ZEITSCHRIFT FÜR PSYCHOBIOPHYSIK UND INTERDIMENSIONALE KOMMUNIKATIONS-SYSTEME
Auszug aus Heft: Vol. II, No. 1, 1992

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Meiner Gattin wirkliche Erscheinung nach dem Tode
Zeitgemäße Einsichten aus dem Jahre 1805
Dr. Ernst Senkowski

Als Geburtsjahr des Spiritismus wird vielfach 1848 angegeben, als in der amerikanischen Ortschaft Hydesville im Staat New York im Haus der Familie Fox Spukerscheinungen auftraten, nach deren Aufsehen erregendem Bekanntwerden sich eine erste 'okkulte Welle' entwickelte.

Erheblich ältere Wurzeln lassen sich in den Lehren des deutschen Arztes Franz Anton Mesmer (1734-1815) auffinden, dessen Vorstellungen vom 'animalischen Magnetismus' die spätere Entwicklung der Parapsychologie mitgeprägt haben. Über all dem sollte nicht vergessen werden, daß es zu Beginn des 19. Jahrhunderts mehrere, auch kritische Erfahrungsberichte gab, von denen heute nur noch ein Teil zitiert wird.

Es mag ein Zufall sein, daß ein Originalwerk aus der damaligen Zeit den Weg zu Dr. Vladimir Delavre gefunden hat, dessen Inhalt den Vergleich mit modernen Bemühungen um die Realität der Erscheinungen Verstorbener nicht zu scheuen braucht. Die Redaktion hält es daher für angebracht, den Lesern von 'TransKommunikation' diese Möglichkeit der 'Vergangenheitsbewältigung' nicht vorzuenthalten. 

Wir schreiben das Jahr 1805. Die französische Revolution hat nicht nur die Göttin 'Vernunft' auf den Thron gehoben sondern auch in ihrem Namen eine Unzahl von Feudalisten und Royalisten guillitoniert und zuletzt einige ihrer eigenen Kinder gefressen.

Im Vorjahr hat ein Korse, genannt Napoleon sehr zum Ärger des Papstes, sich und seiner Gemahlin Josephine in Paris die Kaiserkrone aufs Haupt gesetzt, und in seiner Heimatstadt Königsberg ist der große Philosoph Immanuel Kant gestorben. Die 'Träume eines Geistersehers', ausgelöst durch seine Kontroverse mit dem schwedischen Seher Swedenborg, werden weiterleben.

Es ist 'Goethezeit': in drei Jahren wird das Publikum den 'Faust' des Dichterfürsten begeistert aufnehmen; nach dem 'Vorspiel im Himmel' wird die Seele des Geisterbeschwörers in jedem Falle gerettet. Ebenfalls 1808 veröffentlicht der Geheime Hofrat Dr. Johannes Heinrich Jung, genannt Stilling, seine 'Theorie der Geister-Kunde zur natur-, vernunft- und bibelmäßigen Beantwortung der Frage: Was von Ahnungen, Gesichten und Geistererscheinungen geglaubt und nicht geglaubt werden müsse'. 

Inmitten der endlosen Kriegswirren erscheint in Leipzig Dr. Johannes Karl Wötzels 'Nähere Erklärung und Aufschlüsse über seine Schrift 'Meiner Gattin wirkliche Erscheinung' nach ihrem Tode', die uns im Original vorliegt. Sie wurde nach Auforderung des Kammerherrn von Kamptz ('diese Erscheinungsgeschichte ist von äußerster Wichtigkeit'), abgefaßt zur Verteidigung und Rechtfertigung gegen unqualifizierte Angriffe, in denen dem Verfasser 'Erfindung aus Gewinnsucht' oder 'Träumerei des selbstgetäuschten Aberglaubens' unterstellt wird. 

