REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 5: GESCHICHTE DES REINKARNATIONSGEDANKENS - Zwölfter Teil: DAS 20. JAHRHUNDERT

Das 20. Jahrhundert

Die meisten zeitgenössischen Kulturkritiker sind sich einig, daß die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert – in der politischen, wissenschaftlichen und auch in der geistigen Entwicklung des Abendlandes – eine Wendezeit bedeutete, welche an Tragweite mindestens der Zeit um das Jahr 1500 mit Renaissance, Reformation, Entdeckungen usw. gleichzustellen ist, vielleicht sogar noch viel tiefer greift.

Auch für die Entwicklung des Reinkarnationsgedankens hat diese Neuorientierung Folgen gebracht, wobei zwei verschiedene Strömungen beobachtbar sind: zunächst eine gewisse skeptische Ablehnung aller nicht empirisch erfaßbaren Ideen, da es mit dem anbrechenden 20. Jahrhundert zu einer Ablösung der Philosophen und Dichter durch die Naturwissenschaftler kam, die nun ihrerseits Einfluß auf das Denken der großen Volksmassen nahmen.

Doch die vernichtenden Auswirkungen zweier Weltkriege sowie die immer offensichtlicheren Probleme, die das materialistisch-mechanistische Weltverständnis nach sich zieht, haben zu einem zunehmenden Mißtrauen gegenüber der modernen Wissenschaft geführt, die sich aufgrund ihrer axiomatischen Einseitigkeit den Zugang zu höheren Dimensionen und Einsichten verschließt.

Und plötzlich wandte sich das Interesse der enttäuschten Öffentlichkeit wieder den von den Wissenschaften vernachlässigten geistigen Dimensionen zu, und zwar in einem größeren Ausmaß als je zuvor.

Wenn ich zuvor von den Schwierigkeiten sprach, die Entwicklung des Reinkarnationsgedankens innerhalb der europäischen Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts umfassend darzustellen, so trifft dies um so mehr für die neuere und neueste Literatur zu.

Die Karma- und Seelenwanderungslehre ist hier bereits seit Jahrzehnten als allgemeingültiges Wissen und als Erklärungsmöglichkeit für das Dasein in der Welt etabliert und hat längst einen festen Platz im kulturellen Schaffen Europas und Amerikas eingenommen.

Der Kernphysiker, Astronom und Philosoph Freiherr Carl Fried­rich von Weizsäcker (*1912), einer der bedeutendsten deutschen Denker der Gegenwart, beschreibt dieses Phänomen anläßlich der Salzburger Hochschulwochen 1975 mit folgenden Worten:

Die weltweit wirksamste Vorstellung vom Jenseits des Todes ist die Lehre von der Wiederverkörperung der Seele in immer neuen Leibern. In Indien entstanden, hat sie den größten Teil Asiens erobert, als orphisch-pythagoreische Lehre tritt sie im alten Griechenland auf, und heute finden sich religiös suchende europäische und amerikanische Intellektuelle ihr offener als allen anderen Jenseitslehren.

Eine auch nur annähernd vollständige Darstellung des Reinkarnationsgedankens in der Philosophie und Literatur des 20. Jahrhunderts müßte den Gegenstand einer eigenen Untersuchung darstellen und würde höchstwahrscheinlich mehrere Bände füllen.

So kann ich auch hier nur einige ausgewählte, besonders schöne und anschauliche Passagen anführen. Daran anschließend werde ich zum Schluß dieses Kapitels auf drei einzelne Persönlichkeiten, die in unserem Zusammenhang von speziellem Interesse und nachhaltiger Bedeutung sind, eingehen – Hermann Hesse, Rudolf Steiner und Carl Gustav Jung

Peter Rosegger (1843–1918), österreichischer Dichter und Erzähler: 

Wenn im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, so will man das für ein Beispiel der Vergänglichkeit deuten. Ein schlechtes Beispiel, denn nach wenigen Monaten wachsen auf dem Baum junge Blätter, und es wird ein Frühling, der ganz so ist wie die früheren waren ... Und der Mensch sinkt als Vater zu Grabe und steht als Kind wieder auf ...
 

Und wenn das Ich auch nur seine Gegenwart weiß, sich aber nicht erinnern kann an seine Vergangenheiten, so glaube ich doch, daß von einem Leben zum anderen gewisse Ursachen und Wirkungen verbindend fortbestehen, die das Individuum erhalten und bestimmen.

