Das NEUE TESTAMENT von J. Greber
Das Neue Testament
 
Das
Neue Testament

aus dem Altgriechischen neu übersetzt


 von Johannes Greber

Johannes Greber
Johannes Greber
*Mai 1874 . †März 1944


Die Apostelgeschichte

Kapitel 1

1 Lieber Theophilus! Der erste Bericht, den ich zusammenstellte, enthält alle Taten und Lehren Jesu von Anfang an bis zu dem Tage seiner Himmelfahrt. 2 An diesem Tage erteilte er den Aposteln, die er sich unter Leitung eines heiligen Geistes erwählt hatte, noch seine letzten Aufträge.

 

3 Er befahl ihnen, die Heilsbotschaft zu verkünden. Ihnen hatte er ja in der Zeit nach seinem Leiden und Sterben viele Beweise seines Fortlebens gegeben. Denn vierzig Tage hatte er sichtbar mit ihnen verkehrt und sie über das Reich Gottes belehrt.

 

4 Als er eines Tages wieder mit ihnen zusammen war, gab er ihnen die Weisung, nicht aus Jerusalem fortzugehen, sondern die Erfüllung des Versprechens abzuwarten, das der Vater ihnen hatte geben lassen. "Ihr habt ja" -sagte er - "dieses Versprechen aus meinem Munde vernommen. Ich sagte euch,

 

5 dass Johannes nur durch Untertauchen in die Wellen des Wassers die Taufe spendete, ihr aber durch Untertauchen in den Kraftwellen eines heiligen Geistes getauft werden solltet. Nach Verlauf der wenigen Tage, die es noch von heute bis Pfingsten sind, werdet ihr ihn empfangen." 6 Da stellten die um ihn Versammelten die Frage an ihn: "Herr, ist das der Augenblick, wo du dem Volke Israel die Herrschaft wiedergibst?" -

 

7 "Es ist nicht eure Sache", - entgegnete er - "die Zeitläufe und entscheidenden Augenblicke zu erfahren, die der Vater gemäß seiner eigenen Machtvollkommenheit festgesetzt hat. 8 Es muss euch genügen, dass die heilige Geisterwelt mit euch in Verbindung tritt, und ihr durch sie eine Kraft empfanget. Dann werdet ihr stark genug sein, in Jerusalem, in ganz Judäa und Samaria, ja bis ans Ende der Erde als meine Zeugen aufzutreten."

 

9 Nach diesen Worten hüllte ihn plötzlich eine Wolke von unten bis oben ein, und er wurde dadurch ihren Blicken entzogen. 10 Während sie noch immer unverwandt hinschauten, und er in den Himmel auffuhr, standen plötzlich zwei Männer in weißer Gewandung vor ihnen. 11 Diese redeten sie mit den Worten an: "Männer aus Galiläa, was steht ihr hier und starrt gegen Himmel? Dieser Jesus, der vor euren Augen weggenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn zum Himmel auffahren saht."

 

12 Darauf kehrten sie von dem Berge, den man den Ölberg nennt, nach Jerusalem zurück. Denn er liegt bloß einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt. 13 In der Stadt angekommen, gingen sie in die oberen Räume des Hauses, in dem sie sich bisher aufzuhalten pflegten. Es waren Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Philippus, Thomas, Bartholomäus, Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Simon der Eiferer und Judas, der Sohn des Jakobus.

 

14 Alle waren ein Herz und eine Seele. Sie verharrten in gemeinschaftlichem Gebet, zusammen mit ihren Frauen und Kindern, sowie mit Maria, der Mutter Jesu, und dessen Brüdern.15 Eines Tages erhob sich Petrus in der Mitte der Jünger Jesu, deren Zahl ungefähr hundertzwanzig betrug, und sprach:

 

16 "Werte Brüder! Es muss jene Schriftstelle in Erfüllung gehen, die ein heiliger Geist durch den Mund Davids vorauskündete. Ich meine die Weissagung in Betreff des Judas, der jenen als Führer diente, die Jesus gefangen nahmen. 17 Wir rechneten ihn ja zu unserm Kreise, weil für ihn dasselbe Amt bestimmt war, wie für uns.

 

18 Mit seinem Verräterlohn hatte er sich im voraus einen Begräbnisplatz gesichert. Es war der Platz, wo er kopfüber herunterstürzte, sein aufgedunsener Leib mitten entzwei platzte, und seine Eingeweide ausgeschüttet wurden. 19 Das ist allen Einwohnern von Jerusalem bekannt. Darum wird jener Platz in ihrer Sprache 'Akeldaimach' genannt, was 'Blutacker' bedeutet.

 

20 Denn im Buch der Psalmen heißt es: 'Seine Wohnstätte soll leer bleiben, und niemand soll darin wohnen; und sein Amt soll ein anderer übernehmen'. 21 Dieser andere muss nun einer von den Männern sein, die mit uns die ganze Zeit hindurch zusammen waren, während welcher der Herr Jesus, der Messias, mit uns verkehrte,

 

22 angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tage, an dem er von uns weggenommen wurde. Er muss also auch Zeuge seiner Auferstehung gewesen sein, genau wie wir. Aus der Zahl der Männer, bei denen das alles zutrifft, müssen wir nun einen auswählen." 23 Er brachte zwei in Vorschlag: den Joseph, genannt Barnabas, der den Beinamen 'Justus' (= der Gerechte) führte, - und den Matthias.

 

24 Dann verrichteten sie folgendes Gebet: "Du, o Herr, der du aller Herzen kennst, mache uns den kenntlich, den du von diesen beiden erwählt hast, 25 damit er die Stelle in demselben Dienst und Apostelamt übernehme, aus dem Judas ausschied, um dorthin zu gehen, wohin er gehörte." 26 Man ließ beide ein Los ziehen. Das Los fiel auf Matthias, und er zählte von nun an zu den zwölf Aposteln.

 

Kapitel 2

 

1 Der Tag des Pfingstfestes war angebrochen, und alle hatten sich an demselben Ort versammelt. 2 Da entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen, als ob ein gewaltiger Sturmwind wehe, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

 

3 Zungen, die aussahen wie Feuerflämmchen, wurden vor ihnen sichtbar. Diese zerteilten sich und ließen sich auf jeden einzelnen der Anwesenden nieder. 4 Alle wurden von einem heiligen Geiste erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, so wie der Geist den einzelnen die Laute eingab, die sie aussprechen sollten.

 

5 In Jerusalem lebten damals gottesfürchtige Juden aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun jenes Brausen entstand, kamen sie in großer Anzahl zusammen, und es herrschte unter ihnen eine gewaltige Aufregung. Ein jeder von ihnen hörte, wie jene in ihren Sprachen redeten. 7 Sie gerieten darüber ganz außer sich, und voll Staunen fragte einer den andern: "Sind nicht alle diese Männer, die da reden, aus Galiläa?

 

8 Wie kommt es denn, dass ein jeder von uns sie in der Sprache reden hört, in der wir geboren sind?: 9 Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Syrien und Kappadozien, von Pontus und Kleinasien, 10 von Phrygien und Pamphilien, von Ägypten und der Landschaft Lybien in der Gegend von Cyrene;

 

11 auch die hier ansässigen römischen Juden, sowie zum Judentum übergetretene römische Nichtjuden, Kreter und Araber, - wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden." 12 Alle waren außer sich, und einer fragte den andern über das, was da vor sich ging. "Was hat das wohl zu bedeuten?" - sagten sie. 13 Andere jedoch spotteten und meinten; "Diese haben zuviel jungen Wein getrunken!"

 

14 Da ergriff Petrus, der mit den Elfen zusammenstand, zuerst das Wort und sprach mit weithin vernehmbarer Stimme: "Ihr jüdischen Männer und ihr andern alle, die ihr in Jerusalem wohnt! Folgendes sei euch kundgetan, und ich bitte euch, diesen meinen Worten Gehör zu schenken: 15 Es ist nämlich nicht so, wie ihr meint. Diese hier sind nicht betrunken. Es ist ja erst neun Uhr vormittags.

 

16 Hier erfüllt sich vielmehr die Verheißung des Propheten Joel: 17 'In den letzten Tagen, spricht Gott, da wird es geschehen, dass ich eine überaus große Zahl meiner Geister auf die ganze Menschheit herabsenden werde. Ihre Söhne und Töchter werden dann als Werkzeuge dieser Geister Botschaften Gottes verkünden, die jungen Leute werden im Zustande des Hellsehens Erscheinungen sehen, und die Greise in einem schlafähnlichen Zustand Offenbarungen empfangen.

 

18 Auch auf die Knechte und Mägde, die mir angehören, will ich in jenen Tagen von meinen Geistern in Fülle herabsenden. 19 Und ich will Wunderzeichen erscheinen lassen oben am Himmel und unten auf der Erde. 20 Die Sonne soll sich verfinstern und der Mond rot wie Blut werden, bevor der Tag des Herrn kommt, - jener große Tag. 21 Und jeder wird die Erlösung finden, sobald er den Namen des Herrn anruft.'"

 

22 "Ihr Männer von Israel! Achtet auf folgende Worte!: Jesus von Nazareth war ein Mann, der von Gott aus durch Erweise göttlicher Kraft, durch Wunder und Zeichen bei uns als Gesandter Gottes beglaubigt wurde. Ihr selbst kennt ja all die Taten, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte.

 

23 Als dieser Jesus nach dem Ratschluss und der Vorherbestimmung Gottes an euch ausgeliefert wurde, habt ihr ihn gefangen genommen und durch die Hand der Heiden ans Kreuz schlagen und hinrichten lassen. 24 Aber Gott hat ihn wieder aus der Tiefe heraufgeführt, nachdem er die Fesseln der Unterwelt gelöst hatte. Es war ja unmöglich, dass er von ihr festgehalten werden konnte.

 

25 Denn David legt ihm die Worte in den Mund: 'Ich sah meinen Herrn allezeit vor meinen Augen. Er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. 26 Deswegen freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte. - Denn dereinst wird mein irdischer Leib nur für kurze Zeit auf der Erde wohnen in der Hoffnung,

 

27 dass du meine Seele nicht in der Unterwelt lassen und nicht zugeben wirst, dass dein Heiliger die Vernichtung erlebe. 28 Wege hast du mir gezeigt, die zum Leben führen, und wirst mir die große Freude gewähren, dein Angesicht wieder schauen zu können.'"

 

29 "Werte Brüder! Ich darf wohl mit allem Freimut über den Patriarchen David zu euch sprechen. Er starb und wurde begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf den heutigen Tag zu sehen. 30 Er war ein Prophet Gottes. Er wusste, dass Gott ihm mit einem Eide geschworen hatte, aus der Frucht seiner Lenden den Messias dem Fleische nach hervorgehen zu lassen und ihn auf seinen Thron zu setzen.

 

31 Weil er dies wusste, sprach er von der Auferstehung des Messias. Er sagte, dass weder der Messias in der Hölle gelassen, noch auch sein irdischer Leib der Verwesung anheimfallen würde. 32 Diesen Jesus hat nun Gott tatsächlich aus der Tiefe wieder heraufgeführt; dafür sind wir alle Zeugen.

 

33 Darauf wurde er von der rechten Hand Gottes erhöht und empfing von seinem Vater die Macht über die heilige Geisterwelt, wie es der Vater ihm versprochen hatte. Diese sandte er in großer Menge hernieder, wie ihr selbst seht und hört. 34 Denn nicht David war es, der zum Himmel emporstieg. Er sagt ja selbst: 'Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,

 

35 bis ich deine Feinde hinlege zum Schemel deiner Füße!' 36 So möge sich denn das ganze Haus Israel davon überzeugen, dass Gott eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Messias bestimmte."

 

37 Alle, die dort zusammengekommen waren, wurden bei diesen Worten tief ergriffen. Einige von ihnen fragten den Petrus und die andern Apostel: "Werte Brüder, was sollen wir nun tun? Gebt uns einen Rat!" - 38 "Ändert eure Gesinnung", - entgegnete Petrus "und ein jeder von euch lasse sich im Namen des Herrn Jesus, des Messias, taufen zur Vergebung der Sünden des Abfalls von Gott. Dann werdet auch ihr die heilige Geisterwelt als Geschenk empfangen.

 

39 Denn jedem von uns gilt die Verheißung, sowie unsern Kindern und allen andern bis in die fernste Zukunft. So viele es ihrer auch sein mögen, der Herr, unser Gott, wird sie alle zu sich zurückrufen."40 Noch mit vielen andern Worten trat er als Zeuge der Wahrheit auf und schloss mit der Mahnung: "Lasst euch aus diesem gottentfremdeten Volk erretten!" 41 Die seiner Lehre Glauben schenkten, ließen sich taufen. So kamen an jenem Tage etwa dreitausend Seelen zu der Gemeinde hinzu.

 

42 Alle Gläubigen in Jerusalem hielten fest an der Lehre der Apostel und betrachteten sich als eine einzige Gemeinschaft. Sie nahmen an der Feier des Brotbrechens teil und an den gemeinschaftlichen Gottesdiensten. 43 Das Gefühl einer heiligen Furcht lag auf jeder Seele wegen der vielen Wunder und Zeichen, die in Jerusalem durch die Apostel geschahen.

 

44 Alle, die gläubig geworden waren, hielten treu zusammen und hatten Gütergemeinschaft. 45 Wer Besitztum und Vorräte hatte, verkaufte davon und teilte von dem Erlös an die Hilfsbedürftigen täglich so viel aus, als der einzelne für diesen Tag benötigte.

 

46 Alle hielten den Tempelbesuch bei, kamen aber auch in ihren Häusern zum Gottesdienst zusammen und hielten darin auch die gemeinschaftliche Feier des Brotbrechens ab. 47 Sie nahmen an diesem Mahle mit großer Freude und Herzenseinfalt teil, lobten Gott und verrichteten Dankgebete für die ganze Schöpfung. Der Herr führte täglich solche, die ihr Heil suchten, ihrer Gemeinschaft zu.

 

Kapitel 3

 

1 Eines Tages gingen Petrus und Johannes hinauf zum Tempel. Es war um drei Uhr nachmittags, - die Stunde des Gebetes. 2 Da trug man gerade einen Mann herbei, der von Geburt an lahm war, und den man täglich an dem sogenannten 'Schönen Tor' des Tempels niedersetzte, damit er von den Tempelbesuchern Almosen erbettelte.

 

3 Dieser erblickte nun den Petrus und Johannes, als sie im Begriffe waren, in den Tempel hineinzugehen, und bat sie um ein Almosen. 4 Da schaute Petrus und Johannes gleichzeitig zu ihm hin. "Blicke uns an!" sagte Petrus. 5 Jener sah zu ihnen auf in der Erwartung, eine Gabe von ihnen zu bekommen.

 

6 "Gold und Silber habe ich nicht", fuhr Petrus fort - "was ich jedoch besitze, das will ich dir geben. Im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und gehe einher!" 7 Dann fasste er ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sofort stellte er sich auf die Füße; denn Füße und Knöchel waren fest geworden.

 

8 Voll Freude ging er auf und ab. Dann begleitete er sie in den Tempel und lobte Gott. 9 Alle Leute sahen, wie er auf und ab ging und in einen Lobpreis Gottes ausbrach. 10 Sie erkannten nämlich in ihm denselben, der sonst am 'Schönen Tor' des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt hatte. Sie waren voller Staunen und Verwunderung über die Veränderung, die bei ihm vorgegangen war.

 

11 Als nun Petrus und Johannes sich anschickten, den Tempel zu verlassen, da ging auch jener mit hinaus und hielt sich dicht an ihrer Seite. In der sogenannten 'Halle Salomons' blieb alles staunend stehen. 12 Da hielt Petrus eine Ansprache an das Volk. "Ihr Männer von Israel!" - so begann er - "Warum wundert ihr euch hierüber, und warum schaut ihr uns so erstaunt an, als ob wir durch eigene Kraft und Frömmigkeit es fertiggebracht hätten, dass dieser Mann wieder gehen kann?

 

13 Vielmehr hat der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, durch diese Tat seinen Knecht Jesus verherrlicht, - denselben Jesus, den ihr zur Verurteilung überliefert habt und dessen Freigabe ihr vor dem Richterstuhl des Pilatus ablehntet, obgleich dieser dafür eintrat. 14 Ihr seid die, welche den Heiligen und Gerechten von der Begnadigung ausschlossen und dafür die Begnadigung eines Mörders erbaten,

 

15 den Fürsten des Lebens aber hinrichten ließen. Gott hat ihn jedoch von den Toten auferweckt; dafür treten wir als Zeugen auf. 16 Und weil dieser Mann hier an seinen Namen glaubte, hat der Name Jesu ihm seine Körperkraft wiederverliehen, wie ihr selbst sehen und erkennen könnt. Und der durch Jesus bewirkte Glaube hat ihm vor euer aller Augen die volle Gesundheit wiedergegeben.

 

17 Nun, werte Brüder, wir wissen ja, dass ihr aus Unwissenheit gehandelt habt; desgleichen eure Obern. 18 Gott aber ließ auf diese Weise in Erfüllung gehen, was er schon lange vorher durch den Mund aller Propheten von dem Leiden seines Messias hatte verkünden lassen. 19 So ändert denn eure Gesinnung und gebt euch die größte Mühe, die Vergebung eurer Sünden des Abfalls von Gott zu erlangen.

 

20 Dann werden Zeiten erfrischender Ruhe von dem Herrn her kommen, und er wird Jesus als den Messias senden, der für euch schon längst bereit steht. 21 Ihn musste der Himmel aufnehmen, bis zu jener Zeitperiode, in der alles wieder zu Gott zurückgekehrt ist, wie es Gott selbst durch den Mund seiner treuen Gesandten von jeher hat verkünden lassen.

 

22 Hatte doch Mose schon gesagt: 'Einen Gesandten, gleich mir, wird der Herr, euer Gott, hervorgehen lassen aus der Mitte eurer Brüder. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er euch sagen wird. 23 Und alles Lebende, das sich weigert, auf diesen Gesandten Gottes zu hören, soll vollständig ausgerottet werden aus dem Volke.'

 

24 Ferner haben alle Gesandten Gottes von Samuel an durch die folgenden Zeitperioden hindurch in ihren Botschaften auch die Tage vorausverkündet, in denen wir jetzt leben. 25 Ihr seid die Anhänger der Gesandten Gottes und die Erben des Bundes, den Gott mit unsern Vätern geschlossen hat, als er zu Abraham sprach: 'In einem deiner Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.'

 

26 Unter denen, für die Gott seinen Knecht hat auftreten lassen, seid ihr die ersten; euch zuerst sollte er segnen; euch zuerst bekehren von euren verkehrten Wegen; darum sandte ihn Gott zuerst zu euch."

 

Kapitel 4

 

1 Während sie so das Volk belehrten, traten die Priester und Sadduzäer ihnen entgegen; 2 denn diese konnten es nicht ertragen, dass sie solche Ansprachen an das Volk hielten und von Jesus als dem von den Toten Auferstandenen predigten.

 

3 Sie verhafteten sie und brachten sie bis zum folgenden Morgen in Gewahrsam. Denn es war bereits Abend. 4 Doch manche von denen, die ihrer Predigt gelauscht hatten, wurden gläubig, und die Zahl der christlichen Männer erhöhte sich auf fünftausend.

 

5 Am andern Morgen hielten die Führer des Volkes, die Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem eine Gerichtssitzung ab. 6 An ihr nahmen auch der Hohepriester Annas, ferner Kaiphas, Johannes, Alexander und alle diejenigen teil, die zur hohepriesterlichen Familie zählten. 7 Sie ließen die Apostel vorführen und stellten die Frage an sie: "Mit welchem Recht und in wessen Auftrag konnten Leute, wie ihr es seid, sich unterfangen, so etwas zu tun?"

 

8 In diesem Augenblick kam die Kraft eines heiligen Geistes über Petrus, und er ergriff das Wort: "Ihr Führer des Volkes und ihr Ältesten von Israel!" - begann er. 9 "Wir haben uns heute vor euch wegen einer Wohltat zu verantworten, die wir einem armen Krüppel erwiesen.

 

10 Und ihr fragt uns durch wen er gesund worden sei. So soll es denn hiermit vor euch und dem ganzen israelitischen Volke frei und offen verkündet werden: Durch die Kraft des Namens Jesu Christi, des Nazareners, steht dieser Mann hier gesund vor euch. Ihr freilich habt diesen Jesus ans Kreuz geschlagen, Gott aber holte ihn herauf aus dem Reiche der Toten.

 

11 Er ist der von euch Bauleuten als unbrauchbar beiseite geworfene Stein, der nun zum Eckstein geworden ist. 12 Auch ist keinem andern ein solcher Name zuteil geworden, noch wurde für uns Menschen ein anderer Name unter dem Himmel bestimmt, durch den wir unser Heil erlangen könnten."

 

13 Als sie diesen Freimut des Petrus und Johannes sahen und merkten, dass beide ungelehrte und einfache Leute waren, konnten sie sich nicht genug wundern. Wohl war ihnen bekannt, dass die beiden Jünger Jesu waren. 14 Den von ihnen Geheilten sahen sie an ihrer Seite stehen und waren daher in großer Verlegenheit, was sie nun tun oder antworten sollten.

 

15 So ließen sie denn die Apostel aus der Gerichtssitzung wegführen und hielten unter sich eine Beratung ab. 16 "Was sollen wir nun mit diesen Leuten anfangen?" fragte einer den andern. "Dass ein öffentliches Wunder durch sie gewirkt wurde, ist allen Einwohnern von Jerusalem bekannt. Leugnen können wir es daher nicht.

 

17 Damit nun die Kunde davon sich nicht noch weiter unter dem Volke verbreitet, wollen wir ihnen unter den schärfsten Drohungen verbieten, im Gespräch mit irgend jemand diesen Namen auch nur zu erwähnen." Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung. 18 Man ließ also die Apostel wieder hereinkommen und gab ihnen die strenge Weisung, den Namen Jesu nicht einmal mehr zu nennen, geschweige denn über den Namen Jesu zu predigen.

 

19 Petrus und Johannes gaben ihnen jedoch zur Antwort: "Urteilt selbst, ob es recht wäre in den Augen Gottes, wenn wir euch mehr gehorchten als Gott. 20 Denn über das, was wir gesehen und gehört haben, nicht mehr zu reden, das steht nicht in unserer Macht."

 

21 Darauf schärften jene ihnen unter ernsten Drohungen das Verbot nochmals ein und entließen sie. Denn sie konnten keinen gesetzlichen Grund finden, sie zu bestrafen. Auch mussten sie Rücksicht auf die Masse des Volkes nehmen. Denn wegen der erfolgten Heilung ergingen sich alle in Lobpreisung Gottes. 22 Über vierzig Jahre war nämlich der Mann alt, an dem das Wunder der Heilung sich vollzogen hatte.

 

23 Nach ihrer Freilassung kehrten Petrus und Johannes zu ihrer Gemeinde zurück und berichteten ihr alles, was die Oberpriester und Ältesten gesagt hatten. 24 Als die Gemeindeglieder den Bericht angehört hatten und daraus die Macht Gottes erkannten, da erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und beteten: "O Herr, du unser Gott! Du bist es, der Himmel und Erde und Meer und alles, was darin ist, geschaffen hat.

 

25 Du hast einen heiligen Geist durch den Mund Davids, deines Knechtes, die Worte verkünden lassen: "Was soll das Toben der Ungläubigen und die eitlen Machenschaften der Völker? 26 Die Könige der Erde erheben sich und die Fürsten rotten sich zusammen wider den Herrn und wider seinen Messias.'

 

27 Ja, es haben sich in dieser Stadt Herodes und Pontius Pilatus mit den Ungläubigen und den Stämmen Israels zusammengetan gegen deinen heiligen Knecht Jesus, der von deiner Hand gesalbt war. 28 Sie haben ihm alles angetan, was deine Hand in deinem Heilsplan als sein Schicksal vorher aufgezeichnet hatte.

 

29 Und nun, Herr, blicke hin auf ihre Drohungen und verleihe deinen Knechten die Kraft, dein Wort mit allem Freimut zu verkünden. 30 Strecke du dabei deine Hand zur Heilung der Kranken aus und lass Wunder und Zeichen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus geschehen!"

 

31 Nach diesem Gebet erbebte der Raum, in dem sie versammelt waren; und alle ohne Ausnahme wurden von einem heiligen Geiste erfüllt und verkündeten Gottes Wort mit Freimut jedem, der bereit war, die Wahrheit gläubig anzunehmen.

 

32 Mit mächtigen Erweisen göttlicher Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus Christus. Eine große Freudigkeit war über sie alle gekommen.

 

33 Trotz der großen Zahl der Gläubigen waren doch alle untereinander ein Herz und eine Seele. Es gab keinen Unterschied unter ihnen, und nicht ein einziger betrachtete etwas von dem, was er besaß, als sein persönliches Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. 34 Darum war auch kein Notleidender unter ihnen. Alle Besitzer von Ländereien oder Häusern verkauften davon und brachten den Erlös aus den Verkäufen

 

35 und stellten ihn den Aposteln zur Verfügung. Davon wurde dann jedem Bedürftigen soviel zugeteilt, als er gerade nötig hatte. 36 So war zum Beispiel einer da namens Joseph, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas - auf Deutsch: Sohn des Trostes - erhalten hatte; er war ein Levit und stammte aus Cypern. 37 Dieser hatte ein Grundstück; das verkaufte er und brachte den Erlös und überreichte ihn den Aposteln.