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Der gelehrte Naturforscher und Anthropologe Wötzel hat bereits über 'Seelenlehre' und 'Psychologie' gearbeitet und drückt im Vorwort sein Bedauern über die Uneinsichtigkeit der Kritiker aus. Bei der Abfassung der primären Schrift glaubte er sich zu der wohlwollenden Voraussetzung berechtigt, 'daß auch jeder andere Gelehrte ... die mit der Muttermilch eingesogenen und im wesentlichen unverändert beibehaltenen Schulbegriffe (z.B. von der Natur des Menschen überhaupt und von seiner Seele insbesondere, von dem jetzigen und zukünftigen Leben, von dem Zusammenhange der gegenwärtigen und zukünftigen Welt, von dem Zustande der Seele nach dem physischen Tode) entweder schon längst fahren gelassen haben würde oder dieselben doch leicht berichtigen könne und werde'. 

Er selbst empfand die zur damaligen Zeit vorherrschenden Anschauungen als unzureichend. 'Der echte Kenner und Forscher der menschlichen Natur ... muß leicht einsehen, daß es dem Verfasser gerade so ergangen sein müsse, wie mehreren Gelehrten, welche mit ihm ähnlicher Denkart, z.B. schon auf den Schulen, noch mehr aber auf Universitäten, sich nach mehrerer Gewißheit und Stärkung ihres Unglaubens aller dieser Dinge sehnten, auch in philosophischen Vorlesungen anfänglich mehr Licht und Gewißheit hierüber zu erhalten hofften, aber gar bald fanden, daß man in den physischen und metaphysischen Kollegien eine Menge solcher Punkte leise berührte und in der Hauptsache, ihrem wahren Grunde und Wesen nach, ganz unbeantwortet, folglich, durch alle Demonstrationen und Subtilitäten den Kopf hierüber leer ließ, keine Befriedigung verschaffte und die ganze Sache für Produkte der Unwissenheit, Leichtgläubigkeit, fremder und eigener Selbsttäuschung durch Phantasie, oder der Furchtsamkeit, der Vorurteile und des Aberglaubens erklärte, folglich durch bloße Autorität diese sogenannten Mißgeburten der Phantasie, des Aberglaubens und der Unwissenheit mit einem Streiche zu Boden zu strecken meinte.' 

Nach all dem hielt Wötzel es für unerläßlich, 'aufmerksamer zu werden auf eigene Erfahrungen' und unter geeigneten Bedingungen 'eine Veranstaltung einzuleiten', um sich Klarheit zu verschaffen: 'Ich wollte aus Unglauben daran versuchen, ob es wider alle meine Erwartungen und damaligen Begriffe hiervon möglich sei, daß so etwas erfolgen könne, und ob etwas sich jemals ereignen würde oder nicht, um dann über diesen Punkt auf immer zur völligen Gewißheit zu gelangen.'

Die Möglichkeit dazu bot sich vor dem Tode seiner kranken Ehefrau. Er selbst war 'von Kindheit an ein hartnäckiger Zweifler und Ungläubiger, ein Leugner aller Gespenster, Wiedererscheinungen der Verstorbenen, der Traumdeuterei und der Ahnungen gewesen, (und habe auch seine verewigte Gattin mit seinem Unglauben vertraut und sie ähnlicher Denkart geneigt gemacht.'

Obwohl er diese zunächst um eine Wiedererscheinung nach ihrem Tode gebeten hatte, 'habe er aber doch dabei an dem wirklichen Gelingen eines solchen Unternehmens, ja an der Möglichkeit, ... um so mehr gezweifelt, da ihn seine Gattin um die Entlassung ihres ihm einst gegebenen Versprechens gebeten hatte und nun versicherte, sie würde nie wieder nach ihrem Tode auf dieser Erde zu ihm zurückkehren, selbst dann nicht, wenn ihr dies auch möglich sein sollte, ... "denn Du würdest doch solange der ungläubige Thomas bleiben, bis ich Dir handgreifliche Beweise meiner Gegenwart geben könnte, welches mir schwer werden dürfte.