 

Und so möchte es wohl sein, daß die Person in einem späteren Leben die Folgen eines früheren empfindet und zu tragen hat. Vervollkommnet sich ein Wesen in diesem Leben, so tritt es eben vollkommener in ein nächstes über; erniedrigt es sich hier, so wird es dort als niedrige Art wiedergeboren. (in: „Mein Himmel­reich“, 1901)
 

Die Unsterblichkeit, die ich meine und wünsche und habe, ist die persönliche Unsterblichkeit, die Unzerstörbarkeit des Ichbewußtseins ... Ich rate nur, daß wir das Spiel nicht auf eine Karte setzen sollen, nicht auf die des gegenwärtigen Erdenlebens; daß wir froh sein mögen, diesen Körper, wenn er unbrauchbar geworden, ablegen zu können, um einen neuen, frischen anzuziehen. (in: „Der Türmer“, 1903)

Heinrich Spitta (1849–1929), Tübinger Philosoph: 

Zeiten folgen auf Zeiten, was bedeutet das? ... Da denke ich mir nun, daß ich nach meinem Tode werde wiedergeboren werden zu einem neuen irdischen Leben; meine Seele, der Inbegriff des Geistigen an mir, wird einen neuen irdischen Leib erhalten, den ich zu führen habe, bis auch er wieder aufgelöst wird in jene Bestandteile, von denen er genommen ist, und wiederum wird meine Seele einen neuen Leib empfangen, bis endlich, endlich alles erfüllt ist, was ich soll ...

 

Ich werde nicht notwendig haben, noch einmal zu betonen, daß es sich hier gar nicht um irgendeine wunderliche Metaphysik handelt, die ich auf verbotenen Umwegen einzuschmuggeln vorhabe, es handelt sich lediglich um einen vernünftigen Glauben, ... den ich mir zu eigen mache, weil er mir die kräftige Hilfe für die Durchführung meines sittlichen Lebens zu bieten scheint. (in: „Mein Recht auf Leben“)

Isolde Kurz (1853–1944), schwäbische Dichterin: 

Wohl, mein Sohn, du tatst, was dir geordnet.

Blieb dir auch sein tiefrer Sinn verborgen,

Wirst in der Geschichte blutig strahlen,

Sprach die Weisheit, aber ahnend weintest

Du um dich: ein Volk hast du zertreten,

Mußt nun lernend auf die Erde kehren

Und erfahren, wie Zertretne fühlen.

Pflücke dort die Früchte deiner Taten:

Werde jetzt als Puniersklav geboren!

(„Der Sieger“, im Stuttgarter Tagblatt, 24.12.1923)

Arthur Schnitzler (1862–1931), Wiener Dramatiker und Erzähler: 

Ich für meinen Teil kann mir alles andere eher vorstellen als dies: daß ich nun zum ersten Male auf der Welt sein sollte. Und es gibt Augenblicke, in denen ich mich ganz deutlich an allerlei erinnere. (Johanna im Drama „Der einsame Weg“, 1903)

Gerhart Hauptmann (1862–1946), Dramatiker und Literaturnobelpreisträger 1912: 

Wie kommen Menschen dazu, durch Worte gegebene Darstellungen von Dingen zu verstehen, die sie selbst nie erlebt haben? Man muß an unendlich viele Vorleben dabei unbedingt denken. Ich z.B.: wie kann ich so stark fühlen, wie ein reuiger Mörder fühlt? Ich brauche mir nur vorzustellen, wie alt er ist, welcher Art und welchen Ursprungs seine Tat, und ich fühle, was er fühlen muß.

 

Und ich weiß von den letzten Stunden des Verurteilten usf. Also: der übrigens keineswegs neue Gedanke erschließt sich mir vom Erlebnis aus: daß nämlich der Richter, der Henker und der Gehenkte immerfort ihre Plätze wechseln und daß du aus Erinnerung früherer Leben alle in dir hast. (aus den Tagebuchaufzeichnungen)
 

Ich erkläre zu wissen, ich sei wieder und wieder gewesen, und auch, was ich gewesen bin. Wäre es ein Irrtum in plumper Realität, so wäre es doch im Geiste keiner. Und das umfassende Wesen, das mit diesem Gedanken gewinnt, ist eben nur durch ihn zu erreichen.

 

Gern erklärt man damit die unsäglich reiche und vielfältige angeborene Kenntnis vom Wesen des Mitmenschen, die unangeboren nie zu erreichen wäre, und die Möglichkeit jenes heiligen Wortes in bezug auf den Verbrecher, auf den Gerichteten: Tat tvam asi – das bist du! (Der Bergpater im unvollendeten Nachlaßwerk „Der neue Christophorus“)

Otto Julius Bierbaum (1865–1910), Lyriker: 

Oft weiß ich ganz genau: Ich – war – einmal;

Ich habe schon einmal all dies gesehn;

Der Baum vor meinem Fenster rauschte mir

Ganz so wie jetzt vor tausend Jahren schon;

All dieser Schmerz, all diese Lust in mir

Ein Nochmals, Immerwieder, Spiegelung

Durch Raum und Zeit. – Wie sonderbar das ist.

