Wir danken dem Autor, Herrn Dr. Walter A. Frank, für die Genehmigung, diesen in der Zeitung
"Die Andere Realität" (1. Oktober 2002 - No. 5/6) erschienenen Artikel hier veröffentlichen zu dürfen.


 Der Redaktion der Zeitung danken wir dafür, dass sie uns den Beitrag zur Verfügung gestellt hat.


Reinkarnation und Karma zunehmend in der Diskussion
von Dr. Walter A. Frank

Immer mehr Menschen stellen sich die Frage nach dem eigentlichen Sinn des Lebens. Materialismus - und bedauerlicherweise auch ein verflachtes Sonntags-Christentum – haben diese kapitalistische Wirtschaftsgesellschaft hervorgebracht, die uns einen nie gekannten materiellen Wohlstand bescherte.

Der freilich damit bezahlt werden muß, daß er den Menschen und unsere schöne Erde zu bloßen Ausbeutungsobjekten und Müllhalden degradierte für den Konsum und dessen Abfallhaufen. Schlimmer  aber zählt der Verlust der inneren menschlichen Werte, die diesem „Fortschritt“ geopfert wurden und werden.

Hat dieses unser modernes Leben außer äußerlichem Luxus und Überfluß noch etwas zu bieten, für das all seine ja immer auch noch vorhandenen Mühen und Leiden sich lohnen? Wohl kaum. 

Aber es erwacht nun auch zunehmend der Selbsterhaltungstrieb der Menschheit - der körperliche, wie der geistige. Und so wächst die Zahl derer, denen das von der Gesellschaft für ‚normal’ gehaltene Leben in Saus und Braus, aber mit innerer Leere, nicht mehr genügt.

Statt zu resignieren, wie die Massen, suchen sie nach einem Ausweg aus dieser scheinbar hoffnungslosen Situation. Und in der Tat ist diese Hoffnungslosigkeit nur scheinbar. Denn es gibt natürlich auch andere Auffassungen, wie diese unsere Existenz sinnvoller zu gestalten ist. 

Schon im 18. und 19. Jahrhundert, als das ‚wissenschaftliche’ Abendland seinen materialistischen Höhenflug erreichte, gab es weisere Geister, die auch weit hinaus gen Osten blickten, statt in der Enge provinzieller Horizonte zu verharren, wie die meisten ihrer Zeitgenossen. Und dort fanden sie die Lehren von der Wiedergeburt und dem Karma-Gesetz. -

Nicht ahnend, daß sie damit ein uraltes Allgemeinwissen der Menschheit wiederentdeckten. Denn, daß dieses eine Leben, das wir gerade führen, nicht unser einziges ist, sondern nur eines im vielfältigen Kreislauf des Wiedergeborenwerdens, war und ist schon Gemeingut der ältesten Kulturen, der schamanischen, zu denen auch unsere eigenen vorchristlichen Ahnen allesamt gehörten.

Und, im Gegensatz zu den Offenbarungsreligionen, haben alle anderen Welt-Religionen diese Tradition auch fortgeführt mit ihrer Höherentwicklung. Damals aber lagen vor allem Indien und China im Blickpunkt westlicher Denker und Forscher, waren sie doch zu kolonialen Anhängseln europäischer Weltmächte verkommen.

Man war aber fasziniert, welch überaus hohe Kulturleistungen man dort vorgefunden hatte, im Gegensatz zu den anderen kolonial eroberten Kontinenten - die amerikanischen Hochkulturen waren ja von den nur goldgierigen Spaniern schon bei ihrer Eroberung vernichtet worden und werden erst heute mühsam wiederentdeckt. Indien und China aber waren so gewaltig alleine an Ausdehnung und Menschenzahl, daß ein paar Kolonialisten ihren jahrtausendealten Kulturen nicht viel anhaben konnten.

Und das imponierte so mancher europäischen Geistesgröße. Noch mehr imponierte ihnen aber jenes dort ganz selbstverständliche Wissen um Reinkarnation und Karma, brachte es doch einen viel tieferen Sinn in alle Existenz, als westliches Dahinphilosophieren und kirchenchristliche Sonntagspredigten. Und damit war auch für den Westen der eigentliche Sinn unserer irdischen Existenz wiedergefunden. 

Heute aber nimmt längst die Zahl der Reinkarnations-Therapeuten zu, die Klienten in ihren Praxen und Seminaren in frühere Leben zurückzuführen, um präexistentielle Blockaden aufzulösen. Zu ihnen gehört auch der Autor der folgenden Zeilen. 

Segen der Lebenszyklen im Karma-Fluss - Karma-Gerechtigkeit
Dasein -Schicksal-Wiedergeburt sind die Lebens-Einheit, die unserem Hiersein in dieser weißgott nicht bequemen Welt erst einen tieferen Sinn geben. Wäre diese Welt so gebaut, wie sie uns die Materialisten auf der einen Seite, die Kanzelprediger auf der anderen, weismachen wollen, dann wäre alle Existenz höchst ungerecht.

Sagen nun die einen, Geburt und Tod seien Anfang und Ende allen Seins und sonst gar nichts, so predigen uns die anderen ein Dasein aus Sünde und Vergeltung durch einen Verführer einerseits und einen strafenden Gott andererseits. Zwar ist da auch von Gottes Liebe und Gnade die Rede, aber an ausgleichender Gerechtigkeit ist da wenig zu erwarten.

Denn gerade die Gnaden-Hypothese macht dieses System so ungerecht: Sie ist ein Akt göttlicher Willkür, kein Recht, vor dem alle Sünder gleich sind... So bieten uns weder das Weltbild der Materialisten, noch der Sonntagvormittagssegen einen echten Trost. Denn beide lassen uns letztlich allein mit unseren Existenzängsten. 

Ist also dieses unser Leben sinnloses Ergebnis ebenso sinnloser Zufälle, wie uns das materialistische Weltbild lehrt? Ist „Gerechtigkeit“ also bloß eine Erfindung menschlichen Intellekts, weil nach dem Tod eh alles aus und vorbei ist? Oder kommen wir dann in Himmel, Hölle, oder Fegefeuer, wie der Katechismus uns weismachen will? - Wohl keines von beiden! 

Gut 150 Jahre Jenseitsforschung bieten ein ganz anderes Bild. Zunächst einmal ist ein Weiterleben des Bewußtseinsfelds - auch Geist genannt - nach dem Aufhören aller Körperfunktionen schon rein physikalisch von größter Wahrscheinlichkeit, da es sich ja um ein energetisches Gebilde handeln muß – und Energie ist bekanntlich unzerstörbar.