 

Kapitel 5

 

1 Auch ein Mann namens Ananias verkaufte im Einverständnis mit seiner Frau Saphira ein Grundstück. 2 Einen Teil des Erlöses behielt er jedoch unter Mitwissen seiner Frau in unehrlicher Weise für sich zurück; den andern Teil brachte er und stellte ihn den Aposteln zur Verfügung.

 

3 Da sagte Petrus zu Ananias: "Warum ließest du dich von Satan dazu verführen, den heiligen Geist zu belügen und einen Teil vom Erlös des Grundstückes zurückzubehalten? Stand es dir nicht frei, das Grundstück zu behalten? 4 Und wenn du es verkauftest, konntest du mit dem Erlös nicht machen, was du wolltest? Warum hast du dir diese schlechte Handlungsweise ausgedacht? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott.

 

5 Kaum hatte Ananias diese Worte vernommen, da fiel er sofort zu Boden und gab seinen Geist auf. Ein großer Schrecken befiel alle, die es hörten. 6 Sogleich machten sich die jüngeren Männer daran, die Leiche in Tücher einzuhüllen, trugen sie hinaus und begruben sie.

 

7 Nach Verlauf von etwa drei Stunden kam auch seine Frau. Sie hatte keine Ahnung von dem, was vorgefallen war. 8 Da wandte sich Petrus mit der Frage an sie: "Sage mir! Habt ihr wirklich für diesen Betrag das Grundstück verkauft?" - "Ja, für diesen Betrag!" - war ihre Antwort.

 

9 Petrus entgegnete ihr: "Warum seid ihr beide miteinander übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Männer, die deinen Mann begraben haben, stehen bereits vor der Türe, um auch dich hinauszutragen."

 

10 Da stürzte auch sie augenblicklich tot zu seinen Füßen nieder. Als nun die jungen Männer zurückkamen, fanden sie ihre Leiche da liegen. Sie hoben sie auf und trugen sie hinaus und begruben sie an der Seite ihres Mannes. 11 Ein großer Schrecken kam über die ganze Gemeinde und über alle andern, die davon hörten.

 

13 Alle Gläubigen kamen einmütig im Heiligtum zusammen und zwar in der Halle Salomons. Wenn auch keiner von den Andersgläubigen in nähere Berührung mit ihnen zu kommen wagte, so war doch ein jeder im ganzen Volke voll des Lobes über sie. 14 Infolgedessen schlossen sich immer größere Scharen von Männern und Frauen, die zum Glauben an den Herrn kamen, an die Gemeinde an.

 

12 Durch die Hand der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke. 15 Man brachte die Kranken auf die Straßen hinaus und legte sie dort auf Betten und Bahren hin, damit beim Vorübergehen des Petrus wenigstens sein Schatten auf den einzelnen von ihnen fiele; denn selbst dies genügte, um von irgendeiner Krankheit, die jemand von ihnen haben mochte, befreit zu werden.

 

16 Auch aus den umliegenden Ortschaften strömten sie scharenweise nach Jerusalem und brachten ihre Kranken und von bösen Geistern Besessenen mit; und alle wurden geheilt.

 

17 Der Hohepriester Annas und sein ganzer Anhang, bestehend aus der Sekte der Sadduzäer, wurde darob von Eifersucht erfüllt. 18 Sie ließen die Apostel festnehmen und ins Staatsgefängnis werfen. Dann ging ein jeder von ihnen befriedigt nach Hause. 19 Doch da öffnete während der Nacht ein Engel des Herrn die Gefängnistüren, führte sie hinaus und sprach zu ihnen:

 

20 "Gehet hinaus und tretet öffentlich auf und verkündet im Tempel vor allem Volke alle Einzelheiten dessen, was ihr jetzt erlebt habt!" 21 Dieser Weisung gemäß gingen sie gleich in der Frühe zum Tempel und begannen ihre Ansprachen. Inzwischen hatte sich der Hohepriester wieder mit seinem Anhang getroffen. Sie waren sehr früh aufgestanden und hatten den Hohen Rat samt der ganzen Ältestenschaft der Kinder Israels zusammengerufen. Dann schickten sie nach dem Gefängnis, um die Apostel vorführen zu lassen.

 

22 Als jedoch die Knechte dorthin kamen und die Gefängnistüren öffneten, fanden sie die Apostel nicht mehr darin vor. Sie kehrten zurück 23 und machten folgende Meldung: "Wir fanden das Gefängnis sorgfältig verschlossen und die Wächter vor den Türen stehen. Als wir jedoch öffneten, war niemand darin." 24 Als der Tempelhauptmann und die Oberpriester diese Meldung vernahmen, sannen sie hin und her, was da wohl vorgefallen sein könnte.

 

25 Da traf ein Bote ein mit der Nachricht: "Die Männer, die ihr ins Gefängnis habt werfen lassen, stehen jetzt im Tempel und halten Ansprachen an das Volk." 26 Nun ging der Hauptmann mit seinen Leuten hin und holte sie mit Gewalt; denn die andern hatten zu befürchten, dass sie vom Volke gesteinigt würden. 27 Man brachte sie also herbei und stellte sie vor den Hohen Rat. Der Hohepriester richtete die Frage an sie:

 

28 "Haben wir euch nicht ausdrücklich verboten, etwas über diesen Namen zu predigen? Trotzdem seid ihr hingegangen und habt über ganz Jerusalem eure Lehre verbreitet und sucht uns für die Hinrichtung jenes Menschen verantwortlich zu machen." 29 Petrus gab zur Antwort: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. 30 Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt. Ihr hattet ihn gemordet, indem ihr ihn an den Galgen hängtet.

 

31 Doch Gott hat ihn durch die Kraft seiner Rechten zu einem Fürsten und Erlöser erhöht, um durch ihn bei dem Volke Israel eine Änderung der Gesinnung zu bewirken und dadurch die Befreiung von den Sünden des Abfalls zu ermöglichen. 32 Das sind Tatsachen, für deren Wahrheit wir als Zeugen auftreten. Aber auch die heilige Geisterwelt, die Gott den Anhängern Jesu verliehen hat, legt Zeugnis dafür ab."

 

33 Bei diesen Worten ergrimmten sie so sehr, dass sie ihre Hinrichtung beschlossen. 34 Da erhob sich ein Mitglied des Hohen Rates, der Pharisäer Gamaliel, ein bei dem ganzen Volke hochgeachteter Gesetzeslehrer. Er ließ die Apostel auf kurze Zeit abtreten. 35 Dann ergriff er vor den Führern des Volkes und den Mitgliedern des Hohen Rates das Wort: "Ihr Männer von Israel!" - begann er - "Überlegt euch wohl, was ihr diesen Männern gegenüber zu tun gedenkt.

 

36 Denn vor längerer Zeit trat ein gewisser Theudas auf und gab sich für etwas Großes aus. Ungefähr vierhundert Männer wurden seine Anhänger. Aber er beging Selbstmord, und seine Gefolgschaft stob auseinander. 37 Nach ihm trat Judas aus Galiläa auf. Es war zur Zeit der Volkszählung im Reiche. Er brachte viel Volk auf seine Seite. Aber auch er kam um, und alle seine Anhänger zerstreuten sich.

 

38 Darum, werte Brüder, möchte ich euch den Rat geben: Lasset ab von diesen Männern! Lasset sie in Ruhe und befleckt nicht eure Hände an ihnen! Denn wenn das, was sie wollen und tun, Menschenwerk ist, dann wird es von selbst zu Grunde gehen. 39 Ist es aber Gottes Werk, dann könnt weder ihr sie daran hindern, noch Fürsten oder Tyrannen. Also Hände weg von diesen Leuten, damit ihr schließlich nicht noch als solche erfunden werdet, die gegen Gott selbst kämpfen." Sie folgten seinem Rat.

 

40 Sie ließen die Apostel wieder hereinrufen und sie geißeln. Dann gaben sie ihnen wiederum die strenge Weisung, den Namen Jesu nicht mehr zu erwähnen, und entließen sie. 41 Die Apostel gingen aus der Versammlung des Hohen Rates weg voll Freude darüber, dass sie gewürdigt worden waren, um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden.

 

42 Doch sie unterließen es nicht einen einzigen Tag, sowohl im Tempel als auch in den Häusern die Heilsbotschaft von Jesus als dem Messias zu verkünden.

 

Kapitel 6

 

1 Gemeindemitgliedern eine große Unzufriedenheit gegenüber den Hebräisch sprechenden. Man führte Klage darüber, dass die Witwen der ersteren bei der täglichen Austeilung der Unterstützungen übergangen würden, sobald Judenchristen die Verteilung vornähmen.

 

2 Da riefen die Zwölf eine Versammlung aller Gläubigen ein und hielten ihnen folgende Ansprache: "Es ist nicht recht", - sagten sie - "dass wir die Verkündigung des Wortes Gottes unterlassen und unsere Zeit auf die Verteilung von Unterstützungen verwenden. 3 Doch, wie dem auch sei, werte Brüder - jedenfalls ist es besser, ihr sehet euch nach sieben bewährten Männern aus eurer eigenen Mitte um, - nach Männern, die mit einem heiligen Geiste und mit Weisheit erfüllt sind. Diese wollen wir für jene Arbeit bestimmen.

 

4 W1 Während der Zeit, wo die Zahl der Gläubigen sich außerordentlich vermehrte, entstand unter den Griechisch sprechenden ir selbst aber wollen für die Abhaltung der gottesdienstlichen Versammlungen zur Verfügung stehen und uns der Verkündigung des Wortes Gottes widmen.

 

5 Dieser Vorschlag fand den Beifall der ganzen Versammlung. Man wählte den Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes; ferner Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus. Letzterer war ein Heide aus Antiochien, der zum Judentum übergetreten war. 6 Diese traten nun vor die Apostel, und diese legten ihnen unter Gebet die Hände auf.

 

7 Die Lehre des Herrn breitete sich immer weiter aus, und die Zahl der Gläubigen in Jerusalem mehrte sich bedeutend. Auch eine große Anzahl Priester wurde für den Glauben gewonnen.

 

8 Stephanus, ein Mann voll Gnade und göttlicher Kraft, wirkte durch Anrufung des Namens des Herrn Jesus Christus große Zeichen und Wunder unter dem Volke. 9 Einige von den Mitgliedern der Synagogen der Lybier, der Cyrener und Alexandriner, sowie der Cilicier und Asiaten traten gegen Stephanus auf und führten mit ihm religiöse Streitreden;

 

10 sie konnten jedoch der Weisheit nicht widerstehen, die in ihm war, noch auch dem heiligen Geiste, der deswegen aus ihm sprach, damit seine Gegner in aller Öffentlichkeit überführt würden. 11 Als sie nun gegen die Wahrheit nichts mehr vorbringen konnten, verleiteten sie Männer zu der Aussage, sie hätten Lästerworte gegen Mose und Gott aus seinem Munde gehört.

 

12 So hetzten sie das Volk, sowie die Ältesten und Schriftgelehrten gegen ihn auf. Diese stürzten sich auf ihn, schleppten ihn weg und stellten ihn vor den Hohen Rat.13 Dort ließen sie falsche Zeugen auftreten, welche aussagten: "Dieser Mensch hört nicht auf, Lästerreden gegen die heilige Stätte und das Gesetz zu führen.

 

14 So haben wir ihn zum Beispiel sagen hören, Jesus von Nazareth werde diese Stätte zerstören und die Gesetze ändern, die uns Mose gegeben hat." 15 Alle Mitglieder des Hohen Rates schauten unterdessen unverwandten Blickes auf Stephanus; denn sie sahen sein Antlitz leuchten, als stünde ein Engel in ihrer Mitte.

 

Kapitel 7

 

1 Da richtete der Hohepriester die Frage an Stephanus: "Verhält sich das wirklich so?" 2 Dieser ergriff das Wort und sprach: "Werte Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien wohnte, bevor er sich in Haran niedergelassen hatte, 3 und sagte zu ihm: Verlasse deine Heimat und deine Verwandten und ziehe in das Land, das ich dir zeigen werde.

 

4 Da verließ er das Land der Chaldäer und nahm seinen Wohnsitz in Haran. Nach dem Tode seines Vaters siedelte ihn Gott in dem Lande an, das ihr jetzt bewohnt, und das eure Väter vor euch innehatten. 5 Doch gab er ihm kein Eigentum darin, nicht einmal einen Fußbreit. Nur versprach er, es ihm und seinen Nachkommen späterhin als Eigentum zu geben. Er sprach von 'Nachkommen', obschon Abraham noch kein Kind hatte.

 

6 Die Worte Gottes an ihn lauteten: 'Deine Nachkommen sollen als Fremdlinge in einem fremden Lande wohnen. Dort wird man sie vierhundert Jahre als Sklaven behandeln und knechten. 7 Doch über das Volk, dem sie als Knechte dienen, will ich selbst - sagt Gott - mein Strafgericht verhängen. Dann sollen sie das Land verlassen und mir an diesem Orte ihre Verehrung erweisen.'

 

8 Sodann gab Gott ihm die Beschneidung als äußeres Zeichen des mit ihm geschlossenen Bundes. Dann wurde ihm Isaak geboren, den er am achten Tage beschnitt. Isaak wurde der Vater des Jakob und Jakob der Vater der zwölf Erzväter. 9 Weil diese auf Joseph neidisch waren, verkauften sie ihn nach Ägypten. 10 Aber Gott war mit ihm und errettete ihn aus allen seinen Leiden. Er verlieh ihm Gnade und Weisheit vor dem König Pharao. Dieser machte ihn zum Gebieter über Ägypten und das ganze Königshaus.

 

11 Da entstand eine Hungersnot, und große Drangsal kam über Ägypten und auch über Kanaan, und unsere Väter hatten nichts zu essen. 12 Als jedoch Jakob erfuhr, dass in Ägypten Getreide zu haben sei, schickte er unsere Väter zum erstenmal in dieses Land. 13 Beim zweiten Besuch gab sich dann Joseph seinen Brüder zu erkennen. So erfuhr Pharao die Herkunft des Joseph.

 

14 Da ließ Joseph seinen Vater Jakob samt seiner ganzen Verwandtschaft nach Ägypten holen. Es waren im ganzen fünfundsiebzig Seelen. 15 So kam Jakob nach Ägypten, wo er starb, und wo auch unsere Väter starben. 16 Ihre Gebeine wurden nach Sichem mitgenommen und in dem Grabe beigesetzt, das Abraham für eine Summe Geldes von den Söhnen Hemors in Sichern gekauft hatte."

 

17 Je näher die Zeit kam, die in der Verheißung Gottes an Abraham angegeben war, desto mächtiger und zahlreicher wurde das Volk in Ägypten. 18 Da kam ein anderer König in Ägypten zur Regierung, der von Joseph nichts mehr wusste. 19 Dieser handelte treulos gegen unser Volk und brachte schweres Unheil über unsere Väter; denn er ließ ihre Kinder ins Wasser werfen, um so jeden weiteren Nachwuchs zu verhindern.

 

20 In dieser Zeit wurde Mose geboren. Er war in den Augen Gottes ein ausnehmend schönes Kind. Drei Monate wurde er in seinem Vaterhause aufgezogen. 21 Dann musste man ihn im Flusse aussetzen. Aber die Tochter Pharaos zog ihn aus dem Flusse und erzog ihn wie ihren eigenen Sohn. 22 So wurde Mose von aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war machtvoll in Wort und Tat.

 

23 Als er volle vierzig Jahre alt war, sehnte er sich danach, sich einmal nach seinen Brüdern, den Kindern Israels, umzusehen. 24 Da bemerkte er einen von seinen Stammesgenossen, dem schweres Unrecht zugefügt wurde. Er kam ihm zu Hilfe und verschaffte dem Misshandelten Genugtuung, indem er den Ägypter erschlug und seine Leiche im Sande verscharrte. 25 Er nahm nun an, dass seine Brüder jetzt zu der Überzeugung kämen, dass durch seine Hand Gott ihnen Rettung bringen wolle. Die aber erkannten das nicht.

 

26 Am folgenden Tage kam er hinzu, als zwei Hebräer mit einander stritten und sich gegenseitig Unrecht zufügten. Er versuchte den Streit zu schlichten und zwischen ihnen Frieden zu stiften. 'Was tut ihr da, meine Brüder?' so redete er sie an - 'Warum tut ihr einander Unrecht?' 27 Der Mann aber, der seinem Genossen Unrecht zugefügt hatte, stieß Mose beiseite mit den Worten: 'Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns gesetzt?

 

28 Oder willst du mich etwa auf dieselbe Weise erschlagen, wie du gestern den Ägypter erschlagen hast?' 29 Dieses Wort veranlasste den Mose, die Flucht zu ergreifen. Er wohnte als Fremdling im Lande Midian, wo ihm zwei Söhne geboren wurden. 30Nach weiteren vollen vierzig Jahren erschien ihm in der Wüste am Berge Sinai ein Engel des Herrn in der Flamme eines Dornbusches.

 

31 Als Mose das sah, geriet er über eine solche Erscheinung in Staunen. Er trat näher, um sie genauer zu betrachten. Da sprach der Herr zu ihm: 32 'Ich bin der Gott deiner Väter - der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.' Mose begann zu zittern und wagte nicht, genauer hinzusehen. 33 Aber die Stimme des Herrn drang wieder an sein Ohr, und er hörte die Worte: 'Ziehe die Schuhe von deinen Füßen! Denn der Platz, auf dem du stehst, ist geheiligter Boden.

 

34 Lange genug habe ich die Misshandlung meines Volkes in Ägypten angesehen und sein Seufzen gehört. Darum bin ich herabgekommen und will es befreien. Und nun mache du dich auf! Denn dich will ich nach Ägypten senden.'

 

35 Es war derselbe Mose, den sie einst mit den Worten von sich gewiesen hatten: "Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns gesetzt?' Und gerade dieser Mose war der Mann, den Gott als Oberhaupt und Befreier zu ihnen sandte, und zwar durch Vermittlung desselben Engels, der ihm im Dornbusch erschienen war.

 

36 Dieser Engel ist es denn auch gewesen, der sie aus Ägyptenland wegführte und die Zeichen und Wunder in Ägypten gewirkt hat und sie im Roten Meer, sowie vierzig Jahre lang in der Wüste wirkte. 37 Und dieser Mose war es, der zu den Kindern Israels sagte: 'Einen Gesandten, wie mich, wird Gott euch aus euren Volksgenossen erwecken. Auf ihn sollt ihr hören.'

 

38 Dieser Mose war es, der bei der Gemeindeversammlung in der Wüste als der Vermittler auftrat zwischen dem Engel, der am Berge Sinai zu ihm geredet hatte, und unsern Vätern. Derselbe Mose empfing Worte des Lebens, um sie uns mitzuteilen.

 

39 Doch unsere Väter wollten nicht auf ihn hören; sie stießen ihn vielmehr von sich und sehnten sich innerlich danach, wieder nach Ägypten zurückzukehren; 40 denn sie sagten ja zu Aaron: Mache uns Götter, die vor uns herziehen sollen! Denn von diesem Mose, der uns aus Ägypten führte, wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.' 41 Und tatsächlich machten sie sich damals ein Kalb als Götzenbild. Ihm brachten sie Opfer dar, und alle waren im Festjubel über die Werke ihrer Hände.

 

42 Da wandte sich Gott von ihnen ab und ließ sie so tief sinken, dass sie das Geisterheer der tiefen Sphären verehrten, worauf im Buch der Propheten hingewiesen wird mit den Worten: 'Habt ihr mir etwa Schlachtopfer oder andere Arten von Opfern während der vierzig Jahre in der Wüste dargebracht, - ihr vom Hause Israel?

 

43 Nein, das Zelt des Moloch war es und das Sternbild des Gottes Rephan, die ihr truget, - die Götzenbilder, die ihr zur Anbetung angefertigt hattet. Darum werde ich euch ansiedeln in den Erbteilen Babylons.' 44 In der Wüste hatten unsere Väter das Offenbarungszelt, wie es der bestimmt hatte, der dem Mose den Auftrag gegeben, es nach dem Vorbilde herzustellen, das er gesehen hatte. 45 Dieses Zelt führten unsere Väter unter Josua mit sich in das Gebiet der Völker, die Gott vor unsern Vätern her vertrieb. So blieb es bis hinab in die Zeiten Davids.

 

46 Dieser fand Gnade vor Gott und bat um die Erlaubnis, eine Wohnung für den Gott Jakobs errichten zu dürfen. 47 Aber erst Salomo baute ihm diese Wohnung. 48 Doch der Allerhöchste wohnt ja nicht in Gebäuden von Menschenhand, wie schon der Prophet sagt: 49 'Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus könntet ihr mir also bauen', - sagt der Herr - 'oder wo wäre eine Stätte der Ruhe für mich? 50 Hat nicht meine Hand dieses ganze Weltall geschaffen?'

 

51 "O ihr Halsstarrigen und an Herzen und Ohren Unbeschnittenen! Stets stellt ihr euch in Gegensatz zu der heiligen Geisterwelt Gottes. So machten es eure Väter schon, und ihr tut desgleichen. 52 Hat es je einen Gesandten Gottes gegeben, den jene nicht verfolgt hätten? Ja, sie töteten sogar diejenigen, die das Kommen des 'Gerechten' vorausverkündigten, - jenes Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid. 53 Das Gesetz saht ihr zwar als Aufträge von Boten Gottes an, aber befolgt habt ihr es nie."

 

54 Bei diesen Worten erfasste sie eine furchtbare Wut gegen ihn, so dass sie mit den Zähnen knirschten. 55 Er aber, ganz erfüllt von einem heiligen Geiste, blickte unentwegt zum Himmel und schaute die Herrlichkeit Gottes und sah den Herrn Jesus zur Rechten Gottes stehen. 56 Da rief er aus: "Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." 57 Nun erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu und stürmten wie ein Mann auf ihn ein.

 

58 Dann stießen sie ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Mäntel zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. 59 Während der Steinigung betete Stephanus laut: "Herr Jesus, nimm meinen Geist zu dir!" 60 Dann sank er in die Knie und rief mit weithin vernehmbarer Stimme: "Herr, rechne ihnen dies nicht zur Sünde an!" Nach diesen Worten gab er seinen Geist auf.

 

Kapitel 8

 

1 Saulus war mit der Ermordung des Stephanus durchaus einverstanden. Mit diesem Tage begann für die Gemeinde in Jerusalem eine Zeit großer Verfolgung und Drangsale. Alle, mit Ausnahme der Apostel, zerstreuten sich in die Landstriche von Judäa und Samaria. Die Apostel blieben in Jerusalem. 2 Den Stephanus bestatteten gottesfürchtige Männer, und lautes Weheklagen über ihn kam von ihren Lippen.

 

3 Saulus wütete gegen die Gemeinde der Gläubigen. Er drang in ihre Häuser der Reihe nach ein, schleppte Männer und Frauen fort und brachte sie ins Gefängnis.

 

4 Die, welche sich zerstreut hatten, zogen auf dem flachen Lande umher und verkündeten die Heilsbotschaft. 5 So gelangte Philippus in die Hauptstadt von Samaria und predigte den Einwohnern über den Messias. 6 In großen Scharen strömten sie zu seinen Predigten und lauschten einmütig seinen Worten. Auch sahen sie die Wunder, die er wirkte.

 

7 Denn aus vielen Besessenen fuhren unter einem lauten Schrei die unreinen Geister aus; zahlreiche Gelähmte und Krüppel wurden geheilt. 8 Darüber herrschte große Freude in der ganzen Stadt. 9 Darin lebte auch ein Mann, namens Simon, der durch seine Zaubereien die Bevölkerung Samarias in Staunen setzte. Er gab sich für etwas Großes aus, 10 und alle vom kleinsten bis zum größten, liefen ihm nach, indem sie behaupteten, er sei die sogenannte "Große Kraft Gottes".

 

11 Sie waren aber nur deshalb für ihn so eingenommen, weil er sie eine ziemlich lange Zeit durch seine Zaubereien in höchste Aufregung versetzt hatte. 12 Als nun Philippus den Leuten die Heilsbotschaft vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi predigte, nahmen sie seine Lehre gläubig an und ließen sich taufen, - Männer sowohl, wie Frauen. 13 Auch Simon selbst wurde gläubig. Er ließ sich taufen und schloss sich eng an Philippus an. Als er die großen Zeichen und Wunder sah, die dort geschahen, war er außer sich vor Staunen.

 

14 Als die Apostel in Jerusalem vernahmen, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes dorthin. 15 Nach ihrer Ankunft beteten sie für die Gläubigen, damit sie einen heiligen Geist empfangen möchten; 16 denn ein heiliger Geist war noch auf keinen von ihnen herabgekommen. Sie waren bloß auf den Namen des Herrn Jesus Christus getauft worden. 17 Nun legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen einen heiligen Geist.

