FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL

Die Hoffnung auf "weise Planetarier" erweist sich als falsch - Der "alte Jude" - Die Funktion des Zeitradars - Hitlers unverkennbare Stimme - Zwei meiner Jugendfreunde melden sich

Seite 132 Wollen wir jetzt unsere Aufmerksamkeit auf die Mitteilungen der Verstorbenen richten, auf die ihnen eigene, ganz spezielle Ausdrucksweise sowie auch auf den Humor, der rein spontan durch die Mitteilungen hindurchleuchtet.

Wie ich schon früher berichtet habe, wurde der Name Mälarhöjden sehr häufig erwähnt. Es war sonderbar - dieser Name eines Stockholmer Vorortes schien von den Verstorbenen gleichzeitig als Signalwort bzw. Parole gebraucht zu werden.

Ich nehme an, daß am Anfang, als ich die Technik der Radioeinspielungen noch nicht richtig beherrschte, dieses Stichwort bei schwierigen Einspielungen eine wichtige Funktion hatte, denn wenn z. B. durch eine Sendung der englischen BBC plötzlich- der Name Mälarhöjden erklang, wurde meine Aufmerksamkeit sofort geweckt, und ich schaltete rasch das angeschlossene Tonbandgerät ein.

(Ich hatte damals - im Frühjahr 1960 - noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben, daß ich evtl. mit irgendwelchen Planetariern in Kontakt kommen könnte.)

Allerdings schmolz diese Hoffnung rasch hinweg. Die Wirklichkeit war schlicht und bar jeder Romantik. Dies war auch der Grund, warum ich zögerte, ehe ich mich zum Schreiben dieses Buches entschloß.

Da erhielt ich eines Tages eine kurze Nachricht, die über die Welle des Warschauer Rundfunks herangetragen wurde, und zwar gerade, nachdem Chopins Revolutionsetüde verklungen war. Es sprachen die beiden Männerstimmen, die ich sofort wiedererkannte. Sie sprachen auch dieses Mal Englisch und Deutsch.

Seite 133 "Was ist das, der Tod - Friedrich? - wir kennen ihn!" begann der deutsche Sprecher und fügte noch einige Worte hinzu, die man nicht richtig verstehen konnte.

"Wie ihr ihn euch vorstellt..." ergriff nun der englische Sprecher das Wort, "durch Vermutungen, Geheimtuerei, Beileidsbezeigungen, unbegründete Wiederholungen..." Der Rest seiner Worte erstarb im Getöse der Nebengeräusche. Nach einer kleinen Weile schaltete sich der deutsche Sprecher wieder ein und sagte rasch und eindringlich: "Du hast doch deine Feder - was bedenkst du? Tips für Freddies Feder kommen. Überzeugung ist doch so einfach. Wo bleiben wir, Freddie?"

Er fügte noch einige rein persönliche Betrachtungen hinzu, und dann brach die Sendung ab.

Solche leise gesprochenen Mitteilungen ließen sich ohne Hilfe eines angeschlossenen Tonbandgerätes überhaupt nicht erfassen, sie vollzogen sich innerhalb der Originalsendung nicht nur zu rasch, sondern sie mußten vor allem in ihrem Klange verstärkt und dann noch mehrere Male überprüft werden.

Das am Anfang oft getarnte Auftreten im Rundfunk muß aber auch für die Toten mit Schwierigkeiten verbunden gewesen sein, jedenfalls mußten auch sie eine gewisse Schulung durchmachen, um sich zu guten Kopisten oder Popsern entwickeln zu können.

Da war mir z. B. die Stimme eines älteren Mannes aufgefallen, der in seiner gemütlichen Sprechweise an die Stimme des Wiener Schauspielers Hans Moser erinnerte und den ich als "alten Juden" bezeichnete. Diesem Manne machte es offenbar Spaß, gepfefferte Bemerkungen so nebenbei hereinzumauscheln, wobei er sich noch eines tollen Sprachgemisches bediente, das aus Jiddisch, Deutsch, Englisch , Italienisch und Schwedisch bestand. Im übrigen besaß er einen trockenen und ziemlich derben Humor, der, wenn auch nicht direkt obszön, so doch zumindest nicht ganz salonfähig war.

