Der Jenseitige Mensch
Emil Mattiesen

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Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 732)

Ein erster, mehr an der Oberfläche haftender Hinweis darauf, daß die Erwartung einer solchen Deutung eine natürliche sei, liegt in der Tatsache, daß die Methodik der Entbindung der erwecklichen Erlebnisse und Wandlungen in weitem Umfang übereinfällt mit der Methodik und den günstigsten Bedingungen der übernormalen Erkenntnisleistungen 'nachprüfbarer' Art.

Ist unsere Deutung der letzteren, nämlich durch Anschluß des Einzelnen an ein übergreifendes psychisches Wesen, wohlbegründet, darf mithin ihre Entbindung aufgefaßt werden als die Erleichterung eines Anschlusses an jenes Wesen, so könnte der Gebrauch derselben Methoden im erwecklichen Leben ebenfalls das Zusteuern auf einen solchen Anschluß andeuten.

Die geistliche Methodik nun haben wir kennengelernt in den Anstrengungen der Asketik und in der Begünstigung und Hervorrufung der Bekehrung sowie jener Blüte des erweckten Standes: der Ekstase. [1]

Alle jene Arten der Begünstigung des geistlichen Wesens hatten den Sinn einer Entspannung, Abtragung, Vernichtung des 'Ich' - bald des eigensüchtigen, bald des wachen, wirklichkeit- angepaßten -, eine Doppeltheit, die zu denken gibt und auf deren Sinn ich alsbald zurückkommen werde.

Ihnen gegenüber fördern und pflegen sie einerseits 'innere', weItabgewandte, ich-entspannte, anderseits hypnoide und ekstatische Zustände (wie das recueillement, die Meditation, die Kontemplation, die unio mystica sie darstellen).

Auch der Zustand bei der Bekehrung fiel häufig in diese Klasse. - Daß nun die künstlichen oder natürlichen, methodischen oder spontanen Begünstigungen der über- normalen Erkenntnisleistungen ähnlicher Art sind, ist uns gelegentlich schon aufgestoßen. Doch ist diese Übereinstimmung von viel größerem Umfang. als die bisherigen spärlichen Andeutungen klar machen.

Eine gewisse annähernde Parallele zu moralischer Entselbstungspraxis bildet schon die vielfach vertretene Beobachtung, daß geistige Einfalt - d. h. doch wohl: ein Mangel an gewohllheitsmäßiger starker Betätigung ich-gespannten, auch 'egoistischen' Denklebens, wie es dem Gebildeten.

[1] S. o. S. 4ff. 30f. 36. 38. 73. 102f.


Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 733)

dem Kritischen, dem Verstandesmenschen eigen ist - das gewohnheitsmäßige Auftreten übernormaler Erkenntnis begünstige.

Wie schon dem Paracelsus aufgefallen war, daß Divination und Weissagung 'am mehristen beyn einfaltigen Leuthen ist' und bei denen 'gern wirkt, die züchtiglich in ihrem Wandel seyndt und gemeiniglich in eynfaltigen und unachtbaren Leuthen', [1] so gilt auch bei Heutigen vielfach die Ansicht,

daß sich magisches Erkennen bei den 'einfachen Gemütern' des schlichten Landvolks, den abseits von den großen Straßen des Lebens in Dumpfheit und Einfachheit hinlebenden Stämmen verhältnismäßig häufiger finde, dagegen beim Eindringen der 'Kultur' und des hitzigen Kampfes ums Dasein mit seiner angespannten Verselbständigung des Geisteslebens zu schwinden beginne. [2]

Die entsprechenden Auszeichnungen seitens der Religion liegen natürlich im Lobe der Armut im Geiste und Torheit in Gott, und im Tadel des 'Griechentums', des selbstsicheren Vernunftwesens, - beide im Interesse erwecklichen Lebens gespendet.

