Stimmen aus einer anderen Welt
- Chronik und Technik der Tonbandstimmenforschung -
von Hildegard Schäfer (
)

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12. Die ersten Stimmen auf meinem Band

    Ich hatte mich bei RAUDIVE überzeugen können, daß Stimmen unbekannter Herkunft auf das Tonband gelangen. Auch wenn ich sie nicht oder größtenteils nicht verstehen konnte, war doch die Tatsache erwiesen. Das Phänomen ließ mich nicht mehr los.

    Trotzdem dauerte es noch einige Monate, bis ich meinen geheimen Wunsch, eigene Einspielungen zu versuchen, verwirklichte. Es war weniger die Befürchtung, Schiffbruch zu erleiden, als die Angst vor der Technik, die mich so lange zögern ließ.

RAUDIVES "Laboratorium" hatte auf mich den Eindruck eines elektronischen Forschungszentrums gemacht. Sein Arbeitsraum war nicht nur mit mehreren Tonbandgeräten, Radioapparaten und Lautsprechern ausgestattet, sondern darüber hinaus mit einer stattlichen Anzahl undefinierbarer Apparaturen.

Ich hatte bei meinem Besuch nicht gewagt, nach der Bedeutung dieses Handwerks- oder Rüstzeugs zu fragen, einerseits in der Annahme, daß RAUDIVE die letzten Geheimnisse nicht preisgeben würde, andrerseits, weil ich genau wußte, daß Erklärungen technischer Art für mich ziemlich nutzlos sind.

Hätte mich beispielsweise jemand nach dem Besuch bei RAUDIVE gefragt, mit welcher Methode er einspielte, wäre ich sicher eine Antwort schuldig geblieben, denn auf eine "Methode" achtete ich überhaupt nicht. Heute weiß ich, daß er sich des Mikrofons und des sogenannten "weißen Rauschens" bediente, denn eine Radioeinspielung wäre für mich als Neuling ganz und gar unverständlich gewesen.

    Ich bin ein musischer Mensch und stehe seit eh und je mit der Technik auf dem Kriegsfuß. Dies zur Ermutigung für solche Personen, die durch die Technik auch kopfscheu gemacht werden.

    Eines Tages war es dann doch so weit. Meine Abneigung gegenüber der Technik wurde von meinem Interesse überflügelt. Als Geburtstagsgeschenk ließ ich mir ein gutes Tonbandgerät in Stereo-Ausführung, zwei Mikrofone, zwei Lautsprecher und einen Kopfhörer bescheren. Dieser Standardausrüstung bediene ich mich auch heute noch, obwohl inzwischen ein wesentlich verbessertes Gerät auf den Markt gekommen ist. Im Laufe der Zeit schaffte ich mir

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allerdings weitere Zusatzgeräte an, wie z. B. ein Mischpult, das Psychofon, zwei Kassettenrecorder und größere Lautsprecher.

    Im Alleingang, unbelastet von jeglichen Kenntnissen, versuchte ich mein Glück. Sporadisch. Es vergingen Wochen, ohne daß ich auf dem Tonband etwas anderes zu hören bekam als meine eigene Stimme, die unermüdlich immer und immer wieder um Kontakt bat.

Meist sprach ich meine Tochter an, bat, flehte, bestürmte, beschwor. Vergebens. Manchmal schienen mir meine Versuche schon beinahe lächerlich, und mehr als einmal wollte ich damit aufhören. Doch wie ein Magnet zog mich das Tonband immer wieder an.

    Eines Tages, ich hatte inzwischen schon einige Monate ergebnislos experimentiert, glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen. Da war plötzlich eine Stimme, die ich nur allzugut kannte, die Stimme meiner verstorbenen Tochter. Mich überlief es heiß und kalt, und ich war wie elektrisiert. Auf Anhieb konnte ich sogar die Worte verstehen.

Ich hörte sie mir trotzdem hundertmal an, denn obwohl sie deutlich zu verstehen waren, konnte ich einfach nicht glauben, daß so etwas möglich ist, daß sich auch bei mir das Phänomen einstellt. Ich hatte zwar monatelang auf ein solches Wunder gehofft und es herbeigesehnt, aber jetzt, nachdem es eingetroffen war, stand ich ungläubig vor dem Unbegreiflichen und konnte es nicht fassen.

    Die Worte lauteten:
        "hallo - Heli - hallo - hallo - Muje"

    Meine Tochter hieß Heli, und wenn sie besonders zärtlich sein wollte, nannte sie mich nicht "Mutti", sondern "Muje".

    Diese Einspielung, lediglich mit Mikrofon, hatte den Charakter eines beginnenden Telefongesprächs und ich erinnerte mich der letzten Worte meiner Tochter: " D u   h a s t   j a   T e l e f o n . . . "

    So sagte sie beruhigend, als ich im Zweifel war, ob ich meinen Besuch im Krankenhaus beenden könne oder nicht. Ich ging - und ein paar Stunden später war sie tot. An diese symbolträchtigen Worte muß ich nun sehr oft denken.

