Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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18. Vom richtigen Hören

    Wie schwer und gleichzeitig wie äußerst wichtig richtiges Hören ist, mag nachfolgendes Beispiel verdeutlichen:

    Als ich kürzlich alte Tonbänder aus der Anfangszeit meiner Einspielversuche hervorholte, um sie jetzt, im Stadium meiner fortgeschritteneren Erfahrung, einer nochmaligen Prüfung zu unterziehen, erlebte ich eine große Überraschung.

Ich hörte das Band ab, auf dem ich zum erstenmal mit Radio einspielte, nachdem ich vorher über einen langen Zeitraum hinweg immer nur die Mikrofonmethode benutzt hatte. Ich erinnerte mich deutlich, daß ich damals sehr mutlos war, weil ich trotz Radioeinspielung auf dem ganzen Band keine einzige Stimme entdecken konnte.

Wir waren zu dritt gewesen, und auch die zwei anderen Teilnehmer waren damals ziemlich enttäuscht.

    Jetzt, als ich das Band nochmals ablaufen ließ, hörte ich auf Anhieb paranormale Stimmen.

Gleich zu Anfang, als ich der Hoffnung Ausdruck gebe, einen Kontakt mit dieser Methode herstellen zu können, ist deutlich vernehmbar:

1/20: d i e  ist schon maßgeblich
Wahrscheinlich ist das eine Bestätigung dafür, daß die Radiomethode bessere Stimmen bringt.

Als eine Teilnehmerin eine Angehörige ruft, erklingt eine lebhafte Stimme:
1/42: ich rufe d ic h,

jedoch eine andere Wesenheit scheint nicht durchzukommen. Als sie gebeten wird, zu sprechen, stellt eine Stimme bedauernd fest:
1/50: kann ja nicht

Das Anrufen einer weiteren Jenseitigen wird kommentiert mit:
1/68: sie kommt

Die Mutter einer Teilnehmerin stellt fest:
1/78: ich höre - ich komme

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Und als ich etwas resigniert über unsere vermeintlichen Mißerfolge spreche, ermuntert eine Stimme:
1/133: versuchs mal  w e i t e r !

Diese Einspielung war also keineswegs ein Mißerfolg, nur hatten wir drei Ungeübten keine einzige Stimme mitbekommen. Ein eklatanter Beweis dafür, wie ungeschult unser Gehör zu diesem Zeitpunkt noch war.

    Wenn KONSTANTIN RAUDIVE und FRIEDRICH JÜRGENSON behaupten, daß sie für zehn Minuten Einspielung eine Stunde zum Abhören brauchen, so ist damit wohl genug gesagt.

    Jedoch - man kann es auch übertreiben. Auch ich saß früher stundenlang vor dem Gerät, immer wieder vor- und zurückschaltend, um unklare Worte, eine leise Stimme zu identifizieren.

Der Anfänger, der noch nicht das Glück hat, hörbare Stimmen einzuspielen, versucht unter allen Umständen, jedes vage Geflüster zu ergründen, jedes gehauchte Wort auszuloten, jedes Geräusch als Stimme zu entlarven.

Das ist zwar verständlich, aber es kommt dabei leicht zu einem Wunschdenken, das nicht zur Realisierung der Stimmen beiträgt, sondern sie in Frage stellt. Der Experimentator, der bereits deutliche Einspielungen erhalten hat, solche, an denen es nichts zu deuten und zu zweifeln gibt, wird großzügig auf unverständliches Gemurmel und nicht als einwandfrei paranormal festzustellende Stimmen verzichten.

    Doch niemandem, der sich ernsthaft mit den Tonbandstimmen befassen möchte, bleibt die unermüdliche Schulung des Gehörs erspart. Man kann es nicht erzwingen und von heute auf morgen erlernen, sondern muß wohl oder übel je nach dem Grade seiner Hörfähigkeit wochen- oder monatelang üben.

Es gibt leider auch Fälle, bei denen jedes Training zwecklos ist, wo ganz einfach die Voraussetzungen fehlen.