 

18 Als Simon sah, dass durch die Handauflegung der Apostel der heilige Geist verliehen wurde, brachte er ihnen Geld 19 und richtete die dringende Bitte an sie: "Verschaffet auch mir diese Kraft, so dass jeder, dem ich die Hände auflege, einen heiligen Geist empfängt." 20 Petrus gab ihm zur Antwort: "Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, der du dir eingeredet hast, du könntest dir die Gabe Gottes mit Geld erkaufen.

 

21 Irgend ein Anrecht auf diese Gottesgabe oder gar einen Anteil daran kommt für dich überhaupt nicht in Frage; denn dein Herz ist nicht aufrichtig in den Augen Gottes. 22 Ändere also zuerst deine Gesinnung und kehre um von deinen schlechten Wegen und bete zum Herrn; vielleicht werden dir dann die schlimmen Neigungen deines Herzens vergeben werden.

 

23 Denn ich sehe in dir ein bitteres Gift und einen Ausbund des Schlechten." 24 Da entgegnete ihm Simon: "Ich bitte euch, betet auch ihr für mich zu Gott, damit nichts von dem, was ihr mir vorhieltet, sich noch länger bei mir bewahrheiten möge." Dabei weinte er laut, und unaufhörlich flossen seine Tränen.

 

25 Als nun die beiden Apostel in allen Teilen der Stadt für das Wort des Herrn Zeugnis abgelegt und gepredigt hatten, machten sie sich auf den Heimweg nach Jerusalem. Unterwegs verkündeten sie noch in vielen samaritischen Ortschaften die Heilsbotschaft.

 

26 Eines Tages gab ein Engel des Herrn dem Philippus die Weisung: "Mache dich auf und gehe um die Mittagsstunde auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinab führt. Der Weg ist einsam." 27 Er stand auf und machte sich auf den Weg. Da traf er einen Äthiopier - einen Eunuchen. Er war Hofbeamter und Würdenträger einer gewissen äthiopischen Königin Kandace und hatte ihren gesamten Schatz zu verwalten. Er war nach Jerusalem gekommen, um dort Gott seine besondere Verehrung zu erzeigen.

 

28 Jetzt befand er sich auf dem Heimweg. Er saß auf seinem Wagen und las im Propheten Jesaja. 29 Da sagte der Geist zu Philippus: "Tritt hinzu und halte dich in der Nähe des Wagens!" 30 Philippus eilte auf den Wagen zu. Nun hörte er, wie jener aus dem Propheten Jesaja laut las und fragte ihn: "Verstehst du auch, was du da liest?"

 

31 "Wie soll ich es verstehen können", - antwortete er - "wenn mich keiner in das Verständnis der Worte einführt?" Und nun bat er den Philippus, auf den Wagen zu steigen und sich neben ihn zu setzen. 32 Die Schriftstelle, die er eben gelesen hatte, lautete: "Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm vor dem stumm bleibt, der seine Wolle schert, so tut auch er seinen Mund nicht auf.

 

33 Durch seine Selbsterniedrigung wurde die früher errichtete Scheidewand weggenommen; und wer will nun die Zahl seiner geistigen Nachkommenschaft angeben? Denn seiner irdischen Lebenszeit wird ein Ende gemacht." - 34 "Bitte, erkläre mir doch", - sagte der Eunuch zu Philippus - "auf wen der Prophet diese Worte bezieht; ob auf sich selbst oder auf einen andern." 35 Und nun begann Philippus seine Belehrung, indem er zunächst diese Schriftstelle erklärte; und daran anknüpfend verkündete er ihm die Heilsbotschaft von Jesus.

 

36 Als sie so im Gespräche miteinander auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an eine Stelle, wo ein Gewässer war. Da sagte der Hofbeamter: "Sieh, hier ist ein Gewässer! Was könnte also meiner Taufe noch im Wege stehen?" 38 Er ließ den Wagen halten, und beide, Philippus und der Hofbeamte stiegen in das Wasser hinab, und Philippus tauchte ihn unter.

 

39 Kaum waren sie wieder aus dem Wasser gestiegen, da kam ein heiliger Geist auf den Eunuchen herab; den Philippus jedoch entführte in dem-selben Augenblick ein Geist des Herrn, so dass der Eunuch nichts mehr von ihm sah. Während dieser freudigen Herzens seinen Weg fortsetzte, 40 fand sich Philippus bei Azotus wieder; er durchwanderte dieses Gebiet und predigte in allen Ortschaften die Heilsbotschaft, bis er zuletzt Cäsarea erreichte.

 

Kapitel 9

 

1 Inzwischen war Saulus, der noch immer in seiner Wut gegen die Anhänger des Herrn diese mit dem Tode bedrohte, zu dem Hohenpriester gegangen 2 und hatte ihn um Vollmachtsschreiben gebeten. Damit wollte er zu den jüdischen Gemeinden in Damaskus gehen, um Anhänger der neuen Lehre, die er etwa dort fände - seien es Männer oder Frauen - gefesselt nach Jerusalem zu bringen.

 

3 Als er auf dem Wege dorthin war und sich bereits der Stadt Damaskus näherte, da umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. 4 Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die ihm zurief: "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?" 5 Er fragte: "Wer bist du, Herr?" Die Stimme antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst.

 

6 Aber stehe jetzt auf und gehe in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst." 7 Seine Begleiter standen wie versteinert da. Sie hörten wohl die Stimme, sahen jedoch niemand. 8 Saulus stand vom Boden auf. Als er aber seine Augen öffnete, konnte er nicht mehr sehen. Man musste ihn an der Hand fassen und nach Damaskus führen. 9 Drei Tage blieb er blind und aß und trank nichts.

 

10 In Damaskus lebte ein Jünger Jesu namens Ananias. Zu ihm, der hellsehend und hellhörend war, sagte der Herr: "Ananias!" Dieser erwiderte: "Hier bin ich, Herr!" 11 "Mache dich auf", - fuhr der Herr fort - "und gehe in die Straße, die man die 'Grade' nennt. Frage dort in dem Hause des Judas nach einem Manne namens Saulus von Tarsus. Er ist eben am Beten

 

12 und hat dabei eine Vision, in der er sieht, wie ein Mann namens Ananias zu ihm kommt und ihm die Hände auflegt, damit er sein Augenlicht wiedererlange." 13 Ananias antwortete: "Herr, von vielen Seite habe ich erzählen hören, wie viel Unheil dieser Mann deinen Gläubigen in Jerusalem zugefügt hat. 14 Ferner hat er von dem Hohenpriester Vollmacht erhalten, auch hier in dieser Stadt alle in Fesseln zu legen, die deinen Namen anrufen."

 

15 Doch der Herr entgegnete ihm: "Gehe nur ruhig hin! Denn dieser Mann ist von mir als Werkzeug ausersehen, meinen Namen vor die Ungläubigen und ihre Könige, sowie zu den Kindern Israels zu tragen. 16 Ich werde ihm zeigen, wie viel er für meine Sache leiden muss."

 

17 Ananias machte sich auf und ging in das betreffende Haus. Dort legte er Saulus die Hände auf. "Bruder Saulus!" - sprach er - "Der Herr, nämlich Jesus, der dir auf dem Wege hierher erschienen ist, sandte mich zu Dir. Du sollst dein Augenlicht wiedererlangen und von einem heiligen Geist erfüllt werden." 18 Da fiel es Saulus sofort wie Schuppen von den Augen. Er konnte wieder sehen, stand auf und ließ sich taufen. 19 Er nahm wieder Nahrung zu sich und bekam neue Kraft.

 

20 Einige Tage verbrachte er bei den Jüngern in Damaskus und trat sofort in den Synagogen auf und predigte, dass Jesus der Sohn Gottes sei. 21 Alle, die ihn hörten, konnten nicht genug staunen und fragten einander: "Ist das nicht derselbe, der in Jerusalem die Bekenner dieses Namens wütend verfolgt hat? Kam er nicht auch hierher in der Absicht, sie gefesselt zu den Oberpriestern zu führen?"

 

22 Saulus aber trat mit immer größerer Kraft auf und brachte die Juden von Damaskus völlig außer Fassung; denn er bewies ihnen, dass Jesus der Messias sei. 23Schon nach wenigen Tagen beschlossen daher die Juden, ihn aus dem Wege zu räumen.

 

24 Ihr Vorhaben wurde jedoch dem Saulus bekannt. Und da die Juden sogar die Stadttore Tag und Nacht bewachten, um seiner habhaft zu werden, 25 ließen ihn seine Anhänger bei Nacht in einem Korbe über die Stadtmauer hinab. 26 So gelangte er wieder nach Jerusalem. Dort versuchte er, sich an die Jünger anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm; denn keiner wollte es ihm glauben, dass er ein Jünger Jesu geworden sei.

 

27 Barnabas nahm sich jedoch seiner an und führte ihn zu den Aposteln. Er erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Wege nach Damaskus den Herrn gesehen, und dass dieser mit ihm geredet habe; wie er ferner in Damaskus im Namen Jesu mit allem Freimut öffentlich aufgetreten sei. 28 So ging er denn in Jerusalem bei ihnen ein und aus und predigte furchtlos den Namen des Herrn.

 

29 Er ließ sich auch in religiöse Gespräche und Erörterungen von Glaubensfragen mit den Griechisch sprechenden Juden ein. Die Folge davon war, dass sie einen Anschlag auf sein Leben machten. 30 Als die Brüder dies erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn von da nach Tarsus.

 

31 Endlich hatte die Kirche Gottes in ganz Judäa, Galiläa und Samaria Ruhe und Frieden. Sie baute sich innerlich auf und wandelte in der Furcht des Herrn. Unter dem Beistand der heiligen Geisterwelt wuchs sie auch äußerlich an Zahl der Mitglieder.

 

32 Petrus bereiste alle Gemeindebezirke und kam auch zu den Gläubigen in Lydda. 33 Dort fand er einen Mann, namens Aeneas, der schon seit acht Jahren zu Bette lag; denn er war vollständig gelähmt.

 

34 Da sagte Petrus zu ihm: "Aeneas! Jesus Christus macht dich gesund! Stehe auf und mache dein Bett selbst!" Sofort stand er auf. 35 Alle Einwohner von Lydda und Saron sahen ihn gesund einhergehen und bekehrten sich infolgedessen zum Herrn.

 

36 In Joppe lebte eine Jüngerin namens Tabitha, - auf Deutsch: 'Gazelle'. Sie tat sehr viel Gutes und gab reichlich Almosen. 37 In dieser Zeit wurde sie krank und starb. Man wusch ihre Leiche und legte sie ins Obergemach. 38 Weil nun Lydda ganz nahe bei Joppe lag, sandten die Gläubigen zwei Männer dorthin; denn sie hatten gehört, dass Petrus dort sei. Sie ließen ihm sagen: "Komm doch sofort zu uns herüber!"

 

39 Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Als er dort ankam, führte man ihn in das Obergemach. Alle Witwen traten weinend zu ihm und zeigten ihm die Röcke und Oberkleider, die ihnen die Verstorbene bei ihren Lebzeiten angefertigt hatte. 40 Petrus ließ nun alle aus dem Zimmer hinausgehen, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu der Toten mit den Worten: "Tabitha, im Namen unsres Herrn Jesus Christus stehe auf!" Da schlug sie ihre Augen auf; und als sie Petrus neben sich stehen sah, setzte sie sich auf.

 

41 Petrus reichte ihr die Hand und hieß sie aufstehen. Dann rief er die Gläubigen und Witwen und stellte sie ihnen lebend vor. 42 Die Kunde davon ging wie ein Lauffeuer durch ganz Joppe, und viele kamen infolgedessen zum Glauben an den Herrn. 43 Petrus blieb noch einige Zeit in Joppe. Dort wohnte er bei einem Gerber namens Simon.

 

Kapitel 10

 

1 In Cäsarea lebte damals ein Mann, namens Kornelius. Er war Hauptmann bei der sogenannten italienischen Kohorte. 2 Er und sein ganzes Haus waren fromm und gottesfürchtig. Dem Volke erwies er viele Wohltaten und betete ohne Unterlass zu Gott.

 

3 Dieser Mann sah im Zustande des Hellsehens etwa um drei Uhr nachmittags klar und deutlich einen Engel Gottes auf sich zukommen. Dieser sagte: "Kornelius!" 4 Jener starrte ihn an und fragte erschrocken: "Herr, was willst du?" Der Engel gab ihm zur Antwort: "Deine Gebete und Almosen sind zu Gott gedrungen und haben Erhörung gefunden.

 

5 Du sollst nun sofort Männer nach Joppe senden und einen gewissen Simon mit dem Beinamen Petrus hierher holen lassen. 6 Er wohnt als Gast bei einem Gerber, namens Simon, dessen Haus am Meere steht."

 

7 Als der Engel, der mit ihm gesprochen hatte, wieder verschwunden war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern und einen gottesfürchtigen Soldaten aus der Zahl der Leute, die unter seinem Befehle standen, 8 weihte sie in alles Vorgefallene ein und sandte sie nach Joppe.

 

9 Am folgenden Tage, während derselben Zeit, wo diese noch unterwegs waren, und sich bereits der Stadt näherten, stieg Petrus um die Mittagstunde auf das Dach des Hauses, um dort zu beten. 10 Da er Hunger bekam, bestellte er sich etwas zum essen. Während man es ihm zubereitete, geriet er in einen Zustand, in dem der Geist aus dem Körper austritt.

 

11 Er sah den Himmel sich öffnen, und einen Behälter herabkommen; dieser glich einem großen Stück Leinwand, das an Bändern, die an den vier Zipfeln befestigt waren, auf die Erde herabgelassen wurde. 12 Darin befanden sich alle Arten vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels. 13 Dann drang eine Stimme an sein Ohr, welche sprach: "Stehe auf, Petrus, schlachte und iss!"

 

14 Petrus aber antwortete: "Herr, das sei ferne von mir! Denn noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines gegessen." 15 Da hörte er die Stimme zum zweitenmal sprechen: "Was Gott gereinigt hat, sollst du nicht für unrein erklären!" 16 Das wiederholte sich dreimal. Dann wurde der Behälter sofort wieder in den Himmel emporgezogen.

 

17 Während Petrus noch am Nachgrübeln war, was das von ihm Geschaute wohl bedeuten könne, standen die Männer, die von Kornelius geschickt waren und das Haus Simons ausfindig gemacht hatten, draußen am Toreingang. 18 Sie riefen ins Haus hinein und fragten, ob Simon mit dem Beinamen Petrus dort als Gast weile.

 

19 Währenddem war Petrus immer noch am Nachdenken über die Bedeutung dessen, was er geschaut. Da sagte der Geist zu ihm: "Unten sind Männer, die nach dir fragen. 20 Stehe also auf und gehe hinunter und dann mache dich ohne langes Überlegen mit ihnen auf den Weg! Denn ich habe sie gesandt."

 

21 Da ging Petrus zu den Männern hinunter und sagte: "Ich bin der, den ihr sucht. Was wollt ihr, und was führt euch hierher?" 22 Diese erzahlten ihm nun: "Hauptmann Kornelius, ein gerechter, gottesfürchtiger und bei der ganzen jüdischen Bevölkerung in hohem Ansehen stehender Mann, erhielt durch einen heiligen Engel die göttliche Weisung, dich zu sich zu bitten und zu hören, was du ihm zu sagen hast."

 

23 Da führte Petrus sie ins Haus hinein und ließ sie bewirten. Am folgenden Tage machte er sich mit ihnen auf den Weg. Einige von den Brüdern aus Joppe begleiteten ihn. 24 Am nächsten Tage darauf erreichten sie Cäsarea, wo Kornelius sie sehnsüchtig erwartete. Er hatte auch alle seine Verwandten und vertrauten Freunde zu sich eingeladen. Als nun Petrus sich Cäsarea näherte, eilte einer von den Dienern voraus und meldete seine Ankunft.

 

25 Da sprang Kornelius auf und lief ihm entgegen; er fiel ihm zu Füßen und bezeigte ihm seine Verehrung. 26 Petrus aber hob ihn auf mit den Worten: "Was machst du da? Ich bin doch auch nur ein Mensch wie du!" 27 Im Gespräch mit ihm betrat Petrus das Haus und traf dort eine zahlreiche Versammlung.

 

28 Petrus begann mit den Worten: "Ihr wisst wohl, dass es einem Juden verboten ist, mit jemand zu verkehren, oder einen zu besuchen, der von nichtjüdischer Abstammung ist. Doch Gott hat mir gezeigt, dass man keinen Menschen als gemein und unrein bezeichnen darf. 29 Darum habe ich mich auf eure Einladung hin auch ohne Bedenken hier eingefunden. Ich möchte nun erfahren, aus welchem Grunde ihr mich habt herkommen lassen."

 

30 "Heute vor drei Tagen", - begann nun Kornelius - "genau um diese Stunde, nämlich um drei Uhr nachmittags, war ich zu Hause und betete. Da stand auf einmal ein Mann in strahlendem Gewande vor mir 31 und sagte: Kornelius, dein Gebet hat Erhörung gefunden, und Gott gedachte deiner Almosen. 32 Sende nun sofort Leute nach Joppe und lass den Simon, mit dem Beinamen Petrus hierher holen. Er wohnt als Gast im Hause eines Gerbers, namens Simon, dicht am Meere.

 

33 Sobald er hierher kommt, wird er dir alles Weitere mitteilen. Da habe ich sofort zu dir gesandt und ließ dich bitten, doch zu uns zu kommen. Und du hattest die Güte, dieser Bitte unverzüglich zu willfahren. Nun möchten wir alle, die wir hier vor dir versammelt sind, von dir alles das hören, was dir von Gott aufgetragen wurde."

 

34 Da ergriff Petrus das Wort. "Nun erkenne ich in Wirklichkeit", - begann er - "dass vor Gott kein Ansehen der Person gilt, 35 sondern dass in jedem Volke derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und das Rechte tut. 36 Diese Wahrheit ließ nämlich Gott den Kindern Israels verkünden, als er ihnen durch Jesus Christus die frohe Botschaft vom Frieden bringen ließ; denn dieser ist der Herr aller.

 

37 Euch sind ja die Ereignisse bekannt, die sich in Judäa zugetragen haben. Sie nahmen ihren Anfang in Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte. 38 Ihr habt gehört von Jesus von Nazareth, den Gott mit einem heiligen Geiste und mit Kraft salbte; wie er als Wohltäter der Menschheit auftrat und alle gesund machte, die sich in der Gewalt Satans befanden; denn Gott war mit ihm.

 

39 Und wir können alle die Taten bezeugen, die er im Lande der Juden und in Jerusalem vollbracht hat. Man hing ihn am Kreuzesbalken auf und schaffte ihn auf diese Weise aus dem Wege. 40 Aber Gott führte ihn am dritten Tag aus dem Totenreich herauf und gab ihm die Erlaubnis, sich sichtbar zu machen;

 

41 zwar nicht vor dem ganzen Volke, aber doch vor uns als den von Gott erwählten Zeugen. Wir haben nach seiner Rückkehr aus dem Reich der Toten mit ihm gegessen und getrunken und vierzig Tage lang mit ihm verkehrt. 42 Dann hat er uns beauftragt, dem Volke zu verkünden und zu bezeugen, dass er der von Gott bestellte Richter über Lebende und geistig Tote ist.

 

43 Alle Gesandten Gottes legen das Zeugnis ab, dass er es ist, durch dessen Namen ein jeder, der an ihn glaubt, Befreiung von der Sünde des Abfalls erlangt." 44 Bei diesen letzten Worten des Petrus kamen heilige Geister auf alle seine Zuhörer.

 

45 Die Judenchristen, die sich in der Begleitung des Petrus befanden, waren darüber aufs Höchste erstaunt, dass auch den Nichtjuden die heilige Geisterwelt als Gottesgeschenk verliehen wurde. 46 Denn sie hörten dieselben in fremden Sprachen reden und das Lob Gottes verkünden.

 

47 Da sprach Petrus: "Wer dürfte es wohl wagen, diesen Leuten hier die Taufe zu verwehren, die doch bereits einen heiligen Geist in gleicher Weise empfangen haben, wie wir?" 48 So ordnete er denn an, dass sie auf den Namen Jesu Christi getauft würden. Darauf baten sie ihn, doch noch einige Tage bei ihnen zu bleiben.

Kapitel 11

1 Die Apostel und Brüder, die in Judäa wohnten, hatten davon gehört, dass auch Nichtjuden das Wort Gottes angenommen hätten. 2 Als nun Petrus nach Jerusalem zurückgekehrt war, stellten ihn die Judenchristen deswegen zur Rede. 3 "Du bist ja bei Unbeschnittenen eingekehrt" - sagten sie - "und hast mit ihnen gegessen."

 

4 Da begann Petrus ihnen im einzelnen auseinander zu setzen, wie sich alles zugetragen habe. 5 "Ich befand mich" - so erzählte er - "in der Stadt Joppe. Während ich betete, löste sich mein Geist vom Körper, und ich hatte folgende Erscheinung: Ein Behälter kam von oben herab. Er glich einem großen Stück Leinwand, das an vier Zipfeln vom Himmel herabgelassen wurde. Es kam bis dicht vor mich.

 

6 Ich blickte hinein und sah es mir genau an. Da bemerkte ich darin vierfüßige und kriechende Tiere und Vögel des Himmels. 7 Gleichzeitig hörte ich eine Stimme, die mir zurief: 'Stehe auf, Petrus, schlachte und iss!' 8 Ich erwiderte: 'Herr, das sei ferne von mir; denn noch nie ist etwas Gemeines und Unreines in meinen Mund gekommen!'

 

9 Da erscholl zum zweitenmal die Stimme vom Himmel her und sagte: 'Was Gott für rein erklärt hat, sollst du nicht unrein nennen!' 10 Das wiederholte sich dreimal. Dann wurde das Ganze wieder in den Himmel hinaufgezogen. 11 In demselben Augenblick standen draußen vor dem Hause, in dem ich wohnte, drei Männer. Sie waren aus Cäsarea zu mir geschickt.

 

12 Nun befahl mir der Geist, ich solle ohne weiteres Bedenken mit ihnen gehen. Es begleiteten mich auch diese sechs Brüder hier. So gelangten wir in die Wohnung des Mannes, der die Boten geschickt hatte. 13 Dieser berichtete uns, dass er in seinem Hause einen Engel hatte vor sich stehen sehen, der an ihn die Worte richtete: 'Sende Leute nach Joppe und lass den Simon mit dem Beinamen Petrus rufen;

 

14 der wird Worte an dich richten, durch die sowohl du als auch deine ganze Familie das Heil erlanget.' 15 Kaum hatte ich dort zu reden begonnen, da kamen heilige Geister in derselben Weise über sie, wie sie seinerzeit auch über uns gekommen sind. 16 Da dachte ich an das Wort, das der Herr einst sagte: 'Johannes hat euch bei seiner Taufe in die Wellen des Wassers untergetaucht, aber ihr sollt in die Kraftwellen eines heiligen Geistes untergetaucht werden.'

 

17 Wenn nun Gott diesen Leuten dieselbe Gnadengabe verlieh, wie uns, als wir zum Glauben an den Herrn Jesus Christus gekommen waren, - wäre ich da etwa imstande gewesen, Gott daran zu hindern, jenen Leuten, die gläubig auf ihn vertrauten, einen heiligen Geist zu senden?"

 

18 Als sie das hörten, waren sie beruhigt und priesen Gott. "So hat also Gott" - sagten sie zueinander - "tatsächlich auch den Nichtjuden die Gnade verliehen, ihre Gesinnung so zu ändern, dass sie das geistige Leben erlangen können."

 

19 Als damals beim Einsetzen der Verfolgung, die durch das Auftreten des Stephanus veranlasst worden war, die Gläubigen sich nach allen Richtungen zerstreuten, gelangten sie bis nach Phönizien, Cypern und Antiochien. Sie pflegten mit niemand über die Heilswahrheiten zu sprechen, außer wenn sie mit Juden in Berührung kamen.

 

20 Unter ihnen waren jedoch verschiedene Männer aus Cypern und Cyrene, die nach ihrer Ankunft in Antiochien auch bei den griechischen Nichtjuden das Gespräch darauf brachten und ihnen die Heilsbotschaft vom Herrn Jesus Christus verkündeten. 21 Die Kraft des Herrn ruhte auf ihnen, so dass eine große Anzahl gläubig wurde und sich zum Herrn bekehrte.

 

22 Die Kunde hiervon drang zu der Gemeinde in Jerusalem. Diese beauftragte den Barnabas, nach Antiochien zu reisen. 23 Er ging hin und wurde Augenzeuge der großen Gnade Gottes und war voll Freude darüber. Alle ermahnte er, mit ganzer Hingabe ihres Herzens treu zum Herrn zu halten.

 

24 Er war nämlich ein guter Mann, stand ganz unter der Leitung eines heiligen Geistes, und sein Herz war voll Glaube und Gottvertrauen. So wurde eine ziemlich große Anzahl Neubekehrter für den Herrn gewonnen.

