REINKARNATION von Ronald Zürrer |
Internet-Veröffentlichung Juli 2008, |
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KAPITEL 4: PRAKTISCHE FRAGEN ZUR REINKARNATION
Thanatologie: Die Wissenschaft des Todes
Was ist Thanatologie? – Dieses moderne interdisziplinäre Forschungsgebiet befaßt sich vornehmlich mit der Untersuchung der Phänomene des Sterbens und des Todes (griech. thanatos = der Tod). Hier treffen die Methoden der Naturwissenschaft (Medizin), der Psychologie und der Parapsychologie sowie auch der Soziologie und der Rechtswissenschaften aufeinander, um sich gegenseitig zu ergänzen, und gekoppelt mit philosophischen und theologischen Denkmodellen ergibt sich daraus eine eigentliche „Wissenschaft des Todes“.
Die Forschungsgebiete der Thanatologie umfassen Fragestellungen wie: • Definition des Todes • Erklärung des Todes • Reanimation (Wiederbelebung) • Sterbehilfe • Sterbeerlebnisse • das Leben nach dem Tode.
Aus den entsprechenden Forschungsergebnissen erhalten wir unter anderem ausführliche und anschauliche Fallbeispiele für die genauen Abläufe im Körper und in der Psyche des Menschen zur Zeit des Todes. Darüber hinaus liefert sie uns auch Hinweise auf die Geschehnisse zur Zeit der Zeugung (Empfängnis), der Schwangerschaft und der Wiedergeburt.
Bevor ich diese genauer darlege, möchte ich die in der heutigen Thanatologie üblichen Definitionen von „Tod“ betrachten.
KAPITEL 4: PRAKTISCHE FRAGEN ZUR REINKARNATION - THANATOLOGIE: DIE WISSENSCHAFT DES TODES
Definitionen von «Tod»
In seinem Werk „Der Tod und was danach kommt“ schreibt der tschechische Biochemiker und Parapsychologe Dr. Milan Ryzl (*1928), der als einer der Pioniere und führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Sterbeforschung gilt: „Wenn wir die Probleme, um die es hier geht, wirklich verstehen wollen, müssen wir erst genau die Bedeutung von Tod definieren. Tatsächlich gibt es drei verschiedene Definitionen dessen, was <tot sein> heißt.“ Dr. Ryzl zählt diese drei Definitionen wie folgt auf:
Definition 1 – „Klinischer
Tod“.
Der Tod wird definiert als das „Aufhören klinisch feststellbarer
Lebensfunktionen“. Das heißt: Der Mensch wird bewußtlos, er hört auf zu atmen,
sein Herz steht still, die Pupillen weiten sich und erstarren, die
Körpertemperatur beginnt zu sinken, die Tätigkeiten des Zentralnervensystems
(Reflexe) kommen zum Stillstand, usw. Hier handelt es sich um die traditionelle
medizinische Definition, die vor der Entwicklung moderner
Wiederbelebungstechniken über Jahrtausende Gültigkeit besaß – zumindest hier im
Abendland.
Definition 2 – „Hirntod“.
Der Tod wird definiert als das „Fehlen elektrischer Hirntätigkeit“. Diese
Definition kam erst in jüngerer Zeit auf, nachdem es der technischen
Apparatemedizin mit Hilfe sogenannter „Herz-Lungen-Maschinen“ gelungen war, ein
stehengebliebenes Herz wieder zum Schlagen zu bringen und eine ausgesetzte
Atmung wieder zu aktivieren. Der neu definierte Hirntod (festgestellt anhand des
Elektroenzephalogramms, das den Verlauf der Hirnaktionsströme aufzeichnet)
führt erst fünf bis sechs Minuten nach dem Erlöschen der Blutzirkulation zu
irreversiblen Veränderungen im Hirngewebe. Somit also schien diese erweiterte
Definition den Erfordernissen der heutigen Medizin besser zu entsprechen.
Definition 3 – „Irreversibler
Tod“.
Der Tod wird definiert als das „irreversible Aufhören sämtlicher
Lebensfunktionen“. Diese nochmals erweiterte Definition drängte sich auf,
nachdem in besonderen Situationen, wie zum Beispiel bei Ertrinken in eiskaltem
Wasser, gelegentlich auch Menschen mit unveränderlich flacher EEG-Aufzeichnung
durch Elektroschocks oder ähnliche Methoden wieder ins Leben zurückgeholt werden
konnten, obwohl sie scheinbar bereits „hirntot“ waren. Dr. Ryzl schreibt: „In
dieser Definition wird der Tod als Unmöglichkeit der Wiederbelebung dargestellt.
Mit anderen Worten: Eine erfolgreiche Wiederbelebung impliziert, daß der
betreffende Mensch nicht wirklich tot war. Wäre er tot gewesen, würde eine
Wiederbelebung von der Definition her unmöglich sein.“
Tatsächlich verhalte es sich so, daß in den meisten erfolgreichen Wiederbelebungsfällen die Patienten noch gar nicht wirklich „tot“ waren, sondern lediglich nach klinischen Kriterien (gemäß Definition 1) für „tot“ erklärt wurden. Daher sind ihre Aussagen über den Tod immer mit einem gewissen Vorbehalt zu betrachten.