    Ein Mensch, dessen Hörfähigkeit unter der Grenze des Normalen liegt, muß sich damit abfinden, daß Tonbandstimmenexperimente für ihn unbefriedigend ausfallen.

    Im Grunde genommen hören wir alle sehr oberflächlich, und bei vielen Menschen ist der Gehörsinn durch ständige Überbeanspruchung, sei es im Beruf oder in der privaten Umgebung, schwer geschädigt. Man muß, wie sich JÜRGENSON ausdrückt, das "Lauschen" wieder erlernen.

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    Zu einem früheren Zeitpunkt galt die Meinung, daß Anfänger das Gehör zunächst mit Mikrophonstimmen schulen sollten, bevor sie sich mit der sehr viel mühevolleren und komplizierteren Radiomethode auseinandersetzen.

Doch die Erfahrung lehrt, daß Mikrofonstimmen meist sehr leise sind und daß auch weniger durchkommt, diese Methode demnach als unergiebig betrachtet werden muß. Sich mit ihr einüben zu wollen, kann daher nicht als sinnvoll gelten. Die Radiostimmen manifestieren sich in einer etwas anderen Form als die Mikrofonstimmen, weshalb es niemandem erspart bleibt, sich auf ihre individuelle Art einzustellen.

    Auch JÜRGENSON gab in seinem letzten Interview in England bekannt, daß er die Mikrofonmethode für überholt hält. Es ist daher wohl unzweckmäßig, das Hören durch diese Methode erlernen zu wollen.

Wenn man monatelang vor dem Tonband sitzt und nur hin und wieder ein Wort zu hören bekommt, kann man richtiges Hören nicht erlernen. Auch wenn man als Anfänger befürchtet, paranormale Stimmen von Radiosendungen nicht unterscheiden zu können, sollte man trotzdem diese Einspielart praktizieren, denn nur so wird man allmählich Jenseitsdurchsagen von Radiosendungen unterscheiden lernen.

    Nachdem Tonbandstimmen ein akustisches Phänomen darstellen, ist es sehr schwierig, durch Beschreibung allein einen richtigen Eindruck zu vermitteln. Erst beim Abhören von Stimmen wird die ganze Komplexität des Phänomens deutlich.

Auf einer Kassette, die vom Hermann-Bauer-Verlag in Freiburg bezogen werden kann, wurden deshalb Stimmenbeispiele von verschiedenen Experimentatoren gesammelt. (FRIEDRICH JÜRGENSON. KONSTANTIN RAUDIVE. FRANZ SEIDL. FIDELIO KÖBERLE. ALFRED KROLL. HILDEGARD SCHÄFER u. a.) Für Personen, die mit eigenen Einspielversuchen beginnen wollen, ist das Studium dieser mit verschiedenen Methoden eingespielten Stimmen unerläßlich.

    Der Charakter der Stimmen muß dem Ohr erst geläufig werden. Dies dauert eine gewisse Zeit, und wer die hierfür notwendige Geduld nicht aufbringt, dürfte sich ohnehin für das Experimentieren nicht eignen, denn das Abhören von Einspielungen erfordert sehr viel Ausdauer. Wer über zu wenig Zeit verfügt oder seine Freizeit

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dafür nicht opfern möchte, sollte sich ernsthaft prüfen, ob er überhaupt damit beginnen will.

    Das wichtigste beim Abhören ist die Konzentration. Jeder abgleitende Gedanke kann bewirken, daß eine Stimme überhört wird. Man muß jeden Augenblick mit allen seinen Sinnen ganz dabei sein, am besten mit geschlossenen Augen hören, um sich von der Umgebung oder den eventuell anwesenden Teilnehmern zu distanzieren.

Beim Weghören von nur wenigen Sekunden kann uns bereits eine Stimme verlorengehen, wie ZENTA MAURINA, die Lebensgefährtin RAUDIVES. so schön sagte: "Wie eine Schneeflocke wegschmilzt, die wir nur eine flüchtige Sekunde auf unserer Hand verspüren."