 

25 Da er nun gehört hatte, dass Saulus in Tarsus sei, begab er sich dorthin, um ihn aufzusuchen. Er traf ihn auch dort und bat ihn, mit nach Antiochien zu gehen. 26 In dieser Stadt verbrachten sie ein ganzes Jahr als Mitarbeiter der Gemeinde und führten eine ziemlich große Menge Leute in die Lehre Christi ein. In Antiochien war es auch, wo die Anhänger der Lehre Christi zum erstenmal mit dem Namen "Christen" bezeichnet wurden.

 

27 Um dieselbe Zeit kamen Medien der guten Geisterwelt von Jerusalem nach Antiochien. 28 Darüber herrschte in der Gemeinde große Freude. Bei einer gottesdienstlichen Versammlung sprach eines von diesen, namens Agapus, und der aus ihm redende Geist verkündete voraus, dass eine große Hungersnot über die ganze bewohnte Erde kommen werde. Diese trat denn auch unter der Regierung des Klaudius wirklich ein.

 

29 Infolgedessen beschlossen die Gläubigen, dass ein jeder von ihnen, soweit er dazu in der Lage war, Mittel zur Verfügung stellen möge, um die im jüdischen Lande wohnenden Brüder zu unterstützen. 30 Dieser Beschluss wurde auch ausgeführt, und den Ertrag der Sammlung ließen sie durch Barnabas und Saulus den Ältesten der Gemeinde in Jerusalem überbringen.

 

Kapitel 12

 

1 Damals ließ der König Herodes einige aus der Christengemeinde in Judäa gefangen nehmen, um seine Wut an ihnen auszulassen. 2 Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ er mit dem Schwerte hinrichten. 3 Als er nun sah, dass sein Vorgehen gegen die Christen den Beifall der Juden fand, ließ er auch den Petrus verhaften und zwar während der Tage der ungesäuerten Brote.

 

4 Er ließ ihn in Ketten legen und ins Gefängnis werfen; dann gab er Befehl, dass vier Abteilungen Soldaten von je vier Mann ihn zu bewachen hätten. Nach dem Osterfest wollte er ihn dem Volke zur Aburteilung vorführen lassen. 5 So wurde also Petrus im Gefängnis scharf bewacht. Doch die Gemeinde betete viel und mit großer Andacht zu Gott für seine Rettung.

 

6 In der Nacht vor dem Tage, an dem Herodes ihn vorführen lassen wollte, schlief Petrus zwischen zwei Soldaten. Er war mit zwei Ketten gefesselt. Außerdem standen zwei Wachtposten vor der Türe der Gefängniszelle. 7 Plötzlich stand ein Engel des Herrn neben Petrus, und ein Lichtschein erhellte den Raum. Der Engel stieß den Petrus in die Seite und weckte ihn auf. "Stehe schnell auf!" - sagte er zu ihm. Sofort fielen ihm die Ketten von seinen Händen.

 

8 Der Engel fuhr fort: "Gürte dich und ziehe deine Schuhe an!" Petrus tat es. Dann sagte er zu ihm: "Wirf deinen Mantel um und folge mir!" 9 Petrus verließ die Zelle und folgte dem Engel. Er wusste nicht, dass das, was da vor sich ging, Wirklichkeit war. Er glaubte bloß zu träumen.

 

10 Sie schritten an der ersten und zweiten Wache vorüber und kamen an das eiserne Tor, das ins Freie führte. Dies öffnete sich von selbst. Sie traten ins Freie und gingen bis zur nächsten Straße. Dann verschwand der Engel plötzlich von seiner Seite. 11 Petrus kam nun zu sich und rief aus: "Jetzt weiß ich es gewiss, dass der Herr seinen Engel sandte und mich aus der Hand des Herodes rettete und so die ganze Erwartung des jüdischen Volkes zunichte machte."

 

12 Wieder vollständig seiner Sinne mächtig, ging er nun zu dem Hause der Maria, der Mutter des Johannes, der den Beinamen Markus führte. Dort waren gerade viele zum Gottesdienst versammelt. 13 Er klopfte an der Türe des Toreinganges. Da kam eine Magd, namens Rhode, heraus, um zu hören, wer da sei.

 

14 Als sie den Petrus an der Stimme erkannte, schloss sie in ihrer Freude nicht erst die Türe auf, sondern lief schnell ins Haus und meldete, Petrus stehe vor dem Tor. 15 "Du bist ja von Sinnen!" riefen ihr die einen zu; und als sie hoch und teuer versicherte, dass es tatsächlich Petrus sei, meinten andere: "Vielleicht ist es sein Engel."

 

16 Inzwischen hielt sich Petrus immer weiter am Klopfen. Als sie endlich öffneten und ihn mit eigenen Augen sahen, waren sie außer sich. 17 Er gab ihnen mit der Hand ein Zeichen, sie möchten sich ruhig verhalten. Dann trat er ins Haus ein und erzählte ihnen, wie der Herr ihn aus dem Gefängnis befreit habe. Er bat sie, dies dem Jakobus und den übrigen Brüdern mitzuteilen. Dann verließ er das Haus und begab sich an einen andern Ort.

 

18 Nach Tagesanbruch entstand unter den Soldaten eine große Bestürzung. Denn sie wussten nicht, wie sie sich das Verschwinden des Petrus erklären sollten. 19 Herodes hatte ihn nämlich schon holen lassen wollen. Als man ihn aber nicht fand, stellte er ein Verhör mit den Wachen an und ließ sie hinrichten. Dann begab er sich von Judäa nach Cäsarea und verlegte seine Hofhaltung dahin.

 

20 Damals war er auf die Einwohner von Tyrus und Sidon erbittert. Diese beschlossen nun, aus beiden Städten eine Gesandtschaft an ihn zu schicken, die denn auch vor dem König erschien. Sie hatten Blastus, den Kammerherrn des Königs, für sich gewonnen und durch ihn eine friedliche Beilegung des Streitfalles zu erreichen gewusst. Ihre Stadtgebiete waren nämlich auf die Zufuhr aus dem Lande des Königs angewiesen.

 

21 An einem bestimmten Tage legte Herodes seine Königsgewänder an, nahm auf seinem Throne Platz und hielt eine öffentliche Ansprache an sie. Nach dem er darin seine Versöhnung mit den Tyriern und Sidoniern zum Ausdruck gebracht hatte, 22 schrie das Volk Beifall und rief aus: "Das sind Worte eines Gottes und nicht eines Menschen!"

 

23 In diesem Augenblick schlug ihn ein Engel des Herrn zur Strafe dafür, dass er nicht Gott die Ehre gegeben hatte. Er stieg von seinem Throne herab, und schon fraßen ihn die Würmer bei lebendigem Leibe, so dass er seinen Geist aufgab.

 

24 Das Wort des Herrn drang immer weiter vor und breitete sich überall aus. 25 Barnabas und Saulus, der jetzt den Namen Paulus führte, entledigten sich in Jerusalem ihres Auftrages und kehrten wieder nach Antiochien zurück. Sie nahmen auch den Johannes mit, der den Beinamen Markus führte.

 

Kapitel 13

 

1 In der Gemeinde zu Antiochien gab es einige, die Trance-Medien waren, und einige, welche die Gabe des Lehrens besaßen. Unter diesen befand sich Barnabas und Symeon, mit dem Beinamen 'Niger'; ferner Lucius aus Cyrene, Manaes, der mit dem Vierfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus.

 

2 Als sie nun eines Tages dem Herrn zu Ehren einen gemeinschaftlichen Gottesdienst hielten und fasteten, gebot ein heiliger Geist: "Sondert mir den Barnabas und den Saulus für die Aufgabe aus zu der ich sie berufen habe." 3 Nachdem sie gefastet und gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf.

 

4 Als sie so von einem heiligen Geist ihre Sendung empfangen hatten, gingen sie hinab nach Seleuzia und fuhren von dort über das Meer nach der Insel Zypern. 5 Nach ihrer Ankunft in Salamis verkündeten sie das Wort des Herrn in den jüdischen Synagogen. Als Gehilfen hatten sie noch Johannes bei sich. 6 Sie zogen über die ganze Insel und kamen nach Paphos. Dort trafen sie einen jüdischen Zauberer, namens Barjesus.

 

Er war ein Medium der bösen Geisterwelt 7 und verkehrte mit dem Stadthalter Sergius Paulus, der ein sehr gutgesinnter Mann war. Der Stadthalter ließ den Barnabas und Saulus zu sich rufen und wünschte von ihnen das Wort Gottes zu hören. 8 Da trat der Zauberer Elymas - so heißt nämlich sein Name in der Übersetzung - ihnen entgegen und suchte den Stadthalter vom Glauben abzuhalten, obschon er nur sehr Schönes von ihnen gehört hatte.

 

9 Saulus, genannt Paulus, schaute ihn mit einem durchdringenden Blick an und sprach unter Eingebung eines heiligen Geistes folgende Worte zu ihn: 10 "Du Sohn des Teufels! Du Feind alles Guten! Der du ganz von Lug und Trug erfüllt bist! Willst du nicht endlich aufhören, die Menschen von den geraden Wegen des Herrn abzubringen?

 

11 Und sofort, noch in diesem Augenblick, kommt die Hand des Herrn über dich! Du sollst blind sein und eine Zeitlang das Sonnenlicht nicht mehr sehen!" Und sogleich wurden seine Augen von tiefster Finsternis umnachtet. Er tappte und tastete umher, damit ihn jemand an der Hand nähme und führe. 12 Als der Stadthalter diesen Vorfall sah, geriet er in Staunen und wurde gottesgläubig. Er war erschüttert von der Kraft, die der Lehre des Herrn innewohnte.

 

13 Von Paphos gingen Paulus und seine Begleiter wieder in See und gelangten nach Perge in Pamphylien. Hier trennte sich Johannes von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. 14 Sie aber zogen von Perge aus weiter und gelangten nach Antiochien in Pisidien. Am Sabbat besuchten sie dort die Synagoge und setzten sich in die Reihe der Synagogenbesucher.

 

15 Als die Lesung aus dem Gesetz und den Propheten vorüber war, wandten sich die Synagogenvorsteher an sie mit den Worten: "Werte Brüder! Wenn ihr euch gedrungen fühlt, eine religiöse Ansprache an das Volk zu halten, so möget ihr das Wort ergreifen." 16 Da erhob sich Paulus und gab mit der Hand ein Zeichen, dass er reden möchte. "Ihr Männer von Israel!" - begann er - "Und ihr andern, die ihr Gott fürchtet, höret mich an!

 

17 Der Gott unseres Volkes Israel hat unsere Väter auserwählt und im Lande Ägypten vor dem Volke erhöht, bei dem sie als Fremdlinge wohnten, und sie dann mit dem hocherhobenen Arme seiner Macht aus jenem Lande weggeführt. 18 Vierzig Jahre lang ernährte er sie in der Wüste. 19 Sieben Völker im Lande Kanaan vernichtete er und gab ihnen die Gebiete dieser fremden Stämme zum Besitz.

 

20 Das hat ungefähr vierhundertfünfzig Jahre gedauert. Danach gab er ihnen Richter als Führer, bis der Prophet Samuel auftrat. 21 Von da an wollten sie einen König haben. Gott bestimmte ihnen den Saul, einen Sohn des Kis, als König. Er war ein Mann aus dem Stamme Benjamin und regierte vierzig Jahre lang. 22 Nach dessen Absetzung erhob er David zum König über sie. Ihm stellte er das Zeugnis aus: 'Ich habe in David, dem Sohne Isais, einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der in allem meinen Willen tun wird.'

 

23 Aus seinem Samen hat nun Gott gemäß seiner Verheißung einen Erlöser für Israel erstehen lassen. Jesus ist dieser Erlöser. 24 Ihn hatte Johannes vorausverkündigt und vor dem öffentlichen Auftreten Jesu für ganz Israel eine Wassertaufe angeordnet. Sie sollte das äußere Zeichen einer innern Umkehr sein. 25 Als nun Johannes vor dem Abschluss seiner irdischen Laufbahn stand, erklärte er: 'Der, für den ihr mich haltet, bin ich nicht. Aber nach mir kommt der, dessen Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin.'

 

26 Liebe Brüder! Söhne aus Abrahams Geschlecht! Und ihr andern hier, die ihr Gott fürchtet! Uns ist die Botschaft von der eben erwähnten Erlösung zuteil geworden. 27 Doch die Bewohner von Jerusalem und ihre geistlichen Führer verstanden nicht die Schriften der Propheten, die an jedem Sabbat zur Verlesung kommen. Aber dadurch, dass sie den Erlöser zum Tode verurteilten, trugen sie zur Erfüllung jener Schriften bei.

 

28 Denn obschon sie keine Schuld an ihm gefunden hatten, die den Tod verdiente, sprachen sie ihn dennoch schuldig und übergaben ihn dem Pilatus zur Hinrichtung. 29 Als sie so alles in Erfüllung gebracht hatten, was über ihn geschrieben steht, forderten sie von Pilatus seinen Kreuzestod. Man erreichte es von ihm, seinen Leichnam vom Kreuze abnehmen zu dürfen; dann legte man ihn ins Grab.

 

30 Aber Gott ließ ihn aus dem Reich der Toten wieder hervorgehen. 31 Viele Tage hindurch erschien er denen, die von Galiläa bis nach Jerusalem seine Begleiter waren. Diese treten alle bis auf diese Stunde vor dem Volke als Zeugen für ihn auf.

 

32 Auch wir verkünden euch, dass Gott die frohe Botschaft, die unsern Vätern einst gegeben wurde, 33 jetzt an uns als ihren Kindern durch die Auferstehung unsers Herrn Jesus Christus in Erfüllung gehen ließ. Es steht ja auch im zweiten Psalm: 'Du bist mein Sohn; ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, so gebe ich dir die Völker zum Erbe und dir zum Besitz die Enden der Erde.'

 

34 Dass er ihn aber aus dem Reich der geistig Toten wieder zur Höhe führte, und er in Zukunft in dieses Reich des Verderbens nicht mehr zurückzukehren brauchte, das hat er in den Worten ausgesprochen: 'Ich will euch die Heiligkeit Davids geben und dessen Treue'; 35 und an einer andern Stelle: 'Du wirst deinen Heiligen die Verwesung nicht schauen lassen.'

 

36 Nun, David hat während der für ihn bestimmten Lebenszeit dem Willen Gottes gedient und ist dann entschlafen und zu seinen Vätern gelegt worden. Er hat also die Verwesung geschaut. 37 Aber der, den Gott empor führte, sah die Verwesung nicht. 38 So sei euch denn kundgetan, werte Brüder, dass euch durch ihn Befreiung von den Sünden des Abfalls verheißen wird, sobald ihr eure Gesinnung ändert.

 

39 Von allen diesen Sünden konntet ihr nicht durch Beobachtung des Mosaischen Gesetzes befreit und so Gott wohlgefällig werden; aber in ihm erlangt jeder, der gläubig wird, das Wohlgefallen Gottes. 40 Darum sehet zu, dass bei euch nicht das Wort des Propheten zur Wahrheit wird:

 

41 'Schaut, ihr Verächter, und vergehet vor Staunen; denn ein Werk vollführe ich in euren Tagen, das ihr nicht glauben werdet, selbst wenn es euch jemand klar machen sollte.'" 42 Alle Zuhörer schwiegen. Beim Verlassen der Synagoge bat man sie, am folgenden Sabbat noch weiter von diesen Dingen zu ihnen zu reden.

 

43 Als die Synagogenbesucher auseinandergegangen waren, folgten dem Paulus und Barnabas viele Juden und solche Nichtjuden, die zum Judentum übertreten wollten. Bei diesen setzten beide ihre Belehrungen fort und ermutigten sie, in der Gnade Gottes treu zu verharren. So kam es, dass das Wort Gottes sich überall in der Stadt verbreitete.

 

44 Infolgedessen war am nächsten Sabbat fast die ganze Stadt in der Synagoge versammelt und hörte eine lange Predigt an, die Paulus über den Herrn hielt. 45 Als nun die jüdischen Führer die große Volksmenge sahen, wurden sie ganz eifersüchtig. Sie traten den von Paulus gemachten Ausführungen entgegen. Doch ihre Einwendungen bestanden bloß aus Schimpfen und Schmähen.

 

46 Paulus und Barnabas erklärten darauf mit allem Freimut: "Euch Juden musste das Wort Gottes zuerst verkündigt werden. Weil ihr es jedoch von euch weiset und dadurch über euch selbst das Urteil fället, dass ihr des künftigen Lebens nicht wert seid, so wenden wir uns hier an die Nichtjuden.

 

47 Denn folgenden Auftrag hat uns der Herr erteilt: 'Ich habe dich aufgestellt als ein Licht für die Heiden, damit du zum Heile werdest bis hin zu den fernsten Grenzen des Irdischen.'"

 

48 Als die Nichtjuden das hörten, nahmen sie mit Freuden das Wort Gottes an. Und alle, die an der Reihe waren, das künftige Leben zu erlangen, wurden gläubig. 49 So breitete sich das Wort des Herrn über dieses ganze Gebiet aus.

 

50 Die Juden wiegelten nun die geachtetsten und vornehmsten Frauen, sowie die ersten Männer der Stadt auf und setzten gegen Paulus und Barnabas eine große Verfolgung ins Werk, so dass man sie aus diesem Gebiet vertrieb.

 

51 Sie schüttelten den Staub von ihren Füßen ab, um dadurch jene als Widerspenstige zu bezeichnen. Dann gelangten sie nach Ikonium. 52 Das Herz der Jünger war voll Freude, und sie fühlten in sich die Kraftwirkung eines heiligen Geistes.

 

Kapitel 14

 

1 In Ikonium gingen sie sofort in die jüdische Synagoge. Sie sprachen so überzeugend, dass eine große Menge Juden und Griechen zum Glauben kamen. 2 Die jüdischen Synagogenältesten und die Synagogenvorsteher zettelten eine Verfolgung gegen diejenigen an, die gläubig geworden waren, und reizten auch die Gemüter der nichtjüdischen Bevölkerung gegen die Brüder auf. Aber der Herr ließ bald wieder Ruhe und Frieden eintreten.

 

3 Infolgedessen konnten sie noch eine geraume Zeit dort bleiben und im Vertrauen auf den Herrn öffentlich auftreten. Der Herr legte auch selbst Zeugnis für das gnadenbringende Wort der Wahrheit ab, indem er Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschehen ließ. 4 Da entstand eine Spaltung in der Bevölkerung der Stadt. Die einen hielten es mit den Juden, die andern mit den Aposteln, denen sie wegen des Wortes Gottes treu ergeben waren.

 

5 Nun fassten die Nicht-juden zusammen mit den Juden und im Einvernehmen mit der Obrigkeit den Plan, die Apostel zu überfallen und zu steinigen. 6 Als diese Kunde davon erhielten, flohen sie nach den Städten Lykaoniens, nach Lystra und Derbe und die umliegenden Gebiete.

 

7 Dort setzten sie die Verkündigung der Heilsbotschaft fort. Das ganze Volk war von der Lehre tief ergriffen. Paulus und Barnabas hatten in Lystra Wohnung genommen. 8 Dort lebte ein Mann, der nicht die geringste Kraft in den Beinen hatte. Er war von Geburt an lahm und hatte noch nie gehen können.

 

9 Dieser hörte die Predigt des Paulus an, und sein Herz wurde von Furcht erfüllt. Paulus fühlte, wie sein Blick immer wieder auf diesen Mann gelenkt wurde. Gleichzeitig konnte er in dem Innern des Mannes lesen, dass er den zu einer Heilung notwendigen Glauben besitze. 10 Da rief er ihm mit lauter Stimme zu: "Im Namen des Herrn Jesus Christus gebiete ich dir:

 

11 Stelle dich aufrecht auf deine Füße und gehe umher!" Da sprang dieser auf und ging umher. Als die Volksscharen das Wunder sahen, das Paulus gewirkt hatte, schrieen sie auf Lykaonisch: "Die Götter haben Menschengestalt angenommen und sind zu uns herabgekommen." 12 Den Barnabas nannten sie Jupiter und den Paulus Merkur, weil dieser der Hauptredner war.

 

13 Die Priester Jupiters als des Schutzgottes der Stadt brachten bekränzte Stiere vor die Stadttore und wollten zusammen mit dem Volke ihnen Götzenopfer darbringen. 14 Als Paulus und Barnabas davon hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen zwischen die Leute mit dem Ruf:

 

15 "Ihr Männer, was macht ihr da? Auch wir sind ja nur Menschen, mit derselben schwachen menschlichen Natur wie ihr. Die Heilsbotschaft, die wir euch predigen, hat ja gerade den Zweck, euch von solchen unsinnigen Dingen abzubringen und zu dem lebendigen Gott hinzuführen, - nämlich zu jenem Gott, der Himmel und Erde, das Meer und alles, was darin ist, erschaffen hat.

 

16 In den vergangenen Zeiten ließ er alle Heiden ihre eigenen Wege gehen, obschon er auch damals in seiner Güte Beweise für sein Dasein gab. 17 Er sandte vom Himmel her seinen Regen, schenkte fruchtbare Jahre, gab Nahrung in Menge und erfüllte eure Herzen mit Freude."

 

18 Trotz dieser Mahnungen kostete es sie noch viele Mühe, die Leute zu veranlassen, von dem Vorhaben, ihnen Opfer darzubringen, Abstand zu nehmen und ruhig nach Hause zu gehen. Sie weilten noch länger dort und predigten ihnen.

 

19 Da kamen gewisse Juden aus Ikonium und Antiochien und überredeten die Volksmenge in öffentlichen Vorträgen, sich doch von den Aposteln abzuwenden; denn an dem, was sie predigten, sei kein wahres Wort; alles sei erlogen. Die Folge davon war, dass sie den Paulus steinigten. In der Meinung, er sei tot, schleppten sie ihn zur Stadt hinaus.

 

20 Während jedoch die Jünger noch im Kreise um ihn standen, erhob er sich plötzlich und ging mit ihnen in die Stadt zurück. Tags darauf zog er mit Barnabas nach Derbe weiter. 21 Sie predigten in dieser Stadt und gewannen viele Anhänger. Dann kehrten sie wieder nach Lystra, Ikonium und Antiochien zurück.

 

22 Überall flößten sie den Herzen der Gläubigen neuen Mut ein und ermahnten sie zum treuen Ausharren im Glauben. "Es ist für uns alle notwendig", - sagten sie - "dass wir durch eine Menge von Drangsalen hindurchgehen, ehe wir in das Reich Gottes gelangen."

 

23 Unter Handauflegung setzten sie bei ihnen in jeder Gemeinde Älteste ein; dann hielten sie einen Fasttag und zum Schluss einen Gottesdienst. Dann empfahlen sie die Gläubigen dem Herrn, an dem sie mit so großer Treue hingen. 24 Hierauf zogen sie durch ganz Pisidien und gelangten nach Pamphylien. 25 In Perge verkündeten sie das Wort des Herrn und gingen von dort nach Attalien hinab, dessen Einwohnern sie ebenfalls predigten.

 

26 Von da fuhren sie mit dem Schiff wieder hinauf nach Antiochien, wo sie zuerst mit der Gnade Gottes zu dem Werke ausgerüstet worden waren, das sie jetzt vollendet hatten.

 

27 Nach ihrer Ankunft riefen sie die Glieder der Gemeinden zusammen und erstatteten ihnen über alles Bericht, was Gott durch sie als seine Werkzeuge vollbracht hatte, und wie er auch den Heiden die Pforte geöffnet habe, durch die sie zum Glauben gelangen könnten. 28 Noch eine geraume Zeit verbrachten sie in dieser Gemeinde der Gläubigen.

 

Kapitel 15

 

1 Eines Tages kamen einige Judenchristen aus Judäa an. Sie wollten die Brüder darüber belehren, dass sie das Heil nicht erlangen könnten, wenn sie sich nicht gemäß den Vorschriften des Mosaischen Gesetzes beschneiden ließen.

 

2 Dadurch entstand in der Gemeinde eine große Erregung, und Paulus, Barnabas und ihre Anhänger gerieten mit ihnen in einen nicht geringen Streit. Denn Paulus suchte in seinen Ansprachen die Gemeinde zu bestärken, doch ja in der Glaubensüberzeugung zu verharren, die sie bisher gehabt hätten. Aber die, welche aus Jerusalem gekommen waren, gaben ihnen den Rat, einige aus ihrer Mitte zusammen mit Paulus und Barnabas nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten zu senden.

 

3 Diese sollten die Streitfrage schlichten. Diesem Vorschlag entsprechend sandte man von Seiten der Gemeinde eine Gesandtschaft ab. Sie zogen durch Phönizien und Samaria, wo sie von der Bekehrung der Heiden erzählten und dadurch allen Brüdern große Freude bereiteten. 4 Bei ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Christengemeinde, den Aposteln und Ältesten feierlich empfangen.

