Der Jenseitige Mensch
Emil Mattiesen

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Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 191)

Diese nur teilweise Sättigung unseres Fragedranges wiederholt sich, wenn wir uns dem Mittelpunkt der Neurosenlehre nunmehr um einen Schritt nähern, der nicht nur mit innerer Notwendigkeit dem bisherigen sich anschließt, sondern auch durch unabhängige Beobachtung angeregt wird.

Es ist heute längst ein Gemeinplatz der Menschenkunde, das Primitive nicht nur im Wesen des Kindes und des Frühmenschen, sondern auch in dem des Weibes zu suchen; insofern dessen Seelenleben vorwiegend in den kindlichen Formen des Instinktiven, des konkret Bildhaften, des Gefühlsmäßigen, der Nachahmung verlaufe.

Den meisten Anthropologen gilt das Weib nicht nur als einfacher und ursprünglicher als der Mann, sondern auch als mehr gleichbleibend innerhalb seiner Art; so daß die Frauen einer Rasse einander mehr gleichen als die Männer, die Männer mehr voneinander abweichen als die Frauen, und im Lauf der Kulturentwicklung auch von den Frauen zunehmend abweichen. [4]

Das Seelisch-Weibhafte erfüllt aber auch die beiden Anforderungen, die unser Zusammenhang an jedes mögliche Deutungselement erwecklicher Wirkungen stellt: es ist imstande Neurosen zu bewirken, und es hat anscheinend eine gewisse inhaltliche Ähnlichkeit mit dem erweckten Bewußtsein.

[4] Bloch 62 (dagegen neuerdings Manouvrier, Pearson u.a.).


Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 192)

Was zunächst seine neurotische Fruchtbarkeit anlangt, so beruht sie auf der Tatsache einer Mischung von Geschlechtscharakteren beider Geschlechter - körperlicher und (im Zusammenhang damit) seelischer - in jedem Einzelmenschen.

Diese Anschauung von der Zweigeschlechtigkeit des Einzelwesens ist heute nachgerade volkstümlich bekannt. Wilhelm Fließ' eigenartige Beobachtungen und Spekulationen über das Zusammenwirken einer männlichen und einer weiblichen Periode von 23 bzw. 28 Tagen in den Leistungen und Erlebnissen des Einzelnen [1] haben nicht bloß zu biologischen Gedanken über plasmatische Differenziertheit geführt, [2] sondern auch den Blick geschärft für den ganzen Formenreichtum des schon seit altersher bekannten seelischen Hermaphroditismus.

Nach dieser Anschauung mischen sich in dem Einzelmenschen die seelischen (wie auch körperlichen) Merkmale eines selten oder nie anzutreffenden weiblichen Grenztyps und eines ebenso idealen Manntyps in mannigfaltigsten Massenverhältnissen.

Daß diese 'Komponenten' der Geschlechtsartung (im weitesten Sinne) zu seelischen Spaltungen und in der Folge zu Neurosen führen können, müßte man erwarten, wenn die Erfahrung es nicht lehrte: ist doch an den Opfern des Ich-Zerfalls wiederholt bemerkt worden, daß die einzelnen Teil-Iche verschiedene 'Seiten' des Gesamtcharakters zum Ausdruck bringen - und welche 'Seiten' eines Charakters könnten wichtiger, zugleich aber gegensätzlicher sein, als seine männlichen und weiblichen?

Die Wahrscheinlichkeit ist überdies groß, daß die 'Verdrängung' eines starken gegengeschlechtigen Einschlags häufig angestrebt werde. Die Einreihung des Einzelnen in seine Umgangskreise erfolgt ja zunächst immer nach oberflächlichstem Augenschein: weibliche Knaben werden in männliche Umgebung und deren Lieblingsbeschäftigungen hineingezwungen, männlich veranlagte Mädchen in das vielfach allzu enge Geleise weiblicher Erziehung.

Der Psychologe, der Pädagoge kennt die Kämpfe und Leiden, die daraus entspringen; und es ist wesentlich eine Frage der seelischen Einzelkonstitution, ob die hier geforderte Verdrängung sich mit den banaleren Leiden eines 'sich unglücklich fühlenden' Lebens begnügen oder eine vollentwickelte Neurose zustandebringen werde.

Die günstigsten, glattesten Formen einer solchen (beinahe ihre Umgehung, möchte man sagen) beobachten wir in Fällen, wo der unbewußte fremdgeschlechtige Komplex sich tatsächlich zu einer 'zweiten' Persönlichkeit zusammengeschlossen hat, die sich - nach früher besprochenen Grundsätzen – bald  als Automatismus, bald als somnambule Phase äußert.