Und gesetzt auch, dies geschehe wirklich, so würden Dir doch andere Menschen, wenn Du es ihnen auch noch so heilig versichertest, schwerlich Glauben beimessen!" Der Verfasser nahm danach seine Bitte zurück und entließ seiner Gattin das ihm getane Versprechen gern.' 

Da Wötzels ursprüngliche Schrift der Redaktion nicht vorliegt, können die nach dem Tod der Ehefrau von ihrem Mann erlebten Vorfälle aus den unvollständigen Angaben in der Verteodigungsschrift nur teilweise rekonstruiert werden, [1]. Nach einigen Spukerscheinungen: 'eiskalter Sturmwind auf dem Rücken und gewaltsame Entreißung des Deckbettes' erschien die verstorbene Person in Lebensgröße in ihren Sterbekleidern, einmal in der Nacht, mehr durchsichtig-durchscheinend, das dunkle Schlafgemach erleuchtend, und dann am hellichten Mittag, wo sie die Zimmertür deckte, einige Schritte vor ihm stehend und gewisse Worte mit ihm redend, ohne die Lippen zu bewegen.

Er fuhr auf sie zu, um sie zu ergreifen, erhielt einen 'elektrischen Schlag', und die Erscheinung wurde plötzlich unsichtbar. 'Der Hund (aber) bellte nicht, er sprang freudig zu ihr hin, wedelte und sprang um sie gerade so winselnd herum, wie er es sonst im Leben bei gesunden Tagen der Verewigten getan hatte, wenn sie, ohne ihn mitgenommen zu haben, nach Hause zurückkam. Nach dem Verschwinden der Gestalt trauerte er ... wie nach dem Hinscheiden der Verewigten, mehrere Tage'. 

[1]  Wötzels erste Schrift dürfte kaum mehr greifbar sein. Titzmann erwähnt sie im Nachdruck von Jung-Stillings 'Theorie der Geisterkunde': 'Zumindest der Fall des Dr. Karl Wötzel scheint allgemeines Interesse gefunden zu haben, ... da auch J. F. Teller eben diese Geschichte zum Ausgangspunkt nimmt ... Teller beschwert sich über die Diskussion im Falle von W.: "Ich wundere mich gar sehr, daß man bei dieser Gelegenheit soviel von Psychologie und Anthropologie geredet, und der Pneumatologie in keinem Worte gedacht hat!!?" 

In seiner Eigenschaft als Philosoph, Psychologe und Anthropologe hofft Wötzel 'auf den rastlosen Forschergeist insbesondere unserer gelehrten Physiker, unter denen es noch sehr viele unbefangene, vorurteilsfreie, unparteiische Männer geben werde, welche vor dem Wahne unserer gewöhnlichen Philosophen weit entfernt sind, irgendeine Untersuchung zu scheuen', und nicht vorschnell behaupten: 'ein solches Phänomen, welches mit ... bisherigen Begriffen und Meinungen streite, müsse auch an sich ganz unmöglich, verwerflich und lächerlich sein', wie denn 'die Erlebnisse des Verfassers nicht allein dastehen sondern auch anderen vertrauenswürdigen Menschen und Gelehrten geschehen sind'.

Allerdings sind 'zur gründlichen Beurteilung des wichtigen Gegenstandes weit tiefere anthropologische und physikalische Kenntnisse erforderlich als unsere gewöhnlichen unphysikalischen und unphysiologischen Psychologen und Philosophasters überhaupt besitzen'. 

Die Kritik des Verfassers richtet sich auch gegen Kants Behauptung, 'die Einsicht sei in diesem Fall unmöglich und uns unnütz'. Auf dem physikalisch-anthropologischen Wege hätte der Königsberger deutlich eingesehen haben können, 'daß wir von den Verstorbenen nicht nur Begriffe, sondern auch Anschauungen unter gewíssen Bedingungen und vorzüglich in ähnlicher Absicht haben können, [2].

