ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOBIOPHYSIK UND INTERDIMENSIONALE KOMMUNIKATIONS-SYSTEME
Auszug aus Heft: Vol. II, No. 3, 1994
Remote Viewing
Dr. Vladimir Delavre
Es ist schwierig, diesen Anfang der siebziger Jahre in den USA für eine besondere Art von Außersinnlicher Wahrnehmung (ASW) geprägten Begriff korrekt ins Deutsche zu übertragen: Die wörtliche Übersetzung durch das Wort 'Fernwahrnehmung' kommt der eigentlichen Bedeutung des Ausdrucks sicher am nächsten. Warum es dabei geht, ist etwas, was man als eine Mischung von Hellsehen und Telepathie bezeichnen könnte, jedenfalls soweit es die ursprüngliche Versuchsanordnung betrifft.
Bei
diesen Versuchen, die erstmals von den amerikanischen Physikern Russel Targ und
Harold Puthoff am Stanford Research Institute (SRI) durchgeführt wurden,
ging es um die außersinnliche Wahrnehmung und Beschreibung entfernter Orte, an
denen sich ein als' Agent' wirkender Versuchsleiter aufhielt, während eine im
Labor sitzende Versuchsperson als 'Perzipient' versuchen mußte, eine verbale und
zeichnerische Deutung des ihr unbekannten 'Zielortes' zu geben.
Im einzelnen liefen die Experimente so
ab, daß der Versuchsleiter ein nach dem Zufallsprinzip ausgesuchtes Ziel in der
Stadt oder in der Umgebung ansteuerte und dort etwa 15 Minuten betrachtend
verweilte.
Die Versuchsperson im Labor hatte währenddessen die Aufgabe, sich
geistig auf den unbekannten Zielort einzustellen und eine Skizze der mental
empfangenen Bildeindrücke anzufertigen. Parallel dazu wurde die verbal geäußerte
Schilderung des Ortes auf Tonband dokumentiert.
Es zeigte sich, daß die Mehrzahl der Versuchspersonen,
darunter auch völlig ungeübte, wie etwa der Hausmeister des
Forschungsinstitutes, das ausgesuchte Zielobjekt gut erkennbar skizziert hatten.
Um eine möglichst positive Voreingenommenheit
der beiden Versuchsleiter
auszuschließen, wurde die eventuelle Übereinstimmung zwischen der
Fernwahrnehmungsskizze und einem vom Versuchsleiter vor Ort angefertigten Foto
des Zielortes von unabhängigen Gutachtern verglichen und bewertet.
In den folgenden Jahren wurden diese
Experimente von verschiedenen Forschungsgruppen, so zum Beispiel von Robert Jahn
und Brenda Dunne an der renommierten Princeton Universität wiederholt, wobei die
Wertigkeit der ersten Versuchsserie am Stanford Research Institute bestätigt
werden konnte.
Die tatsächliche Entfernung zwischen Versuchsperson und Zielort
hatte keine Bedeutung für den Versuchserfolg. In späteren Jahren wurden unter
anderem erfolgreiche Versuche zwischen Rom und Detroit und zwischen Moskau und
San Francisco durchgeführt.
Interessanterweise scheint auch die Zeit bei diesen Experimenten keine
wesentliche Rolle zu spielen. Bei einigen Versuchsserien wurde der jeweils daran
beteiligte Perzipient darum gebeten, den Zielort zu beschreiben, bevor dieser
über ein Zufallssystem ausgewählt worden war.
Auch in dieser ungewöhnlichen
Versuchssituation gab es erfolgreiche Zuordnungen zwischen dem später
aufgesuchten Zielort und der vorher auf Band aufgezeichneten Beschreibung. Für
den am Ort befindlichen Versuchsleiter als' Agenten' war es ein seltsames
Gefühl, an einem zuvor unbekannten Ort anzulangen und dabei eine korrekte
Beschreibung vom Band abzuhören, die von jemandem stammte, der sich noch nie
dort aufgehalten hatte.
Diese
Experimente, wie auch solche über die nachträgliche Beeinflussung von in der
Vergangenheit aufgezeichneten Zufallsereignissen, sind Beweis dafür, daß es
Kommunikationskanäle gibt, die nicht den gewohnten Raumzeitgesetzen unterworfen
sind.
Möglicherweise handelt es sich bei der Nicht-Umkehrbarkeit des Zeitverlaufs überhaupt nicht um ein Naturgesetz, wie der bekannte französische Physiker Olivier de Beauregard vermerkt, sondern nur um das Ergebnis der gewöhnlichen Beobachtung bestimmter Ereignisse.
So gibt es
in der theoretischen Physik durchaus zeitlich umkehrbare Prozesse, worauf zum
Beispiel die Gleichungen für die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen und für
die gravitativen Wirkungen hinweisen. Um Einsteins Aussage aus dem Jahr 1955 zu
zitieren: "Für uns gläubige Physiker ist die Unterscheidung in Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft eine Illusion, und zwar eine sehr hartnäckige".
Bei allen Fernwahrnehmungsexperimenten
konnte man feststellen, daß, ähnlich wie bei den klassischen Hellsehversuchen,
alle Bildeindrücke relativ unverzerrt wiedergegeben wurden. Sobald der
Sensitive, also die Versuchsperson, die gewonnenen Eindrücke aber verbal zu
vermitteln versuchte, gab es deutlich mehr Fehlangaben.