    Deshalb ist es notwendig, eine Einspielung nicht nur ein einziges Mal, sondern mehrmals abzuhören. Da Einspielversuche meistens abends vorgenommen werden, ist die Abhörfähigkeit zu vorgerückter Stunde naturgemäß nicht mehr die beste. Je fortgeschrittener der Abend, desto weniger wird gehört.

    Es fehlen dann die psychische Bereitschaft und die physische Wachheit. Diese Erfahrung bestätigt sich bei jedem Einspielabend. Nochmaliges Abhören soll deshalb möglichst in die Früh- oder Vormittagsstunden verlegt werden, an denen man noch frisch und aufnahmefähig ist.

Nur ein ausgeruhtes Gehör kann die Stimmen erfassen. Es ist deshalb auch nicht richtig, abzuhören, nachdem man tagsüber mit nerven tötenden Geräuschen konfrontiert wurde, wenn man beispielsweise stundenlang auf der Schreibmaschine gehämmert oder sich im lärmenden Gewühl einer Großstadt aufgehalten hat.

Wir müssen uns vor dem Abhören unbedingt erst sammeln und zur Ruhe kommen, um auf die besondere Kadenz der Stimmen eingehen zu können.

    Die paranormalen Einblendungen manifestieren sich verschieden. Wir müssen demnach auch unser Gehör auf verschiedene Klangstufen und Rhythmen einstellen. Wir müssen differenziert hören lernen.

    Am leichtesten sind die in den Redepausen dazwischengestreuten Sätze zu verstehen. Als Redepause gilt sowohl eine Pause beim Sprechen des Experimentators und seinen Teilnehmern, als auch die

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Pausen bei den Rundfunksprechern. Es muß deshalb immer wieder darauf hingewiesen werden, sehr langsam zu sprechen und viele Pausen einzulegen. Nicht nur Pausen, die grammatikalisch durch Interpunktionen bedingt sind, sondern auch Pausen während eines durchgehenden Satzes.

    Beispiel für richtiges Sprechen mit Pausen:

"Liebe Jenseitigen, - - - wir sind heute, - - - am 1. Mai 1977 - - - um 18 Uhr 30, - - - wieder hier in - - - versammelt, - - - um mit euch - - - Kontakt aufzunehmen. - - - Wir grüßen euch - - - und bitten euch, - - - mitzuhelfen, - - - eine Verbindung herzustellen."

    Wenn sich hier bei dieser kurzen Ansprache bereits Jenseitige melden sollten, könnte das in dieser Form geschehen:

"Liebe Jenseitigen, - - - wir sind heute, - - - am 1. Mai 1977 - - - um 18 Uhr 30, - - - wieder hier in - - - versammelt, - - - um mit euch - - - Kontakt aufzunehmen. - - - Wir grüßen euch - - - wir begrüßen - - - und bitten euch, mitzuhelfen, - - - wir sind da - - - eine Verbindung herzustellen.

    Wenn sich Stimmen zwischen solchen Pausen bemerkbar machen,  sprechen sie meistens sehr schnell, wahrscheinlich um diese Sprechlücken ganz rasch zu nützen. Diese oft blitzgeschwind hingeworfenen Worte sind selten auf Anhieb zu verstehen. Man muß sie Wort für Wort nach und nach erarbeiten, bis sich das Ohr an das beschleunigte Sprechtempo gewöhnt hat.

    Eine andere Art der Manifestation ist die Umformung. Die Jenseitigen benützen beispielsweise den Text eines Radioansagers und verwandeln einige Worte daraus. Es ist daher sinnvoll, eine Radiosendung in einer Sprache einzuschalten, die man nicht versteht, um die Umwandlungen besser heraushören zu können.

Es hat sich inzwischen gezeigt, daß wir die besten Einspielungen bei russischen oder anderen slawischen Sendern erhalten. Diese Sprachen spricht niemand in unserem Kreis, und es gelingt uns meist ohne große Schwierigkeit, eine solche Verfremdung in einem Satz zu erkennen.

