REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Sechster Teil: DAS BAROCKZEITALTER

Das Barockzeitalter

Die auf die Renaissance folgende Epoche innerhalb der europäischen Kulturgeschichte wird als das Zeitalter des Barock (um 1600–1750) bezeichnet. In der Kunst und Architektur ist es die Zeit des Pompösen, Opulenten, Farbigen, Verschrobenen und Pathetischen, wäh­rend es in der Politik die Zeit des Absolutismus und der Entstehung der Nationalstaaten ist.

Die stärkste Ausprägung dieser Regierungsform finden wir beim französischen „Sonnenkönig“ Louis XIV. (1638–1715), dessen Ausspruch „Der Staat bin ich“ Sinnbild für diese Form absoluter Monarchie geworden ist.

Auch das Denken dieser Epoche zwischen dem Humanismus und der Aufklärung war geprägt durch ein konsequentes Streben nach klarer, übersichtlicher Gestaltung, nach harmonischem Aufbau, nach Ausgewogenheit aller Teile eines Ganzen. Dieses Streben wurde insbesondere in der immer bedeutender werdenden Mathematik geschult, fand seinen Ausdruck aber auch in Philosophie, Dichtkunst und Musik.

Die Philosophie des Barock ist gekennzeichnet durch die Vorherrschaft der Vernunft, die Suche nach einem umfassenden Gesamtsystem und den Versuch einer mechanischen und mathematischen Naturerklärung. So ist es nicht überraschend, daß die bedeutendsten Vertreter der Barock-Philosophie zugleich auch geniale Mathematiker waren:

Descartes ist der Erfinder der analytischen und der Koordinatengeometrie, Spinoza errichtete sein Denkgebäude more geometrico, „nach der Art der Geometrie“, Pascal begründete die Wahrscheinlichkeitsrechnung, und Leibniz führte als erster die Differentialrechnung ein. Ihre Denksysteme seien hier in der Folge kurz umrissen.

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Sechster Teil: DAS BAROCKZEITALTER

René Descartes – cogito ergo sum

Der Franzose René Descartes (1596–1650), der zuweilen als der „Vater der modernen Philosophie“ bezeichnet wird, suchte ein geschlossenes mathematisch-physikalisches Weltsystem zu errichten, wobei die Philosophie den Zugang eröffnen, die Prinzipien klären und die Erkenntniskriterien bestimmen sollte. Während seine Physik jedoch durch Isaac Newton verdrängt wurde, ist seine Philosophie bis heute wirksam geblieben. Sein Hauptwerk bildeten die „Meditationen über die Erste Philosophie“ (d.h. die Meta­physik; 1641), „worin über die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele gehandelt wird“.

Descartes’ Erkenntnisweg war der des „Zweifelns“ und In-Frage-Stellens. Um Gewißheit zu erreichen, muß nach Descartes der Philosoph zunächst alles bezweifeln, und dennoch ist er sich trotz dieses Zweifelns seiner Existenz als denkendes Wesen stets gewiß. So lautet denn auch der wohl berühmteste Satz Descartes’: cogito ergo sum – „Ich denke, also bin ich“.

Hierin wirft Descartes eine Frage auf, die den Gegenstand eines ganzen Zweiges der westlichen Philosophie bildet, den man später Ontologie oder die „Suche nach der wahren Natur des Seins“ nannte. Kurz gesagt, geht es um die Frage: Wer bin ich? Oder: Woran kann ich erkennen, daß ich existiere? Philosophen aller Zeiten haben versucht, eine Antwort auf diese Frage zu finden, und die These, die Descartes hier anführt, besagt, daß das grundlegende Merkmal der Existenz in der Kraft des Denkens bestehe (cogito ergo sum).

Diese Weltsicht, die das Rationale über alles betont und für die damalige Zeit charakteristisch war, wurde zuerst von Descartes in Worte gefaßt und zu einem philosophischen System ausgebaut.