Der hier sich sozialpsychologisch andeutende Erfahrungssatz, daß eine gewisse Schlaffheit des persönlichen Denkwillens und Entspannung der Aufmerksamkeit u. U. eine Begünstigung metapsychischer Leistungen darstelle, bestätigt sich in der Psychologie derjenigen Zustände, in denen (auch bei geistig Hochentwickelten) für den Einzelnen die günstigsten Voraussetzungen solcher Leistungen bestehen.

Innerhalb des noch wachen Lebens ist es die passive Einstellung der 'Erwartung', [3] des stillehaltenden Schweigens, vorzüglich im Dunkeln, oder der' Konzentration', d. h. des Anhaltens aller eigenen Gedanken, [4] was den Eintritt metapsychischer Leistungen fördert, - ein deutliches Analogon der mystischen Passivität, jenes 'Rede, Herr, dein Knecht höret', wovon das bekannte Wort Weigels gilt:

'Wäre ich nur eine halbe Stunde. .. als ein Klotz, ich wäre ein Prophet oder Apostel.' [5] Die Sprache der metapsychischen Praxis klingt hier mitunter verblüffend an die der mystischen an. So schreibt ein neuerer Sachkenner unter der Überschrift:

Kann Psychometrie entwickelt werden?: 'die Hauptsache sei, daß man sich selbst soweit als möglich vernichte und ausschaIte'; [6] und in Mrs. Verralls Falle empfiehlt die Persönlichkeit der automatischen Schrift ein 'gläubiges Verhalten' auf Seiten des Subjekts als Begünstigung der Leistung. [7]

Auch ist es merkwürdig, daß unter den auszuschaltenden Hemmnissen metapsychischen Erfolges einer Sitzung auch 'Unzufriedenheit und moralisches Unbehagen, Furcht und Sorge' angeführt werden, [8] eine besonders deutliche Parallele zur vorbereitenden moralischen Entlastung (zB. durch Beichte), zur Reinigung und Vereinheitlichung im Rahmen des mystischen Lebens.

[1] WW hrsg. v. Huser II 508. 414 (du Prel, Entd. II 77).
[2] S. zB. du Prel, Entd. II 120; Horst, Deut. II 96; Zurbonsen 15. 21. 25; Splittgerber, Schlaf 2. Aufl. I 2341.
[3] Vgl. Flournoy, Des Indes 56 über attente.
[4] S. H. Callaway im Journ. of the Anthrop. Inst. I 176 über die Zulu. Anderes bei du Prel, Entd. II 191ff.
[5] Bei Corrodi IlI 310. Vgl. Boehme, Vom übersinnl. Leben § 3; Der Weg zu Christo § 9.
[6] J. B. Tetlow in Borderland IV 246.
[7] Attitude of belief: Pr XX 90. 369f.; vgl. XI 121f. (Goodrich- Freer).
[8] Maxwell 62; Mrs. Verfall in Pr XX 94. 104.


Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 734)

Daß darüber hinaus zB. Schlaf, selbst Schläfrigkeit das übernormale Erkennen begünstigen, schließen wir aus der Häufigkeit von Wahrträumen, die ja selbst unter den wenigen früher angeführten Tatsachen eine beträchtliche Rolle spielten. [1] 

Noch deutlicher ist der Gegensatz zu sinnlicher Wirklichkeitsanpassung, zu Ich- und Willensspannung natürlich in der Ekstase, die uns als Begünstigung metapsychischer Leistungen oft genug begegnet ist: deutlicher, weil die ganze vorbe- reitende Praxis des Ekstatikers diesen ihren Aspekt unterstreicht. [2]

Daß in dem verbreiteten Geschlecht der Medien und Somnambulen der Trans, also wieder die Ekstase, fast immer die Vorbedingung übernormaler Leistung, jedenfalls der gesteigerten Leistung darstellt, braucht gar nicht erst erwähnt zu werden.

Angesichts der ungeheuren Bedeutung, welche Krankheiten verschiedener Art nicht nur für die bloße Lösung von der Sinnenwelt an sich, sondern augenscheinlich auch für die Entbindung tieferen jenseitigen Lebens haben, ist auch die Beobachtung wertvoll, daß metapsychische Leistungen sehr häufig mit eben diesen auslösenden Ursachen Hand in Hand gehen.