Sie kann nämlich weder erzeugt, noch vernichtet werden nach dem Gesetz der Energieerhaltung, sondern ist jeweils nur von einem Zustand in einen anderen umzuwandeln. Also muß auch unsere Bewusstseinsenergie schon vor dem Körper da sein und irgendwo bleiben, wenn er zerfällt. Für das Bewußtsein muß es also ein Leben vor der Zeugung, wie eines nach dem Tod geben. 

Das haben übrigens alle Kulturen, außer der unsrigen, schon immer gewußt, und zwar schon seit den Neandertalern, wie deren Bestattungsriten nahelegen. Alle diese Kulturen wussten und wissen auch, daß der Geist sich nicht nur einmal einen Körper aussucht, sondern viele Male. Und dann erst bekommt auch unser ganzes Dasein eine gewisse Logik: Gerechtigkeit wird möglich durch Ausgleich von Leid und Wohlleben, Schlechtigkeit und Güte, Hass und Liebe, und, und, und... 

Warum wir unglücklich sind
Wann gibt es Gemeinheit unter den Menschen? Wenn sie unglücklich sind. Wann sind Menschen unglücklich? Wenn sie Angst haben. Wann haben sie Angst? Wenn sie Verluste fürchten. Welchen Verlust furchten sie am meisten? Den des Lebens. Warum fürchten sie am meisten um ihr Leben? Weil sie glauben, mit dem Tod wäre alles aus. Warum glauben sie, mit dem Tod wäre alles aus?

Weil sie nicht wissen, was nachher kommt. Warum also fürchten die Menschen den Tod so sehr? Weil sie Angst haben, es käme gar nichts danach, wenn sie an nichts glauben. Oder weil sie Angst haben, danach käme das ewige Gericht, wenn sie an einen Katechismus glauben. Und weil sie sich schuldig fühlen, haben sie Angst, damit drohe ihnen ewige Verdammnis. 

Wie können sie also glücklich sein mit einem so elenden Leben, das nur voller Ängste ist? Und woher kommen diese Ängste? Aus purem Nichtwissen. Das materialistische Weltbild mit seiner Sinnleere verführt sie dazu, nur an sich zu denken, alle anderen als Konkurrenten zu betrachten, und für sich selber so viel an materiellen Werten zu raffen, wie es nur geht. Weil es ja das einzige Leben ist und danach nichts mehr kommt. Kann ein solches Leben glücklich machen?

Wohl kaum. Es ist nur Kampf um den Erwerb von immer mehr, und ständige Angst etwas davon wieder zu verlieren. Darum klammern sich auch Menschen, die nur an das Materielle glauben, so sehr an das letzte Fünkchen Leben und machen sich damit das Sterben so schwer. Es ist nicht nur die Angst, nun alles aufgeben zu müssen, es quält sie auch die Erkenntnis all der verpaßten Gelegenheiten, die nun unwiederbringlich verloren gehen... - Alles weg. Aus ists. Basta! 

Kann andererseits ein Leben in ewiger Angst vor einem jüngsten Gericht glücklich machen? Wohl kaum. Ein Leben voller Ängste kann kein Glück bieten. Denn auch hier herrscht innere Leere, die nur mit Ängsten angefüllt wird. Beide Welt- und Lebensbilder beruhen aber auf Glauben. Weder Materialisten, noch Katechismusgläubige wissen, wie die Dinge mit dem Jenseits wirklich liegen, sie glauben nur ihrem jeweiligen Weltbild. 

Freilich wollen wir nicht bestreiten, daß es auch einen festen Glauben geben kann, der innere Sicherheit vermittelt, die dem Wissen nicht nachsteht. Aber nach meiner Erfahrung sind solche im Glauben glückliche Menschen eher die große Ausnahme, als der große Durchschnitt. Und ihnen wollen wir ihren Glauben auch lassen! Den vielen Anderen aber steht auch ihr Teil am Lebensglück zu, nach der Lehre des Buddha, und auch ihnen ist ja zu helfen. 

Wer will, dem kann geholfen werden
Wie? Worauf dann kann glückhaftes Leben sich gründen?

Auf Wissen. Auf welches Wissen? Zum Beispiel das über das Naturgesetz von Ursache und Wirkung. Und wie ist solches Wissen zu erwerben? Durch Lernen. Durch die Bemühung, mehr zu erfahren, als man schon weiß.

Zum Beispiel darüber, ob diesem Leben auch ein tieferer Sinn abzugewinnen ist, statt nur wie gelernt und gewohnt vor-sich-hin-zu-leben. Und, zum Beispiel, zu glauben, was in unserer Gesellschaft so gang und gebe sei, sei das einzig Richtige, weil es eben in unserer Gesellschaft so ist und wir es deshalb so gewohnt sind.

Dabei können wir auch von anderen Gesellschaften sehr viel lernen. Zum Beispiel über das Jenseits. Und darüber weiß manch andere Gesellschaft sehr viel mehr, als wir in der unseren, wenn man sich nur einmal etwas umschaut. 

So gibt es keine noch Natur-verbundene Gesellschaft auf dieser Erde, die nicht über Jenseits und Wiedergeburt Bescheid wußte. Unsere westlich-materialistische Gesellschaft ist die einzige auf der Welt, die dieses Wissen konsequent und restlos abgeschafft hat. Und mit welchen Folgen? Ist die Menschheit damit glücklicher geworden?

Das wird wohl niemand noch zu behaupten wagen, der auch nur einen Blick auf die Geschichte der letzten zwei-, dreihundert Jahre geworfen hat, und auf den Zustand dieser Welt hier und heute! 

Und da haben wir schon ein drastisches Beispiel des Gesetzes von Ursache und Wirkung. Ein Beispiel dafür, wie die Zerstörung innerer Werte auf die äußere Lebenswelt zurückschlägt, und umgekehrt. Ozonloch, Umwelt- und Klimakatastrophen lassen herzlich grüßen... 

Wie aber sagen schon die ersten drei Sätze der Tabula Smaragdina, des Kernstücks der Philosophie Perennis, der ewig gültigen Philosophie?: Wie oben so unten, wie außen so innen, wie im Kleinsten so im Größten! 

Was unsere Altvorderen schon immer wußten, bei uns aber verdammt und verdrängt wurde durch Herrschaftsideologien der kirchlichen, wie materialistischen Art, wird aber nun auch bei uns allmählich wiederentdeckt.

Und zwar ausgerechnet durch die Wissenschaften, die ja vordem alles „Jenseits“ abgeschafft hatten. Für ein Gerichtsgutachten stellte ich einmal Indizien zusammen, die für die Reinkarnationslehre sprechen, und ich kam auf mindestens 20. Nach diesem Sachverhalt müßte jedes ordentliche Gericht die Tatsache der Wiedergeburt anerkennen! 