KAPITEL 4: PRAKTISCHE FRAGEN ZUR REINKARNATION - THANATOLOGIE: DIE WISSENSCHAFT DES TODES
Der Todesmoment
Für die Seele gibt es keinen Tod. So lautet die Aussage der spirituellen Philosophie. Das Phänomen, das wir im allgemeinen als den „Tod“ bezeichnen, ist gemäß dieser Anschauung nichts anderes als der Augenblick des Körperwechsels, in dem wir (d.h. die spirituelle Seele) – bedeckt von unserem feinstofflichen Körper aus Gedanken, Gefühlen und Wünschen – aufgefordert werden, unseren gegenwärtigen grobstofflichen Körper für immer zu verlassen, um anderswohin weiterzuwandern.
Unser zurückgelassener physischer Körper wird alsdann für „tot“ erklärt und kann auch unter keinen Umständen „wiederbelebt“ werden. Denn es ist allein die Energie der Seele, die den ganzen Körper mit Leben durchdringt und die im Körper Lebensfunktionen sichtbar macht; ohne die Anwesenheit der Seele zerfällt der leblose Körper auf der Stelle. Hierin stimmt die vedische Version im großen und ganzen mit der dritten Definition von Dr. Ryzl überein. Im Shrimad-Bhagavatam heißt es dazu:
Wenn der physische Körper, durch den die Wahrnehmung der Außenwelt stattfindet, unfähig wird, etwas wahrzunehmen, nennt man dies Tod. Und wenn man beginnt, den physischen Körper als sein Selbst zu betrachten, nennt man dies Geburt.
Daher soll man den Tod nicht mit Schrecken sehen oder fälschlicherweise denken, der Körper und die Seele seien identisch, und man sollte die körperlichen Begierden auch nicht in übertriebenem Ausmaß ausleben. Indem man die wahre Natur des Lebewesens erkennt, soll man sich in der Welt frei von Anhaftung und mit stetiger Entschlossenheit bewegen. (ShB. 3.31.45–47)
Was aber geschieht im Augenblick des Todes, also des Körperwechsels, genau? – Zunächst einmal kann der Tod aufgrund der verschiedensten Ursachen eintreten. Man unterscheidet in der Regel zwischen „natürlichem“ Tod (durch Altersschwäche, Krankheit, Herzschlag usw.), „unnatürlichem“ Tod (durch Unfall, Mord usw.) sowie „freiwilligem“ Tod (durch Selbstmord).
Wie überall, so ist auch hier das individuelle Karma des betreffenden Menschen sowohl für den exakten Zeitpunkt als auch für die Todesart verantwortlich (mit Ausnahme des Selbstmordes, auf den ich später noch gesondert eingehen werde). Obwohl sich die Todeserfahrung entsprechend der Todesursache in gewissen Einzelheiten unterscheiden kann, finden in allen Fällen doch prinzipiell die gleichen psychischen und physischen Abläufe statt, die wir hier in der Folge kurz betrachten wollen.
Die psychischen Abläufe.
Was die psychischen Abläufe im Moment des Todes betrifft, so gliedern sie sich
nach den Ermittlungen der Schweizer Sterbeforscherin Frau Dr. Elisabeth
Kübler-Ross (*1926) meist in die folgenden vier Phasen:
1. Widerstand
2. Erbitterung
3. Depression
4. Loslösung (d.h. Sichfügen ins Unabänderliche)
Natürlich ist es hierbei nicht erforderlich, daß ein Sterbender alle vier Phasen im einzelnen durchläuft. Im besten Falle, das heißt bei genügender innerer Vorbereitung und Bereitschaft, lassen sich die Phasen eins bis drei auch überspringen. In diesem Falle ist der Sterbende sofort bereit, den eintretenden Tod zu akzeptieren, auch wenn dieser ihn unverhofft ereilt, und er versucht nicht, sich aus Angst vor dem Ungewissen oder aus Verhaftung an seinen physischen Körper und dessen Umfeld sinnlos gegen das Unabänderliche zu wehren.
Durch diese Fähigkeit der sofortigen Loslösung – die wir nur während des Lebens und nicht erst im Moment des Todes erlernen können – erspart man sich die psychisch sehr leidvollen Phasen der Erbitterung und der Depression.
Gelingt es einem Sterbenden hingegen nicht, sich trotz Erbitterung und Depression rechtzeitig innerlich loszulösen, wird dadurch das weitere Voranschreiten der Seele behindert, und die Folge wird ein unter Umständen längeres feinstoffliches Zwischenleben sein.
In einem solchen Zwischenleben als Geist, in dem man häufig von anhaltender Depression und Angst beherrscht wird, ist es sehr viel schwieriger und mühsamer, die wichtige Lektion der Loslösung zu lernen. (Auf diese Thematik der Geisterforschung werde ich später, in Kapitel 7, noch ausführlich eingehen.)
Die Stationen im Todesmoment.
Auch in bezug auf die Stationen, die ein Sterbender durchläuft, läßt sich meist
eine vierphasige Entwicklung beobachten, nämlich:
1. Der dunkle Tunnel
2. Der Lebensfilm
3. Der Austritt aus dem Körper
4. Die Ernüchterung
Wenn ich im folgenden diese vier Stationen im einzelnen kurz beschreibe, so stütze ich mich dabei auf die zahlreichen Befragungen und Untersuchungen von Menschen, die – beispielsweise nach einem schweren Unfall, bei einer tiefen Ohnmacht oder während eines chirurgischen Eingriffs – vorübergehend ihren physischen Körper verlassen haben und für „klinisch tot“ erklärt wurden, später durch verschiedene medizinische Methoden jedoch reanimiert, also wiederbelebt wurden.