Das nach ihm benannte kartesianische Denksystem prägte in der Folge über ein Jahrhundert lang die europäische Philosophiegeschichte, wurde jedoch später vor allem durch Immanuel Kant (1724–1804) relativiert, der die Unzulänglichkeit der menschlichen Vernunft in bezug auf die ontologische Fragestellung erkannte. Kant zeigte auf, daß es Bereiche der Wirklichkeit gibt, die mit der menschlichen Denkkraft nicht erfaßbar sind; eine ausschließlich auf das Denken gestützte Philosophie beraubte den Menschen gerade dieser Bereiche und schränkte damit seine ganzheitliche Erkenntnis ein.

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Sechster Teil: DAS BAROCKZEITALTER

Spinoza und Pascal

Einer der bedeutendsten Philosophen des Barock-Zeitalters ist der Holländer Benedictus Spinoza (1632–1677), der Sohn einer aus Spanien eingewanderten jüdischen Familie. Seine Werke, beeinflußt von Giordano Bruno und Descartes, wurden zu seinen Lebzeiten kaum beachtet oder bestenfalls verspottet, die katholische Kirche setzte sie auf den Index der verbotenen Bücher, und er selbst wurde mit jungen Jahren wegen „Irrlehren“ aus der jüdischen Synagoge ausgeschlossen.

Erst Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu einer positiveren Beurteilung Spinozas, dem Neospinozismus, der insbesondere Schelling, aber auch Herder und Goethe, Schopenhauer und Nietzsche beeinflußte.

Im Gegensatz zu Descartes, der eine deutlich dualistische Philosophie vertrat und einen persönlichen Gott anerkannte, stellt Spinozas Denken einen reinen Monismus dar und weist in seinem pessimistischen Grundton deutliche Ähnlichkeiten mit dem Buddhismus auf. Spinoza leugnete die Persönlichkeit Gottes und vertrat eine pantheistische oder gar atheistische Weltsicht. Für unsere Betrachtung des Reinkarnationsgedankens besitzt er allerdings keine Bedeutung.

Auch der französische Mathematiker, Theologe und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662), ein weiterer einflußreicher Barock-Philosoph, ging in seinem widersprüchlichen, zwischen mathematischer Logik und fanatischer Frömmigkeit und Gottergebenheit schwankenden Schaffen (Hauptwerk: „Pens¦es sur la religion“) nicht auf die Seelenwanderung ein.

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Sechster Teil: DAS BAROCKZEITALTER

Leibniz

Anders verhält es sich bei Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), der zu Recht als das größte deutsche und wohl auch als das letzte europäische Universalgenie bezeichnet werden darf und dessen Vielseitigkeit in der deutschen Geistesgeschichte ohne Beispiel geblieben ist. Er studierte bereits mit 15 Jahren an den Universitäten zu Leipzig und Altdorf, wo er mit zwanzig den Doktorgrad erlangte.

Leibniz gilt als der Begründer der neueren deutschen Philosophie, und neben dieser beherrschte er praktisch alle Wissensgebiete und leistete in fast allen Hervorragendes. So betätigte er sich als Rechtswissenschaftler (Rat im Mainzer Revisionsgericht), Historiker, Bibliothekar, Mathematiker (Differential- und Integralrechnung), Psychologe (Begriff der unbewußten Vorstellungen), Sprachwissenschaftler (Erforschung einer Ursprache), Erdgeschichtler u.a. Außerdem begründete er die Berliner Akademie der Wissenschaften (1700). Leibniz war bekanntermaßen ein Kenner der chinesischen und indischen Geisteswelt, und so finden wir in seinem philosophischen Schaffen einige bemerkenswerte Parallelen zu den vedischen Schriften.

Im Mittelpunkt seiner Philosophie steht die sogenannte Monadenlehre (aus griech. monas, „Einheit“), ein Begriff, der bereits von Giordano Bruno eingeführt und auch von Descartes verwendet worden war. Leibniz geht davon aus, daß genauso, wie eine Nation aus individuellen Personen besteht, auch das gesamte Universum aus einer unbegrenzten Anzahl aktiver Lebewesen, Monaden genannt, zusammengesetzt ist.