H. Freimark berichtet z.B. den Fall eines jungen Bildhauers aus Deutsch-Böhmen, der im mediumistischen Trans als Zirkassierin unter dem Namen Tia

[1] Fließ, Ablauf d. L.
[2] S. Weiningers Gedanken eines Arrheno- und Thelyplasma: Geschlecht und Charakter, 3. Aufl. 14ff. Über allg. Bisexualität als Begründung von Inversion s. Freud, Sex. 10 Anm. I. 8.


Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 193)

auftrat, dann 'einen vollkommen weiblichen Eindruck machte' und die Liebe eines anwesenden Freundes erregte. [1]

Aber nicht nur die Verwendung fremdgeschlechtiger Einschläge zur Bildung in sich geschlossener zweiter Iche, sondern auch ihre Übertragung in typisch neurotische Symptome gilt dem heutigen Psychopathologen für erwiesen; er setzt dabei nur eben eine besondere seelische Veranlagung voraus und entgeht damit dem Einwande, der sich auf die erwiesene Vollgesundheit so vieler Homosexueller gründen könnte. [2]

Freud selbst vertritt ausdrücklich die Ansicht, daß hysterische Symptome u.a. auch durch den Widerstreit libidinöser Phantasien von entgegengesetztem Geschlechtscharakter bedingt sein können, also einer männlichen und einer weiblichen unbewußten sexuellen Phantasie; wie denn Züge von Inversion (d.i. Gegengeschlechtigkeit) in keinem Fall von Neurose fehlten. [3] Ja er bezeichnet die Neurose geradezu als soz. das Negativ der Perversion.

Aber nicht nur Ich-Spaltungen und Neurosen kann die zweigeschlechtige Anlage erklären, sondern offenbar auch Schwankungen des Charakters ähnlich denen des geistlichen Lebensweges. Fliess, der dem Manne wesentlich den Inhalt seiner männlichen Triebe, der Frau denjenigen ihrer weiblichen 'bewußt' sein läßt, dem bewußt Klaren aber im 'dunklen Unterbewußten das für gewöhnlich unter der Schwelle bleibende Gegengeschlechtige' gegenüberstellt,

läßt von ihm - seltsamer-, aber doch bezeichnenderweise - nicht nur Lenkungen des 'wissenschaftlichen, künstlerischen oder moralischen Taktes', ja 'die Stimme des Gewissens' ausgehen, sondern mit den 'periodischen Schüben, die bald mehr das eine, bald das andere Geschlecht in uns betonen',

auch die 'ruckweisen Erweiterungen des Bewußtseinsfeldes nach der einen oder anderen Seite' und die 'plötzlichen Änderungen des Charakters': die 'unmotivierte Härte der Frauen, die unbegreifliche Weichheit und Nachgiebigkeit beim Manne'. [4]

Von solchen 'periodischen Schüben' bis zu einmaligen Durchbrüchen nach vorhergegangener Stauung aber (wie die Erweckung einer wäre) ist psychologisch offenbar nur ein Schritt.

Damit aber fehlen nur mehr zwei Voraussetzungen, um die Anwendbarkeit aller dieser Feststellungen auf unsern Gegenstand zu sichern: Einmal müßten wir auch dem Religiösen eine genügende Stärke und geeignete Artung der Zweigeschlechtigkeit zuschreiben dürfen; sodann aber müßte der eine ihrer Wesensteile - und wir ahnen schon, daß nur der weibliche

[1] H. F., Okkultismus u. Sexualität 369ff. Vgl. den ähnlichen Fall bei M. Hirschfeld, Berlins drittes Geschlecht 13, und den von Stuhlmann beschrieb. Neger, bei Freimark, aaO. 31f.
[2] M. Hirschfeld, Der urnische Mensch (Lpz. 1903) 139ff. und JSZ V, I; Krafft-Ebing, Neue Stud. auf d. Geb. der Homosexualität, JSZ III 5; Bloch 543.
[3] S. Hyster. Phantasien u. ihre Bezieh. zur Bisexualität, ZS I (1908); Freud, Sex. 27f.; ebenso (selbständig) J. Sadger, Die Bedeut. der psychoanal. Methode nach Freud, ZNP 1907. Ähnlich A. Adler, Der psych. Hermaphroditismus im Leben u. in d. Neurose, in Fortschritte d. Med. XXVIII 486ff.
[4] Fliess 470.


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Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 194)

hierfür in Betracht kommt - inhaltlich mehr oder minder mit dem mystischen Komplex zusammenfallen.

Über die erste dieser Voraussetzungen will ich nicht Worte verlieren; die behauptete Allgemeingültigkeit der Lehre schließt natürlich die Religiösen ohne weiteres ein, und soweit besondere Verhältnisse und Anlagen erfordert werden, begreift es sich leicht, daß sie fast nie biographisch genau feststellbar, vielmehr eben vorauszusetzen sein werden.

