REINKARNATION
Die umfassende Wissenschaft
der Seelenwanderung

von Ronald Zürrer

Internet-Veröffentlichung Juli 2008,
(c)
Govinda-Verlag GmbH

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION

Dharma – Die Lebensaufgabe

Aus den obenstehenden Erklärungen der vier Phasen des Karma lassen sich einige bemerkenswerte Antworten auf grundlegende Lebensfragen ableiten, mit denen sich wohl jeder nachdenkliche Mensch immer wieder auseinandersetzt und deren Beantwortung uns auf ein nächstes bedeutendes Thema hinführt. Die Fragen lauten etwa:

Bei solchen Fragestellungen fällt es uns in der Regel noch einigermaßen leicht zu akzeptieren, daß hier, um es ganz allgemein auszudrücken, „höhere Mächte“ im Spiel sind, mögen wir diese nun Prädestination, Schicksal, Vorsehung, Bestimmung, Zufall oder auch Karma nennen.

Denn all diese feststehenden Gegebenheiten, die uns in unser gegenwärtiges Leben sozusagen mitgeliefert wurden und die wir jetzt nicht mehr ändern können, scheinen sich tatsächlich unserer bewußten Entscheidungsfreiheit entzogen zu haben. Mit anderen Worten: Wir haben uns unsere Eltern nicht selbst aussuchen können, ebensowenig wie wir uns unsere Nationalität, unsere Hautfarbe, unsere angeborenen Gebrechen oder unseren Charakter selbst ausgesucht haben. Oder etwa doch?

Hätte man uns gefragt, dann hätten wir vermutlich einiges ganz anders gewählt; wir wären dann wohl reicher, mächtiger, berühmter, schöner und intelligenter, als wir es jetzt sind. Wir wären dann vielleicht als Königssohn oder als Prinzessin geboren worden, wir hätten den Körper eines Supermodels oder eines Olympiasiegers und das Gehirn eines Nobelpreisträgers, oder was auch immer. Auf keinen Fall aber wären wir das, was wir jetzt sind: Mittelmaß nämlich, nichts Besonderes, ein durchschnittlicher Mensch mit seinen alltäglichen Problemen und Sorgen.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION – DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Warum bin ich so, wie ich bin?

Nochmals also: Warum sind wir so, wie wir sind? Warum haben wir gerade dieses Schicksal und kein anderes? Warum erfahren wir gerade dieses Ausmaß an Glück und Leid, an Erfolg und Mißerfolg? Die Antwort „liegt auf der Hand“ (oder „steht in den Sternen“): Weil all dies unserem Karma, unserer Erfahrungsaufgabe entspricht, kurzum, weil wir es uns so gewünscht und verdient haben.

Wir mögen uns diese Gegebenheiten zwar im einzelnen nicht direkt und auch nicht bewußt so ausgesucht haben, wie sie jetzt sind, aber indirekt haben wir sie dennoch durch unsere Wünsche, Entscheidungen und karmischen Handlungen in früheren Leben selbst verursacht.

Das in ein Leben mitgebrachte Prarabdha‑Karma ist, wie zuvor ausgeführt, ja nichts anderes als die gerechte, harmonisierende Wirkung auf unser eigenes Tun in der Vergangenheit, zu dem wir uns mit Hilfe unseres freien Willens selbst entschlossen haben. Und innerhalb des durch das Prarabdha‑Karma festgelegten Rahmens besitzen wir wiederum einen Freiraum für die Entfaltung unserer Wünsche und Entscheidungen im Hier und Jetzt.

Die karmischen Folgen der jetzt getätigten Handlungen bestimmen dann ihrerseits wieder die festgelegten Gegebenheiten in einer zukünftigen Inkarnation. Wenn wir also von den widersinnigen und nicht schlüssigen Thesen eines blinden Zufalls oder gar eines parteiischen Gottes absehen, bleibt uns auf die Fragestellung nach dem „Warum bin ich so, wie ich bin?“ keine andere Antwort als der Verweis auf die Gesetzmäßigkeiten des Karma.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION - DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Warum habe ich mich so entschieden?