Die Gelehrten und das Volk erweisen sich als weniger aufgeklärt. Der Mittelweg zwischen Aberglaube und völliger Ablehnung wird nicht eingehalten, denn: 'Wahre Aufklärung setzt als Grundsatz voraus, daß man gleich weit entfernt von Unglauben, Aberglauben, Lieblingsmeinungen, Vorurteilen und allen Arten von Parteilichkeit, keine Untersuchung für völlig und auf immer abgeschlossen, beendigt, keine Grundsätze und Begriffe als unabänderlich, und als ganz unverbesserlich ansehen sondern nur solange beibehalten müsse und dürfe, als keine überwiegenden Gründe zu ihrer Abänderung und Berichtigung vorhanden sind, doch immer mit dem ernsten Streben und festen Vorsatze, stets an ihrer Verbesserung, Berichtigung, Aufklärung und möglichst größten Vervollkommnung unablässig zu arbeiten, und alle neuen Ideen oder Ansichten, durch welche etwa den bisherigen Begriffen und Grundsätzen über irgendeinen Gegenstand eine Abänderung drohen möchte, genau, unbefangen und völlig parteilos zu prüfen, nachher aber bei erkannter Notwendigkeit einer Berichtigung seiner Begriffe und Lehrmeinungen dieselben und ohne hartnäckige Anhänglichkeit sogleich zu berichtigen, zu verbessern und nötigenfalls ganz fahren zu lassen', [3]. 

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[2]  Kants zunächst anonym erschienene Schrift war mindestens teilweise durch seine Verärgerung über Swedenborg bedingt: Dieser hatte Kants Hoffnung auf ausführlichere Mitteilungen zum 'Brand von Stockholm' enttäuscht, vgl. Literatur: Hoffmann. 

[3]  'Ich denke, kein echter Wissenschaftler würde je behaupten, daß irgendetwas keinesfalls geschehen kann. Gerade im 20.Jh. haben sich viele Dinge ereignet, die frühere Generationen für unmöglich hielten. Wenn also zweitklassige Wissenschaftler (wie ich sie etwas unhöflich nenne) behaupten, dies kann unmöglich sein, wie das im Zusammenhang mit dem Paranormalen häufig der Fall ist, dann sagen sie im Grunde, daß unsere gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse sozusagen eine vollständige und erschöpfende Erklärung des menschlichen Wesens und des Universums liefern, was natürlich absurd (ridiculous) ist. Die Wissenschaft und ihre Theorien ändern sich ständig, und wir müssen erwarten, daß sie das auch künftig tun.' (Arthur Ellison, Prof. für angewandte Physik an der City University, London; Präsident der englischen Society for Psychical Research. Fernsehsendung 'Wandlungen', SWF 3, 19.8.1992). 

Der umfangreichen theoretischen Untersuchung, 'ob Verstorbene den noch hier auf der Erde lebenden Personen unter gewissen Umständen und Bedingungen auf irgendeine für sie wahrnehmbare Art und aus gewissen Absichten wirklich erscheinen können', [4], folgt eine selbstkritische Betrachtung, 'ob der Verfasser ein glaubwürdiger Zeuge sei, die Wahrheit habe sagen können und wollen, ob also historische Glaubwürdigkeit und moralische Gewißheit seiner Schrift gegeben sind'. 

[4]  Die Theorie geht vorweg: Zuerst muß die Möglichkeit der Erscheinung erwiesen sein, denn sonst könne sie nicht stattfinden!. Diese Methodik verhindert bis heute die 'wissenschaftliche' Anerkennung der 'Paraphänomene', deren Existenz geleugnet wird, weil keine Theorie vorhanden ist bzw. akzeptiert wird. 