Nur gleichsam als zufälligen Glücksfall will ich das Bild der Frau Blavatsky, der bekannten theosophischen Sektengründerin und Seherin andeuten, deren starke Zweigeschlechtigkeit überzeugend nachweisbar ist.

Zwar war sie zweimal, aber nur zum Schein verheiratet. 'Männer als solche existierten nicht für sie', behauptet Solowiow, der sie nahe kannte. Und Sinnett sagte von ihr geradezu: 'Sie trug zwei deutlich unterschiedene Naturen in sich, so daß man dachte, es wären zwei Wesen in einem Körper: das eine schadenfroh, streitsüchtig und eigensinnig, in jeder Weise lasterhaft, das andere zum Mystischen und Metaphysischen neigend, gleich der Seherin von Prevorst'.

Als sie infolge von geistiger Überanstrengung einmal erkrankte, entwickelte sich bei ihr eine Spaltung der Persönlichkeit, wobei das neu zutage tretende Ich bezeichnenderweise ein männliches Wesen war. 'Es scheint fast', sagte Olcott von ihr, 'als ob sie sich immer zwischen ihrem innern Selbst von Mann und Weib teile'. [1]

Bedeutsamer, aber auch schwieriger ist die Frage der zweiten Voraussetzung: nach der Möglichkeit einer wenigstens teilweisen Gleichsetzung des Heiligenkomplexes bzw. des mystischen Neurosekomplexes mit einem der Teilgeschlechter, vorzugsweise natürlich dem weiblichen. -

Die übliche Analyse nun der typischen Geschlechtscharaktere schreibt dem 'Manne' vor allem die tätigen, angreiferischen, schaffenden, gestaltenden, formenden Triebe zu, den Drang der Eroberung, Entdeckung und Neuerung; als ihr hauptsächliches Hilfsmittel den klaren 'Kopf' und 'Verstand', die überlegene Vernunft, den langgespannten Willen - Eigenschaften, die leicht mit Härte und Stolz und einer gewissen 'Gefühllosigkeit' Hand in Hand gehen, mit Unterdrückung und Ausnutzung Anderer, mit Grausamkeit und Zerstörung und darum Verbrechen.

Den entgegengesetzten weiblichen Typ würden hauptsächlich die weicheren Eigenschaften des 'Herzens' bestimmen, der heftigere, reichere, bildsamere Anschlag der Gefühle, das schnellere Mitempfinden und (entsprechend) das regere Mitleid und Bedürfnis nach Sympathie, ein stärkerer Hang zur Geselligkeit und die lebhaftere Zärtlichkeit, Sanftmut und Bescheidenheit;

in allem also der Drang nach Selbstverleugnung, Hingabe und Genommenwerden, der das Gegenstück des Erobererdranges ist; das Bedürfnis der aufblickenden Bewunderung und Unterordnung; die größere Passivität und darum Abneigung gegen Neuerung und Umwälzung; ein engeres Verwachsensein des Denkens mit der breiten Grundlage der Triebe und Instinkte, ein Vorwalten der 'Intuition'

[1] Vgl. H. Freimark in JSZ VIII; PS XXXIV 24ff.


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und des 'Taktes' gegenüber dem schrittweisen Denken, dementsprechend eine größere Einheitlichkeit der gesamten Persönlichkeit in allen Verhältnissen des Lebens, zumal in der Liebe, in der sich sinnliche und seelische Züge enger vermischen als beim andern Geschlecht, und die keuscheren Formen überwiegen. 'Das Fühlen ist des Weibes Reich, Mitgefühl ist seine Tugend.' [1]

Eine gewisse Ähnlichkeit der weiblichen und der mystisch-erweckten Artung muß hiernach zugestanden werden, und das volkstümliche Urteil hat sie längst hervorgehoben. Man hält die Religion für eine Sache der Frauen und glaubt von einem männlichen Heiligen fast niemals sagen zu können, er sei ein 'ganzer Mann'.

Den typischen harten, tätigen, selbstbewußten, eigenwilligen Mann, den Krieger, den Jäger, den Entdecker, den Gründer, den Händler empfinden wir sehr fern von jenem schmelzenden Gefühlsleben und jenem Vertrauen auf die außerbewußte Tiefe der Seele, die dem Heiligenleben so wesentlich und dem Weibe so häufig natürlich sind.

Im 'religiösen' Manne dagegen suchen und sehen wir leicht das Weib: das lange, weiche Haupt- und Barthaar, die milderen Züge und die musikalische Stimme. Schon künstlerisches Herkommen malt den Christus anders als den Caesar. Allbekannt ist auch die Wertschätzung der Frauen bei vielen Völkern als bevorzugter Aufnahmegefäße des göttlichen Geistes, der prophetischen Gaben und der magischen Kräfte, die ihnen in einzelnen Ländern hohen Einfluß und Macht eintrug. [2]

Die 'Mucker' in Königsberg waren nicht die einzige Sekte, bei denen die Frauen völlig die Herrschaft in Händen hatten. [3] Die nachweisbare und anerkannte größere Lenkbarkeit und Belehrbarkeit des Weibes stellt es anscheinend in die Nähe der mystisch-religiösen Artung, sofern das Aufgehen von Ich und Willen in einem führenden Geist zu ihren Hauptforderungen gehört.