Damit wird aber auch die Reinkarnation zu einem grundlegenden Faktor für jegliche Art von Jenseitsforschung, denn nur sie löst auch die alte theologisch-philosophische Frage nach Recht oder Gnade. Sie alleine auch bietet die Chance der mündigen und souveränen Selbstbestimmung über Dasein und Schicksal jedes Einzelnen von uns - und damit die höchste Gnade, die uns zuteil werden kann! 

Besserwisserische Ignoranz
Wieso dann haben wir dieses uralte Wissen verloren, ausgerechnet wir, die wir uns doch für die Besten und Klügsten und „Wissen“-schaftlichsten halten? 

Da kommen wir schnell auf rein gesellschaftlich-historische Gründe. Denn sehen wir uns danach etwas in der Welt um, dann stellt sich heraus, daß eine so krasse Ablehnung der Möglichkeit auch außer-materieller Existenz von Bewußtsein nur in unserer christlich geprägten, westlich materialistischen Gesellschaft anzutreffen ist.

Und wo immer in der Welt man heute auch anderwärts diese Grundhaltung gegenüber dem Leben antrifft, handelt es sich um Importe aus dem christlich-materialistischen Westen, die erst nach der Verwestlichung der intellektuellen Eliten dort auftraten. Und diese Geschichte reicht zurück bis ins hellenistische Altertum:

Erst mit dem Atomismus Demokrits und seiner Schule treten in der Philosophie rein materialistische Ansätze auf, die dann mit Alexanders Zug nach Indien auch dort in einige philosophische Richtungen Eingang finden. 

Alle ursprünglichen, naturnahen Gesellschaften auf der ganzen Welt aber kannten ausnahmslos Weltbilder, in denen der vordergründig materiellen Wirklichkeit eine spirituell-hintergründige zur Seite stand. Es gab und gibt für diese Kulturen also nicht nur Pflanzen, Tiere und Menschen, die man sehen und anfassen kann, es gab und gibt für sie auch eine geistige Wirklichkeit, und zwar verwoben mit der materiellen.

Sogar manche Tiere lassen ihre verendeten Artgenossen bekanntlich nicht einfach liegen, wo sie verendet sind, sondern „besuchen“ ihre „Verstorbenen“, falls sie sich um die Kadaver überhaupt noch kümmern.

Menschsein fängt aber genau da an, wo Tote bestattet werden. Und wo das geschieht, macht es Sinn nur, wenn den Verstorbenen auch eine über das rein Physische hinausgehende Existenz zugebilligt wird, also das Überleben des rein materiellen Todes durch etwas Geistiges. Das freilich vom Materialismus geleugnet wird.

Aber hier setzten bisher nur die Nazis den Umgang mit Leichen konsequent materialistisch um: sie „verwerteten“, was zu verwerten war, füllten Haare in Matratzen und machten Seife aus den Knochen. Warum aber kommt uns das so „barbarisch“ vor? Weil da offenbar immer noch tief in uns ein Rest dieses urmenschlichen Wissens sitzt, daß wir eben doch nicht nur aus den paar lausigen Grundstoffen bestehen, aus denen sich Eiweiß zusammensetzt... 

Nun glaubt ja auch das Christentum an ein Leben nach dem Tod, ist geradezu darauf aufgebaut - warum also die Verbindung von „Christlich“ und „Materialistisch“? Das hat gesellschaftshistorische Gründe, die damit zusammenhängen, dass das späte Christentum die Wiedergeburt ablehnt. Im heute gültigen christlichen Weltbild geht eine Seele in einen gerade gezeugten Fötus ein und verläßt ihn beim Tod wieder für immer.

Es sei denn, man bringt hier auch noch die „Auferstehung des Fleisches“ mit hinein, aber da erhebt sich sofort die Frage: Wie soll denn das wohl praktisch funktionieren, nachdem jeder heutige Mensch Atome und sogar Moleküle enthält, die vor ihm bereits in den Körpern anderer Lebewesen gewesen sein müssen, darunter auch Menschen? 

Selbst die Atome leben ewig...
Geht man also alleine den Weg des Fleisches mit unserer logischen Kette, dann muß man schon da eine gewisse Re-Inkarnation anerkennen, zumindest eine teilweise. Denn schließlich essen wir ja, was schon vielfach Leben war, auch wenn es wieder zu Erde wurde, und nun in Pflanzen und Tieren uns zur Nahrung dient. Und was unser Verdauungstrakt daraus aufnimmt, baut unser Körper in sein Gewebe ein.

Re-In-Karnation buchstäblich, Rück-Führung von ehemaligem Fleisch in neues Fleisch. Und in alle jene früheren Körper-Teile müßten wir uns dann bei der „Auferstehung des Fleisches“ wohl wieder aufspalten - schöne Aussichten! 

Da dies hier aber keine Argumentation gegen das Christentum werden soll, wollen wir uns auch in der frühen Kirchengeschichte etwas umsehen, und da werden wir schnell fündig. Noch der Kirchenvater Origenes (185/86 - 253/54), genannt „Adamantios“ („der Stahlharte“ - er kastrierte sich selbst), Sohn des Märtyrers Leonides, schuf mit seinen „De principiis“ (über die Prinzipien, verfaßt 220-30) das erste systematische christlich- theologische Lehrsystem.

Daneben arbeitete er 30 lange Jahre an der damals genauesten Bibelübersetzung, der „Hexapla“ (Die Sechsfache), indem er die damals bekannten fünf griechischen Übersetzungen Satz für Satz mit dem hebräischen Original verglich. Origenes glaubte an die Wiedergeburt. 

Dafür flog er freilich zeitweise aus der Liste der Kirchenväter raus. Aber auch seine Zeitgenossen, die Gnostiker der verschiedensten Richtungen, hielten überwiegend am Reinkarnationsgedanken fest. Schließlich fanden sie dafür genügend Anhaltspunkte im Neuen Testament. 

So waren sich die Jünger Jesu einmal nicht einig, wessen Wiedergeburt ihr Meister denn sei, und sie fragten ihn, ob sich Elias in ihm wiederverkörpere, oder Jeremia, oder ein anderer der alten Propheten. Jesus beschimpft sie daraufhin keineswegs als Irr-Gläubige, sondern antwortet ganz sachlich:

Nicht er sei Elias, sondern Johannes der Täufer; eine glasklare Aussage! (Mt. 16/14, Lk. 9/8). Auch der Verkehr mit den „Verstorbenen“ war damals offenbar eine Selbstverständlichkeit:

Als Jesus am Kreuz sein „Eli, eli, lama asabthani“ stammelt (Mt. 27/46, Mk. 15/46), da sagen die Darunterstehenden: „Er rufet den Elias“! Besonders aber nach der Auferstehung kommt es wiederholt zu solchen Wortwechseln, und Jesus kann gar nicht müde werden, immer wieder zu erklären:

Er sei es ganz leibhaftig, und keineswegs sein Geist! (Lk. 24/36-43). Den ungläubigen Thomas gar fordert er auf, seine Finger in die Seitenwunde zu legen, um zu spüren, daß er es ganz körperlich sei (Jh. 20/25-27). Wenn aber unter den Aposteln und Jüngern Jesu schon solches Wissen selbstverständlich war, wieso haben wir es dann im Religionsunterricht ganz anders gelernt! Ging dieses Wissen später verloren? 