Ich entdeckte den "alten Juden" zum ersten Mal bei einer Sendung, als ich Lenas Signal mißverstanden hatte und Seite 134 daraufhin einen piependen Ton hereingesandt bekam. Damals wurden irgendwelche schlafenden Toten geweckt, und zwar geschah es auf folgende Weise: Man hörte zuerst einen klingenden Einschaltungston, und dann rief eine energische Männerstimme mit Nachdruck: "Totengesang! - Totendienst!"

Zweimal stimmte ein mächtiger Chor ein, den ich aus purer Unwissenheit mehrere Male ein- und ausgeschaltet hatte. "Ihr Radio stört!" rief eine Männerstimme.

Ich aber blieb völlig unberührt, hielt ich doch die Sendung für ein gewöhnliches Rundfunkprogramm, allerdings nur so lange, bis ein lautes Signal ertönte.

Der "alte Jude" befand sich direkt vor dem Sprechrohr (oder Mikrophon). Irgendwie funktionierte das Ganze nicht einwandfrei, denn seine Stimme drang mehrere Male laut und knarrend hindurch, wobei ihm gleichzeitig Worte entrutschten, die offenbar die Vorsichtsmaßnahmen zu überschreiten schienen. Ihm gelang es aber jedes Mal, die Lage zu meistern, indem er rasch einen polnischen oder auch jiddischen Sprecher nachzuahmen begann.

"Kontakt mit Hitlerchen..." rutschte es ihm wieder einmal laut durch. Er fügte nur noch hastig "copyright" hinzu, schwieg einen Augenblick, und dann hörte man ihn halb verärgert zu sich selber summen: "Mit deinem Radar non fan will speisen..."

Dieses sonderbare Gemisch von Deutsch, Italienisch und Schwedisch, was eigentlich" mit deinem Radar nicht Teufel will speisen" bedeutete, summte er mit synagogaler Feierlichkeit.

Eines Abends erhielt ich einen sehr schwungvollen Chorgesang, der anscheinend einer Originalsendung Kairos entnommen war, in Wirklichkeit aber auf Deutsch, Schwedisch und Italienisch gesungen war.

Der Chor sang von einer Routinefahrt, über Hitler, Ataku und Mälarhöjden. Der "alte Jude" scherzte wie gewöhnlich auf seine trockene Art dazwischen. In einer kurzen Pause wandte er sich zu Lena und sagte unter anderem: Seite 135 "Lena ni most starten!" ("Lena, Sie müssen anfangen!") Woraufhin der Chor im gleichen Rhythmus einfiel und, Lena ansprechend, weitersang: "E'ben - du hast den Radar in der Zeit. Du hast deine Aufgabe dazu, nur das der Friedel nogot kan - er sitzt im Dunkeln, armer Friedel..."

Zum Abschluß sagte der "alte Jude" deutlich und mit Nachdruck: "Das... (sind) die Toten, ihr mußt capiten - im Norden - Schkol!" "Das... (sind) die Toten, ihr müßt verstehen - im Norden - Prost!"

Gerade in dieser mit Humor gewürzten Bildersprache der Toten wurden mir die meisten Mitteilungen gebracht. Die Toten hatten ganz offenbar die fade Trockenheit unserer irdischen Verstandesherrschaft längst überwunden; sie sprachen spontan, freundlich, symbolisch.

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Lenas Aufgabe bestand offensichtlich darin, mir die Zeichen oder Signale zu geben - denn sie bediente ja das "Radar in der Zeit" (Zeitradar, das die Verbindung zwischen der vierten Dimension und unserer irdischen Uhrzeit ermöglicht), um mir, der ich im Dunkeln saß, irgendwie behilflich zu sein.

Gegen Ende Mai erhielt ich eine Sendung, die ich noch heute - Jahre später - als eine der eindrucksvollsten und interessantesten bezeichnen kann. Sie ist inhaltlich von so großer Bedeutung, daß ich es heute noch nicht wage, ihren ganzen Text zu veröffentlichen, bevor es mir nicht gelungen ist, mithilfe gewisser Filter und Verstärker die gesamte Sendung Wort für Wort eindeutig zu erfassen.