Er beschreibt eine Monade als eine punktförmige, bewußte, individuelle (also einmalige) Energiesubstanz, mit anderen Worten: eine Seele. Die große Gemeinschaft der Monaden erstreckt sich vom Menschen aus sowohl aufwärts als auch abwärts quer durch die gesamte Schöpfung: 

Daher gibt es nichts Ödes, nichts Unfruchtbares, nichts Totes in der Welt; kein Chaos, keine Verwirrung, außer nur scheinbare. ... Indessen darf man sich nicht einbilden, ... daß jede Seele eine Masse oder ein Stück Materie habe, welche ihr für immer zu eigen gehöre oder zugewiesen sei. ...

 

Vielmehr befinden sich alle Körper in einem immerwährenden Ab- und Zuflusse wie die Ströme, und es treten fortwährend Teile ein und aus. Daher wechselt die Seele den Körper nur allmählich und stufenweise, dergestalt, daß sie niemals auf einen Schlag all ihrer Organe beraubt ist. („Monadologie“, 69–72)

Sämtliche dieser individuellen Monaden entstammen aber einem gemeinsamen Urgrund, der höchsten Monade, die sich durch unendliches Bewußtsein und Allwissenheit auszeichnet (Gott). Gemäß Leibniz gab der Schöpfer der Welt in Seine Schöpfung eine bereits im voraus angelegte („prästabilierte“) Harmonie ein, so daß innerhalb des Universums eine vollkommene Vernunftmäßigkeit und eine logische Gesetzmäßigkeit herrscht.

Er sagt jedoch: „Die Welt ist keine Maschine. Alles in ihr ist Kraft, Leben, Denken, Wünschen.“ Im Gegensatz zu Spinoza, dessen Lehre er offen kritisierte, vertrat Leibniz also keine pantheistische oder atheistische Philosophie, sondern anerkannte die Existenz eines allmächtigen, allwissenden und allgütigen persönlichen Gottes.

Aus dieser in ihrem Grundzug zutiefst optimistischen Weltsicht ergibt sich jedoch folgerichtig das Problem der Theodizee, welches den zweiten Schwerpunkt im Leibnizschen Denken bildet. Seine wohl bekannteste, im Jahre 1710 in zwei Bänden erschienene Schrift „Theodizee“ (im Untertitel: „Betrachtung der Güte Gottes, der Freiheit des Menschen und des Ursprungs des Bösen“) wurde dann auch zum theologischen Grundwerk des 18. Jahrhunderts, und kaum ein europäischer Denker vor oder nach Leibniz hat diese Thematik in derart klarer und treffender Weise behandelt. Seine umfangreiche Argumentation sei hier nur in knappster Form wiedergegeben:

Den Ausgangspunkt bildet die Aussage, daß Gott bei der Schöp­fung der materiellen Welt unter allen möglichen Welten die beste erschaffen habe, was sich bereits aus der Definition Gottes ergebe. Denn wäre die geschaffene Welt nicht die bestmögliche, gäbe es also noch eine bessere, so müßte Gott diese entweder nicht gekannt ha­ben (dies jedoch widerspräche Seiner Allwissenheit), sie nicht zu schaffen vermocht haben (dies widerspräche Seiner Allmacht) oder aber sie nicht gewollt haben (dies hingegen widerspräche Seiner All­güte).

Hieraus ergibt sich die eigentliche Fragestellung der Theodizee: Warum gibt es in dieser Welt dann Leid, Unvollkommenheit und Sünde? – Leibniz’ Antwort: Die geschaffenen Wesen in dieser Welt kön­nen gar nicht anders als unvollkommen sein, denn wären sie voll­­kommen, so wären sie Gott gleich; unvollkommene Wesen aber be­sitzen auch unvollkommene Empfindungen, wie zum Beispiel jene des Leidens, und sie müssen in ihrer Unvollkommenheit unvermeid­lich auch fehlen und sündigen, vor allem da ihnen Gott die Gabe des freien Willens verliehen hat.