Wichtig ist in diesem Fall, Rhythmus und Timbre des Sprechers vor und nach der Umformung genau zu verfolgen, um Täuschungen auszuschließen. Es kommt vor, daß sich ganz plötzlich inmitten eines Satzes die Stimme ändert und in einer anderen

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Klangfarbe rasch ein paar deutsche Wörter eingeschoben werden, worauf der Sprecher dann wieder wie üblich in seinem normalen Vortrag fortfährt. Nach einiger Zeit wird  man unschwer die transformierten Sätze, die nichts mit dem Radioprogramm zu tun haben, herausfinden.

    Manche Stimmen melden sich flüsternd, und manchmal sind sie so nahe, als stände der Sprecher neben uns und würde direkt in das Mikrofon hineinhauchen.

    Wieder andere Stimmen scheinen aus dem Hintergrund zu kommen, man hört sie förmlich hinter dem Radioprogramm oder hinter der Sprache des Experimentators. Sie tauchen auf wie aus weiter Feme, transzendent-imaginär, und klingen oft auch wie ein Echo. Sie können auch gleichzeitig mit dem Radioprogramm oder gleichzeitig, wenn der Experimentator ins Mikrofon spricht, auftreten.

    Dann allerdings ist ihre Dechiffrierung sehr mühevoll und anstrengend. Dem oberflächlichen Hörer entgleiten diese Stimmen mit Sicherheit.

    Der Mensch ist kaum fähig, diese sehr unterschiedlichen Sprecharten der Wesenheiten schon durch einmaliges Abhören registrieren zu können. Eine derartige Flexibilität des Gehörsinns ist äußerst selten. Es ist deshalb ratsam, nicht auf alle Möglichkeiten zugleich zu achten, sondern vielmehr seine ganze Konzentration auf eine bestimmte Stimmeneinblendung auszurichten. Beim ersten Abhören beispielsweise richte ich mein ganzes Augenmerk auf Wörter und

Sätze in den Pausen, und vielleicht versuche ich auch noch, Umformungen aufzuspüren. Beim wiederholten Abhören stelle ich dann mein Gehör ausschließlich auf Flüsterstimmen und Hintergrundstimmen ein.

    Der unkonzentrierte Hörer hört nur vordergründig. Er horcht am Anfang zu sehr auf seine eigene Stimme und den Kommentar des Rundfunksprechers. Erste Voraussetzung ist deshalb, auch das Weghören zu erlernen. Man darf sich weder von seinen Selbstgesprächen irritieren, noch durch das Radioprogramm ablenken lassen. So eigenartig es auch klingen mag, man muß seinen Gehörsinn umschulen, seine Konzentration in andere Bahnen lenken.

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    Erst in zweiter Linie, wenn man bereits einen dazwischengeworfenen Satz registrieren konnte, muß man darauf   achten, was man selber gesprochen hat, um festzustellen, ob die paranormale Stimme eventuell eine bezugnehmende Antwort gegeben hat.

    Genauso ist es bei Umwandlungen. Glaubt man, eine Umformung in einem ausländischen Sender entdeckt zu haben, muß man unbedingt die ganze Passage abhören, um herauszufinden, ob die wahrgenommene Stimme tatsächlich in einer anderen Sprache spricht oder ob die Worte nicht doch zu dem laufenden Text gehören und nur von unserem Wunschdenken anders gehört werden wollen.

Es gibt in Fremdsprachen Wörter, die deutschen Wörtern zwar ähnlich sind, aber etwas ganz anderes bedeuten. Sie erwecken den Verdacht der Paranormalität und verleiten zu Trugschlüssen. Wer zu leichtgläubig und unkritisch vorgeht, fällt schnell einem Irrtum zum Opfer.

    Jeder, auch der beste Experimentator mit dem besten Gehör, kann sich irren, davon habe ich mich schon wiederholt überzeugen können. Kein Mensch ist ganz frei vom sogenannten Wunschdenken. Jedes Ohr ist vorrangig auf seine Muttersprache und auf ganz bestimmte Namen eingestellt, weshalb es gilt, ganz besonders bei Umformungen wach und kritisch zu sein.

