REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 7: MODERNE REINKARNATIONSFORSCHUNG

Esoterik und Reinkarnation als Modeerscheinung?

Bevor ich auf diese Themen im einzelnen eingehe, möchte ich zunächst die berechtigte Frage stellen: Ist die Esoterik, und im Besonderen die Beschäftigung mit der Reinkarnation, nur eine kurzlebige Modeerscheinung unserer oberflächlichen Zeit, oder kann und muß sie auch mehr sein? –

Die Antwort: beides. Gewiß gehören Esoterik und Reinkarnation einerseits zu den Modeerscheinungen unserer Zeit, zum anderen aber geht es dabei auch um viel mehr.

Diese Antwort will so verstanden sein: Vieles von dem, was mit der esoterischen Welle seit rund dreißig Jahren an die Oberfläche und an die Oberflächlichkeit geschwemmt wird, muß – oder besser: darf glücklicherweise – als Modeerscheinung betrachtet werden.

Anderes dagegen ist durchaus nicht an Modeerscheinungen gebunden und beruht auf Werten und führt in Richtungen, die von echtem esoterischem Streben zeugen und die uns berechtigterweise von einer „Wendezeit“ und einem „Paradigmawechsel“ sprechen lassen. Was in diesem Zusammenhang also einmal mehr unbedingt erforderlich ist, ist ein Unterscheidungsvermögen, das vorübergehende Modeerscheinungen von echter, gelebter Esoterik zu trennen und abzugrenzen vermag.

Um dies zu verdeutlichen, möchte ich zum Einstieg eine kurze Betrachtung der esoterischen Modeerscheinungen der vergangenen drei Jahrzehnte anstellen. Dabei soll unser besonderes Augenmerk auf die Beschäftigung mit dem Phänomen der Reinkarnation gerichtet bleiben, da an diesem Beispiel die gesamte Entwicklung dessen aufgezeigt werden kann, was man heutzutage unter „Esoterik“ versteht.

Am Schluß dieses Kapitels werde ich noch einmal in einer detaillierten Betrachtung sowohl auf die traditionelle als auch auf die moderne Bedeutung der Esoterik eingehen.

Die esoterischen Modeerscheinungen der siebziger Jahre.
Die esoterischen Modeerscheinungen der siebziger Jahre ließen sich wohl am treffendsten mit den folgenden drei Stichworten zusammenfassen: • Sensationelle Psi-Phänomene, • Nervenkitzel und • Weltflucht.

In dieser Anfangszeit der zeitgenössischen Esoterik begannen sich plötzlich Millionen von Menschen in Europa und Amerika für eine Vielzahl von nervenkitzelnden parapsychologischen Phänomenen zu interessieren, die man bald unter dem Sammelbegriff „Psi-Phänomene“ zusammenfaßte.

Es war eine Zeit der Suche nach billigen Sensationen und auch eine Zeit der Weltflucht, in der sich die neuen „Esoteriker“ bewußt oder unbewußt vor der grobstofflichen Realität in zahlreiche feinstoffliche Scheinwelten zurückzogen.

Man beschäftigte sich mit Themenkomplexen wie außersinnlichen Wahrnehmungen (Telepathie, Hellsehen, Hellhören, Klarträume usw.), außerkörperlichen Erfahrungen (Separationen, Autoskopie, Astralreisen usw.) oder „übernatürlichen“ Kräften (Materialisationen, Psychokinese, Telekinese usw.) sowie mit Spiritismus und Exorzismus (Kontakte zu Verstorbenen, Kontakte zu „Außerirdischen“ usw.) und sogar mit schwarzer Magie (Gewinnen von feinstofflicher und grobstofflicher Macht über andere Menschen).

Im Bereich der Reinkarnationsforschung waren es in dieser Zeit hauptsächlich die unzähligen Berichte über Erfahrungen in Todesnähe sowie über sensationelle hypnotische Rückführungen, die von sich reden machten.

Auf dem Buchmarkt erschienen buchstäblich Tausende von entsprechenden Rückführungsprotokollen, doch beschränkte sich bei den meisten Lesern die Beschäftigung mit dem Thema der Reinkarnation vorerst fast ausschließlich auf Spekulationen über die eigenen vergangenen Leben.

Mit anderen Worten, in dieser ersten Phase der Beschäftigung mit dem Reinkarnationsphänomen stand zunächst nur die Faszination über die Existenz früherer Leben sowie über die Möglichkeit hypnotischer Rückführungen in diese früheren Leben im Vordergrund.

Die esoterischen Modeerscheinungen der achtziger Jahre.
Zu den esoterischen Modeerscheinungen der achtziger Jahre gehören die folgenden drei Stichworte: • Ego-Trips, • Technologisierung und • Vermarktung.