 

5 Sie erstatteten ihnen Bericht über alles, was Gott durch sie gewirkt hatte. Da traten die, welche sie aufgefordert hatten, zu den Ältesten nach Jerusalem zu gehen, ihnen entgegen; denn manche von diesen gehörten, bevor sie gläubig geworden waren, zu der Sekte der Pharisäer. Sie wiederholten nun ihre Behauptung, man müsse an alle die Forderung stellen, dass sie die Beschneidung anzunehmen und überhaupt das Mosaische Gesetz zu beobachten hätten.

 

6 Da traten die Apostel und Ältesten zur Entscheidung dieser Frage zusammen. 7 Es fand darüber eine lange Erörterung statt. Da erhob sich Petrus unter der Kraftwirkung eines heiligen Geistes und ergriff das Wort. "Werte Brüder!" - begann er - "Es ist euch bekannt, dass Gott mich bereits seit langer Zeit unter euch als denjenigen bestimmt hat, aus dessen Mund die Heiden erfahren sollen, was zu den Wahrheiten der Heilsbotschaft gehört, und was sie infolgedessen zu glauben haben.

 

8 Und Gott, der die Herzen kennt, ist selbst als Zeuge zugunsten der Heiden aufgetreten, indem er zu ihnen die heilige Geisterwelt in derselben Weise sandte, wie auch zu uns. 9 Er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen, nachdem er durch den Glauben ihre Herzen gereinigt hatte.

 

10 Warum wollt ihr jetzt nun Gott versuchen und den Gläubigen ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten. 11 Vielmehr kommen wir nur durch die Gnade des Herrn Jesus Christus zum Glauben und finden unser Heil auf dieselbe Weise, wie jene."

 

12 Als auch die Ältesten sich den Ausführungen des Petrus anschlossen, schwieg die ganze Versammlung. Darauf lauschten sie den Worten des Barnabas und Paulus, die ihnen erzählten, welche Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden gewirkt hatte. 13 Als sie damit zu Ende waren, erhob sich Jakobus und hielt folgende Ansprache:

 

14 "Werte Brüder, hört mich an! Simon hat uns berichtet, wie Gott selbst als erster darauf bedacht gewesen sei, ein Volk aus den Heiden für seinen Namen zu gewinnen. 15 Damit stimmen auch die Worte der Propheten überein; denn es steht geschrieben: 16 'Hierauf will ich wiederkommen und die verfallene Hütte Davids aufrichten.

 

17 Wieder aufbauen will ich ihre Trümmer und sie selbst neu erstehen lassen, damit die Menschen, die übrig geblieben sind, den Herrn suchen; auch alle Heiden, die mir als mein Volk zu eigen gehören - so spricht der Herr, der dies vollführt. 18 Bekannt ist dem Herrn sein Werk von Anbeginn.' 19 Daher geht mein Urteil dahin, dass man denen, die sich aus der Heidenwelt zu Gott bekehren, keine weiteren Lasten aufbürdet.

 

20 Nur soll man ihnen die Pflicht auferlegen, sich zu enthalten von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht und vom Genuss des Blutes; und dass sie nach dem Grundsatz leben: Alles, was ihr nicht wollt, dass es euch widerfahre, das sollt ihr auch andern nicht antun! 21 Denn Mose hat seit den ältesten Zeiten in jedem Ort seine Verkünder; er wird ja in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen."

 

22 Da beschlossen die Apostel und Ältesten im Einverständnis mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu wählen, um sie in Begleitung des Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden. Gewählt wurde Judas, mit dem Beinamen Barsabas, und Silas, zwei Männer, die unter den Brüdern eine führende Stellung einnahmen.

 

23 Sie sollten eigenhändig einen Brief überreichen, der folgenden Wortlaut hatte: "Wir Apostel und Älteste entbieten als Brüder den Brüdern aus der Heidenwelt in Antiochien, Syrien und Cilicien unsern Gruß. 24 Es ist uns zu Ohren gekommen, dass einige von den Unsern euch aufsuchten und euch durch ihre Reden verwirrten und euch das Herz schwer machten. Dazu hatten sie von uns keinerlei Auftrag.

 

25 Deshalb fassten wir den einmütigen Beschluss, Männer auszuwählen und zu euch zu senden. 26 Sie kommen in Begleitung eurer lieben Brüder Barnabas und Paulus, zweier Männer, die bei jeder drohenden Gefahr ihr Leben für den Namen unsers Herrn Jesus Christus eingesetzt haben. 27 Den Judas und Silas sandten wir mit, damit sie euch auch noch mündlich unsern Beschluss mitteilen sollen.

 

28 Die heilige Geisterwelt hat uns nämlich den Beschluss eingegeben, euch keine weiteren Lasten aufzulegen, außer folgenden, die unerlässlich sind:

 

29 Dass ihr euch des Fleisches der Götzenopfer, des Blutgenusses, und der Unzucht enthaltet, und dass ihr nach dem Grundsatz handelt: 'Was ihr nicht wollt, dass euch widerfahre, das tut auch andern nicht an!' Wenn ihr das alles treu beobachtet, wird es euch gut gehen, und ihr werdet Von einem heiligen Geiste geleitet werden. Lebet wohl!"

 

30 Wenige Tage später erfolgte ihre Abreise. Nach ihrer Ankunft in Antiochien riefen sie die Gemeinde zusammen und übergaben den Brief. 31 Als die Gemeindemitglieder den Brief gelesen hatten, freuten sie sich über den trostvollen Inhalt. 32 Judas und Silas, die selbst Medien, und zwar vollkommen ausgebildete Werkzeuge der heiligen Geisterwelt waren, brachten den Brüdern durch ihre häufigen Ansprachen viel Trost und Stärkung.

 

33 Eine Zeitlang blieben sie dort. Dann nahmen sie unter Segenswünschen von den Brüdern Abschied, um zu denen zurückzukehren, von denen sie hergeschickt worden waren. 34 Doch im letzten Augenblick entschloss sich Silas, noch länger dort zu bleiben, und Judas reiste allein nach Jerusalem zurück.

 

35 Auch Paulus und Barnabas blieben in Antiochien. Sie waren als Lehrer und Prediger der Heilsbotschaft tätig und wurden darin noch von vielen andern unterstützt. 36 Einige Zeit später sagte Paulus zu Barnabas: "Wir wollen uns doch wieder aufmachen und jeden Ort besuchen, wo wir bisher das Wort des Herrn gepredigt haben, um zu sehen, wie es dort den Brüdern geht."

 

37 Barnabas wollte auch den Johannes, mit dem Beinamen Markus mitnehmen. 38 Allein Paulus war damit nicht einverstanden. Er sagte, ein Mann, der sich damals in Pamphylien von ihnen getrennt hätte und nicht auf das Arbeitsfeld Gottes, auf das sie geschickt worden waren, habe mitgehen wollen, - ein solcher dürfte auch jetzt nicht mit ihnen gehen.

 

39 So kam es zwischen ihnen zu einem erbitterten Streit, in dessen Verlauf sie sich von einander trennten. Barnabas fuhr in Begleitung des Markus zur See nach Cypern. 40 Paulus wählte sich den Silas zum Begleiter und reiste mit ihm ab, begleitet von den Segenswünschen der Brüder, die sie der Gnade des Herrn empfahlen. 41 Er zog durch Syrien und Cilicien und bestärkte die Gemeinden im Glauben und überbrachte die Aufträge der Ältesten.

 

Kapitel 16

 

1 Auf seiner Wanderung durch die heidnische Bevölkerung dieser Gegenden gelangte er nach Derbe und Lystra. Hier traf er einen Jünger namens Timotheus. Seine Mutter war gläubige Jüdin und sein Vater Grieche. 2 Schon die Brüder in Lystra und Ikonium hatten wiederholt in lobender Weise von ihm erzählt.

3 Darum wünschte Paulus, ihn als Begleiter auf seinen Reisen zu haben. Doch mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden lebten, nahm er erst die Beschneidung an ihm vor.

 

4 Denn es war allgemein bekannt, dass sein Vater ein Grieche war. Auf ihrer Wanderung durch die Ortschaften predigten sie den Einwohnern und sprachen mit allem Freimut über den Herrn Jesus Christus; gleichzeitig teilten sie ihnen die Beschlüsse der Apostel und Ältesten in Jerusalem mit. 5 So wurden die Gemeinden innerlich immer mehr gefestigt und nahmen täglich auch an Zahl der Mitglieder zu.

 

6 Bei ihrer Wanderung durch die Gebiete Phrygiens und Dalmatiens wurden sie von einem heiligen Geist daran gehindert, in diesem Teile Asiens mit irgend jemand über das Wort Gottes zu reden. 7 So kamen sie an die Grenze von Mysien und versuchten nach Bithynien zu gelangen. Aber auch dies gestattete der vom Herrn gesandte Geist ihnen nicht. 8 Deshalb gingen sie durch Mysien hindurch nach Troas.

 

9 Hier erschien dem Paulus eines Nachts im Zustand des Hellsehens eine Gestalt, die wie ein Mazedonier aussah. Sie stand dicht vor ihm und richtete an ihn folgende Bitte: 10 "Komm nach Mazedonien herüber und hilf uns!" Als die Erscheinung geschwunden war, erzählte er uns, was er hellsehend geschaut hatte; wir waren der Ansicht, dass der Herr uns auf diese Weise aufgefordert habe, der Bevölkerung von Mazedonien die Heilsbotschaft zu verkünden.

 

11 Am folgenden Morgen segelten wir von Troas ab und fuhren geradenwegs nach Samothrake; 12 tags darauf nach Neapolis und von dort nach Philippi. Letzteres ist die Hauptstadt von Mazedonien und zugleich eine römische Kolonie. 13 Hier hielten wir uns einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir hinaus vor das Tor an einen Fluss, wo eine Gebetstätte zu sein schien. Wir setzten uns dort nieder und unterhielten uns mit den Frauen, die sich hier versammelt hatten.

 

14 Unter ihnen befand sich eine gottesfürchtige Frau, namens Lydia. Sie war eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira. Sie hörte aufmerksam zu, und der Herr öffnete ihr das Herz, so dass sie die Lehre annahm, die ihr Paulus vortrug. Sie ließ sich mit ihrem ganzen Hause taufen und richtete an uns folgende Bitte:

 

15 "Wenn ihr die Überzeugung gewonnen habt, dass ich eine treue Anhängerin des Herrn bin, dann kommt in mein Haus und wohnt bei mir!" Und sie drängte uns, ihre Bitte zu erfüllen.

 

16 Eines Tages waren wir auf dem Wege zu jener Gebetsstätte. Da begegnete uns eine Magd, aus der ein Geist sprach und zukünftige Dinge voraussagte. 17 Dadurch brachte sie ihren Dienstherren viel Geld ein. Sie kam Paulus und uns auf dem Fuße nach und schrie: "Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch den Weg zum Heil verkünden."

 

18 So machte sie es viele Tage hindurch. Da wandte sich Paulus voll Unwillen an den Geist, der aus ihr redete und sprach: "Im Namen Jesu Christi befehle ich dir: Fahre von ihr aus!" 19 Und sofort fuhr er aus.

 

20 Als nun die Dienstherren der Magd sahen, dass ihnen die Einnahmequelle vernichtet war, die sie durch jene Magd hatten, ergriffen sie Paulus und Silas und schleppten sie auf den Marktplatz vor die Stadtobrigkeit und von dort vor die Stadtrichter. Hier erhoben sie folgende Anklage: "Diese Menschen stören die Ruhe in unserer Stadt.

 

21 Es sind Juden. Sie lehren Gebräuche, die wir als Römer weder annehmen noch ausüben dürfen." 22 Auch eine große Volksmenge ergriff für sie Partei und erhob ein wildes Geschrei gegen die Angeklagten. Die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider vom Leibe reißen und sie auspeitschen.

 

23 Man gab ihnen viele Peitschenhiebe und warf sie dann ins Gefängnis. Dem Gefängnisaufseher erteilte man den Befehl, sie in sicherem Gewahrsam zu halten. 24 Auf Grund dieses Befehles ließ dieser sie in den innersten Teil des Gefängnisses bringen und ihnen die Füße in den Block spannen.

 

25 Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Die Mitgefangenen hörten ihnen aufmerksam zu. 26 Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben, das die Grundmauern des Gefängnisses erschütterte. Alle Gefängnistüren sprangen auf, und allen Gefangenen fielen die Fesseln ab.

 

27 Der Gefängnisaufseher fuhr aus dem Schlafe empor und eilte herbei. Als er die Gefängnistüren offen sah, glaubte er, die Gefangenen seien entflohen. Da zog er das Schwert und wollte sich das Leben nehmen. 28 Aber so laut er konnte, rief Paulus ihm zu: "Tue dir kein Leid an! Wir sind ja noch alle hier."

 

29 Da rief jener nach Licht, stürzte damit zu der Zelle und fiel zitternd dem Paulus und Silas zu Füßen. 30 Dann führte er sie hinaus, nachdem er die übrigen Gefangenen wieder in sichern Gewahrsam gebracht hatte. Hierauf wandte er sich an die beiden mit den Worten: "Ihr Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden?"

 

31 Diese gaben ihm zur Antwort: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus Rettung finden." 32 Nun verkündeten sie ihm und allen seinen Hausgenossen das Wort Gottes. 33 Da nahm er sie noch in derselben Stunde der Nacht mit sich, wusch ihnen die Striemen ab und ließ sich sofort mit allen seinen Hausgenossen taufen.

 

34 Danach führte er sie in seine Wohnung hinauf, ließ ihnen den Tisch decken und war mit seinem ganzen Hause voll Freude darüber, dass er den Glauben an Gott erlangt hatte. 35 Sofort bei Tagesanbruch kamen die Stadtrichter auf dem Marktplatz zusammen und unterhielten sich über das erfolgte Erdbeben. Eine große Furcht lag auf allen Gesichtern. Sie schickten ihre Gerichtsdiener ins Gefängnis und ließen dem Gefängnisaufseher sagen: "Lass jene Männer wieder frei, die gestern bei dir eingeliefert wurden!"

 

36 Dieser kam nun mit der Meldung zu Paulus: "Die Stadtrichter lassen euch sagen, dass ihr frei gelassen werden sollt. Gehet also jetzt hinaus und ziehet eures Weges!" 37 Paulus gab jedoch den Gerichtsdienern zur Antwort: "Jene haben uns, obschon wir unschuldig und römische Bürger sind, ohne Verhör und gerichtliches Urteil öffentlich auspeitschen lassen und ins Gefängnis geworfen. Und nun wollen sie uns heimlich abschieben? O nein! Sie sollen vielmehr selbst hierher kommen und uns hinausführen."

 

38 Die Gerichtsdiener überbrachten diese Antwort den Stadtrichtern. Als diese hörten, dass es römische Bürger seien, bekamen sie Angst. 39 In Begleitung vieler Freunde erschienen sie im Gefängnis und baten sie, doch das Gefängnis verlassen zu wollen. Sie brachten als Entschuldigung vor: "Wir kannten den wirklichen Sachverhalt nicht und wussten nicht, dass ihr unbescholtene Männer seiet."

 

Dann führten sie die beiden hinaus und richteten die Bitte an sie: "Verlasset doch diese Stadt! Denn sonst könnte sich die Volksmenge wiederum zusammenrotten und vor uns Richtern ein Anklagegeschrei gegen euch erheben."

 

40 So verließen sie also das Gefängnis und begaben sich in die Wohnung der Lydia. Darauf besuchten sie noch die Brüder und erzählten ihnen alles, was der Herr ihnen erwiesen hatte. Sie sprachen ihnen Mut zu und verließen dann die Stadt.

 

Kapitel 17

 

1 Über Amphipolis und Apollonia erreichten sie Thessalonich. Dort war eine jüdische Synagoge. 2 Seiner Gewohnheit gemäß ging Paulus hinein und erklärte an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten den Synagogenbesuchern seine Lehre an Hand der heiligen Schriften.

 

3 Er legte ihnen die einzelnen Schriftstellen aus und bewies ihnen daraus, dass der Messias leiden und von den Toten auferstehen musste. 4 "Dieser Jesus", - so schloss er - "den ich euch predige, ist der Messias." Einige von ihnen ließen sich überzeugen und wurden Anhänger des Paulus, während sich dem Silas infolge seiner Predigt eine große Menge gottesfürchtiger Griechen anschlossen, darunter viele Frauen aus den ersten Kreisen.

 

5 Die Juden jedoch, die ungläubig blieben, holten sich eine Anzahl verkommener Männer aus dem Straßengesindel zusammen und brachten damit die Stadt in Aufruhr. Sie stürmten das Haus des Jason und suchten dort nach Paulus und Silas, um sie vor die Volksmenge zu schleppen.

 

6 Als sie diese dort nicht fanden, führten sie Jason selbst nebst einigen Brüdern vor die Stadtrichter, indem sie schrien: "Das sind die Menschen, die den ganzen Erdkreis in Aufruhr gebracht haben; jetzt sind sie auch hierher gekommen; und dieser Jason hat sie bei sich aufgenommen. Sie alle vergehen sich gegen die kaiserlichen Verordnungen; 7 denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus."

 

8 Mit solchen Anschuldigungen brachten sie sowohl die große Masse des Volkes als auch die Stadtrichter selbst in Verwirrung. 9 Schließlich ließen die Stadtrichter sich von Jason und seinen Leidensgefährten eine hinreichende Bürgschaft stellen und gaben sie dann frei. 10 Die Brüder drangen darauf, dass Paulus und Silas noch in derselben Nacht nach Beroea abreisten. Dort angekommen, gingen sie in die Synagoge der Juden.

 

11 Diese waren wohlwollender gesinnt, als die Juden in Thessalonich. Sie nahmen das Wort Gottes mit aller Bereitwilligkeit auf und forschten Tag für Tag in den heiligen Schriften, ob das alles sich so verhalte, wie Paulus es ihnen erklärt hatte. 12 Viele von ihnen wurden gläubig; doch auch manche lehnten die Wahrheit ab. Ziemlich viele Männer und Frauen aus den vornehmen griechischen Kreisen kamen ebenfalls zum Glauben.

 

13 Als nun die Juden in Thessalonich erfuhren, dass das Wort Gottes auch in Beroea von Paulus verkündigt wurde und dass die Leute daran glaubten, kamen sie auch dorthin und versetzten das Volk in Unruhe und Aufregung und ließen davon nicht mehr ab. 14 Da drängten die Brüder den Paulus zur Abreise nach Thessalien, während Silas und Timotheus in Beroea zurückblieben.

 

15 Die Begleiter des Paulus brachten ihn bis nach Athen. An Thessalien musste er vorbeigehen, denn es war ihm verboten worden, den dortigen Einwohnern das Wort Gottes zu predigen. Seine Begleiter nahmen an Silas und Timotheus den von Paulus erteilten Auftrag mit, dass sie möglichst bald nachkommen möchten.

 

16 Paulus wartete in Athen ihre Ankunft ab. Als er jedoch überall in der Stadt die Götzenbilder stehen sah, wurde der Geist, unter dessen Führung er stand, von einem heiligen Eifer erfüllt. 17 Von diesem angetrieben, hielt Paulus sowohl mit den Juden und den zum Judentum übergetretenen Griechen in der Synagoge, als auch mit denen, die er an den öffentlichen Plätzen traf, Religionsgespräche.

 

18 Auch einige Philosophen aus der Schule der Epikuräer und der Stoiker trafen mit ihm zusammen. Die einen von ihnen sagten: "Was will denn dieser Schwätzer da uns weismachen?" Andere meinten: "Er scheint wohl ein Verkünder bisher unbekannter Gottheiten zu sein."

 

19 Einige Tage später nahmen sie ihn mit auf den Areshügel in der Absicht, näheres von ihm zu erfahren. Hier stellten sie die Frage an ihn: "Dürfen wir wissen, was das für eine neue Lehre ist, die du vorträgst? 20 Du lässt uns ja Dinge vernehmen, die sehr seltsam klingen. Wir möchten nun gern wissen, was dahinter steckt."

 

21 Alle Athener und auch die in der Stadt sich aufhaltenden Fremden pflegten nämlich ihre Zeit damit zuzubringen, die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu erfahren. 22 Da stellte sich Paulus mitten auf den Areshügel und hielt folgende Ansprache: "Ihr Männer von Athen! Nach allem, was ich sehe, seid ihr besonders fromme Leute.

 

23 Denn als ich umherging, um eure Heiligtümer kennen zu lernen, fand ich sogar einen Altar mit der Inschrift: 'Einem unbekannten Gott!' Den Gott nun, den ihr verehrt, ohne ihn zu kennen, den verkünde ich euch. 24 Es ist der Gott, der das Weltall und alles was darin ist, erschaffen hat. Er ist der Herr des Himmels und der Erde. Er wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhänden erbaut sind.

 

25 Er lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas nötig hätte. Er ist ja derjenige, der allen Geschöpfen Leben verleiht und Odem und alles, was sie sonst noch nötig haben. 26 Er machte, dass das ganze Menschengeschlecht von einem Stammvater aus ins Dasein trat und sich über die ganze Erdoberfläche ausbreitete. Er sah dabei für die verschiedenen Geschlechter gewisse Zeitperioden vor und setzte auch die Grenzen ihrer Wohnsitze fest.

 

27 Das geschah vor allem deswegen, damit sie das Göttliche suchen sollten, um es vielleicht zuerst eben nur tastend zu berühren, dann aber wirklich zu finden. 28 Es ist ja nicht fern von einem jeden von uns. Denn in dem Göttlichen leben wir, bewegen wir uns und sind wir Tag für Tag. Dasselbe haben ja auch einige von den Eurigen in den Worten ausgesprochen: "Auch wir stammen von dem Göttlichen ab!"

 

29 Sind wir nun von göttlicher Abstammung, dann dürfen wir jedoch nicht die Meinung hegen, das Göttliche sei den Gebilden gleichzustellen, die aus Gold, Silber oder Stein gemacht sind und der menschlichen Kunstfertigkeit und Erfindungsgabe entspringen. 30 Über die Zeiten solcher großen Unkenntnis des Göttlichen will Gott nun gnädig hinwegsehen und lässt jetzt die Menschen auffordern, sie möchten alle ihre Gesinnung ändern, wo auch immer sie sich befinden.

 

31 Denn Gott hat einen Tag festgesetzt, um über die ganze Welt ein gerechtes Gericht zu halten durch einen Menschen. Dieser heißt Jesus. Ihm hat er die Aufgabe übertragen, allen den Gottesglauben zu vermitteln, indem er ihn von den Toten auferweckte."

 

32 Als sie das Wort 'Auferweckung von den Toten' hörten, begannen die einen, sich darüber lustig zu machen; die andern sagten: 33 "über dieses Thema wollen wir dich ein anderes Mal hören." So entfernte sich denn Paulus aus ihrer Mitte.

 

34 Doch einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig. Unter ihnen war auch Dyonysius, ein Mitglied des obersten Gerichtshofes; ferner eine vornehme Frau, namens Damaris, und andere aus deren Bekanntenkreis.

 

Kapitel 18

 

1 Paulus verließ nun Athen und ging nach Korinth. Dort wurde er mit einem Juden bekannt, der Aquila hieß. 2 Er stammte aus Pontus und war erst vor kurzem mit seiner Frau Priscilla aus Italien eingewandert. Denn der Kaiser Claudius hatte alle Juden aus Rom vertreiben lassen; diese siedelten sich dann in Griechenland an. Paulus besuchte ihn.

 

3 Und weil er das gleiche Handwerk betrieb, nahm er Wohnung bei ihm und arbeitete mit ihm zusammen. 4 Jeden Sabbat pflegte er in die Synagoge zu gehen und religiöse Unterweisungen zu geben. Dabei kam er auch auf den Namen des Herrn Jesus zu sprechen und überzeugte nicht bloß Juden, sondern auch Griechen von der Wahrheit.

 

5 Da trafen Silas und Timotheus aus Mazedonien bei ihm ein, und Paulus widmete sich nun nur noch dem Worte Gottes. In Predigten und Auslegungen von Schriftstellen wies er den Juden eingehend nach, dass Jesus der Messias sei.

 

6 Als sie sich jedoch der Wahrheit hartnäckig widersetzten und Lästerungen gegen ihn ausstießen, schüttelte Paulus den Staub von seinem Gewande und rief ihnen die Worte zu: "Euer Blut komme auf euer eigenes Haupt! Mich trifft keine Schuld. Ich verlasse euch jetzt und wende mich zu den Heiden." 7 Er gab seine Wohnung bei Aquila auf und zog zu einem gewissen Titus Justus, einem gottesgläubigen Manne, dessen Haus unmittelbar neben der Synagoge stand.

 

8 Der Synagogenvorsteher Krispus kam mit seinem ganzen Hau-se zum Glauben an den Herrn. Auch viele von den heidnischen Korinthern, welche die Wahrheit hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen, indem sie auf Grund der Lehre unseres Herrn Jesus Christus ihr ganzes Vertrauen auf Gott setzten.

 

9 Eines Nachts ließ der Herr auf dem Wege einer Geisterkundgebung dem Paulus folgende Botschaft übermitteln: 10 "Fürchte dich nicht! Rede, und schweige nicht! Denn ich bin mit dir. Niemand soll sich an dir vergreifen und dir ein Leid antun; denn ich habe ein großes Geisterheer in dieser Stadt."