Auch nach der vedischen Philosophie sind die in der geschaffenen Welt bedingten Lebewesen a priori mit vier Mängeln behaftet, die sich nur schon aus der Tatsache ergeben, daß sie einen materiellen Leib angenommen haben. Diese vier Mängel oder Unvollkommenheiten der bedingten Seele sind: 

  1. Bhrama – die Tendenz, Fehler zu begehen („Irren ist menschlich“).

  2. Pramada – die Tendenz, sich zu täuschen, das heißt, unter dem Einfluß von Illusion (Maya) zu stehen.

  3. Vipralipsa – die Neigung, sowohl sich selbst als auch andere zu betrügen.

  4. Karanapatava – die Tatsache, unvollkommene Sinne und einen unvollkommenen Verstand zu besitzen. 

Die vedischen Schriften erklären, daß es für eine solcherart bedingte Seele innerhalb der materiellen Welt immer Unzulänglichkeiten, Fehler und Leiden geben wird, solange sie sich nicht durch einen Pfad der spirituellen Erhebung läutert und sich von den in ihrem Körper inhärent vorhandenen Mängeln befreit, indem sie sich in die transzendentale Welt erhebt, die vollständig jenseits des geschaffenen Kosmos liegt.

Diese transzendentale Welt wird als ewig (sat), voller Bewußtsein (cit) und voller stetig zunehmender Glückseligkeit (ananda) beschrieben, während die materielle Welt zwar harmonisch geschaffen wurde, dennoch aber vergänglich und leidvoll ist. Und die Tatsache, daß es hier Mängel und Leiden gibt, wird in diesem Lichte gar als positive Anregung gewertet, sich auf den Weg nach innen zu begeben.

Leibniz, der zur gleichen Schlußfolgerung gelangt ist, fragte: Woher wissen wir denn, daß der Hauptzweck der Welt darin besteht, daß der Mensch von seinem Leiden frei werde? Damit stellte er sich bewußt gegen die herrschende christliche Lehrmeinung, wonach Gott das Leiden in der Welt nur geschaffen habe, um den Menschen durch Jesus Christus wieder von diesem Leid zu erlösen. Diese Auffassung vom göttlichen Heilsplan ließ jedoch eine Vielzahl von Fragen unbeantwortet, weshalb Leibniz überhaupt die Diskussion über das Theodizeeproblem aufgriff.

Auf den Reinkarnationsgedanken geht Leibniz am konkretesten in einer seiner essentiellsten Schriften ein, nämlich „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ (1707). Hieraus seien einige Ausschnitte angeführt (in der Übersetzung von Ernst Cassirer, 1915): 

Nach dem neuen System befolgen Seele und Körper aufs vollkommenste die ihnen eigentümlichen Gesetze, während doch andererseits beide einander, soweit es nötig ist, gehorchen. Endlich habe ich, seitdem ich über dieses System nachdenke, gefunden, inwiefern die Tatsache, daß auch die Tiere Seelen und sinnliche Empfindungen besitzen, in keiner Weise gegen die Unsterblichkeit der menschlichen Seele spricht: ja wie vielmehr nichts geeigneter ist, unsere natürliche Unsterblichkeit zu sichern, als die Annahme, daß alle Seelen unvergänglich sind. (S. 35)
 

Wenn die Seelenwanderung nicht im strengen Sinne genommen wird, d.h., wenn man annehmen wollte, daß die Seelen den gleichen subtilen Körper bewahren und nur den gröberen Körper wechseln, so würde sie möglich sein, ja es ließe sich dann sogar der Übergang einer Seele in den Körper einer anderen Art, gemäß der Ansicht der Brahmanen und der Pythagoreer, denken. (S. 244)
 

Wenn nun dieser Übergang der Seelen wahrhaft stattfände, wenigstens in der vorher von mir erläuterten möglichen Weise, daß nämlich die Seelen, indem sie feine Körper behielten, plötzlich in andere gröbere Körper übergingen, so könnte es immerhin sein, daß irgendein Moderner das gleiche Individuum wie Nestor oder Sokrates wäre, ja daß jemand, der tief genug in sein Wesen eindringen würde, diese Identität zu erkennen vermöchte: auf Grund der Eindrücke und charakteristischen Merkmale, die in ihm von allem dem, was Nestor oder Sokrates getan haben, zurückgeblieben sind und die ein höherer Geist, wenn er scharfsinnig genug hierzu wäre, auch in ihm lesen könnte. (S. 253)

 

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Sechster Teil: DAS BAROCKZEITALTER

 

Henry More

Schließlich sei unter den Barockphilosophen der englische Dichter Henry More (1614–1687) genannt, der zu den sogenannten „Platonikern der Schule von Cambridge“ gehörte und dessen Werk ebenfalls eindeutige Aussagen in bezug auf den Reinkarnationsgedanken enthält.