Soweit dürfte alles klar und nachvollziehbar sein. Nun möchte ich jedoch noch einen Schritt weiter in die Tiefe gehen. Denn schwieriger wird es, wenn wir uns beispielsweise die folgenden Fragen stellen:

• Warum habe ich mich in dieser oder jener Lebenssituation genau so entschieden und nicht anders? Konkret gefragt: • Warum habe ich gerade diesen Beruf gewählt? • Warum habe ich gerade diesen Partner (diese Partnerin) gewählt? • Warum habe ich gerade diesen Wohnort gewählt? Und so weiter, und so fort.

Und die Antwort? – Zufall? Nein, den gibt es ja nicht. Freie Wahl also? Nein, eben auch nicht, jedenfalls nicht uneingeschränkt. Dies nun ist die neue, weiterführende Erkenntnis unserer vorliegenden Betrachtungen.

Denn es gibt viele Berufe, die auch dieses oder jenes beinhalten, das mich an meinem Beruf faszinieren mag; es hätte nicht unbedingt dieser spezifische Beruf sein müssen, den ich jetzt ausübe. Es gibt viele andere Menschen, viele andere mögliche Partner, die auch schöne Augen haben und die auch intelligent und künstlerisch begabt sind; es hätte nicht unbedingt dieser spezifische Partner sein müssen, mit dem ich jetzt zusammenbin.

Und es gibt viele Orte auf der Welt, die auch an einem Fluß gelegen sind und die auch einen romantischen Ausblick haben; es hätte nicht unbedingt dieses spezifische Haus sein müssen, in dem ich jetzt wohne. (Der Leser möge dieses Prinzip beliebig mit eigenen Lebensbeispielen anfüllen.)

Wenn es also weder Zufall noch uneingeschränkte freie Wahl ist, die uns zu den Personen, Dingen, Tätigkeiten und Ereignissen in unserem Leben hinführt, was bleibt dann noch übrig? – Das Sanskrit kennt hierfür den Begriff Dharma, den wir in diesem Zusammenhang wohl am besten mit „Lebensaufgabe“ übersetzen können.

Die Entscheidungen in bezug auf Berufswahl, Partnerschaft, Wohnort usw. mußte ich genauso fällen, weil dies alles eben meinem Dharma, meiner gegenwärtigen Lebensaufgabe, optimal entspricht; weil ich selbst mir vor Beginn der gegenwärtigen Inkarnation diese konkreten Lern‑ und Handlungsaufgaben gestellt habe; weil ich von meiner inneren Führung und von meinen Begleitengeln dann in Situationen geleitet wurde, die mir die Erfüllung dieser Vorhaben bestmöglich anbieten; weil ich folglich nach inneren Gesetzmäßigkeiten gar nicht anders konnte, als so zu wählen, als so zu handeln, wie ich es getan habe; weil es auch in diesen Dingen unsichtbare Verbindungen zu meinen früheren Leben, zu meinen früheren Wünschen, zu meinen früheren Plänen gibt; weil es auch in diesen Dingen für mich innere Entwicklungsprozesse zu durchlaufen gibt, die mich Leben für Leben erheben sollen; weil ich auch in diesen Dingen nicht alleine und vollständig unabhängig bin, sondern von höheren Instanzen geführt werde.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION - DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Die höhere Führung durch Gott und die Engel

Wir alle werden unsere individuellen Dharma‑Lebensaufgaben früher oder später annehmen und erfüllen, allerdings nicht bloß als Selbstzweck, sondern um uns dadurch allmählich aus dem Karma-Rad zu entstricken und uns frei zu machen für den spirituellen Weg nach innen, der uns letzten Endes aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herausführen wird.

Wenn wir ehrlich mit uns selbst und ohne Schuldprojektion auf diese subtilen Zusammenhänge achten, werden wir feststellen: So viele Entscheide in unserem Leben, von denen wir überzeugt sind, daß wir sie völlig frei gefällt haben, mußten wir im Grunde genommen genau so fällen, weil es unser Dharma so verlangte, weil wir von innen her immer wieder aufgefordert werden, dies zu tun.