Ein Fließen, Sinken, Untertauchen und

Ein neu Empor im gleichen Strome. Ich

Und immer wieder ich: Ich – war – einmal.

(„Ich war einmal“, postum 1912)

Ernst Troeltsch (1865–1923), evang. Theologe und Philosoph: 

Ich leugne nicht, daß ich der Lehre von der Wiederverkörperung bis zum Emporwachsen aller in das Heil, oder eines Werdens nach dem Leibestode, oder vielleicht der beiden Sachverhalte zusammen, sehr geneigt bin, ähnlich wie Lessing. Das Absolute läge dann überhaupt erst in der letzten Vollendung, in der Rückkehr zu Gott, und alle irdischen Offenbarungen wären nur Weisungen in die Richtung des Absoluten. (Aufsatz, 1907)

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Stefan George (1868–1933), Dichter: 

Wo an entlegenem Gestade

Muß ich vor alters entstammt sein,

Brüder des Volkes?

Daß ich mit euch wohl genießend

Wein und Getreid unsres Landes

Fremdling euch bleibe?

Christian Morgenstern (1871–1914), deutscher Dichter und Dramaturg: 

Wie oft wohl bin ich schon gewandelt

auf diesem Erdenball des Leids,

wie oft wohl hab ich umgewandelt

den Stoff, die Form des Lebenskleids?

Wie oft mag ich schon sein gegangen

durch diese Welt, aus dieser Welt,

um ewig wieder anzufangen,

von frischem Hoffnungstrieb geschwellt?

Es steigt empor, es sinkt die Welle –

so leben wir auch ohne Ruh;

unmöglich, daß sie aufwärts schnelle

und nicht zurück – dem Grunde zu.

(Jugendgedicht aus „Mensch Wanderer“, 1890)
 

Es leiht mir wunderbare Stärke die Zuversicht,

daß nimmermehr ich sterbe,

daß ungehemmt ich meine Werke vollbringe,

ob auch oft mein Leib verderbe.

Es wirkt, daß ich mit ernster Ruhe

vor meiner Pläne Fehlschlag mich ermanne –

ich weiß, was ich erstrebe, was ich tue,

ist nicht gebannt an eines Lebens Spanne.

 

Die Menschheit hat längst alles empfangen, was zu empfangen ist. Aber sie muß es immer wieder von neuem und in immer wieder neuer Form empfangen und verarbeiten ... Die Lehre der Reinkarnation z.B. – sie ist längst da.

 

Aber sie mußte eine Weile beiseite gelassen werden; die ganze europäische Zivilisation geht auf dieses Beiseitelassen zurück. Jetzt hat dieser Zyklus das Seine erfüllt, jetzt darf sie, als eine unermeßliche Wohltat, in den Gang der westlichen Entwicklung wieder eintreten.

(Auszug aus der Aphorismensammlung „Stufen“, postum 1918)

Paul Busson, österreichischer Dichter und Schriftsteller (1873– 1924): 

„Ich kann dich nicht verstehen –“, mühsam hob ich den schmerzenden Kopf. „Welches ist denn das Ziel?“

„Das ewige Leben“, sagte er, und in diesem Augenblick wurde das düstere Gemach blendend hell, so daß ich die Augen schloß.

Als ich sie wieder öffnete und ins Leere zu blicken fürchtete, sah ich zu meinen unbeschreiblichen Trost den Ewli noch bei mir.

„Ich bin Isa Bektschi, Isa der Wächter –“ hörte ich ihn sagen.

„So wachst du über mich?“

„Immer nur über dich.“

„Und wohin geht mein Weg, Isa Bektschi?“

Beklommenen Herzens sah ich ihn an.

„Zur Wiedergeburt“, antwortete er, und über sein un­säglich schönes Gesicht zog wieder der helle Glanz.

„Aber der Tod –?“

„Das Unsterbliche kehrt zu Gott zurück“, klang es feierlich.

„Jedes Menschen Unsterbliches?“ fragte ich und streckte die Hände nach ihm aus.

„Jedes Menschen.“

„So wird jeder wiedergeboren, Ewli?“ Süße Hoffnung senkte sich auf mich.

„Zweierlei ist die Art der Wiedergeburt nach dem Gesetz“, sprach er, und seine Stimme war tief wie Glockenklang. „Unbewußt und bewußt.“ ...
 