Während der Zeit des „klinischen Sterbens“ und der erfolgreichen Wiederbelebung durchleben viele dieser Menschen ganz bewußt verschiedene Phasen der Todeserfahrung. Oft können sie dabei auch das ganze Geschehen der Wiederbelebung sozusagen „von oben“ beobachten und sind nach dem Aufwachen imstande, bis ins kleinste Detail zu schildern, was die behandelnden Ärzte und Krankenschwestern gesprochen und getan haben.
Man nennt solche Berichte in der Fachspache near-death experiences (abgekürzt: NDE), also „Erfahrungen in Todesnähe“ oder „Nahtoderfahrungen“. Mittlerweile wurden weltweit Tausende und Abertausende solcher Fälle wissenschaftlich untersucht und in zahllosen Publikationen ausführlich beschrieben und kommentiert.
Wenn man nur einen oder zwei oder auch zehn solcher Fälle betrachtet, mag man verständlicherweise gewisse Unterschiede feststellen, denn nicht immer werden alle Einzelheiten gleich deutlich erinnert, und nicht immer werden die gleichen Schwerpunkte des Erlebten hervorgehoben.
Wenn man aber Hunderte von solchen Fällen betrachtet und miteinander vergleicht, ergeben sich auffallend viele Parallelen und Übereinstimmungen, so daß sich schlußfolgern läßt, daß es in der Tat so etwas gibt wie einen für alle Menschen in seinen groben Zügen einheitlichen Ablauf im Todesmoment.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß sich zwar die konkreten Jenseitsvorstellungen (also die Vorstellungen und Phantasien darüber, was den Menschen nach dem Tode erwartet) gemäß kultureller und konfessioneller Zugehörigkeit der befragten Menschen oft deutlich unterscheiden.
Was jedoch die geschilderten Erlebnisse in Todesnähe betrifft, so sind diese – unabhängig von kulturellen und konfessionellen Prägungen – bei nahezu allen Betroffenen ähnlich, nicht selten sogar übereinstimmend, und zwar sowohl in bezug auf die zentralen Sterbeerlebnisse als auch auf die zeitliche Abfolge der einzelnen Stationen.
Die nachstehende Schilderung gibt sozusagen den „roten Faden“ wieder, der sich durch nahezu alle belegten Fälle von NDEs zieht, das heißt, sie stellt einen aus vielen einzelnen Erlebnisberichten konstruierten Modellfall dar, der alle wesentlichen Bestandteile enthält, und zwar in der am häufigsten genannten Reihenfolge. Der Vergleich mit den Aussagen der Totenbücher verschiedener alter Kulturen, insbesondere der vedischen, ergibt darüber hinaus zusätzliche bemerkenswerte Übereinstimmungen.
Der dunkle Tunnel.
Das erste, was der Sterbende erfährt, ist eine völlige Dunkelheit, die
allerdings nur einen Moment andauert. Denn kurz darauf nimmt er meist so etwas
wie ein Licht am Ende eines Tunnels wahr. Der kanadische Anthropologe und
Sterbeforscher Ian Currie (1936–1992) schreibt dazu in seinem Werk
„Niemand stirbt für alle Zeit – Berichte aus dem Reich jenseits des Todes“:
Der Tod beginnt gewöhnlich mit dem Erlebnis, sehr schnell durch einen langen, dunklen Raum zu gleiten, der unterschiedlich als Tunnel, Röhre, Schacht, Loch, Trichter, Gewölbe, Brunnen, Hohlweg, Tal oder Zylinder beschrieben wird.
Ein 65-jähriger Mann, der einen Herzanfall erlitt, berichtete später: „Das erste, was mir bewußt wurde, war, daß ich ganz schnell diesen endlosen Tunnel hinunterglitt. An seinem Ende leuchtete ein helles Licht. Irgendwie kam ich mir vor, als säße ich in einem niedrigen Sportwagen und führe 180. Dann kam ich zu einem Licht.“
Eine wiederbelebte Frau erklärte, es sei ihr vorgekommen, als stürze sie vorwärts durch einen pechschwarzen Tunnel. Dr. B. Kirkwood, den man als tot aufgegeben hatte, der aber reanimiert wurde, erzählt von seiner Begegnung mit dem Tod: „Ich wurde mit rasender Geschwindigkeit fortgezogen.
Haben Sie je durch einen sehr langen Tunnel gesehen und den winzigen Lichtpunkt am anderen Ende erblickt? Genau durch so einen Tunnel oder Gang eilte ich hindurch.“ (S. 190)
Da diese Beschreibung in nahezu allen untersuchten Fällen von klinisch toten Menschen auftaucht, ist es nur sinnvoll, sie mit den Aussagen etwa der vedischen Literatur zu vergleichen, um tiefere Einblicke zu erhalten. Tatsächlich wird in der Schrift Brihad-aranyaka Upanishad erklärt, daß diese vorübergehende Dunkelheit eine Folge der Tatsache sei, daß sich durch den nun beginnenden Tod zunächst die Lebenskraft, die normalerweise den ganzen Körper durchdringt, ins Herz zurückzieht.