Mrs. Finch, eine scharfe Selbstbeobachterin, bemerkt nicht nur den günstigen Einfluß mäßiger Nahrungsaufnahme, sondern hat auch 'an [sich] selbst wie an anderen Medien für Hellsehen und sonstige metapsychische Leistungen beobachtet, daß Ermüdung nicht ungünstig sei', ja daß sie während körperlicher Leiden oder der Erholung nach Krankheiten sich metapsychisch besonders gut aufgelegt gefühlt habe; 'ich bin selten so hellsehend gewesen, als wenn ich völlig ermattet oder etwas leidend war'. [3]

Der- artige verallgemeinernde Angaben, wie auch Beobachtungen über metapsychische Einzelerlebnisse (wenn nicht gar einzige Erlebnisse) gerade während einer Krankheit oder ihrer Nachwirkungen sind zu häufig, als daß man hier ein bloß zufälliges Zusammenfallen annehmen möchte. [4] -

Auch das Problem der 'Mystik im Irrsinn', das du Prel in einer, wie mir scheint, verfehlten, weil diagnostisch ungenauen Arbeit zu lösen gesucht hat, [5] wird vielleicht in diesem Zusammenhang eine kundigere Feder dereinst noch beschäftigen.

Selbst in Fällen vollkommener Gesundheit des magisch Erkennenden finden wir meist andere der angeführten begünstigenden Bedingungen verwirklicht; soweit aber auch diese nicht gegeben scheinen, werden wir in jenen Fällen eben ein ausnahmsweises Hindurchbrechen des magischen Hintergrundes erblicken, ohne daß deshalb die 'Begünstigungen' ihre theoretische Bedeutsamkeit einbüßen.

Übrigens hat auch die ganze namenlose Menschheit - so kann man wohl sagen, denn hier handelt es sich ja um Erscheinungen von geographischer Allgegenwärtigkeit - seit Alters die Erfahrung bekundet, daß ein auf Schwächung des sinnlichen Menschen, Ausschaltung der persönlichen Leidenschaften, Verminderung der Spannung von Leib und Seele gerichtetes 'Training' die beste Vorbereitung ekstatischer Neigungen zum Zwecke der Erschließung magischer Fähigkeiten sei.

Dieses Training besteht etwa in einer längeren Zurückgezogenheit, verschärft durch

[1] Exper. Bestätigung der Begünstigung durch Schlaf bei Dr. A. G. ... in ASP II 334.
[2] Vgl. Schellings Mitteil. in Jahrbücher der Medicin II 43ff., bei Kluge 222ff.; Ladv S. bei Growe 476; Dr. Mayer in ATM VI, I 31.
[3] PS XXXIV 714. 715. Vgl. den Fall: Myers II 404f.
[4] Üb. schlechte Gesundheit großer Medien s. zB.: Home 11. 166. 241; Podmore, Spir. II 275 (W. St. Moses). Vgl. ferner Reichenbach II 540; Lombroso 22; Kluge 367; Podmore, App.205 (bei nervöser Erschöpfung); Dr. Sollier in BIGP Nov.-Dez. 1904; Theos. Rev., Juni 1906 (nach Apoplexie); E. Lacoste, in ASP 1899 257 (bei Typhus); Petrowo-Solowowo 202.
[5] Du Prel, Stud. 92ff.


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Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 735)

Stillschweigen, Entbehrungen aller Art und mehr oder minder strenges Fasten - namentlich Fleischenthaltung - bis zur gänzlichen Abmagerung, wozu zuweilen erschöpfende Leibesübungen (Tänze) treten. [1] Es rechnet also mit den psychologischen und physiologischen Auswirkungen einer leidlich scharfen Askese: lauter Züge, die wir in der Vorbereitung der erwecklichen Erlebnisse wiederfinden.

