamt sechs Abenden durchgeführt wurden, ist in Bernsteins Buch bis in sämtliche Einzelheiten dokumentiert, so daß wir sie an dieser Stelle nicht zu wiederholen brauchen. Die deutsche Ausgabe seiner Dokumentation faßt den „Fall Bridey Murphy“ wie folgt zusammen: 

Morey Bernsteins Protokoll einer Wiedergeburt dokumentiert einen der aufsehenerregendsten Erfolge der Psi-Forschung: die Rückführung einer jungen Frau über ihre Geburt hinaus in ein früheres Leben. ... Die zur Analyse ihres Unterbewußtseins in Tiefschlaf versetzte Amerikanerin Ruth Simmons berichtete vor verläßlichen Zeugen detailliert ihre Geschichte als junge Frau, die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Irland gelebt hatte. Ihr Name war Bridey Murphy.
 

Jeder Einzelheit ihrer Wort für Wort auf Tonband festgehaltenen Rückerinnerungen an ihr früheres Dasein wurde an Ort und Stelle mit wissenschaftlicher Sorgfalt und kriminalistischem Spürsinn nachgegangen. Sprachvergleiche, Kirchenbücher, Orts- und Personenbeschreibungen erwiesen klar die Unanfechtbarkeit von Bridey Murphys Schilderungen. Ruth Simmons konnte sie nicht nachgelesen, nicht auf telepathischem Wege empfangen, sondern nur erlebt haben. 

Dieser „Fall Bridey Murphy“ löste nach seiner Veröffentlichung und Vermarktung auf der ganzen Welt die heftigsten Diskussionen aus, und es läßt sich heute kaum mehr verstehen, zu welcher Hysterie er in den sechziger Jahren weltweit geführt hat. Hierzu schreibt Kurt Allgeier in „Niemand stirbt für ewig“: 

Morey Bernstein schrieb ein Buch und verkaufte in kürzester Zeit über eine Million Exemplare davon. Es gab Schallplatten mit den Sitzungsprotokollen. Es wurden Bridey-Murphy-Songs komponiert. Das beliebteste Party-Spiel hieß bald: Wer war ich in meinem früheren Leben? ...
 

[Aber:] In der kleinen Stadt Shorne in Oklahoma erschoß sich der 19jährige Zeitungsjunge Richard Swink. In einem Brief hinterließ er: „Ich muß es wissen! Ich kann nicht länger darauf warten. Ich muß die Wahrheit über die Wiedergeburt erfahren!“
 

Und was ist von der ganzen Bridey-Murphy-Sensation geblieben? Eine tiefunglückliche Virginia Tighe [Ruth Simmons], die nirgendwo mehr Ruhe fand, mochte sie ihren Wohnsitz auch noch so oft wechseln...
 

„Ich weiß, daß an der Sache mit Bridey Murphy irgend etwas dran sein muß. Doch das hat meine Lebenseinstellung in keiner Weise beeinflußt.“ So bekennt Virginia Tighe, die aus der ganzen Geschichte nicht den geringsten Vorteil für sich ziehen konnte... (S. 153f.)

Und: 

Trotzdem hat Morey Bernstein mit seinen Hypnose-Experimenten eine Tür aufgestoßen und viele Wissenschaftler gezwungen, sich mit dem Thema Wiedergeburt zu befassen. Viele tausend Ärzte, Psychotherapeuten, Hypnotiseure begannen in der ganzen Welt, Bernsteins Rückführungsexperimente aufzugreifen und selbst zu erproben.
 

Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit behaupteten nicht nur ein paar einzelne, sondern viele Hunderttausende: „Ich weiß, wer ich in meinem früheren Leben gewesen bin.“ Mit Morey Bernsteins Erfolg schien die Rückführung in ein früheres Leben, das Aufwecken der Erinnerung daran, beliebig oft und wohl auch für jeden wiederholbar geworden zu sein. (S. 154f.) 

Der Fall Bridey Murphy zeigte also insbesondere zwei Dinge:

1. Die Faszination der hypnotischen Rückführungen und

2. die damit verbundenen Grenzen und Gefahren.

Denn man begann in den siebziger Jahren allmählich zu erkennen, daß die Rückführung nur um der Rückführung willen letzten Endes sinnlos, ja sogar gefährlich ist. Man mußte also einen Schritt, genauer noch zwei Schritte weitergehen. Die Schritte dieser Entwicklung möchte ich am Beispiel Thorwald Dethlefsens, des im deutschen Sprachraum wohl bekanntesten Reinkarnationsforschers, illustrieren.

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