Dadurch wird die Verbindung zwischen der Seele und den physischen Sinnesorganen durchtrennt, und die Seele kann sich nicht mehr des grobstofflichen Sehapparates bedienen. Sie sieht den Körper zum ersten Mal sozusagen „von innen“. Und was den „Tunnel“ betrifft, so besitzt der menschliche Körper nach ayurvedischen Beschreibungen 118 verschiedene „Kanäle“ oder eben „Tunnels“, durch welche die Seele vom Herz aus den Körper verlassen kann.
Diese Kanäle heißen im Sanskrit Naˆis, und es ist der modernen westlichen Medizin, soweit mir bekannt ist, bisher noch nicht gelungen, ihre Lokalisation und Funktion zu identifizieren, weshalb es auch keine exakte Übersetzung des Wortes Naˆi gibt. Die vedische Yoga-Philosophie erklärt, daß es sich bei den Naˆis um feinstoffliche Energiekanäle handelt, in denen die Energie der Seele (Prana = Lebenskraft) innerhalb des Körpers zirkuliert.
Durch einen dieser Naˆis also verlassen wir im Augenblick des Todes unseren physischen Körper, um uns an unseren nächsten Bestimmungsort zu begeben. Hierbei gilt gemäß vedischer Analyse die folgende Regel:
Wer durch eine Körperöffnung den Körper verläßt, die unterhalb der Herzens – in welchem die Seele zu Lebzeiten weilt – gelegen ist (z.B. durch Anus oder Geschlechtsöffnung), wird in eine niedere Lebensform eingehen, und wer den Körper durch eine Öffnung in der oberen Körperhälfte verläßt (z.B. durch Auge, Nase, Mund oder durch den obersten Punkt der Schädeldecke), wird eine höhere Lebensform erhalten. In jedem Fall aber wird nur ein einziger aller Naˆi-Kanäle beleuchtet, worauf sich die Seele spontan zu dem Licht am Ende des Tunnels hingezogen fühlt und sich ganz natürlich sofort durch diesen bestimmten Naˆi hinausbegibt.
Dieser wird gemäß den Wünschen und dem angesammelten Karma des betreffenden Lebewesens von der Überseele (Paramatma) ausgewählt.
Der „Lebensfilm“.
Als nächstes durchlebt der Sterbende einen mit unwahrscheinlicher
Geschwindigkeit ablaufenden „Lebensfilm“, bei dem noch einmal die
eindrücklichsten Szenen seines nun zu Ende gehenden Lebens wie ein Film vor ihm
ablaufen, während er selbst nicht nur Hauptdarsteller, sondern zugleich auch
Beobachter des Filmes ist, ohne allerdings die Möglichkeit zu besitzen, in das
Geschehen einzugreifen oder es zu korrigieren. Wie nun ist dieser Lebensfilm zu
erklären?
Der bereits angeführte Vers aus der Bhagavad-gita (8.6) kann uns in dieser Hinsicht Aufschluß geben. Darin wird beschrieben, daß wir im nächsten Leben denjenigen Daseinszustand erreichen werden, an den wir uns beim Verlassen unseres gegenwärtigen Körpers (also im Moment des Todes) erinnern.
So wird uns in der Todesstunde von der Überseele anhand des „Lebensfilmes“ noch einmal alles vor Augen geführt, was wir während unseres Lebens gedacht, getan und erlebt haben, was uns im Verlaufe des Lebens besonders lieb geworden ist und woran wir am meisten hängen.
Auch die moderne psychologische Forschung hat bewiesen, daß all unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen in unserem Unterbewußtsein einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Die Gesamtheit all dieser Eindrücke beeinflußt unsere letzten Gedanken im Augenblick des Todes, also unseren „Lebensfilm“, und diese Gedanken wiederum beeinflussen unsere nächste Geburt.
In seinem Untersuchungsbericht „Begegnungen mit der Unsterblichkeit“ berichtet der Präsident des amerikanischen Umfrageinstituts „Gallup Poll“, George Gallup Jr., von einem Geschäftsmann, der ein in diesem Zusammenhang typisches Erlebnis hatte:
Ich war in einer Bucht in der Nähe der Philippinen unter Wasser und bemühte mich verzweifelt, wieder an die Oberfläche zu kommen; ich war bereits drei- oder viermal aufgetaucht und hatte um Hilfe gerufen. Nun folgte eine Reihe von Ereignissen aus meinem Leben, die in großer Zahl wie ein zu schnell vorgeführter Film in rasender Eile vor meinen Augen vorüberzogen.
Dann muß ich bewußtlos geworden sein. Als nächstes erinnere ich mich daran, daß ich auf einer Mole lag. Verschiedene Leute standen um mich herum, und ein Mann versuchte, mich durch künstliche Beatmung wiederzubeleben. Mir wurde schlecht, aber nach ungefähr einer Stunde hatte ich mich wieder völlig erholt. (S. 71)
Ein weiteres anschauliches Beispiel für diesen „Lebensfilm“ bildet die Erfahrung des Zürcher Architekten Stefan von Jankovich (*1921), der nach einem Autounfall im Jahre 1964 etwa fünf Minuten lang klinisch tot war und ein „außerkörperliches Erlebnis“ hatte, bevor er wieder in seinen physischen Leib zurückgeholt wurde. In seinem Buch „Ich war klinisch tot – Der Tod: Mein schönstes Erlebnis“ berichtet er:
Der Lebensfilm war bisher mein großartigstes Erlebnis. Ich konnte als Beobachter ganz deutlich sehen, wer ich bin und wie ich bin! Eine dramatische Vorführung des eigenen Charakters mit allen in mir vorhandenen guten und schlechten Eigenschaften.