Die Psychologie würde wohl sagen, daß wir so entscheiden und so wählen mußten, weil wir bei diesen Entscheiden von unserem „Unterbewußten“ gesteuert waren. Und die Astrologie würde sagen, daß diese Anlagen bereits in unserem Geburtshoroskop zu finden sind, daß es also die Sterne waren, die uns gelenkt haben, und daß wir aus diesem Grunde gar nicht anders handeln konnten. Und beide haben sie recht, doch beide übersehen sie dabei den wesentlichen Punkt.

Was, so müssen wir nämlich weiterfragen, ist denn dieses „Unterbewußte“? Oder treffender gefragt: Wer ist dieser unterbewußte Führer, der uns bei unseren Entscheidungen hilft? Und wer bestimmt denn unser Horoskop? Wer sagt denn den Sternen, daß sie uns auf diese oder jene Weise beeinflussen sollen?

Psychologie und Astrologie sind, im besten Falle, doch bloß Werkzeuge und Verständnishilfen, die uns diese Vorgänge näherbringen und sichtbar machen können. Sie sind aber noch nicht die Erklärung dafür, warum diese Vorgänge stattfinden und unter wessen Führung dies alles geschieht.

Hier geht die vedische Philosophie um diesen entscheidenden Schritt weiter. Wie zuvor bereits erwähnt, erklärt sie nämlich, daß es niemand geringerer als Gott persönlich ist, der uns in Seinem all­gegenwärtigen Aspekt als Überseele (Paramatma) durch alle unsere Inkarnationen begleitet.

Gott sowie Seine Diener und Helfer, die persönlichen Begleit‑ und Schutzengel jedes Menschen, sind die­jenigen, die uns von innen her inspirieren und in die erforderlichen Lebensumstände und in die Gemeinschaft der passenden Menschen führen, in die wir gelangen müssen, um uns weiterzuentwickeln.

Diese unsichtbaren Begleiter treffen die äußeren und inneren Arrangierungen in unserem Leben stets in einer solchen Weise, daß alles genauso geschieht, wie es geschehen muß, damit wir auf unserem individuellen Weg vorankommen können und die Erfahrungen, die wir uns gewünscht und für die wir uns entschieden haben, in unser Leben integrieren können.

Gott also ist der Dharma‑Kenner und der Dharma‑Geber, und Er ist auch derjenige, der uns hilft, unser Dharma ebenfalls zu erkennen und zu erfüllen. Wir könnten sagen: „Die Sterne lenken den Menschen, aber Gott lenkt die Sterne.“ Ein guter Astrologe beispielsweise mag imstande sein, aufgrund des Geburtshoroskops eines Menschen dessen Karma und auch dessen Dharma bis zu einem gewissen Grade sichtbar zu machen.

Und trotzdem scheint es nur so, als ob Dharma eine Vorausbestimmung sei, die von außen auf uns zukommt. Denn in Wirklichkeit kommen die Erfordernisse des Dharma von innen. Dharma‑Aufgaben sind die für jeden einzelnen von uns ganz persönlich und individuell zugeschnittenen, unsere eigenen bewußten oder auch unbewußten Wünsche erfüllenden Lebensrichtlinien. Dank unseres freien Willens haben wir jedoch die Wahl, uns immer wieder von neuem zu entscheiden, wie wir mit diesen unseren Lebensrichtlinien umgehen wollen.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION - DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Der Umgang mit dem Dharma

Ich möchte in der Folge drei verschiedene Möglichkeiten betrachten, wie wir mit unserem Dharma umgehen können.

1.) Wir können bewußt versuchen, unser Dharma herauszufinden – beispielsweise mit Hilfe der Astrologie oder eines spirituellen Lehrers oder besser noch durch Kontaktaufnahme zu unseren Begleitengeln –, um es dann nach bestem Wissen und Können zu erfüllen.

Diese Entwicklung vollzieht sich in der Regel über die drei Schritte Erkennen (also: Wahrnehmen) • Anerkennen (also: Annehmen) • Erfüllen. Dies ist wohl die beste Art und Weise, wie wir mit den uns gestellten Lebensaufgaben freudvoll umgehen können, und sie entspricht auch den Empfehlungen der Religion.