    Auch mir und meinen Kreisteilnehmern ist eine solche Täuschung schon passiert. Beim Abhören einer Einspielung vernahmen wir einen leisen schönen Gesang aus dem Hintergrund, den wir so deuteten: "Heli, I love you - Heli, I live you".

    Wir freuten uns verständlicherweise über diese Gesangspartie, aber ich muß gestehen, daß es mir doch zu schön klang, um wahr zu sein. Der Stachel des Zweifels ließ mich nicht los. Daß dieser Zweifel berechtigt war, sollte ich bald darauf durch einen Zufall erfahren. Oder war es vielleicht gar kein Zufall?

    Ich kaufte in meinem Elektrofachgeschäft ein neues Tonband, und eine andere Kundin wollte eine Schallplatte haben. Die Verkäuferin ließ den Anfang der gewünschten Platte ablaufen und ich hörte zu meiner Überraschung eine bekannte Stimme und eine bekannte Melodie. Dieselbe Stimme und dieselbe Melodie, die wir

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auf unserem Band als Umformung zu erkennen glaubten. Nun aber hörte ich den richtigen Text: "Baby, I live you - Baby, I live you." So etwas kann vorkommen, niemand ist dagegen gefeit. -

    Es muß aber betont werden, daß es durchaus auch eine Umformung hätte sein können, daß der Schlager dafür benützt worden wäre, aus Baby eine Heli zu formulieren. Auch bei Jürgenson oder Seidl ist es oft der Fall, daß bei genauem Hinhören eine Musikpassage mit einem anderen als dem Originaltext, also einem paranormalen Text versehen wird.

    In meinem Fall handelte es sich aber eindeutig um  k e i n e  Umformung.

    Wichtig ist, daß man einen solchen Irrtum erkennt und um so wachsamer wird. Für die Faktizität des Phänomens an sich spielt es keine Rolle, ob man sich hin und wieder einmal beim Abhören irrt.

Man darf nur nicht starrköpfig auf einer einmal gefaßten Meinung beharren und muß offen auch für andere Deutungen sein. Auf zweifelhafte Einspielungen sollte man großzügig verzichten, denn es bleiben genug einwandfrei verifizierbare Durchsagen, an denen es nichts zu deuteln und zu rütteln gibt.

Umgekehrt kann es aber auch passieren, daß man eine paranormale Umformung, und das besonders bei Gesangsdarbietungen, nicht wahrnimmt. Auf meinem Tonband sang einmal CHARLES AZNAVOUR ein französisches Chanson.

Erst nach oftmaligem Abhören fiel mir auf, daß sich AZNAVOZRS Stimme mitten im Lied plötzlich veränderte und auf deutsch sang: "'s ist so besser, wir können sprechen!" - um dann wieder in das alte Timbre zu verfallen und das Chanson in Französisch zu Ende zu singen.

    Wahrscheinlich bezog sich diese Aussage auf meine Umschaltung von Sprache auf Musik.

    Wenn die Entscheidung, ob paranormal oder nicht, zu schwierig ist, bleibt nur die Alternative, entweder eine Person zu bemühen, die diese Fremdsprache beherrscht, oder generös die tatsächliche oder eingebildete Verfremdung zu übergehen. Es ist immer noch besser, eine Stimme unberücksichtigt zu lassen, selbst wenn sie möglicherweise paranormal ist, als Stimmen aufzuzeichnen, die nicht beweiskräftig sind.

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    Eine noch weitaus größere Konzentration ist erforderlich, wenn wir mit Psychofon einspielen. Nachdem das Psychofon eine Art Breitbandempfänger ohne Trennschärfe ist, können verschiedene Sender gleichzeitig durchkommen.

Wir müssen hier noch viel mehr unterscheiden lernen, weshalb es für den Anfänger nicht ratsam ist, sofort mit Psychofon zu arbeiten. Das würde ihn nur verwirren. Erst wenn man sich über die Struktur, den Rhythmus und die Klangfarbe der Jenseitsstimmen im klaren ist und genügend Erfahrungen im Abhören gesammelt hat, sollte man sich an das Psychofon wagen.