Jetzt gibt es Beweise...
Worauf also kann glückhaftes Leben sich gründen? Auf Wissen. Das Wissen um die tieferen Zusammenhänge. Auf die kosmischen Grundgesetze des Seins. Die aber lassen sich erfahren, so man sich nur darum bemüht.

Und damit sind wir wieder mitten im Thema. Denn das Reinkarnationsprinzip ist längst keine Glaubensfrage mehr. Zu sehr häuft sich das Indizienmaterial wissenschaftlicher Untersuchungen zum Thema, als daß man es länger ignorieren könnte. Fangen wir doch erst einmal ganz naturwissenschaftlich-logisch an. 

Da gibt es seit Beginn des vorigen Jahrhunderts in der Physik das Gesetz von der Erhaltung der Energie. Energie kann weder erzeugt, noch vernichtet werden, man kann sie nur von einer in eine andere Form überführen. Zum Beispiel Licht in Wärme, Wärme in Bewegung und Bewegung in Elektrizität, Elektrizität dann wieder in Wärme, oder Bewegung, oder Licht, und so weiter. 

Bewegung setzt also Energie voraus. Wenn ich meinen Arm heben will, muß der Muskel Energie erhalten, damit er sich zusammenzieht und das Gewicht des Arms hebt.

Das nennt man dann Arbeit, und Arbeit ist immer nur mit Energie zu vollbringen. Was aber hat dem Muskel die Energie geschickt? Nun, offenbar doch mein Wollen den Arm zu heben. Und von wo kommt dieses Wollen? Zweifellos aus meinem Bewußtsein.

Also muß mein Bewußtsein etwas mit Energie zu tun haben. Wenn aber Energie weder erzeugt, noch zerstört werden kann, wo kam mein Bewußtsein dann her vor meiner Zeugung? Und wo geht es hin, wenn mein Körper aufhört zu funktionieren? In die Erde wohl kaum, denn in die geht nur die Materie meines Körpers über, wenn sie zerfällt.

Und wie es dann um die „Auferstehung des Leibes“ steht beim Jüngsten Gericht, darüber haben wir uns schon unterhalten. Wo aber bleibt das ja offenkundig systematisch, also sinnvoll strukturierte Energiefeld des Bewußtseins? Gute Frage, nichtwahr? 

Es muß also schon vor meiner Zeugung und Geburt vorhanden gewesen sein, und muß auch irgendwo hingehen, wenn es den Körper verläßt. 

Und daß das so ist, dafür gibt es längst ganz konkrete, erfahrbare - und erforschte! - Hinweise. Es gibt die Thanatologie, die Sterbeforschung, die inzwischen abertausende an Nahtoderlebnissen analysiert hat. Die Erfahrungen von Menschen also, die klinisch bereits tot waren, dann aber ins Leben zurückgeholt wurden, oft durch die Kunst der Intensivmedizin.

Die Betroffenen konnten in diesem Zustand mit ihrem Bewusstsein den Körper verlassen, im Operationssaal herumschweben, durch die Wände in Nebenräume gelangen, dort mitsehen, wenn der Schwester eine Klemme zu Boden fällt, und die oft recht drastischen Medizinerwitze der Ärzte mithören, sogar ganz schnell einmal nach Hause zur lieben Familie schlüpfen, um zu sehen, was die gerade anstellen - und das alles, während ihr Körper festgezurrt auf dem Operationstisch liegt, um wieder zusammengeflickt zu werden.

Und das Seltsamste an dieser Geschichte: Wie dann das eigentliche „Jenseits“ erlebt wird ist im Prinzip immer dasselbe, völlig unabhängig von Glauben, Bildungsstand und Gesellschaft der Betroffenen! 

Verbannung und Rückbesinnung
Nicht für mindestens ein halbes Jahrtausend nach Jesus. Im Konzil von Nicäa (325), als unter Kaiser Konstantin (dem „Großen“) - nach jahrhundertelangen Verfolgungen der Christen durch die Römer - das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde - wurde auch die Lehre des Origines diskutiert, die Reinkarnationsidee aber keineswegs zum „Anathema“ erklärt. Das sollte erst über 200 Jahre später geschehen, unter dem frommen Eiferer Justinian und auf dem Konzil von Konstantinopel (553).

Der Kaiser war es auch, der das Thema ins Konzil einbrachte. Den Konzilsvätern aber war es wohl zu heiß, darum setzten sie es ganz unten auf die Tagesordnung, und erst in der letzten Sitzung wurde es diskutiert.

Auf Drängen des Kaisers wurde es nun auch „anathema“ also zur Irrlehre für den gläubigen Christen. Die kirchenjuristisch gewieften Protokollanten freilich nahmen es nicht als solches ins offizielle Protokoll auf. Da nämlich etliche der Konzilsväter schon abgereist waren, erschien ihnen wohl die Gültigkeit dieses Votums etwas fragwürdig... 

Darum steht es nach geltendem katholischen Kirchenrecht, streng ausgelegt, jedem Gläubigen eigentlich frei, wie er sich zur Reinkarnation verhalten will, auch wenn ihm das von manchen Kanzeln herunter anders dargestellt wird, Gottseidank aber längst nicht mehr von allen.

Selbst von manchen Weltanschauungsbeauftragten der EKD (sprich Sektenpfarrern) wird heute das Thema schon ganz sachlich behandelt, etwa von den Pfarrern Huth aus Frankfurt und Wolf aus Nürnberg.

Und unter den Laien beider Kirchen ist längst keine allzu allgemeine, kleinkarierte Katechismustreue mehr festzustellen, und die katholischen müpfen bei guten Anlässen sogar ganz schön selbstbewusst gegen ihren „Heiligen Vater“ auf, wie die Franzosen des Bistums Evreux in der Bretagne, als der Papst ihren „zu liberalen“ Bischof Caillot einfach entließ.

Und Eugen Drewermann gar, unfolgsamer Sohn seiner Kirche seit je, hat den Papst sogar zum Rücktritt aufgefordert... 

Da ist also letztlich auch der Boden längst bereitet, Reinkarnation und Karma wieder den Stellenwert zu verschaffen, den diese Vorstellungen einmal hatten, als die Erinnerung an den Gründer des Christentums und seine unmittelbaren Nachfolger noch frisch und unverfälscht war. 