2.) Es ist auch möglich, daß ein Mensch sein Lebensdharma zwar noch nicht bewußt gesucht, erkannt und angenommen hat, es aber trotzdem bereits unbewußt erfüllt. Wir können daraus schließen, daß dieser Mensch nicht übermäßig viele egoistische Wünsche und Bedürfnisse in seinem Innern hegt, so daß er eine unbelastete und ungestörte, allerdings eben noch unbewußte Beziehung zur Überseele und zu seinen Begleitengeln hat.

Der Nachteil hiervon ist, daß der Betreffende, gerade weil die Erfüllung seines Dharma noch unbewußt geschieht, möglicherweise nicht optimal aus den Begebenheiten und Erfahrungen seines Lebens lernt und auf diese Weise Gefahr läuft, aus Unwissenheit die gleichen Fehler immer neu zu wiederholen und somit auf seinem Lebensweg zeitraubende Umwege zu gehen.

3.) Wir haben aber auch die Möglichkeit, unser Dharma immer wieder vor uns herzuschieben, wenn es sich im Verlaufe unseres Lebens bemerkbar macht. Wir haben die Wahl, die uns gestellten Lernaufgaben zurückzuweisen und uns damit vor unserer eigentlichen Lebensaufgabe in irgendwelche eingebildete oder von anderen aufgedrängte Pflichten zu flüchten, die gar nicht die unsrigen sind.

Dies allerdings wird uns nicht davor bewahren, unser Dharma zu einem späteren Zeitpunkt zu erkennen, anzuerkennen und zu erfüllen. In manchen Fällen kann man auf diese Weise jedoch seinen nächsten Entwicklungsschritt Leben für Leben hinauszögern, ohne in der inneren Entfaltung wirklich voranzukommen.

Mit anderen Worten, jeder einzelne Mensch hat ein Dharma, eine bestimmte Inkarnationsaufgabe, einen „Inkarnationsjob“ zu erfüllen, und die Erfüllung dieser Aufgabe ist wichtig und notwendig – sowohl für die Entwicklung und das Wohl des betreffenden Individuums als auch für die kollektive Entwicklung seiner Familie, seines Umfeldes, seiner Generation.

Jeder Mensch wird gebraucht, jedes Menschenleben hat einen höheren Sinn und eine Bestimmung, und keiner ist überflüssig. So sind wir alle aufgefordert, unser eigenes Leben ernst zu nehmen und uns unserer Verantwortung gegenüber uns selbst sowie auch gegenüber der Gesellschaft und der Zeit, in der wir leben, bewußt zu sein und dementsprechend zu handeln. Dies zu tun ist eine der größten Herausforderungen des menschlichen Daseins.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION - DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Die Unausweichlichkeit des Dharma

Wenn ein Mensch sich verführen läßt und aufgrund seines allzu do­minanten Ego sein Dharma nicht erkennt oder nicht anerkennen will und somit von seinem Lebensplan abweicht, dann treten gemäß kosmischer Ordnung gewisse Regulative in Kraft, um ihn auf dieses Abweichen aufmerksam zu machen.

Diese regulativen Maßnahmen können zunächst gewisse verbale oder nonverbale Hinweise durch andere Menschen, kleine Ereignisse in unserem Alltagsleben oder Träume und Intuitionen sein. Wenn wir diese unaufdringlichen Hinweise nicht wahrzunehmen bereit sind und uns weiter von der Erfüllung unseres Dharma entfernen, dann gewinnen die Regulative immer mehr an Deutlichkeit.

So kann es beispielsweise geschehen, daß unsere Vorhaben durch vermeintliches „Unglück“ Mal für Mal vereitelt werden und daß unsere privaten oder beruflichen Pläne aus irgendwelchen Gründen immer wieder scheitern. Infolge solcher Erfolglosigkeit bekommen wir mit der Zeit das unangenehme Gefühl, daß „alles in unserem Leben schiefläuft“ und daß wir Pechvögel oder Versager seien.

Tatsächlich jedoch bieten sich diese Erfahrungen des Scheiterns und der Frustration (wörtlich: vergebliche Bemühung; aus dem lateinischen frustra = vergeblich, erfolglos) uns als Hilfe an, um uns wachzurütteln und uns zum Nachdenken über unsere Lebensführung zu bewegen.