Dem statistisch denkenden, Durchschnitte suchenden Anthropologen gilt demnach das Weib meist nicht nur als 'moralischer', sondern auch als 'religiöser'. Die weibliche 'Bekehrung' der protestantischen Kirchen erfolgt im Durchschnitt zwei Jahre früher als die männliche, und die Erweckungsbewegungen gewinnen mehr weibliche Seelen als männliche. [4]

Dabei bevorzugt das weibliche Geschlecht die mehr gefühlsmäßigen, 'unterbewußten' und 'suggestiv' beeinflußten, passiven, phantasiegelenkten Formen der Bekehrung, die weniger von Willen und Verstand beeinflußten, [5] also (können wir wohl sagen) die mehr mystisch gearteten. In amerikanischen Kirchen, wie wohl in den meisten der Welt, ist das Verhältnis der weiblichen zu den männlichen

[1] J.P. Möbius, Der physiol. Schwachsinn des Weibes, 10. Auf!. 86. Einiges in A. Horneffer, Der Priester. Vgl. etwa noch M. Dessoir in AZP L 949; G.J. Romanes, Mental differ. between men and women, Nineteenth Cent. XXI; Geddes &  Thompson, The Evol. of Sex 271; H. Ellis, Man and Woman.
[2] Einiges zusammengest. bei Lombroso I 189ff. Liste weibl. Prophetinnen bei Lewis R. FarneIl in RA VII (1904) 73f.; s. auch Schwally, AR VIII 91; Tacitus, Histor. I. IV c. 61. 65; I. V c. 22. 24.
[3] Dixon I 123.
[4] Starbuck 28ff.; Gibson 297.
[5] Starbuck, z.B. 193. 198; A. Coe, The spiritual life 237ff.


Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 196)

Mitgliedern beinahe wie 2 : 1 und das der Kirchenbesucher noch günstiger für die Frauen. [1]

Vor einer Überschätzung aller dieser Gleichsetzungen warnt uns jedoch sogleich eine kurze Überlegung. Fielen Weiblichkeit und Heiligkeit zusammen, so wäre das weiblichste Wesen auch das heiligste. Und doch hat die Psychologie des Lebens gerade zwischen solchen Extremen zuweilen Abgründe der Wesensverschiedenheit zu finden geglaubt.

Geniale Beobachter malten das 'völlige Weib' als die hingebend anschmiegsame, zugleich aber verschlagene und beobachtende Katze, mehr von Stimmungen noch als von eindeutig charaktervollen Stimmen der Tiefe geführt, im Hassen ebenso geschickt als im Lieben, und geschlechtsbedürftig bis zur Rastlosigkeit der Sinne.

Oder der Verurteiler des Weibes gestand zwar seine größere 'Moralität' zu, erklärte sie aber für scheinbar, aus dem Mangel der starken Triebe entspringend, die den Mann verführen: das Weib sei einfacher gebaut und darum dem inneren Kampf und Falle weniger ausgesetzt. [2]

Auch die größere 'Religiosität' des Weibes sucht man durch den Hinweis herabzusetzen, daß es viel mehr in der Gefolgschaft, als an der Spitze religiöser Bewegungen zu finden sei. Kein Weib, meinte der geistvolle Horace Walpole, habe je eine neue Religion erfunden, doch sei keine neue Religion anders als durch Weiber ausgebreitet worden. [3]

'Es ließen sich sogar sehr zahlreiche Belege dafür anführen, daß mit wachsender geistiger und religiöser Kultur die entsprechende Einschätzung des Weibes sich eher gesenkt als gehoben habe.[4] Endlich muß als ein schlagender Einwand gegen die Gleichsetzung von Heiligkeit und Weiblichkeit die einfache Tatsache erscheinen, daß Frauen sich bekehren können, ja wie wir sahen, sich häufiger bekehren als Männer.

Nach der Voraussetzung sollte doch die weibliche Natur der Bekehrung weniger bedürftig sein, als die männliche; oder wäre es nicht eine völlig willkürliche Annahme, daß das Neugut der weiblichen Bekehrung erst die wahre, tiefste Weibnatur zur Oberfläche bringe?

Nun könnte man allen diesen Schwierigkeiten gleichzeitig durch eine Wendung zu entgehen suchen: indem man nämlich die Gleichsetzung von Heiligkeit und Weiblichkeit aufgibt und an die Stelle der letzteren den hermaphroditischen, den ausgeglichen doppelgeschlechtigen Charakter setzt.