Und das Prinzipienpaar Reinkarnation/Karma hat auch für das ganz normale alltägliche Leben seine Vorzüge – unvergleichliche Vorzüge, gegenüber allen anderen Dies- und Jenseitsvorstellungen.

Dieses Prinzip ist nämlich in erster Linie dazu da, um uns im Alltag zum richtigen Leben zu verhelfen, und erst in fernerer Linie eine Jenseitsspekulation! Und das wußte schon der Buddha treffend auszudrücken.

Als ein Brahmanenpriester ihn provozierend fragte, was er denn von der Reinkarnation halte, erwähne er sie doch nie in seinen Predigten, da antwortete der Erleuchtete: „Gibt es eine Reinkarnation, dann wird dein nächstes Leben davon abhängen, wie du das jetzige lebst, und gibt es sie nicht, dann hängt dein einziges Leben davon ab, wie du dein jetziges lebst. Also lebe jeden Tag, als wäre es dein einziger!“ 

Auf das Hier und Jetzt kommt es also an, und auf unsere heutige Lebenspraxis, nicht auf Theorien darüber, was danach wohl kommen mag. Wissen wir aber Bescheid, was danach kommt, können wir unser Leben hier und jetzt auch besser danach einrichten. Und wann fühlen wir uns am wohlsten? Wenn wir es richtig einzurichten verstehen. 

Aus einer Fülle von Indizien...
Seit Jahrzehnten gibt es auch Methoden, mit denen man lernen kann, bei gesundem Leib willentlich den Körper zu verlassen, um sogenannte Astralreisen zu erleben. Der Leib liegt also „schlafend“ in einem Raum, während das Bewusstsein frisch und fröhlich auf Wanderschaft geht, wohin immer es will.

Und selbstverständlich ist dieses Phänomen längst wissenschaftlich überprüft und sichergestellt, daß es sich dabei weder um bloße Einbildung, noch Phantasiereisen handeln kann, sondern daß das Bewußtseinsfeld der Versuchsperson in der Tat den vorgegebenen Zielort erreicht haben muß. 

Und dann gibt es natürlich ebenso seit Jahrzehnten die Methode der Rückführung in frühere Leben. Daß auch die „echt“ sein müssen, erfährt jeder, der es ausprobiert! Das sind die schieren Fakten. Und die sind nachgerade erdrückend in ihrer Aussagekraft für die tatsächliche Realität der Reinkarnation. Und jedes ordentliche Gericht in einem ordentlichen Rechtsstaat müsste das bestätigen, hätte es in dieser Sache zu entscheiden! 

Ja, aber daß es so etwas wie ein Bewußtseinsfeld gibt, außerhalb des Gehirns, ist ja wissenschaftlich überhaupt noch nicht erwiesen, behaupten unentwegt die Besserwisser,... - Ist es das? 

Seit Sir John Eccles (Nobelpreis) die Forschungen seines Lehrers Sir Charles Sherrington (Nobelpreis) weiterführte, und auch weitere Gehirnphysiologen, wie Wilder Penfield, Roger Sperry (Nobelpreis), Karl Pribram und andere feststellten, das Denken - also Bewußtsein - eben keine bloße Ausscheidung des Gehirns ist, sondern alleine physisch-chemisch nicht voll erfaßt werden kann, ist auch dieser Standpunkt nicht mehr haltbar.

Es ist der Stand des 19. Jahrhunderts, der aus dem materialistischen Argument spricht. Damals sagte der Physiologe Rudolf Virchow, er habe in der Chariteé’ zehntausende von Leichen seziert und sei nicht auf die Spur einer Seele gestoßen. Und sein Kollege Jacob Moleschott sagte auf der Naturforscher-Konferenz in Göttingen 1854: „Gedanken sind eine Ausscheidung des Gehirns, wie Urin eine der Nieren ist“.

Schon damals aber rief der Leipziger Philosoph Rudolf Lotze dazwischen: „Wenn man den Kollegen Moleschott so reden hört, dann möchte man das wirklich glauben!“. Die Sachsen waren eben schon immer etwas heller... 

Heller machen kann sich aber jeder. Und je heller er sein Bewusstsein macht, um so heller wird auch sein Leben. Nicht nur Leben will eben gelernt sein, auch Sterben kann man lernen. Vor allem, indem man richtig leben lernt. Und das lernt sich leichter, wenn man weiß, daß mit der Geburt nicht alles anfängt und mit dem Tod nicht alles aus ist.

Und daß das so sein muß, kann man heute schon in wissenschaftlichen Fachbüchern nachlesen. Zum Beispiel in den auch für den Laien verständlichen Büchern von Eccles, dem führenden Gehirnforscher unserer Zeit (alle im Piper-Verlag).

Schon seit dem berühmt gewordenen Werk, DAS ICH UND SEIN GEHIRN, das er mit Sir Karl Popper (Nobelpreis) verfaßte. Darin wies er erstmalig nach, daß das Ich – also das Bewußtsein - eben nicht als Gehirnfunktion zu erklären ist, sondern nichtmaterieller - sprich geistiger - Natur sein muß. 

Der Gehirn-Computer und sein Benutzer
Sein Kollege Karl Pribram, Wiener in Amerika, der seinerseits bereits die holographische Programmierung des Gedächtnisses nachgewiesen hatte, entwickelte daraus sein Computer-Modell:

Das Gehirn ist nur der Computer (Hardware), der vom Programmierer erst mit Gedanken (Software) gefüttert werden muß, ehe er funktionieren kann. In dem 1994 erschienenen Buch WIE DAS SELBST SEIN GEHIRN STEUERT, setzt der geadelte Australier Eccles dann noch eins drauf, indem er ergründet, wie der Geist in die chemo-elektrischen Prozesse der Synapsen eingreift - das sind die Kontaktstellen der Nervenzellen.

Das Buch ist eine scharfe Provokation für jeden Materialisten, und es ist als solche gedacht. Da bleibt kein mechanistisch-reduktionistisches Auge trocken. Und wer half dem alten Herrn (91!) dabei?

Weder ein Philosoph, noch gar ein Theologe, sondern der junge Quantenphysiker Friedrich Beck, Direktor des Instituts für Kernphysik an der T.U. Darmstadt. Und gemeinsam gelang es ihnen, aufzuzeigen, wie sich das Bewußtsein den Quanteneffekt des Heisenberg’schen Unschärfeprinzips zunutze macht, um die chemoelektrischen Prozesse in den Neuronen des Gehirns zu steuern.

Zum großen Ärger aller Reduktionisten ist ihre Vorgehensweise dabei auch noch streng reduktionistisch, und hält sich präzis an den Rahmen der Popper’schen Wissenschaftstheorie. 