 

11 Und er blieb anderthalb Jahre in Korinth und predigte dem Volke das Wort Gottes. 12 Als aber Gallio Statthalter von Griechenland wurde, erhoben sich die Juden wie ein Mann gegen Paulus. Sie nahmen ihn fest und führten ihn vor den Richterstuhl des Gallio. 13 Unter wildem Geschrei brachten sie folgende Anklage gegen ihn vor: "Dieser Mensch verführt die Leute dazu, Gott in einer Weise zu verehren, die gegen unser Gesetz verstößt."

 

14 Schon war Paulus im Begriff, zu seiner Verteidigung das Wort zu ergreifen, als Gallio sich mit den Worten an die Juden wandte: "Wenn ein Vergehen oder ein schlimmes Verbrechen vorläge, - ihr jüdischen Männer - so würde ich eure Anklage selbstverständlich entgegennehmen.

 

15 Wenn ihr jedoch bloß Streitfragen über Wortklaubereien, Benennungen und den sonstigen bei euch geltenden Gesetzeskram vorzubringen habt, so möget ihr das unter euch selbst ausmachen. Ich will in solchen Dingen nicht den Richter spielen."

 

16 Mit diesen Worten wies er sie von seinem Richterstuhl fort. 17 Da umzingelten alle Griechen den Synagogenvorsteher Sosthenes und verprügelten ihn vor dem Richterstuhle, ohne dass Gallio sich darum kümmerte.

 

18 Paulus blieb noch längere Zeit in Korinth. Dann nahm er von den Brüdern Abschied und schiffte sich nach Syrien ein. Priscilla und Aquila begleiteten ihn. Letzterer hatte sich in Kenchrea das Haupt scheren lassen zum Zeichen, dass er ein Gelübde zu erfüllen hatte. 19 Paulus gelangte nach Ephesus. Am folgenden Sabbat nahm er die bei-den nicht mit, sondern ging allein in die Synagoge und gab den Juden religiöse Unterweisungen.

 

20 Diese baten ihn, noch längere Zeit bei ihnen zu bleiben. 21 Er lehnte dies jedoch ab und verabschiedete sich von ihnen. Als Grund gab er an, er müsse unter allen Umständen das bevorstehende Fest in Jerusalem mitmachen. "Doch", - fügte er hinzu - "so Gott will, werde ich wieder zu euch zurückkehren." Den Aquila ließ er in Ephesus zurück.

 

22 Er fuhr allein ab und landete in Cäsarea. Von dort reiste er hinauf nach Jerusalem und begrüßte die Gemeinde. 23 Hierauf ging er hinab nach Antiochien. Dort blieb er einige Zeit und begab sich dann auf eine Wanderung durch Galatien und Phrygien und ermahnte alle Gläubigen zur Standhaftigkeit.

 

24 Inzwischen war ein Jude namens Apollos nach Ephesus gekommen. Er stammte aus Alexandrien. Er war ein Mann von großer Gelehrsamkeit und in den heiligen Schriften außerordentlich bewandert.

 

25 Schon in seiner Vaterstadt war er im Worte des Herrn eingehend unterrichtet worden und redete unter der Einwirkung eines heiligen Geistes mit großem Freimut und glühender Begeisterung. Die Lehre über Christus trug er in allen Punkten richtig vor, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte.

 

26 Dieser begann nun in der Synagoge öffentlich aufzutreten. Dort hörten ihn Aquila und Priscilla. Sie nahmen ihn in ihr Haus auf und setzten ihm die Wahrheiten Gottes noch genauer auseinander.

 

27 Nun befanden sich in Ephesus verschiedene Leute aus Korinth. Diese hörten seine Predigt und baten ihn, sie nach ihrer Vaterstadt zu begleiten. Er erklärte sich damit einverstanden. Die Christen in Ephesus schrieben nun an die Gläubigen in Korinth, sie möchten diesen Mann gut aufnehmen. Obgleich er nun als Fremder nach Griechenland kam, erwarb er sich doch um die Christengemeinden große Verdienste;

 

28 die Juden widerlegte er in öffentlichen Versammlungen in schlagender Weise und wies ihnen aus den Heiligen Schriften nach, dass Jesus der Messias sei.

 

Kapitel 19

 

1 Paulus hatte nach eigenem Gutdünken den Entschluss gefasst, nach Jerusalem zu gehen. Darum gab ihm der Geist die Weisung, nach Kleinasien zurückzukehren. So durchwanderte er denn das Binnenland und gelangte nach Ephesus. Dort traf er einige Gläubige, an die er die Frage richtete:

 

2 "Habt ihr nach Annahme des Glaubens einen heiligen Geist empfangen?" Sie gaben ihm zur Antwort: "Wir haben noch nichts davon gehört, dass jemand einen heiligen Geist empfangen hat." - 3 "Worauf seid ihr denn getauft worden?" - fragte er weiter. Sie erwiderten: "Auf diese Weise, wie Johannes taufte."

 

4 Paulus entgegnete: "Johannes spendete die Taufe nur als äußeres Zeichen der Sinnesänderung. Er belehrte jedoch gleichzeitig das Volk, an den zu glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus, den Messias." 5 Als sie das hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus, des Messias, taufen, zur Vergebung der Sünden des Abfalls.

 

6 Dann legte ihnen Paulus die Hände auf, und sofort kam ein heiliger Geist auf sie herab. Sie redeten in fremden Sprachen, und es erfolgten auch Kundgebungen in ihrer Muttersprache. 7 Es waren im ganzen etwa zwölf Männer.

 

8 Paulus besuchte die Synagoge und trat darin etwa ein Vierteljahr mit großer Kraft öffentlich auf. Er gab religiöse Unterweisungen und suchte seinen Zuhörern die richtige Lehre über das Reich Gottes beizubringen.

 

9 Manche von ihnen ließen sich jedoch in ihrer Verstocktheit nicht überzeugen, sondern suchten die neue Lehre vor der versammelten Gemeinde in den Schmutz zu ziehen. Darum trennte sich Paulus von diesen und sonderte auch die Gläubigen von ihnen ab und hielt täglich von elf Uhr vormittags bis vier Uhr nachmittags religiösen Unterricht in dem Saal eines gewissen Tyrannus.

 

10 Er tat dies zwei Jahre lang, bis alle Bewohner der Provinz Asien, Juden sowohl wie Griechen, das Wort des Herrn gehört hatten. 11 Auch ließ Gott durch die Hand des Paulus ganz außergewöhnliche Kräfte wirksam werden;

 

12 so genügte es zum Beispiel, dass man Dinge, die mit seinem Körper bloß in Berührung gekommen waren, wie Schweißtücher und Arbeitsschürzen, auf die Kranken legte, und die Krankheiten wichen, und die bösen Geister fuhren von ihnen aus.

 

13 Auch einige von den umherziehenden jüdischen Geisterbeschwörern wagten es, über Personen, die von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus auszusprechen, indem sie zu sagen pflegten:

 

14 "Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt!" Unter ihnen befanden sich auch sieben Söhne eines gewissen Oberpriesters Skeuas, die das Gleiche tun wollten. Sie traten nun ihrer Gewohnheit gemäß an einen Besessenen heran und begannen den Namen Jesu anzurufen, indem sie sagten: "Wir beschwören dich im Namen des Jesus, den Paulus predigt, von diesem Menschen auszufahren."

 

15 Da gab ihnen der böse Geist zur Antwort: "Den Jesus kenne ich, und auch der Paulus ist mir bekannt. Ihr aber wer seid ihr?" 16 Dann stürzte sich der Besessene auf sie, überwältigte zwei von ihnen und riss ihnen die Kleider vom Leibe, so dass sie nackt und mit Wunden bedeckt aus jenem Hause entflohen.

 

17 Von diesem Vorfall hörten alle Juden und Griechen, die in Ephesus wohnten, und eine große Furcht befiel sie. Aber der Name des Herrn Jesus erlangte dadurch von Tag zu Tag immer größeres Ansehen. 18 Viele von denen, die den Glauben annahmen, kamen und bekannten öffentlich ihr früheres Treiben;

 

19 und manche von denen, die sich mit Zauberei abgegeben hatten, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie vor allem Volke. Als man die Preise zusammenrechnete, die sie für diese Bücher bezahlt hatten, ergab sich ein Betrag von ungefähr fünfzigtausend Mark. ( Zeitwert ANNO 1930, Roy) 20 So breitete sich der Glaube an Gott mit aller Kraft aus, drang unaufhaltsam weiter und entwickelte sich zu immer größerer Festigkeit.

 

21 Da entschloss sich Paulus unter Antrieb eines Geistes Gottes, Mazedonien und Griechenland zu durchwandern und sich dann nach Jerusalem zu begeben. Er pflegte zu sagen: "Sobald ich dort war, muss ich auch Rom sehen." 22 Er schickte zwei von seinen Gehilfen, nämlich Timotheus und Erastus, nach Mazedonien, während er selbst noch eine kurze Zeit in Kleinasien blieb.

 

23 Um diese Zeit kam es in Ephesus wegen der neuen Lehre zu großen Unruhen. 24 Ein Silberschmied namens Demetrius verfertigte nämlich silberne Tempelchen der Artemis und gab den Handwerkern dadurch viel zu verdienen. 25 Er rief nun die Handwerker zusammen und hielt ihnen folgende Ansprache: "Ihr Handwerksleute! Ihr wisst, dass wir unsern Wohlstand diesem unsern Handwerk verdanken.

 

26 Nun seht und hört ihr aber selbst, wie dieser Paulus nicht nur in Ephesus, sondern in fast ganz Asien die Leute betört hat, indem er ihnen vorredet, das seien keine Götter, die von Menschenhänden gemacht würden.

 

27 Aber nicht nur dieses Gewerbe droht dadurch in üblen Ruf zu kommen, sondern auch der Tempel der großen Göttin Artemis ist in Gefahr, der vollständigen Missachtung anheim zu fallen. So wird sie auch des hohen Ruhmes verlustig gehen, den sie bis jetzt in ganz Asien und in aller Welt genießt."

 

28 Bei diesen Worten gerieten sie in große Wut, rannten auf die Straße und riefen unter wildem Geschrei: "Hochlebe die Artemis zu Ephesus!" 29 Bald war die ganze Stadt voll von dem Gerücht, dass der Artemis eine große Schmach angetan worden sei. Alles stürmte wie ein Mann ins Theater. Dorthin schleppten sie die Mazedonier Gajus und Aristarchus, welche Reisegefährten des Paulus waren. 30 Paulus wollte nun unter die Volksmenge gehen;

 

31 aber die Gläubigen hinderten ihn daran. Auch einige von den obersten Beamten der Provinz Asien, die gute Freunde von ihm waren, ließen ihn durch Boten dringend bitten, ja nicht ins Theater zu gehen. 32 Dort schrie nun alles durcheinander. Denn in der Versammlung herrschte die tollste Verwirrung. Die meisten wussten überhaupt nicht, weshalb man zusammengekommen war.

 

33 Da veranlasste man aus der Mitte der Versammlung heraus den Alexander, den die Juden vorgeschoben hatten, die Bühne zu besteigen, um eine Ansprache zu halten. Alexander erhob die Hand zum Zeichen, dass er zum Volke reden wolle.

 

34 Als die Menge jedoch sah, dass er ein Jude war, schrie alles wie aus einem Munde etwa zwei Stunden lang: 35 "Hochlebe die Artemis von Ephesus!" Endlich gab der Stadtschreiber der Volksmenge ein Zeichen und ergriff das Wort: "Ihr Männer von Ephesus!" - begann er - "Wo gibt es denn in der ganzen Welt einen Menschen, der nicht wüsste, dass unsere Stadt die Hüterin des Tempels der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Bildes ist?

 

36 Diese Tatsache wird daher auch niemand bestreiten. Ihr sollt euch also ruhig verhalten und nichts Übereiltes tun. 37 Ihr habt diese Männer hierher gebracht, obschon sie weder Tempelräuber sind, noch unsere Göttin lästern.

 

38 Wenn jedoch Demetrius und seine Zunftgenossen irgendeinen Grund zur Klage gegen sie zu haben glauben, so werden ja für solche Angelegenheiten Gerichtstage abgehalten; auch gibt es Statthalter, die dafür da sind. Vor diesen mögen die streitenden Parteien ihre Sache ausfechten. 39 Habt ihr aber über andere Dinge Klage zu führen, so ist nach dem Gesetz nur die ordnungsmäßig einberufene Volksversammlung dafür zuständig.

 

40 Wir laufen Gefahr, dass wegen der heutigen Vorkommnisse eine Anklage wegen Aufruhrs gegen uns erhoben wird; denn es liegt kein Grund vor, womit wir diesen Volksauflauf rechtfertigen könnten." Nach diesen Worten löste er die Versammlung auf.

 

Kapitel 20

 

1 Als wieder Ruhe eingetreten war, ließ Paulus die Gläubigen zusammenrufen und gab ihnen noch eindringliche Ermahnungen. Dann verabschiedete er sich von ihnen und trat seine Reise nach Mazedonien an. 2 Als er dort alle Gegenden besucht und häufig Botschaften der Geisterwelt an die Gläubigen übermittelt hatte, begab er sich nach Griechenland.

 

3 Dort hielt er sich drei Monate auf. Als ihm jedoch von Seiten der Juden im Geheimen Nachstellungen bereitet wurden, entschloss er sich, nach Syrien zurückzukehren. Da gab ihm ein heiliger Geist die Weisung, den Rückweg über Mazedonien zu nehmen.

 

4 Bis nach Kleinasien schlossen sich ihm folgende als Begleiter an: Sopater, der Sohn des Pyrrhus aus Beroea, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe, Timotheus, Eutychus und Trophimus aus Ephesus. 5 Diese reisten voraus und erwarteten ihn in Troas. 6 Wir selbst fuhren nach den Osterfeiertagen von Philippi ab und trafen fünf Tage später in Troas mit ihnen zusammen. Dort blieben wir sieben Tage.

 

7 Am ersten Tag der Woche hielten wir einen Gottesdienst ab, bei dem wir das Brot brachen. Paulus wollte am folgenden Tage abreisen. Darum hielt er ihnen zum Abschied noch eine Ansprache und dehnte sie bis Mitternacht aus. 8 Zahlreiche Lampen brannten in dem Saal, wo wir versammelt waren.

 

9 In einer Fensteröffnung saß ein junger Mann namens Eutychus. Als nun Paulus immer weiter redete, wurde dieser von einer unwiderstehlichen Schläfrigkeit übermannt. Schließlich war er fest eingeschlafen und stürzte aus dem dritten Stockwerk und wurde als tot aufgehoben. 10 Paulus eilte hinunter, warf sich über ihn und schlang seine Arme um ihn. "Ihr braucht euch nicht aufzuregen", - sagte er - "denn es ist noch Leben in ihm."

 

11 Dann ging er wieder hinauf und hielt die Feier des Brotbrechens ab. Nachdem er selbst noch einen Imbiss zu sich genommen hatte, unterhielt er sich mit den Anwesenden, bis der Tag anbrach. 12 Alsdann reiste er ab. Als alle sich verabschiedet hatten, nahm man den jungen Mann mit nach Hause. Er war wieder vollständig zu sich gekommen, wodurch sich alle sehr getröstet fühlten.

 

13 Wir andern waren unterdessen auf das Schiff gegangen und fuhren nach Assos in der Absicht, Paulus dort an Bord zu nehmen. Denn so hatte er es selbst angeordnet; er wollte nämlich den Weg dorthin allein zu Fuße zurücklegen. 14 In Assos traf er mit uns wieder zusammen. Wir nahmen ihn an Bord und fuhren nach Mytilene.

 

15 Von dort segelten wir weiter und erreichten am folgenden Tage die Höhe von Chios. Einen Tag später landeten wir an der Insel Samos und hielten uns in Trogylion auf. 16 Tags darauf kamen wir nach Milet. Paulus hatte sich nämlich entschlossen, nicht in Ephesus auszusteigen, weil er fürchtete, man könnte ihn in Kleinasien zu lange festhalten. Er hatte es deswegen so eilig, weil er am Tage des Pfingstfestes in Jerusalem sein wollte.

 

17 Von Milet aus benachrichtigte er die Gemeinde in Ephesus und bat die Ältesten zu sich. 18 Diese kamen denn auch zu ihm, und er hielt folgende Ansprache an sie: "Ihr wisst selbst, meine lieben Brüder, wie vom ersten Tage an, wo ich meinen Fuß auf asiatischen Boden setzte, mehr als drei Jahre hindurch, mein Lebenswandel unter euch gewesen ist;

 

19 wie ich dem Herrn diente unter lauter Demütigungen, Tränen und Anfechtungen, die mir aus den Nachstellungen der Juden erwuchsen; 20 wie ich nicht das Geringste verabsäumt habe, euch alles zu lehren, was euch förderlich sein konnte; wie ich sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei euren häuslichen Gottesdiensten als Prediger auftrat;

 

21 wie ich dabei Juden und Griechen die Notwendigkeit nachwies, ihre Gesinnung zu ändern und auf Gott hinzurichten und ihm gläubiges Vertrauen entgegenzubringen mit der Hilfe unsres Herrn Jesus Christus. 22 Und seht, jetzt werde ich vom Geiste gedrängt, nach Jerusalem zu reisen. Was für ein Schicksal mir dort bevorsteht, weiß ich persönlich nicht.

 

23 Nur das Eine weiß ich, dass die heilige Geisterwelt mir in jeder Stadt durch ihre Medien kundtut, dass Kerker und Leiden in Jerusalem meiner harren. 24 Aber ich halte mein Leben für nichts und mache mir nicht das Geringste daraus, auf welche Weise ich meinen Lebenslauf beschließen und den Dienst der Wahrheit beenden werde, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe, um die Heilsbotschaft von der Gnade Gottes Juden und Griechen überzeugend kundzutun.

 

25 Und nun muss ich euch sagen: Ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet - keiner von euch allen, unter denen ich als Prediger des Königtums Jesu aus- und eingegangen bin. 26 Bis auf den heutigen Tag habe ich bei keinem einzigen von allen den geistigen Tod verschuldet. 27 Denn ich ließ es an mir nicht fehlen, euch den ganzen Heilsplan Gottes zu verkünden.

 

28 So wachet denn über euch selbst und über die ganze Herde, über die euch die heilige Geisterwelt zu Aufsehern bestellt hat, um die Gemeinde des Herrn, die er sich durch sein Blut als Eigentum erworben hat, als Hirten zu leiten. 29 Denn ich weiß, dass nach meinem Weggang schlimme Wölfe bei euch einbrechen und die Herde nicht schonen werden.

 

30 Ja, aus eurer eigenen Mitte werden Männer sich erheben und Irrlehren vortragen, um die Gläubigen auf ihre Seite zu ziehen. 31 Darum seid wachsam! Denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht müde wurde, das Herz eines jeden einzelnen von euch unter Tränen für Gott zu gewinnen.

 

32 Und nun empfehle ich euch Gott und dem Worte seiner Gnade, - Ihm, der stark genug ist, euch innerlich weiter aufzubauen und euch euer Erbteil zu verleihen in der Zahl derer, die sich Gott geweiht haben. 33 Silber, Gold oder Kleidung habe ich von niemand begehrt. 34 Ihr wisset selbst, dass diese meine Hände meinen Lebensunterhalt und den meiner Mitarbeiter erworben haben.

 

35 Euch allen habe ich gezeigt, dass man in solcher Weise arbeiten und sich auch noch der Schwachen annehmen soll, eingedenk des Ausspruches des Herrn Jesus: "Wer gibt, ist mehr beglückt, als wer empfängt" 36 Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen.

 

37 Da brachen sie in heftiges Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn. 38 Am meisten hatte sie das Wort erschüttert, dass sie sein Angesicht nie mehr sehen würden. Darauf begleiteten sie ihn ans Schiff.

Kapitel 21

1 Beim Abschied mussten wir uns mit Gewalt von ihnen losreißen, bestiegen das Schiff und fuhren ab. Wir kamen in direkter Fahrt nach Kos und am nächsten Tag nach Rhodus und von da nach Patara und Myra. 2 Dort fanden wir ein Schiff, das nach Phönizien bestimmt war, stiegen sofort ein und gingen in See.

 

3 Wir bekamen Cypern in Sicht und segelten rechts daran vorbei, indem wir auf Syrien zusteuerten und landeten in Tyrus. 4 Denn dort hatte das Schiff seine Ladung zu löschen. Hier suchten wir die Gläubigen auf und blieben sieben Tage. Durch die Medien in dieser Gemeinde warnte die Geisterwelt den Paulus wiederholt vor seiner Reise nach Jerusalem.

 

5 Als die Tage unseres Aufenthaltes zu Ende waren, traten wir dennoch die Weiterreise an. Alle Brüder mit ihren Frauen und Kindern gaben uns das Geleit bis vor die Stadt. 6 Am Gestade des Meeres knieten wir nieder und beteten. Dann nahmen wir Abschied voneinander und gingen an Bord, während jene nach Hause zurückkehrten.

 

7 Unsere Fahrt näherte sich nun ihrem Ende, als wir von Tyrus nach Ptolomais segelten; dort begrüßten wir die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. 8 Tags darauf machten wir uns auf den Weg und gelangten nach Cäsarea. Hier kehrten wir bei Philippus ein, der einer der sieben Evangelisten war und blieben bei ihm. 9 Er hatte vier Töchter, die Medien waren.

 

10 Während unseres mehrtägigen Aufenthaltes daselbst kam ein Medium namens Agapus aus Judäa dorthin. 11 Es trat auf uns zu, nahm den Gürtel des Paulus, band sich damit die Hände und Füße und sprach: "So spricht der heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem auf diese Weise binden und ihn den Händen der Ungläubigen überliefern."

 

12 Als wir dies vernahmen, baten sowohl wir als auch die andern Anwesenden den Paulus inständig und unter Tränen, doch Jerusalem nicht zu betreten. 13 Doch Paulus gab uns zur Antwort: "Warum weint ihr und macht mir das Herz schwer? Ich bin bereit, mich in Jerusalem nicht nur binden zu lassen, sondern auch für den Namen des Herrn Jesus den Tod zu erleiden." 14 Da er sich also nicht dazu überreden ließ, beruhigten wir uns damit, dass wir zu einander sagten: "Des Herrn Wille geschehe!"

 

15 Nach einigen Tagen machten wir uns reisefertig und wanderten auf Jerusalem zu. 16 Einige von den Jüngern aus Cäsarea gingen mit uns. Sie wollten uns zu jemand bringen, bei dem wir als Gäste wohnen könnten. Unter ihrer Führung gelangten wir in ein Dorf und kehrten bei einem gewissen Mnason ein, der aus Cypern stammte und schon lange ein Jünger war. 17 Von dort gingen wir nach Jerusalem, wo uns die Brüder freundlich aufnahmen.

 

18 Am folgenden Tage ging dann Paulus mit uns zu Jakobus, wo auch die Ältesten versammelt waren. 19 Als Paulus jeden einzeln begrüßt hatte, legte er ihnen auseinander, wie Gott durch seinen Dienst in der Verkündigung der Heilsbotschaft unter den Heiden gewirkt habe. 20 Als sie das hörten, priesen sie Gott. Dann aber sagten sie zu ihm: "Du selbst weißt, lieber Bruder, wie viele Tausende es in Judäa gibt, die gläubig geworden sind. Aber sie halten noch alle fest am Mosaischen Gesetz.

 

21 Nun hat man ihnen von dir berichtet, dass du allen Juden, die unter den Heiden leben, den Abfall von Mose predigst und ihnen empfiehlst, ihre Kinder nicht mehr zu beschneiden und überhaupt nicht mehr nach den jüdischen Satzungen zu leben. 22 Was ist da nun zu tun? Denn sie werden ganz gewiss deine Ankunft erfahren, und dann wird es einen Volksauflauf geben. 23 Befolge daher unsern Rat: Hier sind vier Männer, die ein Gelübde zu erfüllen haben.

 

24 Diese nimm dir mit und unterziehe dich mit ihnen zusammen einer Weihe. Bezahle auch für sie die Kosten, damit sie sich das Haupt scheren lassen können. Dann werden alle erkennen, dass an den Gerüchten, die sie über dich vernommen haben, kein wahres Wort ist, sondern dass im Gegenteil auch du das Gesetz treu beobachtest.

 

25 Was jedoch die gläubig gewordenen Nichtjuden betrifft, so haben die Judenchristen nichts gegen dich einzuwenden; denn wir haben ja in einer Botschaft unser Urteil dahin abgegeben, dass jene nichts von den jüdischen Gesetzen zu beobachten brauchen, sondern sich nur von den Götzenopfern, dem Genuss von Blut und der Unzucht zu enthalten haben."

 

26 Da nahm Paulus diese Männer am folgenden Tage mit sich, unterzog sich mit ihnen zusammen der Weihe und ging in den Tempel. Dort gab er an, wann die Weihetage zu Ende seien, damit für einen jeden von ihnen das Opfer dargebracht würde.

