REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 6: REINKARNATION IM CHRISTENTUM

Frohbotschaft oder Drohbotschaft? – Die kirchliche Erlösungslehre
ein Beitrag von Holger Kersten 

Der Freiburger Theologe Holger Kersten (*1951) ist der Autor des 1983 erstmals veröffentlichten, vielbeachteten Buches „Jesus lebte in Indien“, das inzwischen in zwölf Sprachen übersetzt wurde. In dieser Arbeit kommt er aufgrund sorgfältiger Studien der Evangelien sowie archäologischer und religionshistorischer Forschungsergebnisse zu dem Schluß, daß Jesus mit etwa 14 Jahren auf alten Karawanenstraßen nach Indien gezogen war, wo er unter anderem die vedischen Sanskritschriften kennenlernte und auch lehrte. 

Dogmatische Christen haben mir vorgeworfen, mit meinen Thesen bezüglich „Jesus in Indien“ dem Christentum das wesentliche Element zu entziehen, das alleine Trost und Hoffnung geben kann: die Erlösung von den Sünden (die das Leid in der Welt verursachen) durch den Sühneopfertod Jesu für alle Menschen, die sich zu ihm bekennen.

Doch gerade diese Form der Erlösungslehre wird von Jesus nirgends auch nur angedeutet und beruht ausschließlich auf Paulus (um 10–64). Paulus lehrt, daß die ganze Funktion Jesu nur in seinem Tod beruht, um durch sein Blut die Gläubigen von ihren Sünden, von ihrer Verlorenheit und von der Herrschaft des Satans zu befreien. Tatsächlich erwähnt Paulus in seinen Episteln nicht eine Silbe von dem, was Jesus gelehrt hat, und er gibt auch keines seiner Gleichnisse wieder, sondern verbreitet nur seine eigene Philosophie nach seinem eigenen Verständnis.

Was wir heute als Christentum bezeichnen, ist eine künstlich von Paulus geschaffene gesetzgebende Lehre, die man richtiger als Paulinismus bezeichnen muß. Der Religionshistoriker Wilhelm Nestle drückt das in seinem Buch „Krisis des Christentums“ (1947) so aus: „Christentum ist die von Paulus gegründete Religion, die an Stelle des Evangeliums Jesu ein Evangelium von Jesus setzt.“

Und der Theologe F. Overbeck schreibt in „Christentum und Kultur“ (1919): „Alle schönen Seiten des Christentums knüpfen sich an Jesus, alle unschönen an Paulus.“ Mit anderen Worten: Paulinismus ist die von Paulus arrangierte Mißdeutung und Verfälschung der wirklichen Lehre Jesu.*

Nach Paulus stehen alle Menschen von Anfang an unter dem Zorn Gottes (vgl. Eph 2,3) und sind ohne Ausnahme verloren (z.B. Röm 5,18; Kor 15,18), ohne Hoffnung und ohne Gott (Eph 2,12), denn Satan hat Macht über alle (Röm 3,9; Gal 3,22; Kol 2,14). Gegen alle Menschen besteht ein Verdammungsurteil Gottes (Röm 5,16).

So macht Paulus aus der Frohbotschaft Jesu seine eigene Drohbotschaft, aus der er allein den Ausweg zeigen kann. Indem sich der Mensch zur Lehre des Paulus bekennt, erhält er automatisch die Erlösung durch die Gnade Gottes!

In keiner anderen Religion ist die Todesangst so sehr gezüchtet worden wie im paulinischen Christentum. Paulus hat eine Angstreligion geschaffen, unter deren Drohungen die Christen sich hoffnungslos knechten ließen. Paulus wendet sich ab vom gütigen und liebenden, alles verzeihenden Gott Jesu und propagiert den Rachegott des Mose, indem er sagt, es sei „schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“

Das Schlimmste und Verwerflichste an der Erlösungslehre des Paulus ist aber die Aussage, daß der Mensch selbst nichts dazu beitragen kann, um zur Erlösung zu gelangen. „Durch keine eigenen guten Werke und durch keinen noch so guten Lebenswandel kann der Mensch gerechtfertigt, erlöst, mit Gott versöhnt werden.“ (vgl. Röm 3,24; 3,28; 9,16; Gal 2,16)

Denn nach Paulus ist es allein die Gnade Gottes, von der die Erlösung abhängt: „Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt –, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann.“ (Eph 2,8–9) Die paulinische Gnadenlehre besagt, daß deshalb Erlösung reine Gnade sei. Wir können nicht das geringste dazu tun (vgl. Röm 4,16; Eph 2,5; 2 Tim 1,9; Tit 3,5–7)

Was Paulus da verkündet, ist freilich sehr attraktiv, da bequem. Keine eigenen Anstrengungen sind nötig, um das Lebensziel zu erreichen, denn jeder Christ ist ein für allemal durch das Blutopfer Jesu am Kreuz erlöst worden. Das bedeutet, daß man also nur diesem „Verein“ beitreten und seinen „Vereinsbeitrag“ entrichten muß, und schon hat man damit alles getan, um sich für alle Ewigkeit einen Platz im Paradies zu sichern. Es ist kein Wunder, daß diese Lehre so viele Anhänger fand und sich schnell verbreitete – glaubt man doch leichter an das, was bequemer und sicherer zu haben ist.

Durch den einmaligen Bekehrungsakt ist der Mensch allein schon fertig erlöst, gerettet, ein Kind Gottes und ein völlig neues Wesen. Jeder Versuch, durch eigene Anstrengung an der Erlösung mitzuwirken, wird durch diese Lehre sogar als Schmälerung der Verdienste Jesu, als Ursünde bezeichnet, als verderblicher Selbsterlösungsversuch! Umgekehrt gilt jeder Mensch, mag er auch noch so gut und vorbildlich gelebt haben, nach dieser Auffassung als verloren, wenn er das Kreuzopfer nicht für sich persönlich als seine volle Erlösung dankend annimmt.

Die meisten Christen sind der Auffassung, mit der Realität dieser Lehre stehe und falle das Große und Einzigartige des Christentums. Dabei erweist sie sich als eine große Fiktion, die dem Denken Jesu völlig fern lag! Weder die Bergpredigt – das Kernstück der Botschaft Jesu – noch z.B. das Vaterunser, noch die von Jesus überlieferten Gleichnisse enthalten auch nur eine Spur dieser sogenannten christlichen Erlösungslehre!

So hätte Jesus wenigstens einen kleinen Hinweis auf das Entscheidende seines „Opfertodes“ für die Rettung der Menschheit geben müssen. Ein absichtliches Verschweigen widerspräche seiner Ethik voll und ganz.

Jesus selbst hat über seinen Weg und seine Lehre zur Befreiung des Menschen vom Leid keine imposanten Theorien von sich gegeben – er hat seine Lehre vorgelebt! Das Aufgeben von egoistischem Handeln, vorurteilsfreie Zuwendung, Toleranz, Geben und Teilen, das Leid anderer auf sich nehmen, also uneingeschränkte Liebe durch die Tat am Mitmenschen: Das ist der Weg, den Jesus zur Erlösung weist.

Auch im ständigen Kreislauf der Wiedergeburten kommt es einzig darauf an, sich durch entsprechendes Handeln allmählich allen Karmas zu entledigen, um letztlich in der Erlösung und durch die Gnade Gottes zurück zu Gott zu gelangen. Der Unterschied ist nur, daß gemäß der Reinkarnationslehre jedem Menschen mehr als eine Chance für diesen Weg gegeben wird.

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