FRIEDRICH JÜRGENSON
Sprechfunk mit Verstorbenen
Praktische Kontaktherstellung mit dem Jenseits

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ACHTES KAPITEL

Mein Jugendfreund Boris Sacharow - Der Weg in die Stille - Ein heilsamer Schock

Seite 42 Im November kamen zwei deutsche Freunde zu mir nach Stockholm. Ihnen zuliebe überwand ich meinen inneren Widerstand und kramte zum ersten Male wieder meine Tonbänder hervor. Noch hatte ich keine richtige Ordnung in der schriftlichen Registrierung der Einspielungen eingeführt. Auch hatten wir es bei der Vorführung eilig, und ich glaube, es gelang mir nur, das Phänomen mit dem bellenden Hunde den Freunden vorzuführen.

Am letzten Abend, bevor unsere Freunde abreisten, sollte ich durch einen sonderbaren Zufall auf die Spur eines meiner Jugendfreunde stoßen, von dem ich seit 27 Jahren nichts mehr gehört hatte und der, wie sich erwies, mittlerweile zu einem der bekanntesten Yogalehrer Deutschlands geworden war.

Es handelt sich um Boris Sacharow, der mehrere gute Yogabücher geschrieben hat und den die meisten Yogabeflissenen deutscher Zunge sicher kennen werden. Boris und mich verband eine alte Jugendfreundschaft. Wir waren nicht nur in der gleichen Stadt Odessa aufgewachsen, sondern unsere Väter waren beide Ärzte und damit Kollegen gewesen. Was uns aber am meisten verband, war unser tiefer Wunsch, dem verborgenen Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen.

Das letzte Mal hatte ich Boris im Jahre 1932 in Berlin getroffen. Er wohnte damals bei meinen Verwandten in Charlottenburg. Trotz seiner großen Fähigkeiten und seiner ausgesprochenen Begabung für Sprachen hatte Boris mit materiellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Zweifellos fehlte ihm der praktische Lebenssinn.

Außerdem war er Ausländer, und Deutschland befand sich damals in einer fast katastrophal zu nennenden Wirtschaftskrise. Boris verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Seite 43 Taxichauffeur. Meistenteils fuhr er in den Nächten, übte sich tagsüber im Reklamezeichnen und studierte eifrig Yoga und Astrologie. Seit Beginn des zweiten Weltkrieges hatte ich jegliche Verbindung zu ihm verloren.

Meine deutschen Besucher versprachen mir, recht bald Boris' Adresse ausfindig zu machen, und ich erwartete voller Ungeduld den Tag, an dem ich den Kontakt mit meinem alten Freund Boris wieder aufnehmen konnte.

Unterdessen entfaltete sich meine Hellhörigkeit mit erstaunlicher Geschwindigkeit weiter. Glücklicherweise begann ich, mich an diese neue Fähigkeit zu gewöhnen; ich akzeptierte sie, wie man eine unvermeidliche Tatsache zu akzeptieren pflegt, widersetzte mich nicht mehr.

Meinen anonymen "Raumfreunden" war ich aber noch keinesfalls näher auf die Spur gekommen. Mich befriedigten keinerlei Erklärungen, die man in solchen und ähnlichen Fällen von Parapsychologen, Spiritualisten, Okkultisten, Ufologen und weiß Gott noch welchen anderen "isten" zu erhalten pflegt, denn ich wollte es ganz genau wissen, wollte mich persönlich durch eigene Erfahrung überzeugen und mich nicht mit den Erklärungen anderer zufriedengeben.

Ich begann mit der Zeit etwas ruhiger zu werden. Meine Abneigung gegenüber den Tonbandeinspielungen hatte ich aber noch nicht völlig überwunden.

Eines Abends lag ich auf der Couch im Atelier und bemühte mich, sachlich die Geschehnisse zu überblicken. Im Grunde genommen tat es mir leid, daß es zu einem Bruch mit den unbekannten Sprechern gekommen war. Ich empfand eine große Leere, einen schmerzlichen Verlust, und wußte nicht richtig, wie ich die unterbrochenen Beziehungen wieder aufnehmen könnte, ohne dabei neuen Enttäuschungen ausgesetzt zu werden.

Ich versuchte, einen Rückblick über mein Leben zu gewinnen, denn ich wollte das Wesentliche in ihm herausfinden. Ja, was ist denn eigentlich das Wesentliche in einem Menschenleben?

Seite 44 Ich erinnerte mich, wie ich öfters als ganz kleiner Knabe Erlebnisse von unendlichem Frieden und Glück empfunden hatte, für eine Weile versunken war in das zeitlose Sein, und wie diese stillen Ekstasen mit den Jahren immer seltener zu werden begannen.

Andere Erlebnisse zogen an mir vorbei: der Krieg, die Revolution, Eheschließung, Scheidung, schöpferische Freuden, Enttäuschungen und Erfolge - jedoch über allem glänzte das klare Licht des Ewigkeitserlebnisses - wahr, wirklich, unvergänglich... Zweifellos bildeten diese Erlebnisse den Kern und das Wesentlichste in meinem Leben, und ich fragte mich, ob ich nicht mittels jener "stillen Ekstase", jenes "Versinkens ins Weiselose", jetzt Klarheit erlangen könnte.

Langsam versank ich in den Zustand gelöster Ruhe, begann innerlich ganz still zu werden, obwohl ich völlig wach und meiner Umgebung bewußt blieb.

Da ereignete sich etwas, was mir noch nie vorher passiert war: Ich hörte deutlich eine gedämpfte Männerstimme sprechen, und zwar keine drei Meter von mir entfernt: "Hör mich an - nimm Teil an der Arbeit..." Die Stimme sprach Deutsch.

Mir stockte der Atem. Gleichzeitig fühlte ich einen eisigen Griff am Zwerchfell. Mit einem Satz war ich aufgesprungen, öffnete hastig das Fenster und begann in tiefen Zügen die kalte Winterluft einzuatmen.

Ich hatte einen ziemlichen Schock davongetragen, empfand aber gleichzeitig eine befreiende Erleichterung. Dieser Kontakt - der frappierendste von allen - war im richtigen Augenblick gekommen!

"Hör mich an, nimm Teil an der Arbeit..." War das nicht eine Aufforderung zur weiteren Mitarbeit? In diesem Augenblick wurde mir völlig bewußt, daß die Kontakte, die vor einem Jahr begonnen hatten, nicht abgebrochen werden durften, denn das Ganze war offenbar ernster und wichtiger, als ich es bisher zu erkennen fähig war.

Seite 45 Ich hatte mich rasch von meinem Schock erholt. Ein erquickendes Gefühl der wiedergefundenen geistigen Gemeinschaft erfüllte mich mit Freude und schenkte mir wieder die alte Zuversicht.

Trotz all meiner Irrtümer und Mißverständnisse hatten meine unsichtbaren Freunde mich nicht vergessen, und nachdem nun das Eis endlich gebrochen war, beschloß ich, noch kurz vor Weihnachten die Kontakte über den Apparat wieder aufzunehmen.

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