Wenn auch dieses fortwährende „Pechhaben“ und Scheitern uns nicht zur Einsicht bringt und wir keine positiven Veränderungen in unserem Lebenswandel oder in unserem Umgang mit der Mitwelt einleiten, dann manifestieren sich die Regulative letztlich als konkretes Leid in Form von Krankheiten, Unfällen oder anderen sogenannten „Schicksalsschlägen“.

Solches Elend hat also keinen Selbstzweck, sondern der Sinn und Zweck dieses Leidens besteht einzig darin, uns auf unseren eigenen Lebenspfad zurückzuführen. Krankheiten enthalten also Botschaften, wobei die Art der Krankheit oft direkt auf eine bestimmte unausgeglichene Verhaltensweise des Kranken hindeutet.

Schwere Krankheiten und drastisches privates, berufliches oder finanzielles Unglück treten in der Regel erst dann auf, wenn alle anderen Versuche, unsere Aufmerksamkeit zu erwecken, von uns ignoriert oder zurückgewiesen worden sind.

Da unsere höhere Führung unsere inneren Wünsche, unsere vor der jetzigen Inkarnation getroffenen Abmachungen und unsere selbstgewählten Lebensaufgaben kennt, läßt sie es nicht zu, daß wir unter dem Druck des Ego unser Dharma allzulange vernachlässigen.

Denn der Versuch, entgegen unserer eigenen Bestimmung und Aufgabe zu leben – sei es aus Verwirrung oder aus Unwilligkeit –, wird uns letzten Endes nicht nur im Äußeren, sondern auch auf der Ebene der Seele, unseres inneren Wesenskerns, unglücklich machen. Aus Liebe und Anteilnahme also arrangieren es die Naturgesetze und die göttlichen Diener so, daß wir immer wieder die Gelegenheit bekommen, auf den für uns richtigen Weg zurückzufinden.

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KAPITEL 3: KARMA – DAS GESETZ HINTER DER REINKARNATION - DHARMA-DIE LEBENSAUFGABE

Das Problem der Schuldprojektion

Bei alledem besteht eine große Gefahr, die zugleich aber auch eine große Herausforderung und Chance darstellt. Es geht um das Thema der Schuldprojektion.

Ein Mensch, der in seinen Vorhaben ständig scheitert, der immer wieder „Pech hat“, der „vom Unglück verfolgt“ ist und der schließlich sogar von schweren Krankheiten oder Schicksalsschlägen heimgesucht wird, neigt oftmals dazu, die Verantwortung für all dieses Ungemach nicht bei sich selbst zu suchen, sondern in seiner Umgebung.

Wer in seinem Leben immer wieder das Gefühl der Unzulänglichkeit, des Unerfülltseins und der Unzufriedenheit verspürt, ohne zu erkennen, warum, benennt für diese innere Unzufriedenheit gern einen außenstehenden Schuldigen – den eigenen Lebenspartner etwa oder be­stimmte Familienmitglieder oder Arbeitskollegen.

Auch die korrupten Politiker, die ausbeuterischen wirtschaftlichen Drahtzieher, die unterdrückerischen Kirchen, das organisierte Verbrechen oder die okkulten Geheimgesellschaften und Verschwörungslogen sind beliebte Projektionsflächen; manchmal soll auch einfach die gesamte „ungerechte Welt“ an allem Schuld sein, letztlich sogar Gott.

Dies alles macht aus der Sicht des Karma‑ und Dharma-Verständnisses keinen Sinn. Denn Gerechtigkeit heißt nicht, daß ich ohne Verantwortung alles tun und lassen kann, was mir beliebt, und daß ich immer alles sofort bekomme, was ich mir gerade wünsche. Auch ist es nicht die Aufgabe und Absicht Gottes und Seiner Diener, unserem falschen Ego zu schmeicheln und ohne Rücksicht auf Verluste stets dessen Bedürfnisse zu befriedigen.

Gerade weil sie sich des Unterschieds zwischen unserem Ego und unserem wahren Selbst bewußt sind und uns lieben und helfen wollen, lassen sie es nur immer bis zu einem bestimmten Punkt zu, daß wir unsere eigentlichen seelischen und spirituellen Bedürfnisse auf Kosten des Ego und irgendwelcher zeitweiliger Lüste und Launen vernachlässigen.