 

27 Der siebente Tag neigte sich bereits seinem Ende zu, da sahen ihn die Juden, die aus Kleinasien gekommen waren, im Tempel und brachten das ganze Volk in Aufruhr. 28 Sie stürzten sich auf ihn und schrieen: "Ihr Männer von Israel, zu Hilfe! Das ist der Mensch, der vor der ganzen Welt gegen unser Volk, gegen unser Gesetz und gegen diese heilige Stätte predigt. Ja, er hat sogar Nichtjuden in den Tempel geführt und so diese heilige Stätte entweiht."

 

29 Vorher hatten sie nämlich den Trophymus aus Ephesus in der Stadt in seiner Begleitung gesehen; darum waren sie der Meinung, Paulus habe ihn mit in den Tempel genommen. 30 So geriet die ganze Stadt in wilde Erregung, und es entstand ein Volksauflauf. Man ergriff den Paulus, schleppte ihn zum Tempel hinaus und schloss sofort die Tore.

 

31 Schon war man im Begriffe, ihn totzuschlagen, da wurde dem Oberst der römischen Garnison die Meldung gemacht, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. 32 Dieser nahm sofort Mannschaften und Hauptleute und eilte im Sturmschritt auf die Menge zu. Als diese den Oberst und die Soldaten sah, ließ sie davon ab, den Paulus zu schlagen.

 

33 Da trat der Oberst an Paulus heran, ließ ihn ergreifen und mit zwei Ketten fesseln. Er fragte die Menge, was das denn für ein Mann sei, und was für ein Verbrechen er verübt habe. 34 Der eine aus der Volksmenge schrie dies, der andere jenes. Weil er jedoch bei dem Lärm nichts Sicheres feststellen konnte, ließ er ihn in die Kaserne schaffen.

 

35 Als man an die Kasernentreppe kam, musste er wegen der drohenden Gewalttätigkeiten des Volkes von den Soldaten buchstäblich getragen werden. 36 Denn der Volkshaufen drängte sich dicht heran und forderte seinen Tod mit dem Ruf: "Nieder mit ihm!"

 

37 Eben war man im Begriff ihn in die Kaserne hineinzuführen, da fragte Paulus den Oberst: "Darf ich dir etwas sagen?" jener erwiderte: 38 "Wie, du kannst Griechisch? Da bist du also nicht der Ägypter, der unlängst den Aufstand erregt und die viertausend Mann Banditen in die Wüste geführt hat?" -

 

39 "Ich bin ein Jude und stamme aus Tarsus, einer Stadt in Cilicien", - entgegnete Paulus; 40 "erlaube mir, bitte, zum Volke zu reden!" Das gestattete er ihm. Da trat Paulus auf die Treppe und gab der Menge ein Zeichen mit der Hand. Sofort trat tiefste Stille ein. Dann hielt er in hebräischer Sprache folgende Rede:

 

Kapitel 22

 

1 "Werte Brüder und Väter! Höret jetzt die Verteidigungsrede ruhig an, die ich vor euch halten will." 2 Als sie merkten, dass er Hebräisch sprach, lauschten sie in atemlosem Schweigen.

 

3 Dann fuhr er fort: "Ich bin ein Jude und stamme aus Tarsus in Cilicien. Hier in Jerusalem wuchs ich auf. Zu Füßen Gamaliels lernte ich die strenge Befolgung des Gesetzes unserer Väter. Ich wurde ein Eiferer für die Überlieferungen meiner Vorfahren, wie auch ihr es heute noch seid.

 

4 Darum verfolgte ich diejenigen bis in den Tod, welche diese neue Lehre zur Richtschnur ihres Lebens machten. Männer und Frauen legte ich in Fesseln und ließ sie ins Gefängnis werfen.

 

5 Dies wird mir der Hohepriester und der ganze Hohe Rat bezeugen können. Denn von diesen habe ich mir Vollmachtsschreiben ausstellen lassen; damit reiste ich zu den Brüdern nach Damaskus, um alle, die ich dort finden würde, in Fesseln zu legen und zur Strafvollstreckung nach Jerusalem zu bringen. 6 Als ich mich nun um die Mittagszeit Damaskus näherte, umstrahlte mich plötzlich vom Himmel her ein Licht.

 

7 Ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die mir zurief: 8 "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?" Ich antwortete: "Wer bist du, Herr?" - "Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst", - erwiderte die Stimme. 9 Meine Begleiter sahen wohl das Licht und wurden starr vor Schrecken; aber die Stimme dessen, der zu mir sprach, konnten sie nicht vernehmen.

 

10 "Was soll ich tun, Herr?" fragte ich nun. Der Herr gab mir zur Antwort: "Stehe auf und gehe nach Damaskus! Dort wird dir über die Aufgabe, die du zu erfüllen hast, alles Weitere mitgeteilt werden." 11 Infolge des Glanzes jenes Lichtstrahles, der mich getroffen hatte, konnte ich jedoch nicht mehr sehen. Deshalb mussten mich meine Begleiter an der Hand führen.

 

12 So gelangte ich nach Damaskus. Dort kam ein gewisser Ananias zu mir. Er war ein Mann, der das Gesetz gewissenhaft erfüllte und bei allen dort wohnenden Juden in hohem Ansehen stand. 13 Er trat vor mich hin und redete mich mit den Worten an: "Bruder Saulus, werde sehend!" In demselben Augenblick erhielt ich mein Augenlicht wieder und sah ihn vor mir stehen.

 

14 "Der Gott unserer Väter" - fuhr er fort - "hat dich dazu ausersehen, seinen Willen zu erkennen 15 und den 'Gerechten Gottes' zu schauen und aus seinem eigenen Munde zu vernehmen, dass du als sein Zeuge auftreten und vor aller Welt bekunden sollst, was du gesehen und gehört hast.

 

16 Und nun, was zögerst du noch? Stehe auf und lass dich taufen und durch Anrufung seines Namens dich von deinen Sünden reinigen!" 17 Als ich nach meiner Rückkehr nach Jerusalem im Tempel betete, hatte ich folgendes Erlebnis: Mein Geist trat aus meinem Körper aus und ich sah Jesus vor mir stehen, und er sprach zu mir:

 

18 'Beeile dich und verlasse schleunigst Jerusalem! Denn hier wird man dein Zeugnis für mich nicht annehmen.' - 19 "Herr!" - antwortete ich - "hier wissen doch alle, dass ich es war, der deine Anhänger ins Gefängnis werfen und in den Synagogen auspeitschen ließ;

 

20 sie wissen, dass ich es war, der dabei stand, als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, und dass ich Freude daran hatte und die Kleider derer bewachte, die ihn ermordeten." 21 Er aber entgegnete: "Mache dich fort. Denn ich will dich weit weg zu den Heiden senden."

 

22 Bis zu diesem letzten Satze hatten sie ruhig zugehört. Jetzt aber erhoben sie ein wildes Geschrei und riefen: "Hinweg mit einem solchen Menschen! 23 Schafft ihn von der Welt! Er darf nicht länger leben!" Sie brüllten, schleuderten ihre Mäntel beiseite und warfen Staub gegen den Himmel.

 

24 Da ließ der Oberst den Paulus in die Kaserne hineinbringen und befahl, ihn unter Geißelhieben zu verhören, um herauszubringen, aus welchem Grunde man ein so wütendes Gebrüll gegen ihn ausstieß.

 

25 Schon hatte man ihn zum Zweck der Geißelung hingestreckt, als sich Paulus an den dabeistehenden Hauptmann mit der Frage wandte: "Dürft ihr einen römischen Bürger, und dazu noch ohne richterliches Urteil, geißeln?" 26 Als der Hauptmann vernahm, dass Paulus sich als einen römischen Bürger bezeichnete, eilte er zu dem Oberst. "Bedenke", - sagte er zu ihm - "was du zu tun im Begriffe stehst! Dieser Mann ist ja römischer Bürger."

 

27 Da kam der Oberst zu Paulus und richtete an ihn die Frage: 28 "Sage mir, bist du wirklich ein römischer Bürger?" - "Ja!" - antwortete er. Darauf entgegnete der Oberst: "Dieses 'Ja' sprichst du so leicht aus. Ich weiß, wie schwer die Geldsumme war, mit der ich mir dieses Bürgerrecht habe erkaufen müssen." - "Und ich bin als römischer Bürger geboren", erwiderte Paulus.

 

29 Da nahm man von dem geplanten Verhör Abstand. Denn der Oberst bekam es mit der Angst zu tun, als er hörte, dass Paulus ein Römer sei, und weil er ihn hatte in Fesseln legen lassen. Sofort ließ er ihm die Fesseln abnehmen.

 

30 Um nun volle Klarheit darüber zu bekommen, was die Juden dem Paulus eigentlich vorzuwerfen hätten, ließ er ihn am folgenden Tage aus der Gefängniszelle holen und ordnete eine Versammlung der Oberpriester und des ganzen Hohen Rates an. Dann ließ er Paulus dorthin bringen und ihnen gegenüberstellen.

 

Kapitel 23

 

1 Paulus schaute die Mitglieder des Hohen Rates fest an und begann folgendermaßen: "Werte Brüder! Ich habe bis heute einen solchen Lebenswandel geführt, wie ich ihn vor meinem Gewissen und vor Gott für richtig hielt." 2 Bei diesen Worten befahl der Hohepriester den Umstehenden, den Paulus auf den Mund zu schlagen.

 

3 Da rief ihm Paulus zu: "Dich wird Gott schlagen, du getünchte Wand! Du sitzest da, um mich nach dem Gesetz zu richten und lässt mich unter Verletzung des Gesetzes schlagen?" 4 Da sagten die neben ihm Stehenden: "Schmähst du so den Hohenpriester?"

 

5 Paulus gab zur Antwort: "Ich wusste nicht, dass er der Hohepriester war, sonst würde ich diese Worte nicht gebraucht haben; denn es steht geschrieben: 'Einen Obersten deines Volkes sollst du nicht schmähen!

 

6 Da nun Paulus wusste, dass ein Teil des Hohen Rates aus Saduzäern und der andere aus Pharisäern bestand, rief er vor der Versammlung aus: "Werte Brüder! Ich bin ein Pharisäer und stamme aus einer pharisäischen Familie. Wegen unserer Hoffnung, dass es eine Auferstehung der Toten gibt, stehe ich vor Gericht."

 

7 Kaum war dieses Wort gefallen, da kam es zu einem Streit zwischen den Pharisäern und Saduzäern, und die Versammlung spaltete sich in zwei Lager. 8 Auf der einen Seite standen die Saduzäer, nach deren Lehre es keine Auferstehung, auch keine Engel, wie überhaupt keine Geister gibt; auf der anderen Seite die Pharisäer, die in beiden Punkten das Gegenteil lehren.

 

9 Es entstand ein großer Lärm. Mehrere Schriftgelehrte von der Partei der Pharisäer erhoben sich und verteidigten ihren Standpunkt. "Wir finden nichts Unrechtes an diesem Manne", - sagten sie; "kann denn nicht ein Geist oder ein Engel tatsächlich mit ihm geredet haben?"

 

10 Der Tumult wurde immer größer und der Oberst fürchtete, Paulus könnte von ihnen in Stücke gerissen werden. Darum ließ er seine Soldaten antreten und ihn mit Gewalt aus ihrer Mitte holen und in die Kaserne abführen. 11 In der folgenden Nacht stand der Herr plötzlich vor Paulus und sagte zu ihm: "Nur Mut! Denn wie du in Jerusalem Zeugnis für mich abgelegt hast, so sollst du auch in Rom mein Zeuge sein."

 

12 Bei Tagesanbruch rotteten sich die Juden zusammen und leisteten den feierlichen Eid, nicht eher etwas zu essen oder zu trinken, als bis sie den Paulus ums Leben gebracht hätten. 13 Es waren mehr als vierzig Mann, die dieser Verschwörung angehörten.

 

14 Sie begaben sich zu den Oberpriestern und Ältesten und machten ihnen die Mitteilung: "Wir haben uns hoch und heilig verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus ums Leben gebracht haben.

 

15 Ihr müsst nun zusammen mit dem Hohen Rat bei dem Oberst vorstellig werden, damit er ihn zu euch hinunter führen lässt; als Vorwand könnt ihr angeben, dass ihr seine Sache noch genauer untersuchen wolltet. Wir stehen dann bereit, ihn zu ermorden, noch ehe er in eure Nähe kommt, sogar auf die Gefahr hin, selbst getötet zu werden."

 

16 Von diesem Mordplan erhielt jedoch der Schwestersohn des Paulus Kenntnis. Er eilte zur Kaserne, erlangte Zutritt und machte Paulus davon Mitteilung. 17 Da ließ Paulus einen von den Hauptleuten rufen und sagte zu ihm: "Bitte, führe diesen jungen Mann zum Oberst; denn er hat ihm etwas mitzuteilen."

 

18 Der nahm ihn mit und führte ihn zum Oberst und meldete: "Der Gefangene Paulus ließ mich rufen und bat mich, diesen jungen Mann zu dir zu führen, weil er dir etwas mitzuteilen habe." 19 Da nahm ihn der Oberst bei der Hand und ging mit ihm in seine Privatgemächer. Hier fragte er ihn: "Nun, was hast du mir denn zu melden?"

 

20 Dieser gab ihm zur Antwort: "Die Juden haben sich verabredet, mit der Bitte an dich heranzutreten, den Paulus morgen vor den Hohen Rat führen zu lassen, und zwar unter dem Vorwand, eine genauere Untersuchung seiner Sache vorzunehmen.

 

21 Du aber schenke ihnen ja keinen Glauben! Denn mehr als vierzig Männer lauern ihm auf. Diese haben sich feierlich verschworen, nicht eher etwas zu essen oder zu trinken, als bis sie ihn ermordet hätten. Schon jetzt stehen sie bereit und warten nur noch auf deinen Befehl."

 

22 Der Oberst entließ nun den jungen Mann mit der Weisung, niemand mitzuteilen, dass er ihm die Anzeige gemacht habe. 23 Dann ließ er zwei seiner Hauptleute kommen und gab ihnen folgenden Befehl: "Heute Abend von neun Uhr an sollt ihr zweihundert Mann zum Marsch nach Cäsarea bereit halten; ferner siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger.

 

24 Auch Reittiere sollen in Bereitschaft stehen, damit man sie dem Paulus zur Verfügung stellen kann, und er ungefährdet zum Statthalter Felix nach Cäsarea gebracht wird." Er fürchtete nämlich, dass die Juden den Paulus entreißen und töten könnten, und dass man dann gegen ihn selbst die Anschuldigung erheben würde, er habe sich von den Juden mit Geld bestechen lassen.

 

25 Dann schrieb er einen Brief folgenden Inhaltes: "Klaudius Lysias entbietet dem hochmächtigen Statthalter Felix seinen Gruß! 26 Dieser Mann hier war von den Juden festgenommen worden und schwebte in Gefahr, von ihnen ermordet zu werden. 27 Da eilte ich mit meinen Soldaten hinzu und befreite ihn; denn ich hatte erfahren, dass er ein römischer Bürger sei.

 

28 Da ich nun feststellen wollte, was sie gegen ihn vorzubringen hätten, ließ ich ihn vor ihren Hohen Rat führen. 29 Dort aber fand ich, dass es sich bei der Anklage gegen ihn nur um Streitfragen handelte, die sich auf das Gesetz des Mose und einen gewissen Jesus bezogen, dass jedoch nichts gegen ihn vorgebracht werden konnte, worauf Todesstrafe oder Gefängnis steht. Nur mit Mühe und unter Anwendung von Gewalt konnte ich ihn aus ihren Händen befreien.

 

30 Da wurde mir mitgeteilt, dass von Männern aus jüdischen Kreisen ein Anschlag auf das Leben dieses Mannes geplant sei. Aus diesem Grunde ließ ich ihn sofort zu dir führen und wies seine Ankläger mit ihrer Klage an dich. - Lebe wohl!"

 

31 Dem erhaltenen Befehl gemäß nahmen die Soldaten den Paulus mit sich und brachten ihn noch in derselben Nacht nach Antipatris. 32 Bei Tagesanbruch ließen sie dann die Reiter allein mit ihm weiter ziehen. 33 Als sie nach Cäsarea kamen, übergaben sie dem Statthalter das Schreiben und führten ihm den Paulus vor.

 

34 Er las das Schreiben und wandte sich dann mit der Frage an Paulus: "Aus welcher Provinz bist du?" Dieser antwortete: "Aus Zilizien." 35 Darauf entgegnete jener: "Ich werde dich verhören, sobald auch deine Ankläger eingetroffen sind." Dann ließ er ihn in der Statthalterei des Herodes in Gewahrsam halten.

 

Kapitel 24

 

1 Wenige Tage später kam dann der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem Rechtsanwalt, einem gewissen Tertullus, nach Cäsarea. Sie setzten dem Statthalter die Anklagepunkte gegen Paulus auseinander.

 

2 Dieser wurde vorgerufen, und Tertullus begann seine Anklagerede. "Hochedler Felix!" - sagte er - "Dein Verdienst ist es, dass wir in tiefem Frieden leben. Deiner weisen Fürsorge ist es zu verdanken, dass die Lage der Bevölkerung dieses Landes infolge durchgreifender Verbesserungen auf allen Gebieten sich allerorts gehoben hat. 3 Das alles erkennen wir mit aufrichtiger Dankbarkeit an."

 

4 "Um nun deine Zeit nicht mehr, als unbedingt nötig, in Anspruch zu nehmen, bitte ich dich, uns nach deiner gewohnten Güte ein ganz kurzes Gehör zu schenken. 5 Wir haben festgestellt, dass dieser Mann hier ein ganz gemeingefährlicher Mensch ist. Er stiftet unter allen Juden der ganzen Welt Unruhen und ist der Hauptleiter der Sekte der Nazaräer.

 

6 Er hat sogar den Versuch gemacht, den Tempel zu entweihen. Dabei haben wir ihn festgenommen und wollten ihn nach unserm Gesetz aburteilen. 7 Doch der Oberst Lysias trat mit einem starken Aufgebot von Soldaten dazwischen und ließ ihn uns aus den Händen nehmen und wegführen. 8 Seine Ankläger aber verwies er an dich. Verhöre ihn nun selbst, und du wirst dir über alle von uns vorgebrachten Anklagepunkte ein persönliches Urteil bilden können."

 

9 Seinen Ausführungen schlossen sich die Juden an und bestätigten diesen Sachverhalt. 10 Darauf gab der Statthalter dem Paulus einen Wink, er möge zu seiner Verteidigung das Wort ergreifen. Dieser hielt nun folgende Verteidigungsrede: "Schon seit vielen Jahren bist du für die Bevölkerung dieses Landes ein gerechter Richter. Das weiß ich, und darum gehe ich mit dem größten Vertrauen an meine Verteidigung.

 

11 Wie du selbst feststellen kannst, sind seit meiner Ankunft in Jerusalem erst zwölf Tage verflossen. Ich kam nur dorthin, um meinen Gottesdienst im Tempel zu halten. 12 Man hat mich dort weder im Gespräch mit irgend jemand angetroffen, noch viel weniger bei Anzettelung eines Volksaufruhrs, sei es im Tempel, sei es in den Synagogen oder sonst wo in der Stadt.

 

13 Meine Gegner sind daher auch nicht imstande, für einen einzigen Punkt ihrer Anklage gegen mich dir den Beweis zu erbringen. 14 Das allerdings bekenne ich offen vor dir, dass ich nach einer Glaubensüberzeugung den Gott meiner Väter verehre, die sie als Ketzerei bezeichnen. Diese Glaubensüberzeugung besteht darin, dass ich alles für wahr halte, was in dem Gesetze und den Propheten geschrieben steht.

 

15 Daraus schöpfe ich dieselbe Hoffnung, die auch diese hier selbst auf Gott setzen, und die darin besteht, dass alle Gerechte und Ungerechte, einmal wieder zu Gott kommen. 16 Deshalb bemühe ich mich auch, in keinem Falle etwas zu tun, was Gott oder den Menschen gegenüber mein Gewissen belasten könnte."

 

17 "Nun bin ich nach einer Zwischenzeit von mehreren Jahren hergekommen, um meinen Volksgenossen Almosen zu überbringen und gleichzeitig im Tempel Opfer darzubringen. 18 Dabei unterzog ich mich einer Weihe. Das sind die näheren Umstände, unter denen man mich antraf. Ich befand mich also nicht in Begleitung eines Volkshaufens und noch weniger bei einem Aufruhr.

 

19 Vielmehr sind es einige Juden aus Kleinasien gewesen, die einen Volksaufruhr erregten, und zwar gegen mich. 20 Diese hätten hier vor dir erscheinen und aussagen müssen, was sie gegen mich vorzubringen haben. Oder lass diese hier selbst angeben, welches Vergehen man vor dem Hohen Rat mir nachweisen konnte.

 

21 Mein Verbrechen müsste denn in dem einen Satz bestanden haben, den ich in ihrer Mitte stehend laut ausgerufen hatte und welcher lautete: "Wegen meiner Behauptung, dass die Toten auferstehen, seht ihr mich heute als Angeklagten vor euch!'"

 

22 Felix vertagte darauf die Entscheidung in ihrer Sache. Er kannte ja recht gut die Lehren des neuen Glaubens. Darum sagte er zu den Juden: "Wenn der Oberst Lysias herkommt, will ich in eurer Sache die Entscheidung fällen.

 

23 Dann gab er dem zuständigen Hauptmann den Befehl, Paulus in Gewahrsam zu halten, jedoch in gelinder Haft, und keinen von seinen Freunden zu hindern, ihm Liebesdienste zu erweisen oder ihn zu besuchen.

 

24 Einige Tage später kam Felix mit seiner Frau Drusilla, die eine Jüdin war. Sie hatte darum gebeten, Paulus sehen und ein Wort von ihm hören zu dürfen. Um ihr diesen Gefallen zu tun, ließ Felix den Paulus holen und ihn einen Vortrag über den Glauben an Christus zu halten.

 

25 Als er dabei auf Rechttun, auf Selbstbeherrschung und das kommende Gericht Gottes zu sprechen kam, da fühlte sich Felix sehr bedrückt und entließ ihn mit den Worten: "Für heute ist's genug; du kannst gehen. Sollte ich mal wieder Zeit haben, so werde ich dich rufen lassen."

 

26 Gleichzeitig hegte er die stille Hoffnung, von Paulus eine Geldsumme zu bekommen, damit er ihn auf freien Fuß setzte. Deshalb ließ er ihn auch öfters rufen und unterhielt sich mit ihm. 27 Nach Verlauf von zwei Jahren erhielt Felix einen Nachfolger in Porcius Festus. Aber, um seiner Frau Drusilla einen Gefallen zu erweisen, ließ er den Paulus im Gefängnis zurück.

 

Kapitel 25

 

1 Drei Tage, nachdem Festus sein Amt als Statthalter angetreten hatte, begab er sich von Cäsarea nach Jerusalem. 2 Dort erschienen die Oberpriester und vornehmsten Juden vor ihm und wurden in der gegen Paulus schwebenden Klage vorstellig.

 

3 Sie baten ihn dringend, ihnen doch die Vergünstigung zu gewähren, den Paulus zu ihnen nach Jerusalem zu schicken. Sie hatten nämlich vor, ihm einen Hinterhalt zu legen und ihn unterwegs zu ermorden. 4 Festus entgegnete, Paulus befinde sich in Cäsarea in Haft; er selbst werde binnen kurzem dahin zurückkehren.

 

5 "Sollten nun Persönlichkeiten aus eurer Mitte", - fuhr er fort - "die für solche Angelegenheiten zuständig sind, mich begleiten wollen, so können sie dort ihre Anklage gegen den Mann erheben, wenn er sich etwas hat zuschulden kommen lassen."

 

6 Er hielt sich acht bis zehn Tage bei ihnen auf und kehrte dann nach Cäsarea zurück. Am folgenden Tage beraumte er eine Gerichtssitzung an und ließ den Paulus vorführen. 7 Bei seinem Erscheinen umringten ihn die Juden, die aus Jerusalem gekommen waren, und brachten viele und schwere Beschuldigungen gegen ihn vor, für die sie jedoch keine Beweise beibringen konnten.

 

8 Demgegenüber betonte Paulus in seiner Verteidigungsrede, dass er sich weder gegen das jüdische Gesetz, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser in irgendeinem Punkte verfehlt habe. 9 Weil Festus sich jedoch die Juden zum Danke verpflichten wollte, legte er Paulus die Frage vor: "Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dort in meinem Beisein das Urteil über diese Anklagepunkte fallen lassen?"

 

10 Paulus aber erwiderte: "Ich stehe hier vor des Kaisers Richterstuhl, und hier habe ich auch mein Urteil zu empfangen. Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt, wie du nur zu gut weißt.

 

11 Wäre ich jedoch im Unrecht, und hätte ich ein todeswürdiges Verbrechen begangen, so würde ich mich nicht weigern, zu sterben. Wenn aber an den Beschuldigungen, welche diese hier gegen mich vorbringen, kein wahres Wort ist, so darf mich keiner ihnen zu lieb opfern.