Ich bezeichnete den Hinweis, den dieser Parallelismus der Begünstigungen von erwecklichen Erfahrungen und metapsychischen Leistungen enthält, als einen oberflächlichen.

In der Tat wird seine Beweiskraft dadurch vermindert, daß das Unterbewußte, um dessen Entbindung es sich hier wie dort handelt, nicht etwas eindeutig Bestimmtes ist. Gerade auf dem 'praktischen' Gebiet enthält es ja die unübersehbaren Massen alles desjenigen normal Vererbten und normal Erworbenen, was unser Fühlen und Wollen, unsre Instinkte und unsern Charakter bestimmt; und daß dies alles nicht genüge, um die Erweckung abzuleiten, eben das ja wäre erst zu beweisen.

Dennoch gibt es zu denken, daß die 'Abtragung' des 'Welt-Ich' immer gerade das Ich der 'allgemeinen' Liebe zutage fördert (und nicht gelegentlich auch andere, in dem Betreffenden verdrängte oder verborgene Charakterseiten), und daß eben diese Abtragung auch die Fähigkeiten des 'allgemeinen' Erkennens begünstigt, die wir durch den Anschluß an einen umfassenden Geist glaubten deuten zu müssen.

Ist also der Hinweis auch kein Beweis, - wer heißt uns in Fragen wie diesen nach Beweisen suchen?

Tiefer scheint ein anderes Bedenken zu greifen. Bezweckte nicht die mystische Askese (im weitesten Sinne) vor allem das Absterben der seIbstsüchtigen Instinkte? Ist aber dieses Streben wirklich psychologisch identisch mit der Entspannung des tagwachen Ich, die der magisch Erkennende doch zunächst bezweckt?

Ist umgekehrt kraftvolle Tätigkeit und gespannte Aufmerksamkeit des tagwachen Ich identisch mit egoistischen Neigungen? Betätigt nicht vielmehr auch der selbstloseste Heilige oft sehr beträchtliche 'tagwache' Energie in 'persönlichen' Leistungen, wenn auch im Dienste seines Gottesreiches, und setzt er damit nicht eben jenen seelischen Zustand, der das Eintreten übernormaler Erfahrungen verhindern soll?

Die Lösung dieser Schwierigkeit liegt in dem Verzicht, die bei den Arten der Entspannung völlig zur Deckung zu bringen. Wir fordern weder im Falle des Heiligen, daß die Entspannung des Ich eine ebenso dauernde sei, wie die Änderung der Instinkte; noch auch im Falle des Profanen, daß jede Entspannung schon genüge, um eine Erweckung herbeizuführen, auch wenn sie genügt, ein magisches Erfahren zur Vorstellung werden zu lassen.

Der erstere Verzicht ist zulässig unter der Annahme, daß die Entspannung, im kritischen Augenblick eintretend, eine innere Umlagerung und damit

[1] Die ethnologischen Belege sind zu zahlreich, um hier angegeben zu werden.


Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 736)

einen Dauerzustand schaffe, dessen eigentlich lenkender Antrieb dabei immer noch ein metapsychischer sein könnte.

Diese Umlagerung aber würde nur erfolgen können, wenn soz. die harte Kruste krampfhafter Willensversteifung, mit der die egoistischen Instinkte die Persönlichkeit überspannen, erst gründlich aufgelockert oder dünn gerieben wäre.

Die Triebkraft dieser Instinkte müßte erst zum Stillstand kommen, und dies würde durch häufige Wiederholung der 'entspannten Einstellung' mehr oder minder erzielt. In einem solchen Augenblicke größter Passivität:

der Selbsthingabe in der Krise, [1] fände in den beherrschenden Gründen der Seele ein dynamischer Wechsel und eine dauernde Neueinstellung statt, die den Einzelgeist mehr als zuvor 'unter den führenden Einfluß des größeren Geistes brächte. (Dies ist ja die Ansicht, zu der uns der Zusammenhang immer deutlicher drängt.)