Dies jedoch heißt nicht, daß wir versuchen sollten, die Bedürfnisse unseres Ego einfach zu ignorieren, zu hassen oder zu bekämpfen. Denn Ignoranz, Haß und Kampf gehören nicht zu den Eigenschaften, die unserer seelischen Entwicklung förderlich sind. Auch unser Ego hat, solange wir in dieser Welt verkörpert sind, seine Berechtigung und einen Anspruch auf unseren Respekt und unsere Zusammenarbeit.

Es geht hier, wie so oft, um eine Frage der Prioritäten und des Maß­stabes. Ein liebender und verantwortungsbewußter Vater mag es seinem ungestümen Kinde gestatten, hin und wieder über die Stränge zu schlagen, sich auszutoben und gewisse Regeln zu brechen, aber er wird es nicht zulassen, daß es dadurch ernstlich Schaden an seinem Wesen nimmt.

Genauso können wir es unserem Ego getrost erlauben, hin und wieder seine Spielchen zu treiben und seine harmlosen Bedürfnisse nach Anerkennung oder nach gewissen Vergnügungen zu stillen, solange wir darauf acht geben, daß dadurch unsere seelischen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden, solange wir dadurch auf unserem spirituellen Entwicklungsweg nicht behindert oder gar aufgehalten werden – mit anderen Worten: solange wir unseren „Inkarnationsjob“, unseren Lebensplan erfüllen.

Ob wir dies in körperlichen Freuden oder im Verzichte darauf tun, ob im Reichtum oder in Armut, ob wir dabei berühmt werden oder nicht – dies spielt keine wesentliche Rolle. „Gib dem Körper, was des Körpers ist, und dem Geist, was des Geistes ist, aber gib bei alledem der Seele, was der Seele ist“, könnte man zusammenfassend sagen.

Welche konkreten Konsequenzen hat also folglich jenes unselige Egospiel der Schuldprojektion, das unsere innere Entwicklung in der Tat massiv behindern kann? – Nun, die erste Folge wird sein, daß sich unser bestehendes Leid zunächst nochmals vergrößert. Auch dies gehört zu den Regulativen, die uns auf unserem Lebenspfad begleiten und beschützen.

Wer nicht bereit ist, für sein Schicksal die volle Verantwortung selbst zu übernehmen, und wer die Schuld für sein Elend auf andere projiziert, dessen Leid wird in immer neuen Manifestationen so lange zunehmen, bis er die Widersinnigkeit seines Weltverständnisses endlich einsieht und sich hier radikal verändert. Dies mag oft Jahre oder Jahrzehnte dauern, in besonders hartnäckigen Fällen sogar mehrere (leidvolle) Leben.

Die Schuldprojektion und die ihr zugrunde liegende Verantwortungslosigkeit gehören also nicht zu den „harmlosen“ Egospielchen, die man getrost hin und wieder zulassen kann. Zusammen mit anderen destruktiven Eigenschaften wie Haß, Zorn, Neid oder skrupellose Habgier bedroht sie direkt und nachhaltig unseren inneren Fortschritt.

Diese destruktiven Tendenzen in unserem Charakter und in unseren Handlungsweisen zu entlarven und zu überwinden ist für jeden Menschen, ungeachtet der anderen Gegebenheiten in einer konkreten Inkarnation, immer ein zentraler Bestandteil seines Dharma.

Empfehlenswert wäre es demnach, daß wir sowohl unsere individuellen Dharma‑Herausforderungen als auch die allen Menschen gemeinsam aufgetragenen spirituellen Seelenpflichten erkennen, sie anerkennen und vor allem sie zu erfüllen bemüht sind, selbst dann, wenn dies für unser Ego zuweilen unbequem und schmerzhaft ist. Dadurch können wir nicht nur einen Großteil unserer vordergründigen Probleme in Privatleben und Beruf, in Gesundheit und Finanzen dauerhaft zu lösen beginnen, sondern bereiten uns darüber hinaus auch den Weg für ein ungehindertes, freudvolles und erfülltes Weiterkommen auf unserem eigenen Inkarnationsweg.

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