'Gelehrte und Ungelehrte ... stellen sich unser jetziges und künftiges Leben als voneinander durchaus verschieden und völlig voneinander getrennt vor. Mit solchen Begriffen muß man die Möglichkeit der Wiederkehr leugnen. Aber: sind die Begriffe richtig?' Nach Meinung des Verfassers kann die Möglichkeit nur durch Vernunftgründe aus der Natur der menschlichen Seele erwiesen werden, die wiederum nur aus ihrem wahren Ursprung gehörig erkennbar sei. Die Untersuchung wird zunächst in sieben Schritten durchgeführt. 'Wir müssen: 

  1. den Ursprung, das Dasein und Wesen der menschlichen Seele,

  2. ihre wesentliche Natur und Beschaffenheit,

  3. die Verbindung und Wechselwirkung zwischen Leib und Seele hier kurz angeben;

  4. die öftere Unabhängigkeit unserer Seele von dem Körper,

  5. die Unsterblichkeit der Seele, und

  6. ihren Zustand nach dem physischen Tode bestimmt zeigen, ehe sich

  7. der Beweis für die Möglichkeit einer solchen Wiedererscheinung mancher Verstorbenen gründlich, deutlich und befriedigend führen läßt.'

Darauf folgen einige allgemeine Definitionen. Ein glaubwürdiges Zeugnis darf sich 

  1. weder selbst,

  2. noch anderen völlig gewissen Wahrheiten widersprechen, sondern muß vielmehr

  3. einen zureichenden Grund, und

  4. einen Gegenstand möglicher Erkenntnis und möglicher Erfahrung haben.

Auch muß der Zeuge die Wahrheit sagen können und wollen. Wötzel verweist mehrfach auf seine eigene Skepsis, in der er alles anfangs selbst für Täuschung hielt und nach der nächtlichen Erscheinung eine Wiederholung des vermeintlichen Sinnestruges wünschte, die ihn aber wider seine Erwartung von der Realität der Erscheinungen überzeugte, während derer er bei vollkommenem Bewußtsein war: 'Ich bin ich, du bist außer mir'. Außerdem 'konnte mir nach den (letzten) Äußerungen meiner Gattin nicht einfallen, auch nur an die Möglichkeit, noch weniger aber an die Wirklichkeit einer Wiedererscheinung zu denken'.

Sein letztliches Motiv ist 'unverkennbares Streben nach Erforschung der Wahrheit und Darstellung seiner Überzeugung, ohne Rücksicht auf eventuelle unangenehme Folgen der Veröffentlichung', auch 'sieht er (außer der Anregung zu ferneren Experimenten) in der möglichen Belehrung ... die Möglichkeit, den kindischen Gespensterglauben und die Gespenster- und Satansfurcht zu vermindern'.

Es handelt sich vielmehr um durchaus natürliche, gesetzmäßige Vorgänge, daher 'scheint meine Schrift auch in wissenschaftlicher Hinsicht auf mehrere Wissenschaften manchen Einfluß haben zu können'. 

Es ist nicht möglich, Wötzels Überlegungen in allen Einzelheiten wiederzugeben. Im Grunde stimmen sie mit den auch in unserer Epoche vielfach vertretenen spiritualistischen Anschauungen überein. Christlich-biblische Elemente spielen, verglichen etwa mit den Darstellungen des Jung-Stilling und des späteren Justinus Kerner, eine völlig untergeordnete Rolle. Einige Aussagen seien hier in Kürze zusammengestellt: 

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Erde und Weltall bilden ein zusammengehöriges Ganzes. Die Erde als Teil des Weltalls ist wiederum ein Ganzes und hat ihre eigene Individualität. Alle Naturwesen haben eine Ähnlichkeit miteinander gemein, einen analogen stufenartigen Entwicklungsgang.

Die Kontinuität ihrer Entwicklung weist auf eine zukünftige Periode, mit der sie bereits in einiger Verbindung und Wechselwirkung steht, indem sie vorläufig in sie eingreift und herbeizuführen hilft. Himmel und Erde grenzen in einigen Berührungspunkten aneinander, [5]. Die komplexe (dualistische) Natur des Menschen wird schon bei der Zeugung in Sinnlichkeit und Geistigkeit, (Materie und Licht), zu harmonischer Vereinigung angelegt.