Eine Selbsterkenntnis, wie sie sonst nie möglich ist, wurde dargeboten. Ein schmerzliches Erwachen: bin ich wirklich so? ... Der Lebensfilm zeigte mir, daß wir für alle Taten und auch Gedanken die Verantwortung zu tragen haben. ...
Bei der Beurteilung spürte ich, daß das ganze Leben eine Probe war, voll mit Problemen, Hindernissen und Hürden. Wichtig war, wie man diese Probleme, diese Situationen, im Sinne der Harmonie löste.
Jankovich beschreibt, der Film habe etwa 2000 Szenen seines Lebens wiedergegeben, rückwärtslaufend vom Zeitpunkt des Unfalls bis zur Geburt. Jede Szene sei in sich abgeschlossen gewesen, mit Anfang und Ende, und er habe wie erwähnt alles so wahrgenommen, als ob er einerseits Hauptdarsteller, zum anderen jedoch auch nur Beobachter wäre:
Ich betrachtete mich von allen Seiten und hörte zu, was ich selber sagte. Ich registrierte mit allen meinen Sinnesorganen, was ich sah, hörte, spürte und auch was ich gedacht hatte. Auch die Gedanken wurden irgendwie Wirklichkeit.
Die entsprechenden Erläuterungen der vedischen Schriften führen noch weiter. Sie erklären, daß uns die Natur je nach Art unserer feinstofflichen Verhaftungen während des Betrachtens dieses Lebensfilms – mit anderen Worten, entsprechend dem, woran wir am intensivsten denken oder womit wir uns am intensivsten verbunden fühlen – einen geeigneten nächsten Körper zur Verfügung stellt.
Wenn wir nun diesen Sachverhalt von der anderen Seite her betrachten, kommen wir zum Schluß, daß unser gegenwärtiger Körper nichts anderes ist als der Ausdruck unseres Bewußtseinszustandes in der Todesstunde unseres letzten Lebens. Die Bhagavad-gita sagt hierzu:
Das Lebewesen, das einen weiteren materiellen Körper annimmt, erhält eine bestimmte Art von Ohren, Augen, Zunge, Nase und Tastsinn, die um den Verstand gruppiert sind. So genießt es eine bestimmte Auswahl von Sinnesobjekten. (Bg. 15.9)
„Out-of-body“ – Das Gefühl
der Freiheit.
Sobald nun der Sterbende nach Ablauf des Lebensfilms am Ende des entsprechenden
Naˆi-Tunnels angelangt ist und tatsächlich aus seinem physischen Körper
austritt, verspürt er ein unbeschreibliches Gefühl der „Erleichterung“ und der
neu gewonnenen „Freiheit“ und ist imstande, die Außenwelt viel deutlicher zu
erleben und auch viel schneller und klarer zu denken als zuvor.
So über dem Geschehen schwebend, kann er seinem ehemaligen Körper sozusagen von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten und sowohl diesen als auch die ganze Umgebung von einer „höheren Warte“ her genau beobachten. Auch für dieses Phänomen finden wir in der modernen Thanatologie unzählige Fallbeispiele; man spricht dort von sogenannten Out-of-body-Erlebnissen (kurz: OBE).
In diesem Zusammenhang wollen wir insbesondere auf den amerikanischen Arzt und Sterbeforscher Dr. med. Raymond A. Moody (*1944) hinweisen, der durch seine beiden Bücher „Leben nach dem Tod“ (1976) und „Nachgedanken über das Leben nach dem Tod“ (1978) weltberühmt wurde.
In diesen Büchern hat er seine Gespräche mit einer großen Anzahl von Menschen zusammengefaßt, die durch Verkehrsunfall, Herzinfarkt oder ähnliches in die Nähe des Todes gekommen waren und sich später, nach ihrer Wiederbelebung, bewußt an ihre Erlebnisse zu erinnern vermochten. Moody berichtet zum Beispiel:
Ein Mann gibt an, daß seine Sehkraft während des „Totseins“ offenbar um ein Vielfaches gesteigert war. In seinen Worten: „Mir ist unbegreiflich, wie ich so weit sehen konnte.“ Eine Frau, die Ähnliches erlebt hatte, bemerkt: „Es schien, als ob es für das ... Sehen gar keine Schranken gäbe, als ob ich wirklich überall alles und jedes hätte mit ansehen können.“
Aus dieser Beschreibung wird deutlich, daß die Begrenzungen und Mängel des physischen Körpers die Seele in ihrem ausgetretenen feinstofflichen Körper nicht mehr beeinträchtigen, ganz zu schweigen von den körperlichen Schmerzen und Beschwerden, die sie noch Augenblicke zuvor gepeinigt hatten.
Aus diesem Grunde wird das Sterben und der zuweilen sehr leidvolle Körperwechsel zunächst als „schön“ oder „befreiend“ erlebt, denn der feinstoffliche Körper engt die spirituelle Seele um einiges weniger stark ein als der grobstoffliche.
Der feinstoffliche Körper, in dem wir uns in diesem Zustand kurz nach dem Körperaustritt befinden, besitzt übrigens noch mehr oder weniger die gleiche „Form“ wie zuvor, das heißt, er gleicht noch derjenigen menschlichen Gestalt, die wir eben verlassen haben. Im Verlaufe der weiteren Wanderung bis in unseren nächsten grobstofflichen Körper verändert sich dann der feinstoffliche Körper allmählich, um sich seinem neuen „Zuhause“ anzupassen.
