FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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VIERUNDVIERZIGSTES KAPITEL

Ein Professor wird herzugezogen - Die Presse reagiert positiv - Prof. Dr. Hans Bender aus Freiburg ist interessiert - Ein Experiment mit Studenten

Seite 222 Der schwedische Rundfunk wagt immer noch nicht, seinen Hörern die Stimmphänomene vorzusetzen. Stenssons Aufnahmen waren plötzlich nicht mehr überzeugend genug. Ein älterer Professor der Technischen Hochschule in Stockholm wird eingeschaltet. Doppelt genäht hält besser. Das ganze beginnt, mir auf die Nerven zu gehen. Trotzdem willige ich ein.

Professor Laurent, so heißt der Herr, erweist sich als ein freundlicher und verständnisvoller Mensch. Er wird in Kürze pensioniert und möchte als Privatmann die Stimmphänomene erforschen. Leider ist aber sein Gehör nicht mehr das beste, und da er meistens bis spät in die Nacht hinein arbeitet, fällt es ihm schwer, sich bei längeren Einspielungen wachzuhalten.

Wir veranstalten gemeinsame Mikrophonaufnahmen; einige Stimmen werden festgehalten. Der "Alte Jude" macht sich etwas lustig über Laurent. Ein Tenor singt eintönig: "Farbrot (Onkel - Schwedisch) Churchill Kontaktar Ove... tackar (dankt) Ove!..."

Ich fragte Laurent, ob er wisse, was mit Ove gemeint sein könnte. Laurent antwortete, er wüßte genau Bescheid.

Man hatte nämlich an der Hochschule zwei Sprechapparate konstruiert, die durch elektromagnetische Impulse auf einem Tonband Stimmen künstlich erzeugen konnten. Im Scherz wurden die Apparate Ove I und Ove II getauft. Laurent verspricht, nach Nysund wiederzukommen.

In diesem Herbst und Winter werde ich von zahlreichen bekannten Persönlichkeiten besucht. Wir veranstalten gemeinsame Einspielungen. Das Ergebnis ist meistenteils befriedigend. Doktor Alf Ahlberg, Schwedens Volkserzieher, Seite 223 erhält eine direkte Antwort auf seine Frage, allerdings im humoristischen Ton.

Dr. Ivar Alm, ein Schüler von C. G. Jung, wurde auf Dänisch angesprochen. Eine Gruppe Journalisten - Ivan Bratt vom "Folket", Evert Hallin von "Eskilstuna Kuriren" und Anders Elmquist von "Aftonbladet" - besuchen mich öfters, und wir veranstalten gemeinsame Einspielungen. Die Ergebnisse sind auch wieder positiv, und die Journalisten bringen ausführliche Berichte in die Öffentlichkeit.

Eines Abends besuchten mich Redakteur Bratt, Redakteur Olsson und ein Ingenieur aus Örebro. Die Herren waren verspätet angelangt, da ein schwerer Autounfall den Verkehr blockiert hatte. Ein schottischer Tourist war ums Leben gekommen; die übrigen Wageninsassen hatten böse Verletzungen erlitten.

Eine Weile besprachen wir den tragischen Vorfall. Danach legte ich ein neues Band auf und schaltete den Apparat auf Einspielung. Es war also eine gewöhnliche Mikrophon-Aufnahme ohne Radioanschluß. Als wir die Einspielung später abhörten, entdeckten wir eine Männerstimme, die laut und in gehetztem Tone "es eilt!" ausrief.

Zu weiteren Einspielungen kam es nicht mehr, da mein englischer Freund Claude Thorlin aus Eskilstuna mich anläutete. Er war ziemlich erregt und berichtete, daß er vor kurzer Zeit eine Einspielung gemacht hatte, wobei sich eine klare Männerstimme erkennen ließ, die mit tiefem Nachdruck auf Englisch den Satz "Keine Furcht vor dem Tode!" gesagt hatte.