Man würde dann die Bekehrung des Mannes nicht in einem Überhandnehmen, sondern in der eintretenden Beimischung des weiblichen Wesensbestandteils bestehen lassen, im Falle des bekehrten Weibes aber entweder eine ursprüngliche Mannähnlichkeit voraussetzen, in die sich der weibliche Wesensteil bei der Bekehrung hineinschöbe, oder gar einen weiblichen

[1] c. D. Case, The Masculine in Religion 22ff.; Coe, aaO. 247f.
[2] So Möbius, aaO. 74. Vgl. auch Bettex, Mann und Weib (Biel. u. Lpz. 1897) 125ff.
[3] Bei J. Schert, Gesch. d. deutschen Frauen (Lpz. 1860) 44. Nach Ellis (aaO. 191) von 600 Sekten nur 7 von Frauen gegründet.
[4] E. Crawley, The Mystic Rose (Lond. 1902) 204ff.; Westermarck I 661ff.; Plato, Rep. (tr. Jowett IV 431). Die buddh., frühchristl. und muham. Einstellungen sind bekannt.


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Charakter, der durch die Bekehrung seine männliche Ergänzung fände. Was den Heiligen vom 'Weibe' unterschiede, was ihn zum Gründer und Führer in religiösen Bewegungen machte, wäre danach eben der fortbestehende männliche Wesenseinschlag, der keinem starken und tiefen Charakter fehlen dürfe.

Bezeichnenderweise ist es gerade in dieser Form, daß sich die Geschlechtsfrage dem Eigenbewußtsein der Mystischen zu lösen geschienen hat, und zwar haben sie, ihrer ganzen Denkart entsprechend, diese Überzeugung ebenso sehr in theologischen als in anthropologischen Begriffen niedergelegt.

Allgemein bekannt ist die ausgesprochene Geschlechtsunterscheidung aller Religionslehren, die ihren Göttern in irgendwelchem Maße menschliche Eigenschaften beilegen, weniger allgemein bekannt die weite Verbreitung der Vorstellung mannweiblicher Gottheiten.

Nicht nur findet sie sich bereits in den Religionen von Völkern, die wir die 'primitiven' zu nennen belieben; [1] der Nachweis hat sogar versucht werden können, daß in jeder Religion gerade der höchste Gott mannweiblich gedacht und abgebildet worden sei. [2]

Ja selbst die Zuteilung von Gattinnen an Götter von hohem Rang entpuppt sich nach dem Urteil maßgebender Forscher als die Aufstellung eines dem männlichen entsprechenden weiblichen Prinzips, seiner weiblichen Potenz (indisch cakti), 'wahrscheinlich nur die weibliche Seite eines androgyn vorgestellten Gottes'. [3]

Die Lehre des Origenes, daß der Heilige Geist das weibliche Prinzip in Gott sei, die naassenische Symbolisierung des Kosmos als des (himmlischen) Menschen, mannweiblich, in drei Naturen, geistlich (oder intelligibel), psychisch und materiell, [4] sind Beispiele ähnlicher Vorstellungen aus dem Kulturkreise des frühen Christentums, innerhalb dessen häufig genug der Begriff einer die ganze Welt bis hinauf zur Gottheit durchziehenden Zweigeschlechtigkeit vertreten worden ist. [5]

Es mag dahingestellt bleiben, wieweit die Vorstellung der androgynen Gottheit ein bloßes Erbstück der naiven Ursprungsdeutungen sei, zu denen der Primitive ja stets durch die Wachstumserscheinungen in Pflanzen- und Tierwelt und in der eigenen Stammesgeschichte angeregt wird und die in dem allverbreiteten Phallusdienst ihren kultischen Ausdruck gefunden haben. [6]

Sicher ist, daß in den Händen Späterer diesen Lehren eine anthropologische Wendung gegeben worden ist, die mit dem zunehmend ins Mystische sich kehrenden Bedürfnis nach Heiligung und Erlösung innig zusammenhängt. Was insonderheit die Begriffskreise der christlichen Mystik betrifft, so war für sie ein fester Ausgangspunkt gegeben in der Auslegung des biblischen Schöpfungsberichts im Sinne der Androgynität.

Diese bereits alt-jüdische Auffassung des ersten Kapitels der Genesis, daß Gott 'nach seinem Ebenbilde' den ersten Menschen als mannweibliches Doppelwesen, mit zwei Gesichtern Rücken an Rücken, und erst danach, indem er dieses durchsägte, aus seiner einen Seite (nicht 'Rippe')

[1] D. G. Brinton, Rel. of primit. peoples, 2. Aufl. (N. Y. u. Lond. 1898) 169.
[2] Dr. v. Römer in JSZ V, 1.
[3] Barth, Rel. of India (Engl. tr.) 199; E. W. Hopkins, The Rel. of India (1898) 492 Anm. 3.
[4] G. R. S. Mead, Fragm. of a Faith Forgotten (1900) 199. Anderes verwandtes Gnostisches das. 186ff. 585.
[5] Vgl. auch Swedenborg, bei Wilkinson 177; Harris, bei M'Cully 94f. 105ff. 144; die Shaker, bei Nordhoff 132.
[6] Über stammesgeschichtl. Bedeutung androgyner Gottheiten bei primit. Völkern s. Brinton, aaO. 169.