    Ich war verrückt vor Freude über diese erste gelungene Einspielung, und zu meiner eigenen Sicherheit und Bestätigung führte ich auch anderen Personen, die meine Tochter gut gekannt hatten,

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die Stimme vor. Die Worte wurden allgemein verstanden und als meiner Tochter zugehörig verifiziert. Auch Skeptiker, die das Stimmenphänomen ablehnten, mußten diese Stimme anerkennen, ob sie nun wollten oder nicht.

    Der Bann war gebrochen. Zwar kamen auch jetzt noch die Durchsagen mehr als spärlich, und oft war wochenlang nichts auf dem Band. Aber ich ließ mich nicht mehr entmutigen. Ich wußte damals auch noch nicht, wie unergiebig die Mikrofonmethode ist. Es gibt zwar Experimentatoren, die auf diese Methode schwören, doch ich kann nur davon berichten, wie sich das Phänomen bei mir zeigt und einstellt.

    Einmal vernahm ich zwei Worte: "Mutti - Helios" und ein andermal hörte ich: "ich bin wieder mal da"

    In beiden Fällen handelte es sich wieder eindeutig um die Stimme meiner Tochter.

    Damals hatte ich gerade mein Buch "Die befristete Zeit" beendet und fragte die Jenseitigen, was sie davon hielten. Eine tiefe Männerstimme antwortete: "Großartiger Erfolg."

    Mir war, als sei diese Stimme einem kürzlich verstorbenen Schriftstellerkollegen, mit dem ich befreundet war, zugehörig.

    So aufmunternd diese kleinen Ergebnisse waren, so enttäuschend empfand ich es immer wieder, daß Wochen zwischen den Durchsagen lagen. Ich kam nicht voran.

    Eines Tages las ich in der ESOTERA einen Aufruf von Frau HANNA BUSCHBECK, Horb, an alle Tonbandstimmenforscher und Experimentatoren, in dem sie um Kontaktaufnahme bat. Frau BUSCHBECK hatte es sich zur Aufgabe gemacht, System in die damals noch in verschiedene Richtungen laufenden Forschungsversuche zu bringen.

Sie erfaßte die Experimentatoren in einer Kartei und konnte somit Auskunft darüber geben, wer sich in den verschiedenen Landesgebieten auf diesem Feld betätigt und mit wem man sich also zusammenfinden könnte.

    Ich telefonierte sofort mit ihr. Frau BUSCHBECK nannte mir die Adresse einer Dame in Wiesbaden. Umgehend setzte ich mich mit dieser in Verbindung. Die Betreffende, bereits seit einiger Zeit mit mehreren Teilnehmern experimentierend, lud mich bereitwillig zu

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sich ein. Von diesem Zeitpunkt an fuhr ich regelmäßig zu den Einspielabenden nach Wiesbaden, ob bei Schnee, Regen oder Nebel, jeweils eine Autostunde hin und eine Autostunde zurück.

    Die Ergebnisse waren aber nicht umfangreicher als meine eigenen, hin und wieder ein einzelnes Wort, meistens jedoch gar nichts, nur paranormale Geräusche.

Die Teilnehmer wechselten, eine echte Gemeinschaft konnte sich nicht bilden. Mitunter waren Personen anwesend, die nicht viel von der Sache hielten. Kein Wunder, daß unter solchen Umständen wenig zustandekommen konnte. Die nächtlichen Fahrten standen in keiner Relation zum Erfolg.

    Nun versuchte ich es mit einem Inserat. Ich wollte Personen ansprechen, die in meiner Stadt, zumindest aber in der näheren Umgebung wohnten. Zwei Briefe waren das magere Ergebnis. Doch es stellte sich heraus, daß diese Leute nicht im geringsten an den Tonbandstimmen interessiert waren.

Sie verwechselten Parapsychologie mit schwarzer Magie und zweideutigen Praktiken. Ich nahm noch einen zweiten Anlauf und verfaßte meine Anzeige eindeutig.

    Leider hatten die Interessenten, die sich jetzt meldeten, eine ebenso weite Anreise wie ich vorher. Nun wußte ich aber bereits, daß es jedem über kurz oder lang zu anstrengend wird, eine weite Fahrt regelmäßig auf sich zu nehmen. Außerdem werden solche Abende zum Erfolgszwang.

Um die Teilnehmer für ihre Mühe zu entschädigen, bangt und ringt man um ein wenn auch noch so bescheidenes Resultat, und das wirkt sich, wie die Erfahrung lehrt, nicht gerade vorteilhaft aus.

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rodiehr Nov 2007 


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