Sollte die Tonanalyse und Entfernung der Störgeräusche mit Hilfe einiger deutscher Forscher einwandfrei gelingen, wäre ich bereit, den Text in Form einer Broschüre zu veröffentlichen, wobei es möglich sein könnte, daß ich dann gleichzeitig einige sehr interessante, heute aber noch nicht völlig analysierte Sendungen hinzufügen werde. Ich warte aber damit so lange, bis auf technischem Wege alle Unreinheiten im Empfang beseitigt sind und der genaue Klartext vorliegt.

Seite 136 Diese Sendung dürfte als ein historisches Dokument zu betrachten sein, denn es sprach Adolf Hitler mit seiner unverkennbaren Stimme.

Beinahe täglich strömten damals neue Sendungen ein, und mit ihnen wuchs die Zahl meiner unsichtbaren Freunde ständig. Verstorbene Jugendfreunde, Verwandte, zahlreiche Bekannte, unter denen ich viele völlig vergessen hatte, sprachen mich an, nannten ihre Namen oder warteten gespannt, ob ich sie an ihren Stimmen wiedererkennen würde.

Allerdings stellten sich nicht alle mit Namen vor. Es gab da Stimmen, die anonym bleiben wollten, andere dagegen verbargen sich hinter Decknamen. In solchen Fällen handelte es sich meistenteils um allgemein bekannte Persönlichkeiten, die es aus verständlichen Gründen vorzogen, abwartend und vorsichtig aufzutreten.

Zwei Jugendfreunde - Burchard W. und Herbort B. waren die ersten, die sich zu erkennen gaben und deren Stimmen und Sprechweise mir wohlbekannt waren.

Ich hatte Burchard W. zum letzten Mal im Jahre 1930 gesehen. Es war eine höchst sonderbare Begegnung gewesen, die damals in einer Berliner Untergrundbahn stattfand. Wir waren uns zu jener Zeit seit zwölf Jahren nicht mehr begegnet. Burkhard studierte seit Jahren an der Berliner Technischen Hochschule, und ich war gerade zur Fortsetzung meiner Gesangsstudien in Berlin angelangt.

Als ich meinen Jugendfreund plötzlich im Zugabteil vor mir sitzen sah, überkam mich eine lähmende Befangenheit. Sprachlos starrte ich ihn an und wußte nicht recht, ob ich ihm um den Hals fallen oder wortlos abwartend sitzenbleiben sollte. Ich merkte, wie Burchard mich verstohlen anblickte, dann aber schüttelte er leicht den Kopf, und ein wehmütiges Lächeln huschte um seine Lippen. Sein ganzes Wesen schien zu sagen: nein, nein - das kann doch nicht Friedel sein!

Keiner von uns sagte ein Wort. An der nächsten Haltestelle stieg Burchard aus und verschwand in der Menschenmenge. Seite 137 Ich habe ihn danach nie mehr wiedergesehen, denn nach einem halben Jahr starb er an einem Lungenleiden. Ich habe mir meine blöde Verlegenheit bis heute nicht verzeihen können.

Mein zweiter Jugendfreund, Herbort B., hatte bereits im Jahre 1918 Odessa im geheimen verlassen und war mit seiner Familie nach Rumänien geflüchtet. Wie mit Burchard verbanden mich mit Herbort gemeinsame Interessen und eine tiefe Herzensfreundschaft.

Jedoch unterschieden sich die beiden Freunde in ihrem Charakter wesentlich voneinander. Herbort ging grübelnd und suchend durch die Welt, war mild und versöhnend und trug eine brennende Sehnsucht nach der letzten Wirklichkeit in sich. Burchard dagegen war mehr praktisch veranlagt.

In der Schule lernte er spielend leicht und konnte klar und objektiv die Dinge und Ereignisse beurteilen. Er hatte sich einen trockenen und höchst eigenartigen Humor zugelegt, hinter dem sich aber ein sehr empfindsames und gütiges Gemüt verbarg.

Herbort war gegen Ende des zweiten Weltkrieges als Dolmetscher in die deutsche Wehrmacht einberufen worden. Er verscholl irgendwo in Rußland; vielleicht starb er in der Kriegsgefangenschaft.