Die Seele als immaterielles, unvergängliches Formprinzip, braucht den sinnlich wahrnehmbaren Körper nur als notwendige Bedingung zu ihrer Entwicklung im irdischen Leben. Ihre ursprünglichen Eigenschaften werden durch die Teilmaterialisierung eingeschränkt, ohne vollständig verloren zu gehen, [6]. Es entsteht die Notwendigkeit, im Körper materielle Veränderungen zu veranlassen und von ihm Eindrücke aufzunehmen, [7]. Im gesunden Zustand herrscht wechselseitige Beförderung und Unterstützung, im kranken Behinderung.

Bereits in den Mittelzuständen zwischen Wachen und Schlafen kann sich die Unabhängigkeit von Seele und Leib zeigen. Hellseherische Nachtwandler stehen in unmittelbarer Verbindung mit der Außenwelt, die ohne Hilfe des Sensoriums wahrgenommen werden kann. Bei Kranken und Sterbenden werden manche Kräfte frei, Präkognition, sowie Spuren nie erlernter Kenntnisse und nie erworbener Fähigkeiten treten auf.

Aber auch die gesunde Seele ist augenblicksweise imstande, auf noch lebende oder abgeschiedene Menschen zu wirken oder von ihnen Eindrücke zu erhalten und in die sonst noch ziemlich unbekannte Welt jenseits des Todes einzudringen. All dieses weist auf ein künftiges Leben nach dem physischen Tod, mithin auf Unsterblichkeit und auf einen Zusammenhang der jetzigen Welt mit einer anderen hin.

Mit dem Verschwinden der niederen Seelenkräfte verschwinden nicht die wesentlichen vernünftigen Geisteskräfte. Keine Raumzeitveränderung kann nach dem physischen Tod etwas von der wesentlichen Menschennatur vernichten, denn in ihrem Grundriß ist Leben und wirksame Tätigkeit. Vorbereitet liegt jetzt schon die Anlage für die Geistestätigkeit in einer künftigen Lebensperiode, in einer neuen feineren sinnlichen Hülle, in einem subtilen Leib, mit Empfänglichkeit für alles Umgebende und zur Wechselwirkung mit der materiellen Welt.

Die entfesselte Seele wird alles gewissermaßen unmittelbar anschauen, aber nicht allwissend, allweise, allmächtig sein. In einer der Erde zugewandten Sphäre besitzen die Tätigkeiten der Verstorbenen zunächst einige Ähnlichkeiten mit den irdischen. Da noch Wissen vorhanden ist, bleibt die Verbindung erhalten, und es ist kein Grund einzusehen, warum sie nicht, wenn auch nur unter gewissen Umständen, auf die weniger vollkommenen Zurückgebliebenen bei hinreichender Ähnlichkeit (lehrend) zurückwirken können, [8].

Mittels des bloßen Seelenorgans, mit ihrem elektrischen oder ätherischen Körper, können sie auf den inneren Sinn des lebenden Menschen einwirken, so daß dieser glauben muß, er wirke auf seinen äußeren Sinn. Hintergrund all dessen ist eine vernünftige Naturordnung. Die gewissen sinnvollen Einschränkungen unterworfenen, seltenen Kontakte haben eventuell den Grund, um uns davon zu überzeugen, daß es eine künftige Welt und in ihr vernünftige Wesen ebenfalls wirklich gäbe.

[5]  Berührungspunkte: Koordinationspunkte der Transkommunikation. 

[6]  Heim: Steigende und fallende Aktivitätenströme. 

[7]  Hier wird ohne nähere Erläuterung die Vorexistenz der Seele vorausgesetzt. 

[8]  Heim: Hinreichende Strukturähnichkeit = Kommunikationsmöglichkeit. 

'Der wahre Seelenforscher hält die Seele für das aus dem geistigen Element sich selbst entwickelnde, mit dem Bewußtsein tätige und unzerstörbar fortdauernde, halb verkörperte Wesen und das elementarische Licht als ihre Grundlage und Urquelle; das menschliche Leben erscheint (ihm) am Ende deutlich als ein großes Drama.' 