Und die gilt ja allgemein als Bibel des Neopositivismus, an der immer noch alle Wissenschaftlichkeit gemessen wird. Und der französische Physiker Jean Charon, wie sein deutscher Kollege Burkhard Heim, weisen nach, daß noch nicht einmal die materielle Welt ohne geistigen Hintergrund restlos erklärt werden kann.

All’ jenen Wissenschaftlern aber, denen das nicht in den (materialistischen) Kram paßt, bleibt nichts anderes übrig, als alles zu ignorieren, was ihrem überholten Paradigma widerspricht. 

Und was heißt das alles für unser Thema und das alltägliche Leben von uns allen? Eine ganze Menge. Sogar fast ALLES. Denn es beantwortet mit nüchternen naturwissenschaftlichen Fakten, daß unser Bewußtsein Geist ist, der einen Körper hat - nicht umgekehrt, wie die Materialisten immer noch glauben (!).

Geist jedoch ist so unsterblich wie Energie. Mindestens. Wenn wir aber in erster Linie Geist sind, der sich nur vorübergehend eines Körpers bedient, dann beantwortet sich die Frage nach dem Sinn des Lebens - fast - von selbst. 

Und auch die Frage, worauf denn ein glückhaftes Leben sich gründen kann. Auf Wissen. Auf das Wissen um unser geistiges Sein. Das heißt, unser ewiges Leben. Unser Leben ist dann ohne Anfang und Ende, und „Zeit“ in der Tat eine „Illusion“, wie Chris Griscom eines ihrer Bücher nannte.

Aber damit kommen wir auch zu einem weiteren beliebten Argument, das die Relativierer der Reinkarnationslehre sich ausgeborgt haben: Wenn Zeit ebenfalls relativ sei, dann könnten ja auch die einzelnen Reinkarnationen nicht hintereinander ablaufen, und die ganze Lehre sei daher wacklig. 

Alles ist relativ
Zu früh gefreut, Freunde. 
Denn was nützt mir als Normalmensch im Alltagsgeschehen schon meine wie immer weise Erkenntnis, Zeit sei nur eine Illusion? Wenn ich dann doch auf die Uhr schauen muß, um das Frühstücksei nicht zu hart werden zu lassen, den Zug nicht zu verpassen und nicht zu spät zum Dienst zu kommen!

Und wenn meine Hebamme 0.29 Uhr am 9.7.1927 als Geburtszeit eintrug und meine Todesminute vom Arzt mit 23.28 Uhr am 10.11.2037 festgestellt werden wird? Das ist eben der Unterschied zwischen Philosophie und irdischem Leben.

Als Weiser mag ich wissen, daß Zeit nur eine Illusion ist, aber als inkarnierter Mensch erlebe ich die Zeit halt so, wie ich sie erlebe: Nacheinander ablaufend. Und damit auch all meine Inkarnationen, selbst wenn sie „in Wirklichkeit“ alle gleichzeitig stattfinden sollten, weil es Vergangenheit und Zukunft „eigentlich“ gar nicht gibt.

Nein, Freunde, da hilft wiederum nur die strenge Anwendung von Ockham’s Rasierklinge, so banal das immer auch klingen mag: „Non sunt multiplicanda entia praeter nesessitatem!“ (Frei übersetzt:

Die einfachste Lösung ist immer die beste!) Der Physiker Ernst Mach hat diesen Satz sechshundert Jahre später zu seinem Leitspruch gemacht, daß es „das Ziel der Wissenschaft (sei), die Wirklichkeit der Natur mit den denkbar einfachsten Begriffen und in der ökonomischsten Weise zu beschreiben“.

Und schließlich ist diese ganze Reinkarnationsgeschichte ja ausschließlich nur für unser körperliches Leben hier und jetzt relevant - als reine Geister haben wir so gut wie nichts damit zu tun - sondern eben nur „in carne“, also „im Fleische“! - Sonst noch etwas....? 

Im Fleische und den Beschränkungen, die es uns notabene auferlegt, ist aber das Wissen um Reinkarnation und Karma noch der beste Kompaß für die rechte Lebenskunst. Wenn ich weiß, daß mir in diesem Leben manches passiert, was ich in einem früheren Leben selber angelegt habe, dann kann ich anders damit umgehen, auch wenn es noch so hart sein sollte.

Und wenn ich weiß, daß ich mit allem und jedem, was ich in diesem Leben denke, sage und tue, auch Ursachen lege für alle meine künftigen Leben, dann werde ich ganz anders mit diesem Leben umgehen, als ich es sonst täte, habe ich auch nur einen Funken Vernunft.

Und eben das ist das Wertvollste am Karmaprinzip: Ich brauche weder etwas zu glauben, noch brauche ich schwer zu erfüllende Moral-Gebote und Verbote. Es liegt allein an meiner eigenen Einsicht, also meiner Vernunft, wie ich mir dieses jetzige Leben gestalte. Ich bin auch nicht determinierter, also willenloser Spielball irgend eines anonymen Schicksals.

Ich selber bin meines Glückes Schmied. Sogenannte „Nackenschläge“ sind dann aber nicht Anlaß für hilfloses Selbstmitleid, sondern Grund, über ihre Ursachen nachzudenken, deren Folgen mich nun erreichen. Es ist alles Teil eines Gewebes aus Ursachen und Wirkungen. Und ich selbst bin der Weber, der es webte und dauernd noch daran weiterwebt. Es liegt also alleine an mir, welches Muster da jeweils entsteht. 

Des Schicksals Schmied
Und die besten Tips für besseres Weiterweben bekomme ich aus dem Gewebe selbst. Ich brauche mir nur das Muster anzuschauen, wie es bisher aus dem Webstuhl meines Lebens kam, um die Webfehler zu erkennen und sie beim Weiterweben möglichst zu vermeiden.

Dabei brauche ich auch überhaupt nicht allzu streng mit mir selber sein, denn ich weiß ja: Das - fast - unendlich lange Gewebe wird immer wieder in einzelne Tücher geteilt – meine jeweiligen Inkarnationen - und am „Ende“ kann ich mir dann die am besten gelungenen Stücke aussuchen. Dabei habe ich aber viiiiiiiiiiel Zeit.

Ich kann jedes weniger gelungene Stück wiederholen, bis es einige Vollkommenheit erreicht. Ich weiß aber auch, es ist wie bei den Teppichen: Die echten erkennt man nicht zuletzt daran, daß sie nicht völlig perfekt sind. Weil Handarbeit absolute Perfektion nicht erreichen kann. 