„Da Ihnen an der Meinung eines Fremden etwas zu liegen scheint, will ich Ihnen antworten. Nun denn, mein geehrter Herr, ich glaube, daß nach dem Tode die Seele des Körpers ledig ist und in das ewige Leben, aus dem sie stammt, zurückkehrt“, sagte ich mit gedämpfter Stimme.

Er schüttelte heftig den Kopf.

 

„Mit solchen Reden arbeiten die Priester aller Glaubensbekenntnisse. Niemand kann sich das vorstellen, was Sie da sagen. Was soll das heißen: in die Ewigkeit wiederkehren? Ohne den kunstvollen Apparat des Gehirns ist die Seele unfähig, sich zu äußern. Was wird aus ihr? Ein Luftwirbel, eine Rauchwolke, ein durchsichtiger Äther? Wo kommt sie hin?

 

„Sie kommt in ein neues Gefäß.“ Mir war es, als spräche jemand anderer aus mir. Nie hatte ich diesen Gedanken gedacht, und doch war er jetzt da, als hätte ich ihn von jeher in mir getragen.

Der andere lachte unwillig auf.

 

„In ein neues Gefäß, also einen neuen Leib! Hier steckt schon das Absurde. Die Zahl der Abgeschiedenen ist so groß, daß nicht einmal ein Tausendstel von ihnen eine neue Wohnung finden kann.

 

Ich horchte auf die innere Stimme.

„Wer das Bewußtsein seiner irdischen Existenz über den Tod hinaus bewahren kann, wird in einem Menschenleibe wiedergeboren. Das ist mein Glaube.“

„Und wenn es gelänge – wie oft müßte Ihrer Ansicht nach eine solche Wiederkunft stattfinden?“

„So oft, bis die Seele geläutert ist“, antwortete ich bewegt.

„Und dann?“

„Dann ruht die Seele bewußt in Gott.“

(aus dem Reinkarnationsroman „Die Wiedergeburt des Melchior Dronte“, 1921)

Hugo von Hofmannsthal (1874–1929), Wiener Dichter und Operntexter: 

Ihr Gatten, die ihr liebend euch in Armen liegt,

Ihr seid die Brücke, überm Abgrund ausgespannt,

auf der die Toten wiederum ins Leben gehn!

Geheiligt sei eurer Liebe Werk!

(aus der Richard-Strauß-Oper

„Die Frau ohne Schatten“, 1919)

Rainer Maria Rilke (1875–1926), österreichischer Dichter: 

Vielleicht fährt man (beim Tod) nur einer Wiederkehr und einem Willkommen nach –, fährt so lang, bis der Kreis sich ründet, zu jener Heimat zurück, von der man so seltsamsicher und traurig traumhaft weiß – als ob man sie schon einmal verloren hätte! (aus „Briefe und Tagebücher“)
 

Du bist ein Rad, in dem ich stehe:

Von deinen vielen dunklen Achsen

Wird immer wieder eine schwer

Und dreht sich näher zu mir her,

Und meine willigen Werke wachsen

Von Wiederkehr zu Wiederkehr.

Im Grunde hielt er [Rilke] Rußland für seine Seelenheimat, überzeugt, daß er einmal in einer früheren Inkarnation in Moskau gelebt habe ...
 

Rilke streifte ... eines Tages ziellos, zerstreut und verträumt durch Gebüsche und Dornengestrüpp. Plötzlich befand er sich vor einem riesigen, sehr alten Ölbaum, den er noch nicht gesehen hatte.

 

Wie es kam, weiß ich nicht, aber plötzlich hatte er sich rücklings an den Baum gelehnt, auf dessen knorrigen Wurzeln stehend und den Kopf gegen die Äste stützend, und – ich kann nur sagen, was er mir wiederholt erzählte – sofort war ein ganz eigenes Gefühl über ihn gekommen, so daß er lautlos und klopfenden Herzens unbeweglich stehenblieb.

 

Ihm war, als stünde er in einem anderen Leben, in einer längst vergangenen Zeit – alles, was er je hier gelebt, geliebt und gelitten hatte, kam zu ihm, umgab und bestürmte ihn, wollte von neuem in ihm aufleben, von neuem lieben und leiden. Da war keine „Zeit“ mehr, kein Unterschied zwischen dem wiedergekehrten Einst und dem gestaltlosdüsteren Jetzt. Die ganze Luft schien belebt, schien ihn unheimlich und ohne Unterlaß zu bedrängen.