Nach Meinung von Russel Targ und Keith Harari, den Autoren des Buches 'The Mind Race' (deutsch: 'Jeder
hat ein 3. Auge'), liegt die höhere Fehlerquote in dem, was sie
mißverständlicherweise mit dem Ausdruck 'geistiges Rauschen' belegen. Darunter
verstehen sie alle schon vorgeprägten Informationen, also Erinnerungen und
Vorstellungen, die sich störend an die Stelle der eigentlichen paranormalen
Wahrnehmungen schieben.
Die
Wirkung dieser Störfaktoren verstärkt sich immer dann, wenn die Art des
wahrzunehmenden Gegenstandes bekannt ist und ein einzelnes Objekt aus einer
begrenzten Auswahl erkannt werden soll, so wie es zum Beispiel bei den
inzwischen berühmt gewordenen Kartenversuchen Joseph Rhines der Fall war.
Auch im Stanford Research Institute wurde dieser Störeffekt durch ein Experiment bestätigt, bei dem den Versuchspersonen sechs Fotos verschiedener Zielorte gezeigt wurden. Die Aufgabe bestand darin, denjenigen Ort sensitiv zu erfassen, an dem sich der Versuchsleiter zu diesem Augenblick aufhielt.
Die Ergebnisse des
so gestalteten Fernwahrnehmungsexperiments waren deutlich schlechter als in der
ursprünglichen 'offenen' Versuchsanordnung, die der Psyche der Versuchsperson
wesentlich mehr Raum für freie, d.h. vorgeformte Deutungsmöglichkeiten ließ.
Da man berechtigterweise vermuten kann,
daß im Prinzip jede vorhandene Information ihre Spuren in einem alles
umfassenden Informationsfeld hinterläßt, aus dem diese unter geeigneten
Umständen wieder abgerufen werden können, kommt es beim 'Empfang' vor allem
darauf an, zwischen der tatsächlichen paranormalen Nachricht und selbst
erzeugten Bildern und Bedeutungen unterscheiden zu können.
Je leerer der eigene
geistige Raum wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß spontan
auftauchende Eindrücke paranormaler Art registriert werden können. Wichtige
Merkmale solcher Wahrnehmungen sind ihre Flüchtigkeit und eindeutige
Fremdartigkeit, das heißt der Betreffende empfindet das Bild als eine neue und
überraschende Information, die nicht aus seiner gewohnten Vorstellungswelt
stammt.
Der Verfasser dieses
Beitrages hat selbst ähnliche Experimente durchgeführt und hatte dabei den
Eindruck, daß die echten paranormalen Wahrnehmungen deutlich anders geistig'
gesehen' wurden als die aus der eigenen Phantasie auftauchenden Eindrücke.
Im
Gegensatz zu den letzteren schienen die sensitiv empfangenen Bilder von selbst
zu leuchten und bestanden nur aus einzelnen Details in einem nicht genauer
strukturierten Umfeld. Zur Veranschaulichung könnte man sich ein matt
leuchtendes Neonzeichen in einem dichten Nebelfeld vorstellen.
Für eigene Experimente eignen sich auch
einfache Einstiegsversuche, bei denen z.B. eine gegenübersitzende Person ein
klar strukturiertes Objekt beliebiger Art auf einem Blatt skizziert und sich
darauf konzentriert, während man selbst versucht, mit seinem 'geistigen Auge'
hinter sie zu treten, um auf das Papier blicken zu können.
Eine wichtige Regel für den Versuchserfolg besteht darin, daß man nur das schildert oder selbst skizziert, was man 'para-optisch' wahrnimmt, ohne die so wahrgenommene Form gleich zu benennen. Alles Definierende und Analytische muß vermieden werden, da es von dem eigentlichen Wahrnehmungsmodus ablenkt und in die Irre führen kann. So kann man vielleicht zutreffenderweise zwei nebeneinanderliegende Kreise mit einer Verbindung wahrnehmen, und dann daraus den fälschlichen Begriff 'Brille' analysieren, während die verborgene Skizze des Partners in Wirklichkeit ein Fahrrad darstellt.
Eine weitere, leicht zu verwirklichende Experimentiermöglichkeit besteht darin, in einem Buch mit Abbildungen (etwa einem Bildlexikon), das geschlossen vor einem liegt, geistig eine bestimmte Seitennummer 'anzupeilen' und zu versuchen, die dort verborgene Abbildung zu zeichnen oder zu beschreiben.
Es ist wichtig, sich da- bei soweit wie möglich
von allen erwarteten und vorgeprägten Bildern zu lösen und abzuwarten, bis sich
das gesuchte Objekt allmählich aus Details aufbaut und ein überraschendes und
nur schwer zu definierendes Gefühl von 'das ist es' vermittelt.
Um den Lesern dieser Zeitschrift die
Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen mit 'Remote Viewing' (RV) machen zu
können, hat die Redaktion ein entsprechendes Experiment vorbereitet, das an
anderer Stelle dieses Heftes nachzulesen ist. Da man nach allen bisherigen
Erfahrungen mit Psi-Phänomenen davon ausgehen kann, daß die Fähigkeit zur
außersinnlichen Wahrnehmung allen Menschen mehr oder weniger eigen ist, sollte
sich jeder an diesem Versuch beteiligen können.
Literatur
- Jahn,
Robert; Dunne, Brenda: Margins of Reality - The Role of Consciousness in the
Physical World. Harcourt Brace Janovich:.London 1988
- Rauscher, Elisabeth; Hock, Jack:
Remote Viewing - The Second Decade. In: PSI-Research, vol. 4, Nr. 3/4 (1985)
- Targ, Russel; Keith, Harary: Jeder hat ein 3. Auge.
Diana: Zürich 1985
- Targ,
Russel; Puthoff, Harold: Mind-Reach - Positive Proof that E.S.P. Exists. Canada
Publishing: London 1978
Mai 2009
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