Genau wie das Leben im Fleische. Ein allzu gestrenger Qualitätskontrolleur muß ich mir also gar nicht werden. Als Fernziel aber schwebt mir Vollkommenheit wohl vor; schließlich muß ich ja die Richtung wissen. Und selbst das weiß ich: Ist die Folge der Inkarnationen auch scheinbar endlos, so hören sie doch irgendwann einmal auf. Und wieder bin alleine ich selbst es, der dieses Ende bestimmt.

Je vollkommener mir nämlich mein Gewebe gelingt, um so mehr nähere ich mich diesem Ende an. Bis mein Leben Vollkommenheit in einem ganzheitlichen Sinne erreicht. Dann kann ich aussteigen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Selbst dann werde ich aber nicht einfach „entlassen“, wiederum habe ich die Wahl, ob ich eingehen will in die Ewige Seligkeit, oder mir doch noch mal einen Körper aussuche.

Zum Beispiel, um mit dem von mir erworbenen Wissen und Können anderen zu helfen, ein bißchen schneller voranzukommen auf dem langen Weg in die Vollkommenheit. Was aber ist die beste Farbe, das beste Muster, das meinem Gewebe zur Vollkommenheit verhilft? Die Liebe. 

Und hier hilft uns sogar die Bibel wieder weiter, Altes wie Neues Testament. Schon im Alten steht bekanntlich das Gebot, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Und dabei ist nicht nur der gemeint, der mir am nächsten ist, in welcher Beziehung auch immer, sondern gemeint sind alle anderen.

Im Neuen setzt Jesus dann in der Bergpredigt noch eins drauf: „Ich aber sage Euch, ihr sollt auch eure Feinde lieben ... und schlägt man euch auf die linke Wange, so bietet auch die rechte noch dar ...“. Und das ist psychologisch klug, denn es wird den Angreifer sehr überraschen, und er wird zögern, noch einmal zuzuschlagen.

Damit ist aber seinem Haß schon der Stachel genommen. Solange er selbst als Feind überhaupt noch einen Funken Menschlichkeit hat (Faschisten und Tschetniks ausgenommen). 

Eben nicht „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sei deine Maxime, nicht Gleiches mit Gleichem zu ver-gelten, sondern dem „Feind“ zu zeigen, daß es auch anders geht, ist die Devise, die es zu lernen gilt. Zu viel verlangt?

An diesem Punkt kommt oft das Argument von der „Gnadenlosigkeit“ des Karma-Prinzips, und daß da doch das christliche Versprechen der Gnaden-Möglichkeit sehr viel „humaner“ sei. Gut gesagt. 

Gnade der freien Wahl
Aber wie steht es denn dann mit dieser Gnade? Offenkundig wird die ja recht willkürlich vergeben, sonst wäre es keine „Gnade“. Und wo bleibt dann die Gerechtigkeit? Die wird ja auch versprochen. Bleibt die dann nur fürs Jüngste Gericht? Schöne Aussichten! 

Dabei gibt es doch wohl keine größere - und bessere! - Gnade, als die Gnade der freien Wahl. Und die haben wir allemal. Leben wir richtig, dann sind wir auch keiner beliebigen „Gnade“ bedürftig - das ist die Botschaft von Wiedergeburt und Karma. Und daß wir dennoch von Trieben oft irregeleitet und deshalb fehlbar sind, ist in diesem Programm fest mit installiert.

Wir verfallen dennoch nicht der ewigen Verdammnis, sondern haben auch noch die Gnade der Wiederholung, die uns jene „gnadenreichen“ Reinkarnationsgegner nicht zu bieten haben. Und mehr Gnade kann es kaum noch geben, zumal die auch noch jedem Gerechtigkeitsprinzip genügt. 

Und alles das wird uns aus einer weiteren Quelle bestätigt, die wir bislang noch nicht erwähnten: Der Jenseitsforschung. Da melden sich nämlich spontan, über Medien, per Sprache und Schrift, und neuerlich sogar über technische Geräte, Wesenheiten, die das alles schon etliche Male hinter sich haben, also wohl wissen müssen, wovon sie reden. Es gibt das Jenseits nämlich. Ganz konkret.

Und jene Bewußtseinsfelder/Geister, die sich gerade dort aufhalten ohne Körper, haben schon seit anderthalb Jahrhunderten Möglichkeiten gefunden, sich uns mitzuteilen, obwohl ihr „Schwingungsbereich“ buchstäblich jenseits unserer normalen Sinneserfahrungen existiert.

Dort befinden sich jedoch auch sämtliche Schwingungsbereiche der Realität, die längere oder kürzere Wellenlängen aufweisen, als das schmale Band der Licht- und Schallwellen, auf die unsere Sinne programmiert sind. Weder Radiowellen, noch radioaktive Strahlung können wir sehen, und weder Ultra- noch Infraschallwellen hören.

Die ganzheitliche Wirklichkeit ist eben größer, als unser sinnlicher Erfahrungsbereich. Wesentlich größer. Sogar in den Naturwissenschaften.

Darum sollte es uns auch nicht allzugroße Schwierigkeiten bereiten, jenen „jenseitigen“ Bereich zu akzeptieren, indem sich die „Toten“ tummeln. Und die Informationen, die von dort zu uns gelangen, decken sich mit dem, was wir bisher zum Wiedergeburts- und Karma-Prinzip gesagt haben. Zumindest, so weit sie von Wissenden stammen.

Denn auch „drüben“ ist der Wissensstand so unterschiedlich, wie im Diesseits. Was nicht weiter verwundert, es sind ja die gleichen „Geister“ wie wir, die sich dort aufhalten. Und die sind daher ebenfalls auf unterschiedlichen Entwicklungsständen.

Wie im Diesseits, gilt also auch für das Jenseits die Kunst der Achtsamkeit und Unterscheidung, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht jede(r) Tonbandstimmen-„Forscher(in)“ wird deshalb die selben Aussagen zu Reinkarnation und Karma aus dem eingestellten Senderwirrwarr erlauschen.

Mit einiger Mühe aber lassen sich, wie im Diesseits, auch im Jenseits die Qualitätsstandards ermitteln: „Prüfet alles und behaltet das Beste!“, sagte einst schon Jesus zu den Seinen. Und: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“ 

Burians Esel
Die Kunst der Entscheidung ist lebenswichtig. Sonst kann es einem ergehen, wie Burians Esel: In exakt gleicher Entfernung zwischen zwei Heuhaufen konnte er sich nicht entscheiden, welcher näher lag. Und verhungerte eben. Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard sagte einmal: „Es gibt zwei Möglichkeiten, sich selber zum Narren zu halten: Indem man glaubt, was nicht ist und nicht glaubt, was ist“.

Die Reinkarnation ist aber eine zu ernste Sache, als daß man sich hier etwas vormachen sollte. Macht man sich aber etwas vor, dann hält man sich selber zum Narren. Und das kann auch aus opportunistischer Standpunktlosigkeit passieren.