Die Ernüchterung.
Ein anderer Patient von Dr. Moody berichtet von einer weiteren interessanten
Erfahrung, die die nächste, vierte Phase kennzeichnet:
Die Ärzte und Schwestern trommelten auf meinem Körper, um die Infusionen zu unterstützen und mich zurückzuholen, während ich beständig versuchte, ihnen zu sagen: „Laßt mich in Ruhe. Ich möchte weiter nichts als meine Ruhe. Hört doch endlich auf, auf mir herumzutrommeln!“
Aber sie hörten mich nicht. Deswegen versuchte ich, ihre Hände wegzuschieben, damit sie meinen Körper nicht länger bearbeiteten – aber nichts geschah. Ich konnte nichts machen, ... ich konnte einfach ihre Hände nicht wegdrücken. Zwar sah es schon so aus, als ob ich sie berührte, und ich gab mir alle Mühe, sie wegzuschieben – doch selbst wenn ich mit aller Kraft dagegendrückte, blieben ihre Hände da, wo sie waren.
Ich weiß nicht, ob meine Hände durch die ihren hindurch oder um sie herumgingen oder was eigentlich los war. So sehr ich auch versuchte, sie zu bewegen, schien doch auf ihre Hände überhaupt kein Druck zu wirken.
Hier stellen sich nun bereits die ersten Enttäuschungen und Ernüchterungen für den Sterbenden ein, der sich plötzlich der weittragenden Konsequenzen seines Todes bewußt wird. Obwohl er noch an seinen ehemaligen Freunden und Verwandten hängt und obwohl er nach wie vor den Wunsch hat, sich seinen Mitmenschen mitzuteilen und mit der Außenwelt zu kommunizieren, muß er ernüchtert feststellen, daß diese ihn nicht mehr wahrnehmen kann.
Eine weitere Feststellung, die wir in diesem Augenblick der Ernüchterung machen können, ist, daß alles einfach mit uns geschieht, ob wir es nun wollen oder nicht, und daß wir keinen aktiven Einfluß mehr darauf haben, was uns zustößt oder wohin wir geführt werden.
Wir erkennen also, daß wir vollständig abhängig sind von offensichtlich höheren Kräften. In seinem Buch „Leben nach dem Tod?“ berichtet der schwedische Arzt und Parapsychologe Nils-Olof Jacobson (*1937) von einem seiner Patienten, welcher sich an folgendes Todeserlebnis aus einem vorangegangenen Leben erinnerte:
Als ich nach Hause kam, warf ich mich auf das Bett, lag dort und döste. Da spürte ich eine Art Nebel über mich kommen, ich hörte alle Geräusche um mich herum, aber immer gedämpfter, und gleichzeitig spürte ich, wie meine Beine immer unempfindlicher und schwerer wurden. Dieses tote Gefühl verbreitete sich langsam aufwärts, und ich konnte mich nicht dagegen wehren oder etwas dagegen tun.
Es war erschreckend und unheimlich. Ich will schreien, kann es aber nicht, und dann fühle ich, wie ich langsam aus meinem Körper gleite. Sobald ich meinen Körper verlassen habe, wird alles leichter, aber noch immer kann ich keine Initiative ergreifen, sondern entferne mich immer mehr von meinem Körper und gleite in einem milchweißen, dichten Nebel dahin. Es ist totenstill. (S. 229)
Und Ian Currie schreibt hierzu:
Zuhörer, denen ich solches Material vorgetragen habe, erschauern an dieser Stelle oft in einer Art fasziniertem Entsetzen. Eine der typischen Reaktionen ist: „Aber wie schrecklich! Zu wissen, daß man tot ist, aber nicht in der Lage zu sein, sich mit irgend jemandem in Verbindung zu setzen, das wäre grauenvoll! Wenn ich den Tod als unsichtbarer Geist überleben müßte, der an der Zimmerdecke umherschwebt, dann würde ich ihn lieber nicht überleben!“ (S. 197)
KAPITEL 4: PRAKTISCHE FRAGEN ZUR REINKARNATION - THANATOLOGIE: DIE WISSENSCHAFT DES TODES
Sterbeforschung oder Sterbebeschönigung?
An dieser Stelle scheint es notwendig, folgende Bemerkungen anzufügen: Mit dem in den letzten Jahren immer mehr aufblühenden Wissenschaftszweig der Thanatologie beschäftigen sich längst nicht mehr bloß esoterisch interessierte Minderheiten aus dem Bereich der Parapsychologie, sondern zunehmend auch Forscher aus „seriösen“ Bereichen der anerkannten Naturwissenschaften, zum Beispiel der Schulmedizin.
Der bereits erwähnte Amerikaner Dr. med. Raymond A. Moody ist nur einer von ihnen. Eine andere, und vielleicht sogar die berühmteste, ist die Schweizer Ärztin Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross, die seit über dreißig Jahren an verschiedenen Krankenhäusern in den Vereinigten Staaten wirkt und lehrt und auf dem Gebiet der Sterbeforschung einen weltweiten Ruf errungen hat.
Frau Kübler-Ross hat über zwanzigtausend Fälle von Menschen auf der ganzen Welt untersucht, die man bereits für „klinisch tot“ erklärt hatte und die dann irgendwie wieder zum Leben zurückgerufen wurden – sei dies ganz natürlich oder erst durch Wiederbelebungsversuche. Aus ihren Studien zieht sie in ihrem Buch „Über den Tod und das Leben danach“ (1984) die Schlußfolgerung, daß jeder Mensch den Tod genau gleich erleben wird, unabhängig davon, welcher Nationalität oder Religion er angehöre, nämlich als „ein ganz beglückendes, seliges Erlebnis“.
