FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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 SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Kein Zweifel möglich: Stalin spricht - Zwiegespräch zwischen Stalin und Hitler - Die Schlafenden und die Wachenden, die Klaren und die Verwirrten - Ein Lied für Hugo

Seite 188 Die Sendung lief weiter, und Lena meldete neuen Kontakt. Dieses Mal aber flüsterte sie sehr rasch und erregt: "Man weckt Stalin!..." Worauf eine Frauenstimme sehr ruhig in gebrochenem Russisch sagte: "Man soll nicht töten ..." "Verzeiht mir!" stöhnte eine gequälte Männerstimme.

Die Stimme sprach Schwedisch mit einem russischen Akzent, sie klang, als sei der Mann im Halbschlaf. Ich habe Stalin früher einige Male im Rundfunk sprechen gehört und möchte behaupten, daß ich seine Stimme, die übrigens ein ganz besonderes Timbre und eine typische Sprechweise hatte, wiedererkennen kann.

Aus diesem kurzen Satz konnte ich übrigens sehr wenig heraushören, zumal die Stimme Schwedisch sprach und von Angst entstellt war.

Ich erhielt später, und zwar bei mehreren Gelegenheiten, Einspielungen mit Stalins Stimme, die so deutlich waren, daß für mich kein Zweifel mehr möglich ist, nicht zuletzt deshalb, weil Stalin von den Anwesenden beim Namen genannt wurde.

Bei einer anderen Einspielung hörte man Stalin Hitler beim Vornamen rufen, und zwar eindringlich und laut. Lena kommentierte das kurze Gespräch. "Adölf!" rief Stalin mit russischer Aussprache. "Was willst du? Ich bin tot..." antwortete Hitler aus der Ferne.

"Man weckt Stalin!" signalisierte Lena.

Gleich danach erklang ein sehr hoher mit rapider Geschwindigkeit gesprochener Satz, der so entstellt klang, daß ich gezwungen war, beim Abhören auf 9,5 cm umzuschalten. Das Ergebnis war verblüffend: eine Stimme, Seite 189 die Stalin sehr ähnlich war, sagte in normaler Sprechweise und Lautstärke: "Friedrich - Pravda (Wahrheit) ist tot!"

Im September gingen die Sendungen aus dem Totenreich weiter. Unter anderem sprach ein gewisser Jakup, der auch Mufti genannt wurde. Ich kannte seine Stimme von früheren Einspielungen. Der Mann sprach Deutsch und Arabisch. Er hatte eine schöne, ausdrucksvolle Stimme, vor allem aber konnte er zwischendurch so herzlich lachen, daß seine Stimme sich überschlug.

Dieses Mal sprach auch Stalin wieder. Seine russische Aussprache war übrigens nicht einwandfrei, sie verriet einen georginischen Akzent. Er wandte sich zu Jakup und sagte belustigt: "Jakup Freund, hört Ihr? Spaßt nicht... denn wenn er nicht vor dem toten Seelchen Angst hat, dann hat Friedel wie wir - auch vor dem gehörnten Teufel keine Angst!..."

Graf Ciano und zwei Frauenstimmen nahmen ebenfalls am Gespräche teil. Die Stimmung war sehr aufgeschlossen, und es wurde viel gelacht.

Es war aber nicht immer nur Heiteres, was ich von den Toten zu hören bekam. Am 12. September erhielt ich eine Einspielung, die gleichzeitig beklemmend, schockierend und tragisch wirkte. Es rezitierte die mir gut bekannte Stimme einer deutschen Jüdin, die sich anscheinend noch im Halbschlaf befand.

Die Frau war äußerst erregt, beinahe verzweifelt; dennoch aber war sie bemüht, durch ein groteskes Gedicht ihre Gefühle und ihre innere Unruhe zum Ausdruck zu bringen. Eine Männerstimme versuchte vergebens, die Frau zu beschwichtigen. Aber auch der Mann sprach erregt und verworren. Beide sprachen Deutsch.

Ich habe lange über dieses konfus erscheinende Gespräch nachgedacht, über diese erregte Frauenstimme, die offenbar jegliche Kontrolle über ihre Worte verloren hatte. Warum gab sie ihren Gefühlen in gebundener Rede Ausdruck?

Seite 190 Was dieses Lied anbetrifft, so wurde mir dadurch - es geschah beim dritten Mal - eine ganz besonders interessante Botschaft vermittelt, die ich aus chronologischen Gründen erst später ausführlich beschreiben werde.

Vielleicht waren diese beiden Menschen eines gewaltsamen Todes gestorben, vielleicht wurden sie in einem halbwachen Bewußtseinszustand von verzerrten Erinnerungen gepeinigt?