 

 12 Ich lege Berufung an den Kaiser ein." Darauf besprach sich Festus mit seinen Räten und fällte folgende Entscheidung: "An den Kaiser hast du Berufung eingelegt, - vor den Kaiser sollst du geführt werden!"

 

13 Einige Tage später kamen dann der König Agrippa und Bernice nach Cäsarea, um dem Festus einen Besuch zu machen. 14 Während ihres mehrtägigen Aufenthaltes kam Festus bei dem Könige auf die Sache des Paulus zu sprechen. "Hier ist ein Mann", - sagte er - "der von Felix als Gefangener zurückgelassen wurde.

 

15 Wegen ihm wurden während meines Aufenthaltes in Jerusalem die jüdischen Oberpriester und Ältesten bei mir vorstellig und verlangten seine Verurteilung.

 

16 Ich gab ihnen jedoch zur Antwort, dass es bei den Römern nicht üblich ist, einen Menschen aus Gefälligkeit gegen irgend jemand dem Tode zu überliefern, bevor der Angeklagte seinen Anklägern persönlich gegenüber gestanden und Gelegenheit gehabt hätte, sich gegen die Anklage zu verteidigen.

 

17 Daraufhin gingen sie von dort zusammen mit mir hierher. Sofort am nächsten Tage hielt ich eine Gerichtssitzung ab und ließ den Mann vorführen. 18 Seine Ankläger traten gegen ihn auf, aber eine Anklage wegen schwerer Verbrechen, wie ich sie erwartet hatte, vermochten sie nicht vorzubringen.

 

19 Das Ganze, was sie ihm vorhielten, drehte sich um Streitfragen, die sich auf eine besondere Gottesverehrung und auf einen gewissen Jesus bezogen, der schon tot ist, von dem jedoch Paulus behauptete, dass er lebe. 20 Ich verstand mich nicht auf eine Untersuchung derartiger Dinge.

 

21 Darum fragte ich Paulus, ob er nicht nach Jerusalem gehen und dort einen Gerichtsspruch über diese Anklagepunkte herbeiführen wolle. Dagegen legte er Berufung ein und verlangte in Haft zu bleiben, bis der Herrscher selbst über ihn entschieden hätte. Deshalb gab ich Befehl, ihn so lange in Gewahrsam zu halten, bis ich ihn zum Kaiser senden kann."

 

22 Agrippa sprach nun bei Festus die Bitte aus: "Ich wünschte, ich könnte selbst diesen Mann einmal hören." Dieser erwiderte ihm: "Morgen sollst du ihn hören!"

 

23 Am folgenden Tage erschien Agrippa und Bernice unter großem Gepränge. In Begleitung von hohen Offizieren und den vornehmsten Männern der Stadt betraten sie den Vortragssaal. Auf Befehl des Festus wurde Paulus vorgeführt.

 

24 Dann hielt Festus folgende Ansprache: "König Agrippa und alle andern hier anwesenden Männer! Ihr seht hier den Mann vor euch stehen, um dessentwillen das ganze jüdische Volk in Jerusalem und auch hierselbst bei mir vorstellig wurde und unter wildem Geschrei an mich das Verlangen stellte, ihn nicht länger am Leben zu lassen.

 

25 Ich bin jedoch zu der Gewissheit gelangt, dass er nichts begangen hat, worauf eine Todesstrafe ruhen könnte. Und da er selbst Berufung an den Kaiser einlegte, so beschloss ich, ihn dorthin bringen zu lassen. 26 Nun weiß ich aber meinem kaiserlichen Herrn nichts Zuverlässiges über ihn zu berichten.

 

Darum habe ich ihn euch und vor allem dir, König Agrippa, hier vorführen lassen, damit ich nach erfolgtem Verhör eine Unterlage für meinen Bericht besitze. 27 Denn es erscheint mir widersinnig, einen Gefangenen an die höhere Instanz zu senden, ohne angeben zu können, was ihm zur Last gelegt wird."

 

Kapitel 26

 

1 Da wandte sich Agrippa an Paulus. "Es ist dir gestattet", - sagte er - "dich zu rechtfertigen. Paulus gab mit der Hand ein Zeichen, dass er beginnen wolle, und hielt folgende Verteidigungsrede:

 

2 "Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, mich gegenüber all den Anschuldigungen der Juden gerade vor dir heute verteidigen zu dürfen. 3 Denn du bist ein ausgezeichneter Kenner aller religiösen Gebräuche und Streitfragen der Juden. Darum bitte ich dich, mir in Geduld zuzuhören."

 

4 "Wie ich von meinen Kinderjahren an inmitten meiner Volksgenossen in Jerusalem aufgewachsen bin, das ist allen Juden, die mich von früher her kennen, genau bekannt. 5 Wenn sie wollten, müssten sie mir das Zeugnis ausstellen, dass ich der Sekte der Pharisäer angehörte, also der strengsten Richtung, die unsere jüdische Religion kennt.

 

6 Heute stehe ich nun vor Gericht, weil ich an der Hoffnung festhalte, dass alle Verheißungen sich erfüllen werden, die unsern Vätern von Gott gegeben wurden.

 

7 Es ist dieselbe Hoffnung, zu deren Erfüllung alle zwölf Stämme unseres Volkes gelangen wollen. Zu diesem Zweck liegen sie Tag und Nacht dem Gottesdienst ob. Wegen dieser Hoffnung, o König, werde ich von den Juden unter Anklage gestellt.

 

9 Einst war allerdings auch ich ein Feind des Namens Jesu, des Nazareners, und habe es für meine Pflicht gehalten, alles zu tun, um ihn zu bekämpfen. 10 Ich trat in Jerusalem gegen ihn auf. Ich ließ mir von den Oberpriestern eine Vollmacht geben und daraufhin viele von den Christen ins Gefängnis werfen. Bei allen, die hingerichtet wurden, hatte ich für die Todesstrafe gestimmt.

 

11 In allen jüdischen Synagogen ließ ich die Anhänger Christi so oft auspeitschen, bis sie seinen Namen lästerten. Selbst bis in die entlegenen Städte verfolgte ich sie in maßloser Wut."

 

12 "So zog ich denn eines Tages mit der Vollmacht und im Auftrag der Oberpriester auch nach Damaskus. 13 Unterwegs - es war um die Mittagszeit - sah ich, o König, plötzlich vom Himmel her ein Licht, glänzender als die Sonne, mich und meine Begleiter umstrahlen.

 

14 Wir stürzten alle zu Boden. Da hörte ich eine Stimme, die mir auf Hebräisch zurief: 'Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, gegen den Stachel auszuschlagen.' 15 Ich fragte: 'Wer bist du, Herr?'

 

16 Die Stimme antwortete: 'Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. Doch stehe auf und stelle dich auf deine Füße! Denn ich bin dir erschienen, um dich zu meinem Diener zu machen. Du sollst Zeugnis von dem ablegen, was du soeben erlebt hast, und was du noch erleben wirst, so oft ich dir fernerhin erscheinen werde.

 

17 Ich wähle dich hiermit aus dem Volke der Juden und Nichtjuden aus, um dich zu beiden zu senden. 18 Du sollst ihnen die Augen öffnen, damit sie sich von der Finsternis zum Licht und aus dem Machtbereich Satans zu Gott wenden. Sie sollen Vergebung der Sünden ihres Abfalls erlangen und ihr Erbteil in der Gemeinschaft derer empfangen, die durch den Glauben an mich geheiligt worden sind."

 

19 "Nicht wahr, o König Agrippa, - ich durfte doch dieser himmlischen Erscheinung nicht den Gehorsam verweigern? 20 So predigte ich denn zuerst den Bewohnern von Damaskus und Jerusalem, dann im ganzen jüdischen Lande, dann den Nichtjuden. Alle forderte ich auf, ihre Gesinnung zu ändern, sich zu Gott zu bekehren und Werke zu verrichten, die einer solchen Sinnesänderung würdig wären.

 

21 Aus diesem Grunde ergriffen mich die Juden im Tempel und suchten mich zu ermorden. 22 Aber mit Gottes Hilfe blieb ich bis auf den heutigen Tag am Leben und lege Zeugnis für die Wahrheit ab vor hoch und niedrig. Doch enthält meine Lehre nichts anderes, als was die Propheten und auch Mose selbst vorausverkündet haben;

 

23 nämlich: dass der Messias leiden musste und als erster aus dem Reich der Toten auferstehen und sowohl den Juden als auch den Nichtjuden den Weg zum Lichte verkünden sollte. Warum gilt es denn bei euch für so unglaublich, dass Gott Tote wieder zum Leben zurückführt?"

 

24 Bei diesen Worten rief ihm Festus mit lauter Stimme zu: "Paulus, du bist von Sinnen! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand!" 25 Paulus gab ihm jedoch zur Antwort: "Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern die Worte, die ich rede, sind Worte der Wahrheit und entspringen einem klaren Denken.

 

26 Das weiß auch der König recht gut; und an ihn vor allem wende ich mich mit meinen freimütigen Äußerungen. Und ich bin überzeugt, dass ihm nichts von all diesen Dingen unbekannt geblieben ist. Denn sie haben sich ja nicht in irgendeinem verborgenen Winkel abgespielt. 27 König Agrippa! Schenkst du den Propheten Glauben?

 

28 Ich weiß, dass du ihnen Glauben schenkst." Da antwortete Agrippa dem Paulus: "Es fehlt nicht viel, und du bringst es fertig, aus mir einen Christen zu machen." - 29 "Wollte Gott", - entgegnete Paulus - "dass über kurz oder lang nicht nur du, sondern alle, die mich heute hören, das werden, was ich selbst bin; nur die Fesseln, die ich trage, wünsche ich ihnen nicht."

 

30 Darauf erhoben sich der König und der Statthalter und Bernice mit den übrigen Anwesenden. 31 Beim Weggehen unterhielten sie sich untereinander und meinten: "Dieser Mann tut nichts, was Tod oder Gefängnis verdient." 32 Und Agrippa erklärte dem Festus gegenüber: "Dieser Mann hätte freigelassen werden können, wenn er nicht Berufung an den Kaiser eingelegt hätte."

 

Kapitel 27

 

1 So beschloss denn der Statthalter, den Paulus zum Kaiser zu senden, und der Tag unserer Abfahrt nach Italien wurde festgesetzt. Man übergab den Paulus und einige andere Gefangene einem Hauptmann der kaiserlichen Truppe namens Julius.

 

2 Wir bestiegen ein Schiff aus Andramythium, das die Küstenplätze von Kleinasien anlaufen sollte und fuhren ab. In unserer Begleitung befand sich noch Aristarchus, ein Mazedonier aus Thessalonich. Am folgenden Tag legten wir in Sidon an.

 

3 Weil Julius den Paulus sehr zuvorkommend behandelte, erlaubte er ihm, seine Freunde in Sidon zu besuchen. Diese durften ihn mit allem versorgen, was für die Reise notwendig war. 4 Bei unserer Weiterfahrt mussten wir wegen des Gegenwindes an der Ostseite von Cypern entlang fahren.

 

5 Dann segelten wir an der Küste von Zilizien und Pamphylien vorbei und gelangten in fünfzehntägiger Fahrt nach Myra in Lyzien. 6 Hier fand der Hauptmann ein alexandrinisches Schiff vor, das auf der Fahrt nach Italien war, und brachte uns auf dieses Schiff.

 

7 Nach einer ziemlich langen und mühseligen Fahrt kamen wir in die Nähe von Knidos. Doch widriger Wind verhinderte uns, dort anzulegen. So fuhren wir an der Küste von Kreta hin auf Kap Salmone zu. 8 In schwerer Fahrt fuhren wir an diesem Ort vorbei und gelangten an einen Platz, der Schönhafen hieß, nicht weit von der Stadt mit Namen Lasea.

 

9 Inzwischen war die Jahreszeit schon weit vorgeschritten; der große Festtag war bereits vorüber, und die Tage näherten sich, wo die Seefahrt sehr gefährlich zu werden pflegt. Da wandte sich Paulus an die Schiffsmannschaft mit den warnenden Worten:

 

10 "Ihr Männer! Ich sehe voraus, dass unsere Weiterfahrt mit Gefahr und großem Schaden nicht nur für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben verbunden sein wird."

 

11 Doch der Hauptmann schenkte dem Steuermann und dem Schiffskapitän mehr Glauben als den Worten des Paulus. 12 Und da der Hafen zum Überwintern als ungeeignet erschien, fasste die Mehrzahl den Beschluss, die Weiterfahrt anzutreten, und wo möglich nach dem kretischen Hafen Phönix zu gelangen und dort zu überwintern. Denn dieser Hafen liegt gegen Südwestwind und Nordostwind geschützt.

 

13 Gerade setzte ein Südwind ein, und so glaubte man, den gefassten Beschluss ohne Gefahr verwirklichen zu können. Man lichtete die Anker und fuhr dicht an der Küste von Kreta hin. 14 Doch es dauerte nicht lange, da brach von der Insel her ein Sturmwind los - der sogenannte Euroaquilo, das heißt Ost-Nordostwind.

 

15 Das Schiff wurde vom Sturm mitgerissen und war dagegen vollständig machtlos. So mussten wir uns denn auf gut Glück treiben lassen. 16 Wir trieben unter einem Inselchen namens Klauda hin, und nur mit großer Mühe gelang es uns, das Rettungsboot zu sichern.

 

17 Man zog es an Bord empor und suchte es dadurch zu schützen, dass man es mit Tauen festband. Weil man auf die Sandbänke der Syrte zu geraten fürchtete, holte man die Segel herunter, und so ließen wir uns weiter treiben. 18 Wir hatten unter dem Sturm fürchterlich zu leiden. 19 Am folgenden Tage warf man einen Teil der Ladung über Bord und ließ am dritten Tag das Schiffsgerät notgedrungen nachfolgen.

 

20 Mehrere Tage hindurch waren weder Sonne, noch Sterne sichtbar. Der Sturm tobte ungeschwächt weiter. Da schwand uns schließlich alle Hoffnung auf Rettung. Niemand wollte mehr Nahrung zu sich nehmen. 21 Da trat Paulus unter die Leute und sagte: "Ihr Männer, ihr hättet auf mich hören und nicht von Kreta abfahren sollen; dann wäre uns dieses Ungemach und dieser Schaden erspart geblieben.

 

22 Doch wie immer die Dinge jetzt auch liegen mögen, ich fordere euch auf, guten Mutes zu sein. Denn keiner von euch wird das Leben verlieren; 23 nur das Schiff ist verloren. In dieser Nacht stand nämlich ein Bote des Gottes vor mir, dem ich angehöre und dem ich auch diene, und sagte:

 

24 'Fürchte dich nicht, Paulus! Du sollst vor den Kaiser treten; und siehe, Gott hat dir das Leben aller deiner Reisegefährten geschenkt.' 25 Darum schöpfet neuen Mut, ihr Männer! Denn ich vertraue fest auf Gott, dass alles so kommen wird, wie es mir gesagt wurde. 26 Wir müssen jedoch an einer Insel stranden."

 

27 Es war schon die vierzehnte Nacht, seitdem wir im adriatischen Meer umhertrieben. Da bemerkten die Schiffsleute um Mitternacht die Nähe von Land. 28 Als sie nämlich das Senkblei auswarfen, stellten sie eine Tiefe von siebenunddreißig Meter fest. Als sie kurz darauf wieder loteten, waren es nur mehr siebzehn dreiviertel Meter.

 

29 Weil man fürchtete, auf Klippen zu geraten, warf man vom Hinterteil des Schiffes vier Anker aus und erwartete mit Sehnsucht den Anbruch des Tages. 30 Die Schiffsmannschaft suchte nun nach einer Gelegenheit, das Schiff zu verlassen. Unter dem Vorwand, auch an der Vorderseite des Schiffes Anker zu werfen, machten sie sich daran, das Rettungsboot ins Wasser zu lassen.

 

31 Da sagte Paulus zu dem Hauptmann und seinen Soldaten: "Wenn diese Leute nicht auf dem Schiff bleiben, könnt ihr unmöglich gerettet werden." 32 Sofort hieben die Soldaten die Taue des Rettungsbootes durch und ließen es ins Meer fallen.

 

33 Als der Tag graute, redete Paulus allen zu, Speise zu sich zu nehmen. "Heute sind es bereits vierzehn Tage", - sagte er - "dass ihr in Hangen und Bangen ohne hinreichende Nahrung durchhaltet und nichts Rechtes zu euch nahmt. 34 Darum gebe ich euch den guten Rat: Nehmt Nahrung zu euch! Denn auch dies ist zu eurer Rettung notwendig. Keinem von euch wird ein Haar vom Haupte verloren gehen."

 

35 Nach diesen Worten nahm er Brot, sprach im Beisein aller ein Gebet, brach das Brot, gab uns davon und begann dann selbst zu essen. 36 Da fassten alle neuen Mut und nahmen ebenfalls Speise zu sich. 37 Es waren unser im ganzen zweihundertsechsundsiebzig Personen auf dem Schiff. 38 Als sie sich durch Aufnahme von Nahrung gestärkt hatten, erleichterten sie das Schiff, indem sie die Getreideladung über Bord warfen.

 

39 Endlich wurde es Tag; doch man konnte das Land noch nicht erkennen. Nur eine Bucht mit flachem Strande wurde sichtbar. Auf diesen Strand wollten sie, wenn möglich, das Schiff auflaufen lassen. 40 So kappten sie denn die Ankertaue und ließen sie in die See fallen. Gleichzeitig machten sie die Riemen von den beiden Steuerrudern los, stellten das Vorsegel gegen den Wind und hielten auf den Strand zu.

 

41 Dabei gerieten sie an eine Sandbank, auf die das Schiff auflief. Das Vorderteil des Schiffes bohrte sich tief in den Sand ein und saß darin unbeweglich fest. Das Hinterteil aber wurde durch die Gewalt der Wogen nach und nach auseinandergerissen.

 

42 Aus Furcht, die Gefangenen möchten durch Schwimmen zu entkommen suchen, wollten die Soldaten sie töten. 43 Weil jedoch der Hauptmann den Paulus am Leben erhalten wollte, hinderte er seine Mannschaft an der Ausführung ihres Vorhabens. Die, welche schwimmen konnten, ließ er zuerst ins Meer springen und sich ans Land retten.

 

44 Die übrigen mussten teils auf Brettern, teils auf den verschiedenartigsten Schiffstrümmern das Ufer zu erreichen suchen. So gelang es allen, wohlbehalten an Land zu kommen.

 

Kapitel 28

 

1 Jetzt, als wir uns in Sicherheit befanden, erfuhren wir erst, dass es die Insel Malta war. 2 Die Eingeborenen erwiesen uns eine außergewöhnliche Freundlichkeit. Da wir vor Nässe trieften und vor Kalte zitterten, zündeten sie einen Holzstoß an und suchten für jeden einen Platz zum Wärmen aus.

 

3 Als nun Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte und ihn auf den Holzstoß legen wollte, fuhr infolge der Hitze eine Natter heraus und biss sich in seine Hand fest. 4 Als die Eingeborenen das Tier an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zueinander: "Dieser Mensch muss wohl ein Mörder sein, den die Göttin der Rache nach seiner Rettung aus dem Meeressturm nicht am Leben lassen will."

 

5 Paulus schleuderte jedoch das Tier von sich ins Feuer. Er hatte keinerlei Schaden gelitten. 6 Jene freilich hatten erwartet, dass seine Hand anschwellen, und er plötzlich tot hinfallen würde. Als sie aber lange Zeit in gespannter Erwartung dagestanden hatten, ohne zu sehen, dass ihm etwas Außergewöhnliches widerfuhr, schlug ihre Meinung um, und sie hielten ihn für einen Gott.

 

7 Nicht weit von diesem Platz hatte der vornehmste Mann der Insel, dessen Name Publius war ein Landgut. Dieser nahm uns bei sich auf und bewirtete uns drei Tage lang in der liebenswürdigsten Weise. 8 Sein Vater lag gerade an Fieberanfällen und an der Ruhr krank danieder. Paulus trat an sein Krankenbett, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund.

 

9 Als dies bekannt wurde, kamen auch die andern Kranken der Insel zu ihm und fanden Heilung. 10 Diese erwiesen uns während unseres Aufenthaltes hohe Ehren und versahen uns bei unserer Abfahrt mit allem, was wir nötig hatten.

 

11 Nach drei Monaten fuhren wir auf einem alexandrinischen Schiff weiter. Es hatte an der Insel überwintert und führte den Namen 'Dioskuren'. 12 Wir landeten in Syrakus und blieben dort drei Tage. Dann segelten wir in einem weiten Bogen nach Regium. 13 Da am folgenden Tage Südwind herrschte, brauchten wir bloß zwei Tage bis nach Puteoli.

 

14 Dort trafen wir Brüder, die uns baten, sieben Tage bei ihnen zu bleiben. 15 Von da gelangten wir nach Rom. Die dortigen Brüder hatten von unserer Ankunft gehört und kamen uns bis Forum Apii und Tres Tabernae entgegen. Als Paulus sie sah, dankte er Gott und fasste neuen Mut.

 

16 Nach unserer Ankunft in Rom übergab der Hauptmann seine Gefangenen dem Befehlshaber der kaiserlichen Leibwache. Paulus erhielt jedoch die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn zu bewachen hatte, eine eigene Mietswohnung zu beziehen.

 

17 Nach drei Tagen lud Paulus die Vorsteher der jüdischen Gemein den zu sich. Als sie sich bei ihm eingefunden hatten, hielt er folgende Ansprache an sie: "Werte Brüder! Obgleich ich mich in keinem Punkte gegen unser Volk und die Gebräuche unserer Väter vergangen habe, wurde ich doch als Gefangener von Jerusalem weggeschleppt und in die Hände der Römer überliefert.

 

18 Diese wollten mich nach erfolgter Untersuchung freilassen. Denn es lag nichts gegen mich vor, was den Tod verdiente. 19 Aber die Juden erhoben dagegen Widerspruch und schrieen: 'Hinweg mit diesem Feinde unseres Volkes!' Infolgedessen sah ich mich gezwungen, Berufung an den Kaiser einzulegen; ich tat dies nicht etwa, um in der Berufungsinstanz eine Anklage gegen mein Volk zu erheben, sondern lediglich um mein Leben vor der Todesstrafe zu retten.

 

20 Nur aus dem Grunde habe ich euch also sehen wollen und euch zu mir gebeten, weil ich euch dies mitteilen wollte. Denn nur wegen dessen, was die Hoffnung Israels bildet, habe ich diese Ketten zu tragen." 21 Jene gaben ihm zur Antwort: "Wir haben weder schriftliche Mitteilungen über deine Sache aus Judäa erhalten, noch ist irgendeiner der Glaubensbrüder bei uns gewesen, der etwas Nachteiliges gegen dich vorgebracht oder auch nur gerüchtweise mitgeteilt hätte.

 

22 Wir halten es jedoch für angebracht, über deine religiöse Anschauung Näheres von dir zu erfahren. Denn was diese Sekte der Christen betrifft, so ist uns allerdings das eine bekannt, dass sie überall auf Widerspruch stößt."

 

23 Man setzte nun einen Tag dafür fest. An diesem erschienen sie in noch größerer Anzahl bei ihm in seiner Mietswohnung. Da legte er ihnen von morgens früh bis abends spät die Lehre vom Reiche Gottes in ihren Einzelheiten aus, indem er ihnen seine persönlichen Erlebnisse dabei mitteilte. Aus dem Gesetze des Mose und den Schriften der Propheten suchte er sie zu überzeugen, dass Jesus der Messias sei.

 

24 Die einen von ihnen ließen sich durch seine Darlegungen überzeugen, die andern lehnten seine Ausführungen ab. 25 So ging denn die Versammlung unter großem Zwiespalt auseinander. Zum Schluss hatte ihnen Paulus noch das eine zugerufen: "Treffend hat ein heiliger Geist durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern die Worte gesprochen:

 

26 'Gehe hin zu diesem Volke und sprich: Ihr sollt immerfort hören und doch nichts verstehen; ihr sollt immerfort sehen und doch nichts erkennen; denn das Herz dieses Volkes ist verhärtet. 27 Ihre Ohren sind schwerhörig, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören und in ihrem Herzen nicht zur Erkenntnis gelangen, so dass sie sich bekehrten und ich sie heilte.'

 

28 Sosei euch denn kundgetan, dass den Nichtjuden das Heil Gottes gesandt wurde. 29 Sie werden auch darauf hören." Nach diesen Worten des Paulus entfernten sich die Juden und gerieten miteinander in heftigen Streit.

 

30 Paulus blieb volle zwei Jahre in seiner Mietswohnung. Dort empfing er alle, die ihn besuchen wollten, Juden und Nichtjuden. 31 Er verkündete ihnen die Lehre vom Reiche Gottes und die Wahrheit über Jesus mit allem Freimut, und ohne dass man ihn irgendwie zu behelligen suchte.

 

rodiehr  Aug. 2012
 


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