Diese Botschaft oder Lehre – so schön und beruhigend sie für den Leser erscheinen mag – birgt vom philosophischen Standpunkt aus allerdings eine große, fatale Gefahr in sich, vor der gewarnt sein will. Frau Kübler-Ross verkündet: „Sterben ist nur ein Umziehen in ein schöneres Haus“, wobei sie ihre Angaben auf die bereits beschriebene Tatsache stützt, daß die Seele in ihrem feinstofflichen Körper, das heißt nach dem Austritt aus dem grobstofflichen, nicht mehr an die Krankheiten und Gebrechen des physischen Körpers gebunden ist.
Sie erinnert sich zum Beispiel an Fälle, in denen Blinde im außerkörperlichen Zustand wieder sehen, Taube wieder hören oder Gelähmte wieder gehen konnten. In anderen Fällen berichteten Menschen, die nach dem Verlust von Gliedmaßen bei Unfällen „starben“ und reanimiert wurden, daß sie außerhalb ihres grobstofflichen Körpers einen völlig intakten feinstofflichen Körper besaßen.
Daß die spirituelle Seele in diesem Sinne im feinstofflichen Bereich freier und weniger an die Gesetze der grobstofflichen Welt gebunden ist und daß sie daher während eines OBE-Erlebnisses in ihrer angenehmen Überraschung zunächst nicht den Wunsch hat, wieder in ihren kranken oder behinderten Körper zurückzukehren – dies ist eine Sache und ist auch durchaus verständlich.
Hieraus jedoch eine ganze „Heilsbotschaft“, eine umfassende Sterbephilosophie abzuleiten und den Tod voreilig als „endgültige Erlösung“ und als „ganz einmaliges, schönes, befreiendes Erlebnis, das man erlebt ohne Angst und Nöte“ (Frau Kübler-Ross im Deutschen Fernsehen) zu verkünden – dies ist eine völlig andere Sache und scheint mir irreführend und daher höchst gefährlich zu sein.
Auch wenn Reanimierte zuweilen von „wunderschönen sphärischen Klängen, von Wärme, Licht und Wohlbefinden, von ungebundener Liebe und Glückseligkeit“ schwärmen, die man beim Tode erfahren soll, so dürfen wir doch bei all diesen Beschreibungen nicht vergessen, daß es sich bei sämtlichen untersuchten Fällen nicht um Menschen handelt, die den Tod wirklich erlebt haben, sondern lediglich um solche, die in die Nähe des Todes gekommen sind – die also, mit anderen Worten, nicht tatsächlich jene Schwelle überschritten haben, nach welcher es keine Rückkehr und auch keine Wiederbelebung mehr gibt.
(Bei der Untersuchung von Todesbeschreibungen sollte man daher auch die Berichte jener Menschen berücksichtigen, die tatsächlich gestorben sind und die sich an ihren Tod im vorangegangenen Leben erinnern können. Ich werde darauf in Kapitel 7, Moderne Reinkarnationsforschung, im Zusammenhang mit der Jenseitsforschung noch ausführlicher zu sprechen kommen.)
Genau hier nämlich – in der Tatsache, daß es sich bei den untersuchten Beispielen nicht um tatsächlich Verstorbene handelt – liegt die Gefahr solch rosaroter Todesbeschönigungen, in denen der Tod als wunderbarer, schmerzloser Übergang in eine sagenhafte Lichter- und Farbenwelt dargestellt wird.
Wie bereits dargelegt, werden alle Menschen nach dem Tode gemäß ihren eigenen Handlungen die entsprechenden angenehmen oder unangenehmen Reaktionen genießen oder erleiden. Ein deutsches Sprichwort sagt: „Du kannst nach dem Tode nicht besser sein, als du im Leben geworden bist.“
Wer also grausam gehandelt hat, indem er beispielsweise anderen Lebewesen unnötig Leid zufügte, wird sich nach dem Tode dafür verantworten und ähnliche Leiden selbst ertragen müssen – so sieht es das ausgleichende Gesetz der kosmischen Gerechtigkeit vor.
Unbegründete Beschönigungen und billiger Trost jedoch führen die verwirrten und verängstigten Menschen letztlich genau zum Gegenteil des Beabsichtigten, nämlich zu noch mehr Leid und Elend. Denn dadurch, daß ihnen vorgegaukelt wird, der Tod sei in jedem Fall ein herrliches (und auch einmaliges!) Erlebnis, werden sie möglicherweise dazu verführt, ohne Verantwortungsbewußtsein gegen die karmischen Gesetze und damit auch gegen ihre eigenen Interessen zu handeln.
„Es spielt ja keine Rolle, ob ich im Leben Gutes oder Böses tue, denn im Tod werden wir alle wieder gleich sein“, mag sich manch einer nach der Lektüre derartiger Bücher denken.
Aus dieser Überlegung heraus läßt sich übrigens auch verstehen, warum diese Art von Literatur Millionenauflagen erzielt. Die Menschen ziehen den wahren Tatsachen, die eben nicht immer rosarot sind, irgendeine schön glitzernde Illusion vor.