Sein jüngerer Bruder Waldi, mit dem ich ebenfalls gut befreundet war und der in der russischen Gefangenschaft an Flecktyphus starb, meldete sich erst bedeutend später. Ich merkte bald, daß Herbort eine leitende Rolle im Jenseits spielte. Er war öfters am Wecken der Toten beteiligt, und seine Ansprachen waren meistens mit Ruhe und einem gewissen Ernst erfüllt.

Er war es auch gewesen, der bereits im Herbst 1959 mit mir Kontakt aufgenommen hatte. Übrigens wurde Herborts Vor- und Familienname bei mehreren Einspielungen ganz deutlich genannt. Dagegen hat sich Burchard nur ein paarmal mit Vornamen vorgestellt. Burchard scherzte gerne und hatte übrigens seine etwas jungenhafte Sprechweise beibehalten, die darin bestand, daß er längere Sätze in einem galoppierenden und Seite 138 synkopenhaften Rhythmus zusammenband und sie dann mit veränderter Betonung rasch ableierte.

Unsere sonderbare Begegnung in der Untergrundbahn schien Burchard nicht vergessen zu haben, denn er fragte mich einmal ganz plötzlich und mit verborgenem Schmunzeln: "Känner du igen dein Burchard?" was wohl "erkennst du wieder deinen Burchard?" bedeuten sollte.

Da wir gemeinsam in Rußland aufgewachsen waren, beherrschten wir die deutsche und russische Sprache; keiner von uns hatte vorher Schwedisch gesprochen. Jetzt aber pflegte Burchard öfters schwedische Wörter und Sätze reinzumengen, und zwar tat er das mit einer einwandfreien Aussprache. -

Damals in Stockholm hatte ich auch Kontakt mit Mussolinis Schwager, dem Grafen Ciano. Er stellte sich sogleich vor. Er sprach mit einer behaglichen und kultivierten Stimme. Er sagte zunächst, daß er den neuen Weg über das Radio gut kenne. Er nannte diese Verbindung "Porta nuova".

Ciano sprach hauptsächlich Italienisch, mengte aber auch einige englische, russische und spanische Worte dazwischen. Als typischer Italiener fiel es ihm schwer, den Buchstaben H am Anfang eines Wortes auszusprechen, wenn darauf ein Vokal folgt. So zum Beispiel pflegte er anstatt Hitler oder Himmler "Itler" und "Immler" zu sagen.

Im übrigen schien Ciano bei den Toten sehr beliebt zu sein. Sein Name wurde öfters erwähnt, und dort, wo er auftrat, herrschte ein munterer, freundlicher Ton.

Die meisten Toten duzten sich, Sie nannten einander beim Vor- oder Familiennamen, wobei Titel nie gebraucht wurden.-

Eines Tages überraschte mich Lena, indem sie mir plötzlich den Namen meines "alten Juden" bekanntgab. Ich werde ihn hier "Montedoro" nennen. In Wirklichkeit ist Montedoro einer der begabtesten und größten Finanzgenies Europas gewesen, dessen Name noch heute Bewunderung und Ansehen genießt.

Auch er beherrschte Seite 139 viele Sprachen. Sein Französisch war einwandfrei, auch beherrschte er die polnische Sprache wie ein Pole. Trotz seines hohen Alters schien sein Geist mit jungenhafter Schalkhaftigkeit erfüllt zu sein.

Ein schwedischer Großindustrieller - ich werde ihn Cantander nennen - grüßte mich eines Tages auf eine herzliche und fröhliche Weise. Cantander, den ich übrigens im Leben ziemlich gut gekannt hatte, überraschte nach mit einer Eigenschaft, die ich ihm nie zugemutet hätte.

Er sang nämlich mit glänzendem Rhythmus und übersprudelndem Humor lustige Lieder und trat gleichzeitig in kleineren Lustspielen erfolgreich auf. Für mich erwies sich sein Auftreten von außerordentlicher Bedeutung, denn sein eruptives Temperament und seine vortreffliche Diktion verliehen den Einspielungen eine besondere Deutlichkeit. Außerdem besaß Cantander ein ganz spezielles und leicht erkennbares Stimmtimbre, das wie ein unverkennbares Leitmotiv durch die ganze Sendung zu vernehmen war.

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