Als direkte Antwort auf die „Weltflucht“ der siebziger Jahre stürz­ten sich die esoterisch interessierten Frauen und Männer nun immer mehr auf eine breite Palette von egozentrischen „Selbsterfahrungs“-Trips. Immer häufiger wurden irgendwelche Lebenshilfemethoden („Autogenes Training“ durch Autosuggestion bzw. Selbsthypnose, „Positives Denken“ usw.) – mit Zielen wie mehr Erfolg im Berufs- oder im Sexleben – angeboten.

Oder man versuchte sich in einer Vielzahl alter fernöstlicher oder auch neu entwickelter Heil-, Entspannungs- und Therapiemethoden, die sich allesamt durch starke Betonung des Körpers und der eigenen Sinnlichkeit auszeichnen (verschiedene Massage- und Atemtechniken, Bioenergetik, Polarity, Rebirthing, Akupunktur, Akupressur, Shiatsu, Reiki, Rolfing, auch Geistheilungen, Channeling usw.).

Daneben waren auch eine aufdringliche Technologisierung der Therapieformen (computergesteuerte Beruhigungsbrillen, „Mind- und Brain-Machines“, „Samadhi-Tanks“, „Bio-Feedback“ usw.) sowie ein allgemeiner Trend zur kommerziellen Vermarktung der Esoterik zu beobachten.

Im Bereich der Reinkarnationsforschung begann nun die Zeit der sogenannten Reinkarnationstherapie oder Regressionstherapie, das heißt des Versuchs einer therapeutischen Auswertung der vergangenen Leben zur Bewältigung von persönlichen Konflikten. Man begnügte sich nicht mehr damit, einfach nur Rückführungsprotokolle aneinanderzureihen, sondern man entdeckte vielmehr die große Chance, aus der Rückführung eine neue Therapieform zu gewinnen.

Zu diesem Zwecke wurden die verschiedensten hypnotischen und nichthypnotischen Rückführungstechniken entwickelt, doch all diese Methoden haben – und dies wurde bereits zu Beginn der neunziger Jahre immer deutlicher – einen gemeinsamen Nachteil, eine Grenze:

Zwar vermögen sie in einem gewissen Sinne die Existenz früherer Leben zu „beweisen“ (sofern es eines solchen Beweises überhaupt noch bedarf), wenn es aber um die Lösung konkreter psychischer oder physischer Probleme geht, so weisen sie gesamthaft betrachtet und entgegen den ursprünglichen Erwartungen eine enttäuschend geringe Erfolgsquote auf – kaum größer als die der herkömmlichen Psychotherapieformen.

Dies mag wohl in erster Linie nicht an der Methode selbst liegen, sondern vielmehr an der häufig sehr mangelhaften Bereitschaft der Klienten, im Hier und Jetzt tatsächliche Änderungen ihres Lebenswandels vorzunehmen.

Heute sind wir mit einer beinahe unüberschaubaren Fülle von Reinkarnationstherapeuten und ihren jeweiligen Methoden konfrontiert, was einerseits gewiß erfreulich ist, aber andererseits große Gefahren birgt. Denn leider ist es eine Tatsache, daß viele sogenannte Reinkarnationstherapeuten heute über eine nur sehr oberflächliche, in manchen Fällen geradezu lächerliche Ausbildung verfügen.

Es ist vergleichsweise leicht, die Techniken der Rückfüh­rung zu erlernen (manche lehren sie in einem einzigen Wochenend-Workshop!); doch es ist ungleich viel schwerer, mit der immensen Verantwortung, die man als Mensch und als Therapeut auf sich nimmt, wenn man andere Menschen in frühere Leben zurückbegleitet, in qualifizierter Weise umzugehen.

Dem interessierten Zeitgenossen kann in dieser Situation nur geraten werden, sich frei von oberflächlicher Neugierde und Sensationslust und mit möglichst kritischem Unterscheidungsvermögen mit der Regressionsszene auseinanderzusetzen. Als Regel gilt: Es ist besser, keine Rückführung und keine Therapie zu machen, als sich in die Hände eines unqualifizierten, selbsternannten Therapeuten zu begeben.

Denn der Schaden, den ein Kurpfuscher anrichten kann, ist meist schwerwiegender als das ursprüngliche Problem und ist überdies auch nur sehr schwer und mit sehr großem zeitlichen und finanziellen Aufwand wieder zu beheben. 

Die esoterischen Modeerscheinungen der neunziger Jahre.
Die esoterischen Modeerscheinungen der neunziger Jahre lassen sich wohl am besten mit den folgenden drei Stichworten überschreiben: • Prophetie, • Beschäftigung mit höheren Wesen wie Engeln und • Ufologie.