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Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 198)

das Weib geschaffen habe, [1] diese Auffassung gilt auch dem modernen Hebraisten als die richtige, der die Luthersche Übersetzung 'er schuf sie, ein Männlein und ein Fräulein' verbessert in: 'er schuf sie mannweiblich', 'männlich und weiblich schuf er ihn'. [2]

Es läßt sich schon voraussehen, daß das Ursprüngliche auch als das Vollkommene erscheinen werde, daher aber auch, in dieser üblen Welt, als das Verlorene und Wiederzugewinnende.

In dieser Wendung hat der Gedanke des androgynen Menschen 'nach dem Ebenbilde' der androgynen Gottheit durch die Jahrhunderte seine Rolle in der mystischen Lehre gespielt, daß die Wiedergeburt die verlorene Zweigeschlechtigkeit wiederherzustellen habe.

Gefragt, wann sein Reich komme, erwidert der Herr schon im 2. Clemensbrief: 'Wenn die Zwei eins sind, das Äußere wie das Innere, und das Männliche beim Weiblichen, weder Mann noch Weib.' [3]

Und diese Vorstellung ist dann auf den verstohlenen Wegen der Überlieferung durch viele der stillsten und innerlichsten Seelen der nachfolgenden Jahrhunderte gesickert. Boehme, der Görlitzer Schuster, gründete einen bedeutsamen Teil seiner Erweckungslehre auf den Begriff vom zweigeschlechtigen Adam; [4] sein Schüler Gichtel sprach von 'der (jedem) zugeselleten Jungfrau, der weiblichen Eigenschaft in ihm'. [5]

Adam ist seit der Ausstoßung aus dem Paradiese 'in die viehische Fortpflanzung fortgegangen. Der Fall bestand eben in der Teilung der Tinkturen des Mannes und Weibes, die Erlösung durch Christum in der Wieder-Zusammenehelichung beider Tinkturen, dadurch ist das erste in Adam verlorene Bild Gottes wieder neugeboren.' [6] -

Nicht ungeschickt argumentierte noch in jüngster Vergangenheit Harris, der amerikanische Mystiker, daß die protestantischen und herrischen Völker sich die männlichen Eigenschaften Gottes zu eigen gemacht hätten, daß aber die Zeit der Befreiung der Frau sich auf den weiblichen Einschlag der Gottheit, der Welt und des Menschen zu besinnen habe. [7]

Auch im Harris’schen Kreise galt die Lehre, daß der Mensch ursprünglich in einem halb geistigen Leibe geschaffen worden, ein Wesen, das beide Geschlechter in eins enthielt, und daß erst der 'Fall' diese zwei zu unterschiedlichen Wesen gemacht und in Fleisch gekleidet habe.

Christus, der Urtyp des Heiligen und Erweckten, habe durch seine wunderbare Geburt jenes Doppelwesen in sich wiederhergestellt, und seinen wahren Anhängern sei die Erfahrung einer Wiedervereinigung mit ihrer 'anderen Hälfte oder Gegenstück' [8] nach langen Leiden und Kämpfen vorbehalten, nicht nur in ihrem innersten Wesen, sondern auch in der äußeren Erfüllung einer wahrhaften Ehe, die in dem rechten Paare den wahren Menschen verwirkliche. [9]

[1] Bereschit Rabba CXX, Parasha VIII c. I, 26 u. a. Quellen bei Römer aaO. 747ff.
[2] S. Schwally in AR IX (1906) 172. Iranische, platon., talmud., babylon. Parallelen das. 173ff.
[3] C. 12, 2ff. Bei Römer (766) übers.: 'mit dem Weiblichen (zusammen), weder männlich noch weiblich 
[4] Von den drei Principien, K. 10 § 17-21 (Claassen I 171).
[5] Gichtel Leben 129.
[6] Gichtel, Theos. IV 2522. Dies. Lehre bei der Bourignon, Le ciel et la nouvelle terre II ch. XXI; bei G. Arnold u. a.
[7] Kurze Darst. seiner Gedanken bei W. P. Twainson, Thom. L. Harris: mad or inspired (Croydon 1895).
[8] counterpart.
[9] Mrs. Oliphant, Memoir of the life of Laurence Oliphant (Edinb. u. Lond. 1892) 388f. Verwandte mod. Lehren in Lucifer III 126ff.; II 393. Vgl. schon Swedenborg, Ehel. Liebe § 229.


Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 199)

Was sich in diesen Spekulationen und Phantasien ausspricht, ist offenbar das Gefühl, daß erst aus einer Verschmelzung männlicher und weiblicher Natur der vollkommene Mensch hervorgehe; und sofern jeder Menschentyp von Natur geneigt ist, sich selbst für den vollkommensten zu halten, mag man in diesem Gefühl eine Spiegelung der Tatsache sehen, daß wirklich unter Jenseitig- Religiösen der seelische Hermaphroditismus weit verbreitet ist.

Das schon oben erwähnte weibliche Aussehen des religiösen Mannes - 'das lange Weiberhaar der Geistlichen' [1] deutet ja mit dem weiblichen Einschlag nicht ein Weib an, sondern einen seelischen Zwitter.

Die angeblich verhältnismäßig hohe Zahl von Linkshändern unter Geistlichen [2] würde ein anderer Beweis für diese Tatsache sein, wenn wir mit Fliess annehmen dürften, daß Linkshändigkeit ein Zeichen ausgeprägten gegengeschlechtigen Einschlages sei, indem sich dieser hauptsächlich in der weniger in Anspruch genommenen rechten Hirnhälfte verankere.

Aber sei die Verwirklichung des seelischen Hermaphroditismus nun Tatsache oder bloß Forderung: die Überzeugung von seiner 'Überlegenheit über den seelisch-differenzierten Geschlechtscharakter kann sich offenbar zu verteidigen suchen nur, indem sie seine größere Vielseitigkeit verbunden mit Ausgeglichenheit betont.

Gegenüber der Einseitigkeit bloßer Weib- oder Männlichkeit verkörpere der seelische Zwitter einen Typ der Verschmelzung von Gegensätzen und der Überwindung von Widersprüchen, mit einem Worte: der vollen Reichhaltigkeit menschlicher Harmonie [3] in der Vermischung männlicher Verstandes- und Willenshärte mit weiblicher Gefühlsweiche, in der gegenseitigen Durchdringung von Kraft und Zartheit, Mut und Güte, Selbstbetonung und Anschmiegsamkeit.

Insonderheit ist es der Künstler, von der philosophischen Ästhetik so oft als Krönung der Menschenentwicklung angesprochen, der auch von der biologischen Beobachtung am ehesten als der typische Seelenzwitter hingestellt wird.

Am 'männlichen' Künstler ist der weibliche Einschlag häufig aufgefallen. Nicht viele Namen der Dichtung oder der bildenden Künste decken Träger von gründlich virilem Typ. Schon die große Ansprechfähigkeit des Gefühls, der bewegliche Überschwang der Leidenschaft, der die schöpferische Befähigung so häufig begleitet, scheidet den Künstler vom Manne als Krieger, Eroberer, Jäger; während die Fähigkeit der Gestaltung ihn freilich wieder von der nachahmenden Passivität des völlig weiblichen Typs absondert.

Durch die Art ihres Liebens erweist sich anderseits die große Künstlerin und Dichterin oft als Geschöpf des 'Zwischenreiches': sie ist entweder Jungfer oder Tribade oder Liebhaberin weibischer Männer gewesen. So steht der Künstler anscheinend in der Mitte zwischen beiden Geschlechtern: die Härten des einen, die Schwächen des andern vermeidend, die wesentlichen Vorzüge beider vereinigend.

[1] Fliess 444 Anm.
[2] H. Ellis, Verbrecher u. Verbrechen 117ff.
[3] S. z.B. M. Hirschfeld in JSZ V, I 137; Römer. aaO. 920f.


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Aber je genauer wir uns den seelischen Zwitter ansehen, desto zweifelhafter muß es werden, ob er dem Erweckten so weit nahe stehe, daß man den Durchbruch zur Heiligkeit als einen Durchbruch zur Harmonie des Vollmenschen im Sinne des Hermaphroditentums auffassen dürfe.

Die Blüte der Zweigeschlechtigkeit müßte, falls diese Gleichsetzung zu Recht bestände, doch auch die Blüte der Heiligkeit sein. Aber niemand wird Künstler schlechthin und Heiligen gleichsetzen. Ein gewisser Zusammenhang von Kunst und Religion ist zwar stets geahnt und erfahren worden; doch bezieht er sich fraglos nur auf jene Kunst, die eben Gestaltung 'religiösen' Weltempfindens ist, was man gewiß von jeder Kunst nicht sagen kann.

Auch die Kunst und künstlerische Veranlagung des Hermaphroditen ist keineswegs ohne weiteres mit jener besonderen 'Tiefenkunst' gleichzusetzen. Der hermaphroditische Künstler ist zunächst und in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle eben nur der Mensch, der mit einer weiblich gesteigerten Gefühlsverklärung alles Irdischen den männlichen Griff der Gestaltung verbindet, der Mensch des durch Willens- und Denkzucht fruchtbar gemachten Rausches.