Ist dieser Umschlag erfolgt, so würde eine neue 'aktive Einstellung' im Dienste der veränderten Innenpsyche stehen; selbst wenn sie auch den augenblicklichen Zustrom der inneren Führung abschnitte. Der mystische Einfluß würde fortwirken, wiewohl er zeitweilig versiegt wäre.

Er würde aber wiederzukehren suchen in neuen Phasen der Ich-Entspannung, d. h. die aktive Einstellung würde von vorn- herein eine weniger beständige und hartnäckige sein. [2]

S. Teresa, in die juristischen Einzelheiten einer Klostergründung vertieft, verschließt sich den leisen Stimmen der Ahnung nicht minder, als der härtestgesottene Geldkönig in seinem Arbeitsgemach.

Dennoch unterscheidet sich die apperzeptiv-gespannte Haltung ihres Geistes von derjenigen des Krösus sehr wesentlich, wenn nicht auf den ersten Blick, so doch auf den zweiten und dritten: nämlich in der lockeren Labilität und beinahe Zufälligkeit ihrer Wirklichkeitsanpassung, die in jedem Augenblick bereit ist, durch Entspannung den zartesten Stimmen der Tiefe Gehör zu verschaffen.

Man kann diesem Gedanken vielleicht auch die Wendung geben, daß die selbstsüchtige, ihr praktisches Ich betonende Natur die überhaupt gespanntere sei. Man überlege zB. die banale Beobachtung, daß Ärger, Zorn, Haß - also Regungen des 'selbstsüchtigen Ich' -

den Eintritt des Schlafes verhindern können, also jener Ich-Entspannung, die nach dem besprochenen Bedenken mit Entselbstung nichts gemein haben soll. Mit dem Durchbruch versöhnlicher Stimmung löst sich auch das Wach-Ich auf - 'im Arm der Liebe schliefen wir selig ein '-, aus dem einfachen Grunde, daß die versöhnliche Liebe jede tiefgehende und krampfhaftere Spannung 'aufhebt.

Die Entspannung, die der Mystiker braucht, ist also jedenfalls kein einfacher und kein bloßer Oberflächen-Vorgang. Sie wendet sich an Mittelglieder im Bereiche des unterbewußten Seelenlebens, die wir zunächst ganz allgemein als Keim-und Brutstätten der automatischen Vorgänge auffassen können.

Die Entspannung entbindet zunächst den Automatismus, und dieser mag als solcher jedem denkbaren Wertungsgebiete angehören. Aber der Automatismus ist zugleich die Sprache des

[1] S. o. S. 103.
[2] Vgl. hierzu auch o. S. 115f.


Kap LXXII.  Verwandtschaft der Auslösung metapsychischen Erkennens und erwecklicher Erfahrungen.      (S. 737)

Übernormalen, in der Gestalt sowohl des einzelnen magischen Erfahrens, als auch - nach der Ansicht, auf die wir hier zusteuern - der erwecklichen Neubildung und 'Führung' des Fühlens und Wollens.

Fragt man also, warum nicht jede Entspannung den Eintritt magischen Erkennens oder gar einer Erweckung bewirke, wenn doch - gerade nach unserer Grundanschauung - die Quellen des Übersinnlichen jedem Einzelnen gleichermaßen zur Verfügung stehen, so wird die Antwort wieder auf jene Mittelglieder hinweisen.

Die 'egoistische' Lebensbejahung, alle Instinkte des Willens zum Dasein, zur Macht, zum Genuß, auf denen das Leben gewöhnlich beruht, bestehen (psychologisch betrachtet) in Dauerspannungen, von denen unser Wesen bis in beträchtliche Tiefen durchzogen und getragen ist.

Die oberflächliche Ich- und Aufmerksamkeits-Entspannung, die so häufig die Vorstufe hypnoider und ekstatischer Zustände oder automatischer Äußerungen bildet, berührt tatsächlich nur etwa die Oberfläche dieser Dauerspannungen. Gleichwohl gehört sie mit diesen einer Gattung an und eröffnet einen natürlichen Zugang auch zu ihnen.   

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