Es ist hier notwendig, nicht nur einen Sender, sondern meist mehrere, die sich dazwischendrängen, genau zu verfolgen und streng zu prüfen, ob das Abgleiten in eine andere Sprache oder in einen anderen Tonfall nicht doch zu einem Radioprogramm gehört, das sich dazwischengeschaltet hat. Wiederholtes sehr konzentriertes Abhören ist bei Psychofoneinspielungen unerläßlich. Dasselbe gilt für die Jürgenson-Welle.

    Viele Experimentatoren hören ihre Einspielungen mittels Kopfhörer ab. Auch ich habe mich zu Anfang dieser Methode bedient. Inzwischen konnte ich mich aber an die Eigenart der Stimmen so gewöhnen, daß ich sie auch ohne Kopfhörer aufspüren kann.

Beim Gebrauch des Kopfhörers werden zwar die Stimmen verstärkt, gleichermaßen aber auch die Nebengeräusche, so daß ein besonderer Gewinn nicht erzielt wird. Wenn aber der Kopfhörer das Gefühl einer Abschirmung gegenüber der Umwelt vermittelt, ist er durchaus am Platz, besonders dann, wenn sich der Experimentator in einem Raum befindet, der Außengeräusche nicht ausschließt.

    Ich besitze für mein Stereogerät zwei Lautsprecher, und beim Abhören stelle ich einen davon in meine unmittelbare Nähe. Auch hier gibt es Variationen. Man muß ausprobieren, ob man auf dem linken oder auf dem rechten Ohr besser hört, oder ob man bessere Ergebnisse erzielt, wenn man sich in der Mitte zwischen den beiden Lautsprechern befindet.

Es ist wichtig, die verschiedenen Positionen auszuprobieren. Hat man erst einmal die für sich günstigste gefunden, sollte man auch dabei bleiben. Wie überall spielt auch hier die Gewohnheit eine große Rolle. Hat man sich an eine bestimmte Abhörmethode gewöhnt, so fällt es schwer, auf eine andere überzu-

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gehen. Die geringste Abweichung kann schon zu schaffen machen. Ich habe bemerkt, daß ich bei der kleinsten Veränderung, bei Verstellung des Tonbandgerätes oder der Lautsprecher, oder bei Änderung der Sitzordnung, eine gewisse Zeit brauche, um mich auf die veränderte Situation einzustellen. Es ist deshalb von Vorteil, bei der Praktizierung, die sich als günstig erwiesen hat, auch zu bleiben.

    Hat man alle Möglichkeiten des Abhörens durchexerziert und trotzdem keine Stimmen wahrnehmen können, dann ist es wohl am besten, das Abhörmanöver zu beenden und zu einem anderen Zeitpunkt zu wiederholen. Die körperliche und geistige Konstitution ist nicht an jedem Tag gleich.

Es kann durchaus vorkommen, daß man an einem anderen Tag eine vorher unverständliche Stimme auf Anhieb analysieren kann, daß einem sozusagen schlagartig ein licht aufgeht, daß man sich an den Kopf greift und nicht fassen kann, weshalb man eine so gut hörbare Stimme nicht gleich verstehen konnte.

    Eine weitere Möglichkeit, undefinierbare Stimmen zu sezieren, ist das Verstellen der Geschwindigkeit. Unter Umständen kann eine mit der Geschwindigkeit 19 eingespielte Stimme mit 9,5, oder eine mit 9,5 aufgenommene Einspielung mit 4,75 verständlicher sein.

    Nachdem die Stimmen meist schneller als normal sprechen, können sie bei verlangsamter Geschwindigkeit manchmal gedeutet werden. Allerdings wäre fast immer notwendig, nur um eine halbe Geschwindigkeit zu reduzieren.

Diese Möglichkeit ist bis heute bei den handelsüblichen Tonbandgeräten noch nicht vorhanden. Der Vorstand des VTF konnte jedoch eine Herstellerfirma ausfindig machen, die auf diese besonderen Anforderungen einging und einen Apparat mit stufenloser Geschwindigkeit konstruierte. Dieses Gerät ist nur über den VTF zu beziehen. (Siehe Kapitel Aufnahmemethoden.)