Wer aber im geistigen Bereich sich bewegt, der sollte auch genügend Standpunktcourage besitzen. Sonst kann es ihm leicht ergehen wie Kierkegaards Narren und Burians Esel: Er macht sich etwas vor und verhungert geistig. 

Und damit sind wir wieder dort, wo wir angefangen haben: Mut zur Erkenntnis! Über unterschiedliche, ja gegensätzliche Standpunkte läßt sich zumindest diskutieren. über standpunktlose Wischiwaschihaltungen nur taktvoll schweigen. Reinkarnation und Karma sind aber viel zu lebens-wichtige Themen, um sie totzuschweigen. 

Faßt man alle Argumente und Indizien zusammen, prüft sie mit dem Maßstab von Occam’s Rasiermesser, und ist auch noch redlich, sich selbst und anderen gegenüber, dann bleibt einem die Situation von Burians Esel erspart.

Und die Eselei Kierkegaards: Man weiß was ist und braucht es nicht mehr zu glauben. Damit hat man dann aber auch den besten Maßstab in der Hand, das eigene Leben optimal einzurichten – nach materiellen, wie geistigen Gesichtspunkten. Und dazu sollte man dann auch stehen, nach innen und außen. 

Freilich ist das keine Aufforderung zur Mission. Was man selber erkannt hat, ist nicht für jeden anderen auch schon die rechte Wahrheit. Und das sollte man respektieren. Im Buddhismus gibt es keine Mission, weil es gegen die Lehre wäre, jemandem anderen das eigene Wissen aufzunötigen.

Man ist allerdings jederzeit bereit, Auskunft zu erteilen, das eigene Wissen und den eigenen Standpunkt jedermann/frau offen und redlich darzulegen. Aber eben nur, wenn man danach gefragt wird.

Überhaupt hat der Buddhismus eine Menge zu bieten, um unser Thema zu bereichern und zu vertiefen. Das Tödol Bardo, das Tibetische Totenbuch zum Beispiel, ist zwar schon viele Jahrhunderte alt, aber immer noch das beste Lehrbuch für die Sterbebegleitung.

Es lehrt, wie man Sterbenden am leichtesten hinüber hilft, und wie sie sich dann drüben am besten auf die nächste Inkarnation vorbereiten. Aus dem Buddhismus stammt auch das Wissen um die Boddhisattwas.

Das sind jene Wesenheiten, die das Lebensziel Liebe so gut gelernt haben, daß ihnen nun die Buddhaschaft zusteht, das heißt, daß sie eingehen können in das Nirvana der ewigen Seligkeit. Sie aber verzichten auf diesen Dauergenuß und nehmen lieber noch weitere Körper an, um anderen Wesen helfen zu können mit ihrer Liebe. 

Boddhisattwas unter uns...
Im tibetischen Buddhismus sind einige dieser Boddhisattwas sogar namentlich bekannt: Der 16. Karmapa zum Beispiel oder Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama und Friedens-Nobelpreisträger - und für die Buddhisten auch Jesus.

Es müssen aber nicht einmal Buddhisten sein. Vielleicht waren auch manche christliche Heilige Boddhisattwas, wie Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen und Franz von Assisi, oder Helfer unserer Tage, wie Bertha von Suttner, der „Engel der Verwundeten“ im Krimkrieg. Albert Schweitzer und Mutter Teresa.

Wer würde sich heute wohl wundern, würden wir hier auch noch Lady Diana anfügen. Und manch ein Mensch, der ein liebe-volles Leben lebte, aber vergessen wurde oder viel zu bescheiden war, um überhaupt bekannt zu werden, hätte wohl auch ein Recht darauf, hier genannt zu werden!

Kaum aber wohl so mancher von seinen Anhängern hochverehrte Sektenguru, wie Rajneesh Chandra Mohan, selbsternannter „Bhagvan“ („Der sich als Gott erkennt“) und „Osho“ („Lehrer- Mönch“), der für die verhungernden Kinder um seinen Ashram herum keinen Bissen übrig hatte (wohl aber für seine Rolls-Royce-Sucht), und Mutter Teresa „eine Heuchlerin, Kurpfuscherin und Betrügerin“ nannte, deren Arbeit „kriminell“ sei. Mutter Teresa erklärte ihm darauf in einem Brief ihre Absichten und ihr Wirken, und bot ihm Vergebung für seine Verleumdungen an. Statt zu antworten, nannte er sie öffentlich „eine dumme, idiotische Frau!“.... 

Nun, Bhagvan-Osho hatte und hat doch aber so viele Anhänger, auch sehr intelligente! - Eben! 

Und darum ist es so wichtig, die Kunst der Unterscheidung zu üben, und nicht nur auch noch so schönen Worten zu lauschen, sondern die Früchte zu wägen... - Zur Reinkarnation hat Osho sich nur sehr allgemein ausgelassen.

Schaut man sich aber einmal eine Liste jener bedeutenden Menschen auch im Westen an, für die Reinkarnation eine unumstößliche Tatsache war, sogar in Zeiten christlicher, wie wissenschaftlicher „Aufklärung“, so wird man sich wundern, wen man da alles vorfindet. Schon ein winziger Ausschnitt reicht von Aristoteles über Origines, Descartes, Leibnitz, Helmholtz, Herder, Goethe und viele andere bis zu des ‚Nihilisten’ Nitzsches „Zarathustra“: „Die Lehre der Wiedergeburt ist der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit!“... 

Nüchtern betrachtet, geht es mit Reinkarnation und Karma zu wie in der Bank: Die Kontoauszüge zeigen Positiva und Negativa, Einzahlungen, Abhebungen und Kredite, und bei Inkarnationswechseln bekommen wir sie vorgelegt.

Nicht von irgend einem numinosen Oberbuchhalter, sondern von unserem eigenen Höheren Selbst. Und das ist sehr beruhigend zu wissen, denn heißt es doch, wir selber haben die Freiheit der Entscheidung, wie wir unsere nächste Inkarnation einrichten wollen.

Und da kann es sich als sinnvoll und „lohnend“ erweisen, auch einmal eine besonders „schlimme“ auszuwählen, um einen angehäuften Schuldenberg abzutragen. Und selbst wenn wir das dann doch nicht schaffen, bleiben uns dazu dann noch genügend weitere Gelegenheiten bis wir unser Ziel erreichen.

Das macht auch unsere Einstellung zum Leben, seinem Leid und danach viel gelassener.

Unser irdisches Leben auf diese Weisheit zu gründen, dazu hilft uns die Liste der Indizienbeweise, die uns die Realität der Reinkarnation - und damit von Karma - bestätigen.

März 2005


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