Ob ihnen dies jedoch letztlich zum Wohl gereichen wird, möchte ich stark bezweifeln. Denn Illusionen, und scheinen sie auch noch so schön und verlockend zu sein, müssen irgendwann unweigerlich in Leid enden, und zwar spätestens dann, wenn wir erkennen müssen, daß sie durch den Einfluß der Zeit wie Seifenblasen zerplatzen und der eigentlichen Wirklichkeit zu weichen haben.
KAPITEL 4: PRAKTISCHE FRAGEN ZUR REINKARNATION - THANATOLOGIE: DIE WISSENSCHAFT DES TODES
Kremation und Zwischenleben
Soweit eine knappe Beschreibung der verschiedenen Stationen, die ein Sterbender in Todesnähe durchläuft. Wer sich für ausführliche Einzelheiten interessiert, sei an die zahlreichen entsprechenden Publikationen verwiesen, die die thanatologische Forschung hervorgebracht hat. Hier möchte ich um einen Schritt weitergehen und folgende Frage erheben: Wie geht es nach dem Tode weiter, nachdem sich Körper und Seele getrennt haben? Was geschieht mit dem Körper, was mit der Seele?
Zunächst zum Körper: Aus den Überlegungen der Reinkarnation heraus ist es empfohlen, daß der zurückgelassene grobstoffliche Körper nach einer kurzen Zeit der Loslösung kremiert, also verbrannt wird. Dadurch wird es dem Verstorbenen ermöglicht, sich leichter von seinem toten Körper zu trennen und so seine Wanderung in die nächste Verkörperung ungehindert fortzusetzen.
Was aber geschieht mit der Seele? Mit anderen Worten, wo hält sich die Seele nach dem Tod und nach der Kremation ihres ehemaligen Körpers auf? Und für wie lange Zeit hält sie sich in jenem „Zwischenleben“ auf, bis sie gegebenenfalls wieder grobstofflich verkörpert wird?
Gemäß der vedischen Auffassung findet der Körperwechsel, also das Reinkarniertwerden, unter normalen Umständen sofort statt. Es kann jedoch auch vorkommen – und dies ist heutzutage eher die Regel geworden –, daß jemand im Falle eines unerwartet eintretenden Todes (wie zum Beispiel durch Unfall oder Mord) oder aber aufgrund übermäßiger Anhaftung an den Körper oder einfach nur aus Angst das Gefühl hat, viele seiner Wünsche, Vorstellungen und Pläne seien in diesem Leben noch nicht in Erfüllung gegangen, und sich daher weigert, zu seinem nächsten Bestimmungsort weiterzuwandern.
In diesem Fall des Verweigerns ist die Seele gezwungen, in einem meist unangenehmen Zwischenzustand zu verharren, im „Grau“, im „Nebel“, im „Dunkeln“ (so die Beschreibungen derer, die sich an diese Phase zwischen zwei Verkörperungen erinnern konnten).
Ohne vorwärts (in den nächsten Körper) oder rückwärts (in den soeben gestorbenen) gehen zu können und meist auch ohne Kommunikationsmöglichkeiten untereinander führen diese unglückseligen Wesen, die zwischen Tod und Wiedergeburt schweben, ein leidvolles feinstoffliches Dasein als Geist oder Gespenst. Wir werden uns, wie bereits erwähnt, später (Kapitel 7: Moderne Reinkarnationsforschung) noch eingehender mit diesem Phänomen beschäftigen.
Auf die Frage nach der Dauer dieses feinstofflichen Zwischenlebens findet man in den verschiedenen esoterischen und parapsychologischen Lehren die unterschiedlichsten Angaben. In einigen Schulen wurde sogar der Versuch unternommen, eine für alle Seelen verbindliche Zeitspanne festzulegen – wie etwa dreißig Tage, ein Jahr, sieben Jahre, dreißig Jahre usw. –, doch würde dies nicht nur der bereits im vorangegangenen Kapitel dargelegten Tatsache widersprechen, daß die Karma-Gesetze in jedem Fall höchst individuell wirken, sondern auch dem Gesetz des freien Willens und der individuellen Schulung jedes einzelnen Lebewesens.
Gemäß den entsprechenden Angaben beispielsweise der vedischen Literatur verhält es sich vielmehr so, daß die Dauer eines Zwischenlebens entweder sehr kurz (einige Tage oder Wochen) oder aber auch sehr lange (viele Jahre) sein kann – je nachdem, aufgrund welcher karmischen Ursache eine Seele gezwungen wird, ein feinstoffliches Zwischenleben zu führen, und je nachdem, als wie lernwillig und lernfähig sie sich erweist.
Darüber hinaus sollte in dieser Diskussion auch die Tatsache nicht übersehen werden, daß im „Jenseits“, das heißt in der feinstofflichen „Parallelwelt“ – ähnlich wie beispielsweise auch im Traum –, die Zeit völlig anders wahrgenommen wird als in der für uns erfahrbaren „diesseitigen“, grobstofflichen Welt. (Auch hierauf werde ich in Kapitel 7 noch einmal zurückkommen.)
Zusammenfassend können wir also festhalten, daß es nicht sinnvoll und auch nicht korrekt ist, eine allgemeingültige Regel aufzustellen, wie lange die Zeit zwischen zwei grobstofflichen menschlichen Inkarnationen dauert, sondern daß dies von den Naturgesetzen bei jeder einzelnen Seele gemäß dem individuellen Karma auch individuell festgesetzt wird.
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