Auch in seinem Denken finden wir eine Monadenlehre, wobei More (wie Leibniz) die Monaden als beseelte Individuen auffaßte, im Gegensatz zu Descartes, der sie als mechanische Korpuskeln dachte (hierzu ist ein Briefwechsel zwischen More und Descartes aus den Jahren 1648/49 überliefert). In seinem Essay „The Immortality of the Soul“ („Die Unsterblichkeit der Seele“) schreibt er: 

Wenn es für die Seele des Menschen überhaupt gut ist zu existieren, dann je früher desto besser ... Weshalb die Präexistenz der Seele eine notwendige Folge der Weisheit und Allgüte Gottes ist ... Das Antlitz der Vorsehung in der Welt paßt sehr gut zu dieser Vorstellung, da nichts so natürlich und selbstverständlich jene Dinge erklärt, die dem menschlichen Dasein so große Probleme bereiten, wie eben diese Hypothese: daß die Seele bereits in einem anderen Körper existiert hat ... und daß sie sich durch ihr eigenes Wesen allerlei Elend und harten und traurigen Schicksalsschlägen ausgesetzt sieht, als selbst auferlegte Strafe, als Krankheit, die von den unzähligen Verirrungen ihrer eigenen Abtrünnigkeit herrührt.

 

Welcher Schlüssel öffnet dieses verworrene Geheimnis, woher die fatale Aversion mancher Menschen gegen alles Religiöse und Tugendhafte stamme, ihre Dummheit und Stumpfheit und ihre unbezwingbare Trägheit in diesen Dingen bereits von Kindheit an und ihre unverbesserliche Neigung, allen möglichen Lastern zu frönen? ...

 

Welch traurige Trugbilder müssen die Wege der göttlichen Vorsehung bewölken und verfinstern und sie gänzlich unverständlich scheinen lassen, solange die hier behandelte Hypothese kein Licht auf diese Finsternis wirft? ...
 

Und da diese Hypothese in sich selbst vernünftig ist, so hat sie auch die Zustimmung aller Philosophen aller Zeiten gefunden und eines jeden Zeugnisses, das die Seele des Menschen je für unkörperlich und unsterblich gehalten hat. In welches Land der Erde, das je für Weisheit und Literatur berühmt war, wir also unser Auge lenken – unter den Weisesten aller Nationen finden wir Verfechter dieses Gedankens.

 

In Ägypten, dieser ältesten Nährmutter aller geheimen Wissenschaften, blühte diese Lehre in den weisesten Köpfen der Zeit, wie die Fragmente des Trismegistos ausreichend be­zeugen...Eine Ansicht, nicht nur unter den Gymnosophisten und anderen Weisen Ägyptens, sondern auch unter den Brahmanen Indiens, den Magis des alten Babylon und Persien ...

 

Hierzu ließe sich die verworrene Philosophie der Juden fügen, die sie ihre Kabbala nennen, wo die Lehre der Präexistenz der Seele einen beträchtlichen Raum einnimmt, zu welcher sich die Gelehrtesten der Juden bekennen ...
 

Auch Zarathustra, Pythagoras, Epicharmus, Cebes, Euripides, Platon, Euklid, Philo, Vergil, Marcus Cicero, Plotin, Iamblichus, Proclus, Boethius, Psellus und viele andere, die alle aufzuzählen wohl zu lange dauerte. Und stünde es an, auch Kirchenväter unter die Philosophen zu reihen, fügten wir dieser Liste noch Synesius und Origenes hinzu, wovon letzterer gewiß das größte Licht und Bollwerk war, das die Christenheit je gekannt ...

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