 

Und doch war dies unbekannte Leben ihm irgendwie nahe, er mußte daran teilnehmen ... Rilke war, wenn er von dieser so plötzlich aufgetauchten wie entschwundenen Erscheinung sprach, äußerst erregt. „Seltsam“, wiederholte er, „seltsam“. Er hatte sich nie getraut, an diese versteckte Stelle zurückzukehren und den Baum auch nur zu berühren. „Ich wußte nicht, ob ich dann zurückkehren würde“, sagte er leise. (aus dem Erinnerungsbuch der Fürstin Marie von Thurn und Taxis, bei der Rilke 1911/12 zu Gast war)

 

[Ein interessantes Detail: Die Eltern des Dichters bekamen erst eine Tochter, die sie Maria nannten, die jedoch jung starb. Als danach ein Sohn geboren wurde, behauptete Rilkes Mutter, Maria hätte sich in derselben Familie noch einmal inkarniert; daher wurde dem Kind der Name Maria Renée, „die wiedergeborene Maria“, gegeben. Rainer ist die deutsche Version von René, und so nannte sich Rilke später Rainer Maria.]

Hans Carossa (1878–1956), Arzt und Dichter: 

Vor sich hinsingend, ging er dann über den Asphalt wie auf eigenem Grund, und das ganze Erdenleben kam ihm so gastlich fremd, so unverbindlich vor, als wäre er schon einmal dagewesen und würde noch öfters wiederkommen. Aber auch wenn ihn die gleich darauf einsetzende Flutung wieder fortspülte ..., glaubte er einen Rhythmus zu spüren, der ihn weise trug. (in: „Der Arzt Gion“, 1931)

Anton Wildgans (1881–1932), österr. Dichter und Dramatiker: 

Es ist der Tod ein Bad, in das der Herr

uns Kindlein tut, auf daß wir unsere Seele

begütigen von allem Erdenfehle

zu neuer Wiederkehr und Unbeschwer.

Dann tauchen wir empor in andre Zeit

aus neuem Blut mit neu begabten Sinnen

und dürfen unsren Wandel neu beginnen

für einen Atemzug der Ewigkeit.

O selig, wer dies glaubt, ihm ist der Tod

kein böser Vogt, der fremde Plag verschwendet.

Vom Menschenfluche „ewig unvollendet“

ist seine Abschiedsstunde unbedroht.

Der Stein, der Baum, das Tier, sie reden ihm

mit Bruderzungen, die Gestirne neigen

ihr Haupt in seinen Schoß und Gottes Schweigen

ist eine große Symphonie in ihm.

(„Glücklicher Glaube“)

Franz Werfel (1890–1945), österreichischer Dichter: 

Ich trage viel in mir.

Vergangenheit früherer Leben,

Verschüttete Gegenden,

Mit leichten Spuren von Sternenstrahlen.

Oft bin ich nicht an der Oberfläche,

Hinabgetaucht in fremdeigene Gegenden bin ich.

Ich habe Heimweh.

O Reste, Überbleibsel, o vergangene Vergangenheit!

(Jugendgedicht „Der Weltfreund“)

Adrienne Thomas (1897–1980), Romanschriftstellerin: 

Das hat nichts Menschliches mehr, das sind Phantome, die aus der Ewigkeit kommen, in die Ewigkeit gehen. Krieg! Und mir ist, als sei es nicht der erste, den ich mitmachen muß, als habe ich schon viele tausend Mal seine verpestete Luft geatmet – geatmet, während Millionen daran in ihrem eignen Blut erstickten. Und ich weine und werfe mich in ohnmächtigem Schmerz gegen den kalten Stein der Hauswand – ich habe das schon viele tausend Male erlebt – immer als Mädchen, immer als Überlebende. (aus „Die Katrin wird Soldat“, 1930)

Elisabeth Kübler-Ross (*1926), schweiz.-amerik. Sterbeforscherin: 

Die Arbeit mit sterbenden Patienten hat mir geholfen, meine eigene religiöse Identität zu finden, zu wissen, daß es ein Leben nach dem Tod gibt, und zu wissen, daß wir eines Tages wiedergeboren werden, um die Aufgabe zu erfüllen, die wir in diesem Leben nicht erfüllen konnten oder wollten.

Franz Beckenbauer (*1945), deutscher Fußball-“Kaiser“: 

Ganz sicher glaube ich, daß es ein Weiterleben gibt, sei es sogar eine Rückversetzung auf die Erde, wenn du deine Hausaufgaben nicht gemacht hast.
 

Wenn du mal als Mensch auf der Erde warst, hast du die Stufe Pflanze und Tier überschritten. Vielleicht versuche ich den Abteilungsleiter dort oben zu überzeugen, daß er mich als Frau runterschickt.

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