Später konnte ich zu meiner großen Erleichterung die beiden Stimmen hellwach und ruhig sprechend noch einmal hören. Trotzdem aber kam es noch ein paarmal vor, daß die beiden in jenem verworrenen Halbschlaf zurückfielen und peinigende Angstträume von neuem erlebten. Glücklicherweise dauerten solche Zwangsvorstellungen nicht lange; sie wurden mit der Zeit immer kürzer.

In solchen Fällen griffen andere, hellwache Tote ein und weckten die Verwirrten. Mitunter konnte es aber auch vorkommen, daß man die Geängstigten in einen noch tieferen Schlaf versetzte, und zwar tat man das ungefähr in der Weise, wie man kleine Kinder zu beruhigen und in den Schlaf zu lullen pflegt.

Im Spätherbst 1961 wurden mir zahlreiche rein musikalische Sendungen zugeschickt. Ich freute mich sehr darüber, denn sie bestanden aus Solo-, Ensemble- und Chorgesängen, und zwar der verschiedensten Art. Alle diese musikalischen Darbietungen, von kleinen Schlagern bis zu Opern und klassischen Oratorien hinauf, vermittelten meiner Frau, meiner Schwester Elly und mir rein persönliche Mitteilungen, und zwar in klarer, völlig unverkennbarer Weise.

Ich möchte hervorheben, daß alle diese Botschaften auf eine so taktvolle, liebliche und humorvolle Weise gegeben wurden, daß wir uns jedes Mal innerlich ergriffen und zugleich ermuntert fühlten.

Es gab Lieder, Operetten und Opern, deren Melodien und Akkorde von den Popsern mit Vorliebe benutzt wurden. So wurde mir z. B. das hebräische Tanzlied "Nagila hava" viermal gebracht, jedesmal aber mit einem neuen Text und Seite 191 jedesmal in jener Polyglottsprache, an die ich mich im Laufe der Jahre ganz gut gewöhnt habe.

Die Oper Rigoletto wurde öfters von den Popsern als Postillion für ihre Mitteilungen benutzt. Die Erklärung dürfte wohl in der Tatsache zu finden sein, daß ich die Titelrolle im Rigoletto vor Jahren gesungen hatte und die Oper so gut wie auswendig kenne. Wenn ich nur die mir so gut bekannten Klänge im Radio hörte, schaltete ich das Tonbandgerät ein, und zwar auch dann, wenn Lena mir keine Kontakte signalisiert hatte.

Gerade aber durch Verdis Rigoletto habe ich die sonderbarsten, lustigsten, aber auch ziemlich drastischen Kontakte erhalten können, wobei auch Lena mit ihrem lieblichen Sopran an den Vorstellungen teilnahm.

Eines Abends konnte ich eine sehr eigenartige Sendung einspielen, in der gleichzeitig fünf Personen auftraten und die in der Form eines Lustspieles gebracht wurde. Es sprachen eine Frau und drei mir bekannte Männerstimmen. Weit im Hintergrunde sang eine wunderschöne Frauenstimme, die ich ebenfalls schon mehrfach gehört hatte, wenn mir auch ihr Name unbekannt war.

Die Sängerin besaß einen dunklen Mezzosopran; sie sang in Moll, und zwar auf Italienisch, Englisch, Schwedisch und Deutsch. Das Lied war Hugo gewidmet, und ich werde es hier übersetzt wiedergeben.

Die Sängerin stimmt ihr Lied sehr laut an, dann aber, nachdem die anderen Stimmen zu sprechen begannen, dämpfte sie taktvoll ihre Stimme herab, und man hörte sie weiterhin hauptsächlich in den Pausen singen: "Mälar - hör! Hör, hör, horch - wir fahren! Hör - wir sprechen jenseits des Himmels - hör unser Programm - für das Radio ist der Himmel klar... - es... (singt?) im Himmel eure Verwandte - Hugochen war in Mölnbo, wir konnten nicht... er war schon tot. - Hör, du sollst auftreten in unserem Leben (i nostra vita) Seite 192 Hugo will über das Radio hören Federico... der Friedel liebt... Bengt (ein kleiner Knabe, den unsere Familie sehr gern hat)!

Wir kommen nach Hugo... - Hör guter Weg, für Hugo ein guter Weg, für Hugo heute... Hugo war so genügsam, so menschlich... Hugo war ein guter Mensch... - In Mälarhöjden..."

Diese kindlich-naiven Worte wurden aber mit so einer innerlichen Wärme vorgetragen, mit so viel Weichheit und Zärtlichkeit, daß man ganz unwillkürlich vom Liede mitgerissen wurde.

Die Worte "eure Verwandte" habe ich öfters von ihr singen gehört, jedoch ist es mir nicht gelungen, ihren Namen ausfindig zu machen.

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