Alles dies aber setzt nicht im mindesten eine nähere Verwandtschaft seiner besonderen Gefühls- oder Vorstellungswelt mit derjenigen des Erweckten voraus. - Und was von der geistigen Auslese des Zwischenreiches gilt, wird durch die Masse seiner Angehörigen erst recht verdeutlicht.

Der typische Urning stellt eben nichts anderes dar als eine Mischung weiblicher und männlicher Charakterzüge, wie sie die banale weltliche Erfahrung in tausend Verhältnissen kennt, ohne jede Beziehung auf Religiosität oder gar Jenseitigkeit.

Dem völligen Manne gegenüber ist er weniger energisch und tatkräftig, leichter äußeren Eindrücken zugänglich, weicheren Gemütes, Stimmungen in weiteren Ausschlägen unterworfen. Die schmiegsamen Eigenschaften der Höflichkeit, der Gefälligkeit bis zur Aufopferung, der Versöhnlichkeit, der Großmut auch dem Feinde gegenüber, des Mitgefühls und Wohlwollens, der Friedensliebe und Menschenfreundlichkeit - alle diese nähern ihn im allgemeinen dem Weibe.

Dabei ist er häufig 'ideal' gesinnt und der Begeisterung wohl fähig, geistig ehrgeizig und vom Triebe beseelt, Andere mit dem eigenen geistigen Reichtum zu befruchten; mehr phantastisch und träumerisch, als harten Wirklichkeitssinnes, in der Liebe zärtlich und leicht schwärmerisch-'platonisch', nicht ohne weiteres von grober Sinnlichkeit beherrscht.

Aber ebenso häufig charakterisieren ihn Bequemlichkeit und die Scheu vor Reibungen und Kritik, ein Mangel an Mut und Beständigkeit, eine gewisse Eitelkeit, die ihn für Bewunderung sehr empfänglich macht. [1]

Die allgemeine Lebenserfahrung manches Lesers wird vielleicht eher zu der Behauptung neigen, daß in keiner natürlichen Gruppe von Menschen so viele halt- und charakterlose, kindische, selbstsüchtige und genießerische Persönlichkeiten anzutreffen seien, als unter ,dem Durchschnitt der 'Homosexuellen', wie sie namentlich in unsern Großstädten zu einer Art von Freimaurerei der Verfolgten sich zusammentun'. [2]

[1] Nach Hirschfeld, aaO. 70ff. Vgl. Bloch 544. 555f.; einige Porträts bei Fliess 445ff, 449. 452. 454f.
[2] Einige charakt. Beschreibungen bei Hirschfeld, Berlins drittes Geschlecht.


Kap XXI. Der Komplex des Mystikers: 3. Weiblichkeit?         (S. 201)

Dies alles ist vom Bilde des Religiösen, des Jenseitigen oder gar des Heiligen so weit entfernt als nur möglich. Der Übergang zum Hermaphroditen gibt uns kein 'neues' Bild, wie der Erweckte es uns gibt gegenüber dem Weltmenschen, sondern nur eine Mischung alter Bilder. -

In jeder Form also hat sich die feministische Deutung des Erweckungskomplexes, gleich den zuvor besprochenen, als unzureichend erwiesen, wennschon auch hier, wie bei jenen früheren Deutungen, das Gefühl uns verbleibt, daß irgendeine bedeutsame Halbwahrheit gestreift wurde.

Die festumkrustete, metallene Härte des völlig männlichen Charakters empfinden wir nach wie vor als dasjenige, was dem Lande jenseitiger Religion gründlich den Rücken kehrt. Zugleich aber fühlen wir dunkel - und zunächst ohne die Möglichkeit, dieses Dunkel aufzuhellen -, daß das Verinnerlichende, Entsinnlichende und Vergeistigende nicht ohne Grund als das Ewigweibliche bezeichnet worden ist, wenn auch die Gleichsetzung dieses mystischen 'Weibes', dessen Durchbruch 'Erlösung' bringt, - des Pneuma, der Sophia - mit dem irdischen Geschlechtswesen Weib auf unüberwindliche Schwierigkeiten stößt.

Was bleibt uns also? Es muß anscheinend der seelische Komplex, der dem Bekehrungsdurchbruch Inhalt gibt und gegebenenfalls die Neurose bewirkt - mag er dem 'Weibe' immerhin verwandter sein als dem' Manne' -, zum ausgereiften weiblichen und männlichen Typ im Verhältnis eines Allgemeineren und Übergeordneten stehen, das in den einen wie den anderen als etwas Erneuerndes und Erweiterndes eintreten kann.

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