Noch einmal betont der Verfasser: 'Ich glaube nicht etwa bloß, diese erzählten Tatsachen gesehen und gehört, kurz wirklich erfahren zu haben, sondern ich weiß es sogar ebenso gewiß, als wenn ich einen noch hier leibhaftig lebenden Menschen vor mir sehe, ihn reden höre. Eine solche tägliche Erfahrung ist doch wohl weder Täuschung, noch bloßer Glaube, noch weniger Traum, sondern offenbar ein Wissen, man müßte sonst das ganze wirkliche Leben des Menschen im gesunden und wachenden Zustande auch bloß Traum, Glauben und Täuschung nennen'. 

Mit hintergründigem Humor erwägt Wötzel abschließend den Plan der Errichtung eines Museums unsinniger Reaktionen der Umwelt: Stillschweigen, Anschuldigungen, gewaltsame Unterdrückung, Erklärung als Phantasie, Drohung mit der Psychiatrie. Den 'gefühllosen, höchst eigennützigen Politikern mit ihrer grundfalschen Politik' aber empfiehlt er Wahrheit und Wahrheitsliebe, 'ohne die es nichts wirklich Gutes, Schönes, Erhabenes und Würdiges geben kann: Fort mit Euch, heillose Gespenster in Menschengestalt'. 

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Anmerkungen 

[1]  Wötzels erste Schrift dürfte kaum mehr greifbar sein. Titzmann erwähnt sie im Nachdruck von Jung-Stillings 'Theorie der Geisterkunde': 'Zumindest der Fall des Dr. Karl Wötzel scheint allgemeines Interesse gefunden zu haben, ... da auch J. F. Teller eben diese Geschichte zum Ausgangspunkt nimmt ... Teller beschwert sich über die Diskussion im Falle von W.: "Ich wundere mich gar sehr, daß man bei dieser Gelegenheit soviel von Psychologie und Anthropologie geredet, und der Pneumatologie in keinem Worte gedacht hat!!?" 

[2]  Kants zunächst anonym erschienene Schrift war mindestens teilweise durch seine Verärgerung über Swedenborg bedingt: Dieser hatte Kants Hoffnung auf ausführlichere Mitteilungen zum 'Brand von Stockholm' enttäuscht, vgl. Literatur: Hoffmann. 

[3]  'Ich denke, kein echter Wissenschaftler würde je behaupten, daß irgendetwas keinesfalls geschehen kann. Gerade im 20.Jh. haben sich viele Dinge ereignet, die frühere Generationen für unmöglich hielten. Wenn also zweitklassige Wissenschaftler (wie ich sie etwas unhöflich nenne) behaupten, dies kann unmöglich sein, wie das im Zusammenhang mit dem Paranormalen häufig der Fall ist, dann sagen sie im Grunde, daß unsere gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse sozusagen eine vollständige und erschöpfende Erklärung des menschlichen Wesens und des Universums liefern, was natürlich absurd (ridiculous) ist.

Die Wissenschaft und ihre Theorien ändern sich ständig, und wir müssen erwarten, daß sie das auch künftig tun.' (Arthur Ellison, Prof. for angewandte Physik an der City University, London; Präsident der englischen Society for Psychical Research. Fernsehsendung 'Wandlungen', SWF 3, 19.8.1992). 

[4]  Die Theorie geht vorweg: Zuerst muß die Möglichkeit der Erscheinung erwiesen sein, denn sonst könne sie nicht stattfinden!. Diese Methodik verhindert bis heute die 'wissenschaftliche' Anerkennung der 'Paraphänomene', deren Existenz geleugnet wird, weil keine Theorie vorhanden ist bzw. akzeptiert wird. 

[5]  Berührungspunkte: Koordinationspunkte der Transkommunikation. 

[6]  Heim: Steigende und fallende Aktivitätenströme. 

[7]  Hier wird ohne nähere Erläuterung die Vorexistenz der Seele vorausgesetzt. 

[8]  Heim: Hinreichende Strukturähnichkeit = Kommunikationsmöglichkeit. 

Literatur


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