Gelebte Spiritualität
(Hanna L. - 15. März 2002)


Was ist Spiritualität?

Sie ist die Sonne inneren Wachstums, der Geist Gottes der die Seele des Menschen so stark im Innersten aufrüttelt,  dass davon berührte Menschen nach und nach ihre alte Lebensweise verlassend sich auf die Suche nach jener Wahrheit machen, die sich hinter dem Begriff Gott versteckt.  Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen versuchen sie sich dem Phantom  Gott,  über verschiedenste Wege zu nähern.

Unabhängig von der Verschiedenheit der Wege, haben alle diese Menschen eines gemeinsam, sie haben erkannt, dass sich hinter dieser Welt noch eine andere Welt befindet  und Lebensformen verborgen sein können, die sie zum jetzigen Zeitpunkt mit ihren Sinnen nicht begreifen,  aber dank ihres spirituellen Erwachens durchaus erahnen können.

Der Geist Gottes, die Spiritualität bedient sich verschiedenster Möglichkeiten, um den Menschen ein Blick hinter den Vorhang zu gewähren. Dazu gehören Nahtodeserlebnisse ebenso wie Channelings, meditative Erkenntnisse, Geistheilung und vieles mehr.

Alle diese Hinweisen machen uns darauf aufmerksam, dass zwar unser irdischer Leib vergänglich ist und somit nur einer äußeren Hülle entspricht, aber die Seele selbst unsterblich und mit einem bestimmten Auftrag ein bestimmtes Ziel verfolgend auf diese Erde inkarniert ist.

Die erkennende Seele schaut für einen kurzen Augenblick nur über ihren sterblichen Leib hinaus und erkennt, dass dieser keine größere Bedeutung für sie hat, als ein Wintermantel im Sommer.

Wenn ihre Aufgabe erfüllt ist, wird sie diesen Leib verlassen und in ihre Heimat, ihr eigentliches zuhause zurückkehren. Sie erkennt, dass ihr irdisches Leben immer nur die Dauer eines Augenblicks einnimmt und sie im Jenseits ihr eigentliches Leben lebt und  immer gelebt hat.

Das Jenseits ist der Ort, an dem sie ihre auf der Erde gemachten Erfahrungen und Erlebnisse in gereinigte und somit stärkende  Energie umzusetzen in der Lage ist.


Folgen erwachender Spiritualität:

Der Mensch der wach geworden ist und dessen Seele sich an seine eigentliche Herkunft zu erinnern vermag oder beginnt, fängt an, bisher praktizierte Lebensweisen in Frage zu stellen. Er erkennt die Sinnlosigkeit manchen Tuns und stellt  dieses in immer noch irdischer Denkweise in einen Vergleich zum spirituellen Wachstum.

Er verwirft das Alte und will das Neue, ohne jedoch zu bedenken, dass seine Seele noch immer im irdischen Körper wohnt und über diesen mit irdischen Grenzen konfrontiert wird. Dadurch gerät er in einen Gewissenskonflikt und nicht selten endet dieser damit, dass der Mensch sein von ihm in die Welt gestelltes und von ihm  unerreichtes Ideal zum Anlass nimmt, um dem Begriff Gott enttäuscht den Rücken zu kehren.

Diese Menschen haben nicht verstanden, dass der spirituelle Funke lediglich ein Funke ist, der in ihnen selbst entzündet werden sollte und keineswegs eine außerhalb ihres Körpers wirkende von ihnen unabhängige Kraft. 

Sie wollen Ihren Gott, den sie nicht selten als ihr persönliches Eigentum betrachten, dazu benutzen all das in der Welt zu verändern, an dem sie persönlich am meisten leiden. Sie erheben ihre Stimme über vermeintliches Unrecht und meinen damit jenes Unrecht, welches ihnen angetan wurde. Sie wollen soziale Not beseitigen und meinen damit ihre Ängste vor eigener sozialer Unterversorgung.

All diese Menschen schreien lediglich im eigenen Interesse und versuchen, Gott zum Diener ihrer Ängste zu machen. Sie beschreien wie die Marktweiber die Kunst ihres Gottes, preisen dessen Kräfte an, zeugen von an ihrer Person geschehenen Wundern  und vergessen vor lauter Wichtigtuerei,  in ihr Inneres hineinzuhören, um dort die leise Stimme der Weisheit zu vernehmen.

