FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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VIERTES KAPITEL

Wieder dieser Brauseton! - "Telefon Monika" - Carino hört - Ich ahne etwas

Seite 24 Ich stand an einem der nächsten Tage so gegen 22 Uhr vor meinem Tonbandgerät, schaltete ein und aus, als ich plötzlich jenes mir bereits bekannten Brausetones gewahr wurde. Ich hatte die Kopfhörer auf und lauschte konzentriert jenen zunächst sehr schwachen Stimmen und Geräuschen, die sich nach und nach zu einer jener sonderbaren Sendungen unbekannter und unsichtbarer Intelligenzen zu entfalten begannen.

Ich vernahm Stimmen, Laute, Musik, Kommentare, bis ich plötzlich das Läuten des Telefons unten im Haus vernahm, das mich schroff in die Gegenwart zurückversetzte. Unwillig legte ich den Kopfhörer ab, ließ aber den auf Aufnahme eingestellten Apparat weiterlaufen und stürzte mit langen Schritten die Treppe hinab, wobei Carino, unser Pudel, mir dicht auf den Fersen folgte.

Meine Frau war am Apparat. Ich begann ihr in aller Hast von der gerade laufenden Einspielung zu berichten. Sie wollte Genaueres wissen und stellte Fragen. Ich aber saß wie auf Nadeln voller Unruhe und Bange, daß die im Gange befindliche Einspielung plötzlich abbrechen könnte.

Für einen Augenblick wurde meine Aufmerksamkeit auf Carinos sonderbares Benehmen gelenkt, denn der Pudel hatte sich plötzlich - und zwar im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit - still aus dem Zimmer hinausgeschlichen, war die Treppe hinaufgerannt und begann nach einer kleinen Weile, im Zimmer über mir mit dem Stuhle zu poltern, auf dem ich vor dem Tonbandgerät gesessen hatte. Alle diese Geräusche mußten natürlich vom laufenden Tonband festgehalten werden. Ich legte schnell den Hörer auf und eilte besorgt die Treppe hinauf zurück in die Dachstube.

Seite 25 Carino saß auf meinem Stuhl und wedelte freudig mit seinem kurzen Schwänzchen. Ich hob ihn rasch auf mein Bett, schob den Kopfhörer auf und begann konzentriert zu lauschen. Die Störungen aber hatten an Stärke zugenommen, ich vernahm nur ein paar undeutliche Wortfetzen - dann brach die Sendung ab.

Das, was ich jetzt beschreibe, entdeckte ich erst später nach mehrfachem Abhören des Bandes. Ich hörte: zwei dumpfe Paukenschläge, danach eine Männerstimme, die etwas gequetscht "Telefon Monika!" sagt. Daraufhin horchte ich konzentriert weiter. Es kam dann der Moment, da das Telefon klingelte und ich die Kopfhörer geräuschvoll abnahm. In dem Augenblick, da ich sie auf den Tisch legte, wurde die "Sendung von irgendwo" schroff abgebrochen. Man hört mich polternd aus dem Zimmer eilen - das Telefon klingelt noch einmal, ein paar Türen schlagen zu - dann ist es still im Zimmer.

Von meinem Telefongespräch in der unteren Wohnung ist nichts zu hören. Man vernimmt lediglich das leise Rotieren des Bandes. Etwa sechs Minuten mag mein Telefongespräch mit Monika gedauert haben. Nach dieser Zeit hört man mich geräuschvoll ins Zimmer treten und gleich darauf die Kopfhörer aufsetzen. Gleichzeitig schaltet sich wieder der vibrierende Brauseton ein; die Sendung läuft weiter, ohne daß ich aber irgend etwas Genaueres verstehen kann. Schließlich verschwindet auch der Brauseton, und ich schalte das Gerät ab.

Später kam mir die Idee, auch die sechs Minuten abzuhören, während welcher ich mit meiner Frau telefoniert hatte, obwohl, wie schon gesagt, im Moment des Ablegens der Kopfhörer der Brauseton verschwand, ich also annehmen mußte, daß die Sendung eingestellt worden war. Nichtsdestoweniger hörte ich auch diesen Teil des Bandes ab.

Gleich zu Beginn hörte ich einen hohen Ton, den ich als den Ausruf "Carino!" deutete. Ich wurde unwillkürlich an Carinos sonderbares Benehmen erinnert, und so begann ich nun, aufmerksam das Band zu überprüfen.

Seite 26 Nach dem hohen Diskantruf "Carino" herrscht rund zwei Minuten Stille. Da aber beginnt eine behagliche Männerstimme die erste Strophe aus "Volare", einem bekannten italienischen Lied, zu summen - allerdings ohne Worte. Paßt ausgezeichnet! dachte ich, denn wenn jemand fliegen kann, so müßt ihr es sein, meine unsichtbaren Freunde!

"Ah - Carino!" flüstert plötzlich eine Männerstimme, und gleich darauf hört man Carino die Treppe heraufkommen. Das Klappern seiner Krallen wird immer lauter; im nächsten Augenblick öffnet Carino die angelehnte Tür. "Carino - d'Annunzio - hörst du mich?" fragt eine freundliche Männerstimme halblaut. Der Pudel springt auf den Stuhl, der zu wackeln und zu poltern beginnt.

"Carino - hier ist der Apparat", klingt es wieder in der Stille des Zimmers, und dann folgt deutlich die Frage: "Carino, kennst du mich?"

Als Antwort schmatzt Carino mehrere Male, als wolle er seine trockene Kehle anfeuchten.

Zu einer weiteren Unterhaltung konnte es nicht mehr kommen, da nunmehr ich selber geräuschvoll die Treppe heraufeile, die Tür aufreiße, zu dem Tisch eile, Carino auf das Bett setze und die Kopfhörer über die Ohren schiebe. Und sofort schaltet sich der Brauseton wieder ein.

Es ist ein überzeugendes, ermutigendes Erlebnis, wieder und wieder das Band abhören zu können. Je öfter ich mich von den Tönen und Worten dieser unsichtbaren Freunde durchströmen ließ, um so heiterer und ruhiger wurde mein Sinn. Hier hatte ich endlich die innere Zuversicht gefunden, die mich ahnen ließ, daß alles Bisherige nur einen bescheidenen Anfang darstellte, aus dem sich noch große, ungeahnte Dinge herausentwickeln würden.

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