    Man sollte mit dem Abhören auch nicht immer beim Anfang einer Einspielung beginnen. Während des Abhörens läßt die Konzentration nach, so daß man möglicherweise immer dann auf schwer verständliche Passagen stößt, wenn man nicht mehr voll aufnahmefähig ist. Man sollte deshalb grundsätzlich beim zweiten

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oder dritten Abhören in der Mitte oder am Ende des Bandes anfangen.

    Wichtig ist auch, daß die Einspielung nicht nur von einer Person, sondern mindestens noch von einer zweiten abgehört wird, besser noch sogar von einer dritten. Ein Mensch kann sich irren, zwei Menschen irren sich weniger, aber wenn drei dasselbe verstehen, dürfte es beinahe ausgeschlossen sein, daß alle drei einem Hörfehler erliegen.

Es sei denn, die gegenseitige Beeinflussung ist so groß, daß keine eigene Überzeugung aufkommen kann. Es ist deshalb ausschlaggebend, unabhängig voneinander zu hören und erst nachher Vergleiche anzustellen. Für ein Wort sind oft mehrere Definitionen möglich, die eine ähnliche Lautfolge aufweisen. Man muß deshalb ähnlich klingende Deutungen bewußt hineinhören, um ganz sicher zu gehen, daß man mit seiner Auslegung richtig liegt.

    Nur wenn die Definitionen auf einen Nenner zu bringen sind, kann die Stimme protokolliert werden. Ist man sich uneinig, bleibt wohl keine andere Wahl, als weitere gute Hörer einzuschalten - oder aufzugeben.

    Wenn alle Abhörmethoden versagen, wenn Stimmen trotz größter Anstrengung nicht analysiert werden können, ist es ratsam, sie unter den Tisch fallen zu lassen. Stimmen, die allen Bemühungen, gehört zu werden, widerstreben, sind wohl auch nicht wert, aufgezeichnet zu werden.

Sie werden mit Sicherheit auch von anderen nicht verstanden und können daher nicht als existent ausgewiesen werden. Nur gut hörbare Stimmen haben Beweiskraft. Das sollte im Interesse einer seriösen Forschung unbedingt beachtet werden.

    Interessant und auch für die meisten fortgeschrittenen Experimentatoren ganz neu ist es, daß beim Abhören mit einer anderen Geschwindigkeit als mit der, die man bei der Aufnahme gewählt hat, mitunter weitere paranormale Stimmen hörbar werden.

Während allgemein die Aufnahme bei der Wiedergabe mit veränderter Geschwindigkeit entweder viel zu schnell oder viel zu langsam erfolgt und deshalb völlig unverständlich wird, werden die paranormalen Sätze durchaus normal gesprochen. Dies stellt ein nicht erklärbares Phänomen dar.

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    Ebenso brandneu ist, daß sich auch beim Rückwärtslauf des Bandes sinnvolle Sätze entdecken lassen. (Ausf. Beschreibung im Kapitel "Einspielmethoden" unter 17.) Auf Grund dieser Erfahrungen wäre also notwendig, die Einspielung nicht nur mit der gleichen Geschwindigkeit wie bei der Aufnahme abzuhören, sondern auch mit allen anderen nur möglichen Geschwindigkeiten und darüberhinaus sogar im Rücklauf.

    Am Anfang wird man sich mit solchen komplizierten Dingen verständlicherweise nicht befassen. Auf diese Experimente wurde man erst in jüngster Zeit aufmerksam. FIDELIO KÖBERLE, der Vorstand des VTF, brachte den Stein ins Rollen, und nun gilt es, die Sache weiterzuverfolgen.

Jemand aber, der mit Tonbandeinspielungen erst beginnt, hat vollauf damit zu tun, zunächst einmal die Grundbegriffe und das richtige Hören zu erlernen. Wie überall so sollte man auch hier langsam Stufe für Stufe vorwärtsgehen.

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rodiehr Nov 2007 


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