TEIL 3 - Transkommunikation, Psychedelik und Holarchie
25 Die verschwiegene Herausforderung
Man muss wohl das Verhalten 'der Wissenschaft' mit verständnisvoller Nachsicht betrachten, nachdem Thomas Kuhn und andere Wissenschaftshistoriker gezeigt haben, wie sich die Entwicklung - auch 'Fortschritt' genannt - im Spannungsfeld autoritär aufrechterhaltener Traditionen und 'unpassender' außergewöhnlicher Phänomene entfaltet, die sich nicht in das jeweils als gültig akzeptierte System einfügen lassen, und die man am einfachsten totschweigt.
Dabei wäre es ein Leichtes gewesen, sich erst einmal grundsätzlich der Herausforderung der Summe aller Metaphänomene zu stellen, die nach wie vor nur von wenigen Außenseitern studiert und von ihnen nach menschlichem Ermessen als reale Ereignisse dokumentiert worden sind.
Es ist einfach unfassbar: Die hervorragenden Ergebnisse der kritischen Erforscher der medialen Erscheinungen verschimmeln unter den Staubschichten der Geschichte. Berge von Erfahrungsberichten schlummern in der Verborgenheit der Archive und werden von den überbeschäftigten selbstherrlichen 'Wissenschaftlern' des Establishments nicht wahrgenommen. Nach LeShan ist
'der große Fehler der Parapsychologie ihr Bestreben, ihre Probleme so zu lösen, als handele es sich um physikalische Probleme aus dem Sinnesbereich. In ihrem Verlangen, als Wissenschaftler anerkannt zu werden, haben die Parapsychologen kritiklos etwas übernommen, was sie für das wissenschaftliche Weltbild hielten. Sie haben sich damit zu Technikern gemacht statt zu Wissenschaftlern.'
Die reduktionistischen Parapsychologen befleißigen sich mit unzureichenden naturwissenschaftlichen Mitteln der aussichtslosen Erforschung der außersinnlichen Wahrnehmung und der Psychokinese, (obwohl ein erheblicher Teil nicht an die Existenz der Phänomene glaubt, was einer gewissen Pikanterie nicht entbehrt), und sie scheuen darüber hinaus die Überlebensfrage wie ehedem der Teufel das Weihwasser.
Ihre ebenso unwissenschaftliche Verachtung der instrumentellen transkommunikativen Phänomene, die seit Beginn unseres Jahrhundert dokumentiert worden sind, lässt sich bis in die 20er Jahre zurückverfolgen und wird überhaupt nur einigermaßen verständlich, wenn man sie auf psychosoziale Beschränktheit zurückführt.
Niemand, auch nicht aus kirchlichen Kreisen, hat sich der Mühe unterzogen, das im 18. Jahrhundert verfasste vierbändige Werk des Papstes Benedikt XV über die 'Paraphänomene' aus dem Lateinischen zu übersetzen.
Ein ernsthafter Ansatz zum Studium des nachpfingstlichen Wirkens des 'Heiligen Geistes' ist nicht erkennbar. Stattdessen versucht der Vatikan einen dogmatischen Absolutismus aufrechtzuerhalten, während die abnehmende Zahl der 'Gläubigen' eine andere Sprache spricht.
Die anglikanischen Bischöfe ließen die halbherzig formulierten Ergebnisse einer 1937 in Auftrag gegebenen Studie zur Überlebensfrage 40 Jahre in ihren Geheimfächern verschwinden, und W. Temple, damals Erzbischof von York, schämte sich nicht zu äußern, 'es sei durchaus unerwünscht, dass das Weiterleben nach dem Tod durch Versuche nachgewiesen wird'.
Aber niemand wird das Problem los. Wenn der Vatikan vor kurzem verlautbarte, 'die moderne Welt lebe in einer Kultur des Todes', so mag er wenigstens dieses eine Mal Recht haben. Seit der Zeit des rasenden Reporters schwelgen die Massenmedien in sensationell aufgemachten Berichten über Unglücke und Todesfälle und verbreiten alle erdenklichen Spielarten von Mord und Totschlag.
Zwischenzeitlich greifen die Toten selbst in den transkommunikativen Phänomenen zunehmend in unser Dasein ein und bestätigen damit eine Voraussage, die Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, in einem Vortrag am 25.11.1917 machte: "In hohem Maße werden für den Rest des Erdendaseins gerade die Toten mitwirken."
Man wird abwarten müssen, wie der Wettlauf der Massenmedien und Transmedien ausgeht, mit anderen Worten, ob die maschinell aus digitalen Impulsfolgen erzeugten virtuellen Realitäten, als deren Vorstufe das Fernsehen anzusehen ist, die Wirklichkeit des materiellen Todes in die sinnentleerte Gleich-Gültigkeit verdrängen können, oder ob die transkommunikativen Elemente einem erwachenden Bewusstsein den verantwortungsvollen Zugang zu komplexeren Daseinsstrukturen eröffnen werden.
Wegen der notwendigen, tiefgreifenden Re-Vision der gegenwärtig vorherrschenden Weltbilder ist kaum zu erwarten, dass die gelegentlich vorgeschlagene Kombination der gleichermaßen dogmatischen 'Wissenschaften' und 'Religionen' geeignet ist, eine unserer Epoche angemessene Einsicht in umfassendere menschlich-kosmische Zusammenhänge zu vermitteln.
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