Die Aussprache verriet einen schottischen Akzent, was den Schluß zuläßt, daß es sich bei der aufgenommenen Stimme um die des verunglückten Schotten handelte.

Am nächsten Sonntag hatten sich zahlreiche Gäste bei mir in Nysund eingefunden. Es war spät geworden, und die Gäste waren gerade im Begriff aufzubrechen, als ich wieder einen Telefonanruf aus Eskilstuna erhielt. Es war Claude Thorlin. Seine Stimme verriet freudige Erregung.

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Seite 224 Er hatte eine außergewöhnliche klare Einspielung erzielt, und zwar über das Radio. Er bat mich, mein Tonbandgerät auf Einspielung einzustellen und das Mikrophon dicht an den Telefonhörer heranzurücken. Er wollte, daß ich selber den Text heraushören sollte, denn er war überzeugt, daß es mir gelingen werde, den Klartext sogar über das Telefon einwandfrei zu erkennen.

Als ich die Einspielung über das Telefon aufgenommen hatte - die Tonqualität war natürlich etwas entstellt -, hörte ich, und zwar ohne die geringste Schwierigkeit, einen Chor, der auf Deutsch und Schwedisch folgenden Vers vortrug: "Wir befinden uns auf der Wanderfahrt nach Mölnbo - bei Friedel ist Besuch!..."

Prof. Laurent hat sich ebenfalls positiv in der Presse geäußert. Allerdings fügte er hinzu, daß es besser für die Wissenschaft wäre, wenn man beweisen könnte, daß die Stimmen nicht von den Verstorbenen stammen würden...

Unterdessen bin ich mit Prof. Hans Bender aus Freiburg in Kontakt getreten. Prof. Bender leitet das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene. Er ist Parapsychologe, und sein Interesse für meine Stimmphänomene ist offenbar groß.

Andere ausländische Parapsychologen nehmen Fühlung mit mir auf; ich erhalte die interessantesten Angebote. Der schwedische Rundfunk aber kann sich noch immer nicht entscheiden.

Das Fernsehen nimmt erneut Verbindung mit mir auf. Die Zeitungen stellten wiederholt die Frage: "Wann werden wir endlich die Geisterstimmen im Rundfunk hören?" Schwedische und ausländische Verleger erbieten sich, ein Buch von mir herauszugeben. Ich entscheide mich für einen schwedischen Verlag, bei dem ich früher kulturhistorische Artikel veröffentlicht hatte.

Das Buch soll im Januar 1964 erscheinen. Ich schreibe es in den kurzen und gedrängten Pausen. Es ist ein ziemlich Übereiltes Werk mit vielen Korrekturen und überflüssigen Einzelheiten. Was mir fehlt, ist Muse und ein gewisser Seite 225 Abstand zu den Ereignissen. In der Zeit, da ich das Buch schreibe, erhalte ich keine Sendungen, nur hier und da einen kurzen Gruß von Lena.

Thorlins kommen öfters übers Wochenende. Claude ist es gelungen, einige ganz ausgezeichnete Einspielungen zu bekommen. Claude ist ein guter Klarinettist, sehr musikalisch und reagiert rasch auf die allerleisesten Geräusche. Er beherrscht Englisch und Schwedisch und versteht auch etwas Deutsch.

Die Angelegenheit fasziniert ihn außerordentlich. Er gibt das Rauchen auf, wird Vegetarier und widmet sich in seiner freien Zeit ganz den Einspielungen. Claude arbeitet im stillen. Er macht keine Veröffentlichungen. Wir wollen die Sache reifen lassen und später bei günstiger Gelegenheit gemeinsam auftreten.

Fast alle Stimmen, die Claude auf Band festhalten konnte, lassen sich einwandfrei wiedererkennen. Einige Stimmen sprechen Russisch und Jiddisch. In einer Einspielung scheint es sich um Stalins Stimme zu handeln, auch wird sein Name mehrere Male genannt. Der alte Jude ist anwesend. Einmal sagt er: "Historische Aufnahme - ihr könnt sie kopieren tausendfach!"