Jener Stimme die nur in der Stille hörbar wird, die sagt: " wie willst du die Welt retten, wenn du nicht mal in der Lage bist, dich selbst zu retten? - woher willst du die Kraft nehmen alle Menschen zu lieben, wenn du noch nicht einmal genug Kraft hast, dich selbst zu lieben? - was nützt es dir, wenn du dein gesamtes Geld opferst und dadurch  zum Opfer deiner Eitelkeit wirst? Denn ist es nicht Eitelkeit, alle Welt sehen zu lassen, wie groß dein Edelmut sein kann?

 
Die wirkliche Kraft spiritueller Lebensweise:

Diese Menschen gehen in die Tiefe ihres Inneren und überschreien sich nicht gegenseitig, in einem falsch verstandenen Sendungsbewusstsein. Sie erkennen, dass niemand, kein Mensch auf der Welt jemals in der Lage sein wird, ein fehlerfreies und moralisch untadeliges Leben zu führen.

Sie haben erkannt, dass in jedem Moment ihres Lebens ein Unrecht geschieht und sie nicht selten daran mitbeteiligt sind.
   
Menschen die vom Geist Gottes berührt wurden, wissen um ihre Ohnmacht und sie wissen, dass es ihnen nicht möglich sein wird, das Elend der gesamten Welt zu beenden. Sie wissen um die vielen unbekannten Einflüsse, die auf ein Leben einwirken, aber sie wissen auch, dass ein jedes Leben, egal wie schrecklich und schlimm es sein mag, eines Tages im Licht enden wird.

Menschen die eine bewusste Spiritualität leben, erleben ihr eigenes Unvermögen bewusst. Sie verschließen ihre Augen nicht vor der Realität. Ihre Vorstellung von Verantwortung beginnt sich zu verändern. Sie fühlen sich nicht mehr schuldig, wegen all der Verbrechen, die sie nicht verhindern konnten, sie vergeuden ihre Kraft nicht mehr, indem sie mit dem Finger auf jene hinweisen, die größere Schuld auf sich geladen haben als sie selbst es getan haben.

Sie sind bereit  jeden Menschen auf dieser Welt als ihren Bruder oder ihre Schwester zu begreifen. Sie verlieren die bindenden Vorstellungen von unauflöslichen Blutsbanden und befreien ihr eingeengtes, bisher auf Verwandtschaft und Freundschaften konzentriertes  Gefühlsleben aus der Gefangenschaft der Ausschließlichkeit.

Sie erkennen, dass wir alle letztendlich durch Leiden und Fehler geformt werden und wurden, dass wir alle schon mal Opfer aber auch Täter waren, sie sehen die Ängste, die den Habgierigen in ihren Klauen hält, sie sehen das geschlagene Kind in der misshandelnden Mutter. Sie hören in sich hinein und fragen ihre innere Stimme: "was tun ?". 

Sie bemühen sich, die Liebe im Menschen zu sich selbst zu entwickeln. Sie wollen, dass der Mensch sich als geliebtes Wesen begreift, sie stärken die inneren Kräfte des Menschen. Sie setzen ihre Kräfte seltener dafür ein, ein äußerlich optimales Umfeld zu gestalten.

Ihr Hauptaugenmerk liegt auf den unvergänglichen Werten und weniger auf den vergänglichen. Sie nutzen die Materie nicht mehr hauptsächlich zum Eigennutz. Sie lassen die  Materie für sich arbeiten. In ihren Händen wird die Materie zum Spielball ihrer Wünsche. Grenzen und Hindernisse erkennen sie als Fingerzeige zur Richtungsänderung.

Sie haben erkannt, dass die größte Kraft die Kraft der Liebe ist. Nicht der sexuellen Liebe, auch nicht die Nächstenliebe, nicht die Freundesliebe, die Liebe zum Kind.....die größte verändernde Liebeskraft liegt in der Erkenntnis, dass jeder Mensch dieser Welt in ein unauflösbares Muster der Liebe und des Lichts eingewebt ist und dass diese Liebe uns immer gehört und uns niemals genommen werden kann.

Wenn diese Erkenntnis fest in uns verankert ist, werden wir vorurteilslos alle Menschen als liebenswert ansehen können, denn die Angst eines Tages aus eigenem Verschulden aus diesem Liebesmuster herauszufallen ist verschwunden. Wenn wir diese Erkenntnis in uns verinnerlicht haben, brauchen wir niemals mehr einen anderen Menschen abzuwerten, um uns dadurch zu erhöhen. Es gibt kein höher oder nieder mehr, kein wert oder unwert und damit keine Platzzuweisungen.


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