Die Menschheit steht heute einer Vielzahl sowohl unübersehbar als auch unüberschaubar gewordener akuter Probleme gegenüber. Um nur einige Stichworte zu nennen: Zerstörung der Lebensgrundlagen durch Verbauung, sauren Regen, nukleare Abfälle, Ozonloch, Polverschiebung usw.; verheerendes Anwachsen der Wüstengebiete überall auf der Erde; Aussterben von Tier- und Pflanzenarten; Hunger und Vergiftung der Grundnahrungsmittel; Rohstoffverknappung; Wirtschaftszerfall, Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Verslumung; Angst vor dem Überwachungsstaat, Informationsstreß, Verblödung durch krankhaften Konsum elektronischer Massenmedien; Sinnentfremdung, Drogenmißbrauch, Alkoholmißbrauch und Medikamentenmißbrauch; Sittenverfall, unkontrollierbares Überhandnehmen von Kriminalität, Gewalt, Rassismus, Ausbeutung und Krieg; Allergien aller Arten, neue unheilbare Erkrankungen und Seuchen usw.

Das Bewußtwerden dieser Gefahren und Bedrohungen hat bewirkt, daß man sich in den vergangenen Jahren auch innerhalb der Esoterik zunehmend mit Zukunftsfragen und mit verschiedenen Methoden der Wahrsagekunst zu beschäftigen begann.

Das Forschen in der Zukunft wurde also zu einem der zukunftsträchtigsten Zweige der Esoterik. Die Beschäftigung mit Prophetie und Wahrsagerei, die bei den einen eher pessimistisch-apokalyptische Züge angenommen hat (Weltuntergang, Endzeit usw.) und bei anderen eher optimistische (Hoffnung auf die Wendezeit und ein anbrechendes esoterisches Zeitalter), umfaßt sowohl den individuellen Bereich (durch Astrologie, Tarot, Numerologie, I Ging, Pendeln, Geomantie, Hand- und Gesichtslesen, Graphologie, Traumdeutung usw.) als auch den kollektiven (durch alte Orakel, Nostradamus usw.).

Daneben beschäftigte sich ein anderer, ebenfalls boomender Zweig der zeitgenössischen Esoterik intensiv mit Ufos, Außerirdischen, Engeln und allgemein mit der Kontaktaufnahme zu intelligenten, nichtmenschlichen „höheren Wesen“ (durch Channelings u.a.).

Allen diesen Gebieten liegt, so unterschiedlich sie in ihrem Ansatz und in ihrer Zielsetzung im einzelnen auch sein mögen, doch ein gemeinsames Weltbild zugrunde: daß der Kosmos, in den wir Menschen eingebettet sind, voller mysteriöser Energien ist; daß diese Energien allesamt von höheren Personen beherrscht werden; daß sämtliche Energien und Personen innerhalb des Kosmos auf mysteriöse Weise miteinander verbunden sind und daß auch wir, durch die Gunst dieser höherstehenden Personen, Zugang zu den entsprechenden Energien bekommen und diese nutzen können.

Wohin all diese Bestrebungen führen werden – zu neuen, zukunftsweisenden Erkenntnissen und Konsequenzen oder wieder zur regressiven Flucht in Scheinwelten und Ego-Trips –, werden wohl erst die kommenden Jahre zeigen.

Zumindest im Bereich der Reinkarnationsforschung zeichnen sich positive Entwicklungen ab. Zunächst ist eine allmähliche Akzeptanz der Wiedergeburt in wissenschaftlichen und philosophischen (und sogar theologischen) Kreisen festzustellen.

Das heißt, man streitet sowohl unter den Experten als auch in der Öffentlichkeit immer weniger über die Richtigkeit der Reinkarnationslehre, die immer mehr als allgemeingültig anerkannt wird. Vielmehr versucht man, aus ihr praktische weltanschauliche Konsequenzen zu ziehen.

Welchen Herausforderungen sich die Reinkarnationsforschung des neuen Jahrtausends im einzelnen wird stellen müssen, gilt noch abzuwarten. Eine der großen, noch anstehenden Herausforderungen ist in diesem Zusammenhang sicherlich die Einsicht in die Notwendigkeit, sich aus dem Kreislauf der wiederholten Geburten und Tode zu befreien.

Dieses Thema soll im abschließenden Kapitel, Das Ende der Reinkarnation, behandelt werden. Zunächst einmal aber wollen wir einige statistische Untersuchungen zum aktuellen Reinkarnationsglauben sowie anschließend die historische Entwicklung der modernen Reinkarnationsforschung im 20. Jahrhundert betrachten.

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