In einer anderen Sendung singt eine helle Frauenstimme ein Lied in drei Sprachen. Sie beendet das Lied mit "...jetzt kommt ein Eisberg - das ist Stalin, wenn er stirbt!..."

Thorlins sind bei uns am Silvesterabend. Wir schalten unsere Tonbandgeräte ein und machen gleichzeitig zwei Mikrophonaufnahmen. Wir unterhalten uns ungezwungen. Unser Sohn Peter ruft spontan ein "Skål" dem verstorbenen Hugo zu.

Beim Abhören vernehmen wir zweimal Hugos Stimme. Das erste Mal hört man ihn laut "Friedel" rufen, das zweite Mal sagt er nach Peters Skål: "Stoße lauter!" auf Schwedisch. Die Lautstärke und der Klartext sind auf beiden Tonbandgeräten die gleichen.

Professor Laurent schlägt einen Test vor. Junge Studenten der Technischen Hochschule sollen meine Bänder Seite 226 abhören und den Text angeben. Ich habe meine Bedenken. Kenne ich doch nicht die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit der jungen Leute, auch weiß ich nicht, ob sie Fremdsprachen beherrschen.

Trotzdem willige ich ein. Zunächst erweisen sich die Tonbandgeräte der Technischen Hochschule als äußerst veraltet. Die Zählanlage stimmt mit der meinigen nicht überein. Die Lautstärke ist unter aller Kritik. Das Ganze klappt nicht, und die jungen Leute treiben allerlei Unfug. Sie fangen an, mir auf die Nerven zu gehen, und schließlich sehe ich mich gezwungen, ein energisches Donnerwetter loszulassen.

Zwar wird es etwas stiller im Saal, mir aber ist die Lust für weitere Demonstrationen vergangen. Laurent findet das Ganze sehr peinlich, und ich schlage abschließend vor, eine neue Demonstration mit Hilfe meines eigenen Tonbandgerätes zu veranstalten.

Bei der nächsten Demonstration herrscht im Saal eine bedeutend ruhigere Stimmung. Ich habe zwei Freunde eingeladen, und zwar den schwedischen Schriftsteller Sture Lönnerstrand, der den Fall Shanti Devi in die Weltpresse gebracht hat, und Ingenieur Ivan Tröeng, der technisch sehr bewandert ist und sich viel mit Parapsychologie beschäftigt. Ich tue dies mit der Absicht, zwei zuverlässige Zeugen zu haben, denn Laurent hat so nebenbei den Gedanken geäußert, daß es sich evtl. um Suggestionen handeln könnte.

Zunächst funktioniert mein Apparat einwandfrei, und ich finde mühelos alle gewünschten Stellen. Ein paar Techniker haben einen Verstärker an mein Tonbandgerät angeschlossen, so daß die Stimmen klar und deutlich zu hören sind. Die meisten Wörter werden rein spontan erkannt. Nur bei den Fremdwörtern gibt es Meinungsverschiedenheiten.

Es ist auch niemand anwesend, der Russisch, Hebräisch und Jiddisch versteht. Allmählich steigert sich die Stimmung, die Studenten werden immer aufgeschlossener, man spricht laut durcheinander. Die Skepsis scheint zerstreut, Seite 227 die Stimmen existieren und können von allen vernommen werden.

Sture Lönnerstrand wendet sich spontan an Laurent und fragt ihn mit lauter Stimme: "Meinen Sie, Herr Professor, daß man hier noch immer von Suggestionen reden kann?" Es entsteht eine peinliche Pause, dann antwortet Laurent etwas verlegen: "Nein, nein, ich meinte nur in gewissen Fällen..."

Nachher treffen wir uns - Tröeng, Lönnerstrand und ich - in einem Altstadtrestaurant. Wir sind bei guter Laune, und das Essen schmeckt uns ganz vorzüglich.

Von nun an ist es mir völlig klar: nur harte Tatsachen können den Widerstand brechen.

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