TEIL 2 - Botschaften aus dem Nirgendwo
22.6 Neunjährige Qualen sind meine Identifikation
Während die Erfassung wichtiger Lebensdaten des Kardinals Augustyn Hlond keine wesentlichen Schwierigkeiten bereitete, entwickelten sich die Nachforschungen des Autors im Fall des drop-in Kommunikators Bruno Leuschner zu einer kleinen Detektivgeschichte.
Sie begann mit einem automatischen Computer-Ausdruck bei Adolf Homes, in dem der bis dato unbekannte Name am 5.4.93 ohne weitere Angaben zusammen mit dem bereits vertrauten Doc Mueller vorkam DOC MUELLER UND BRUNO LEUSCHNER SENDEN KONTAKT.
In der Universitätsbibliothek Mainz waren zwei gleichnamige Personen nachgewiesen, der eine schrieb um 1900 eine Dissertation, der andere war ein ehemaliger DDR-Amtsträger, Sohn des Sozialisten Wilhelm Leuschner. Der Verfasser bat Homes ohne Angabe weiterer Einzelheiten um Klärung der Identität des genannten Verstorbenen.
Am 7.4.93 schrieb der Experimentator in die Maschine: 'Dr. Senkowski bittet um nähere Identifikation in Bezug auf die Wesenheit Bruno Leuschner'. Der Text stand am Vormittag des 8.4.93 unverändert auf dem Bildschirm. Bevor Homes aus beruflichen Gründen gegen 14:30 das Haus verließ, schaltete er die übliche Geräteanordnung (Radioempfänger und Kassettenrekorder) ein.
Bei seiner Rückkehr um 17:10 war das Empfangsgerät noch in Betrieb, der Rekorder hatte sich am Bandende ausgeschaltet. Die Kontrolle ergab, daß etwa 15 Minuten ab Bandanfang eine langsam sprechende, dunkle Stimme das laufende Musikprogramm verdrängt und einen längeren Text durchgegeben hatte.
Nach der abschließenden Datumsangabe war das normale Radioprogramm bis zum Bandende wieder korrekt aufgenommen worden. Die hier etwas verkürzte Durchgabe lautet:
Hier spricht Bruno Leuschner. Lieber Herr Dr. Senkowski. Neunjährige Qualen sind meine Identifikation. Stehe mit Hitler in Verbindung. Habe ihn bis 1965 gehaßt. Nun Vergebung, obwohl ich manchmal noch das Gefühl der physischen Schmerzen empfinde.
Ein amputiertes Bein schmerzt noch. Wir beide waren Opfer mangelnder Vernunft und Erkenntnis. Kenne Ihren Vater gut. Er ist mit Ihnen telepathisch verbunden. Sehr viele Ähnlichkeiten vorhanden. Enge Freundschaft verbindet Hlond mit Ihrem Vater. Wir alle grüßen Sie durch die allumfassende Liebe. 8.4.93.
Die Recherchen des Verfassers führten eindeutig auf den 1910 in Berlin geborenen Kommunisten Bruno Leuschner, der wegen seiner Untergrundarbeit gegen die Nationalsozialisten im Juni 1936 verhaftet und 1937 zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt worden war.
Er verbrachte sie in den Zuchthäusern Brandenburg und Sonnenburg und wurde anschließend bis zur Befreiung durch die Alliierten im April 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Mauthausen festgehalten. Damit bestätigte sich der Satz NEUNJAEHRIGE QUALEN SIND MEINE IDENTIFIKATION.
Die Angabe, er habe Hitler bis 1965 gehaßt, kann sinnvoll sein, da es sich um Leuschners Todesjahr handelt. Ob die beiden zusammen sind, mag dahingestellt bleiben, da wir es nicht 'beweisen' können. Allerdings ist (nicht nur) angesichts des Satzes WIR BEIDE WAREN OPFER MANGELNDER VERNUNFT UND ERKENNTNIS anzunehmen, daß irdische Überzeugungen und Verhaltensweisen im jenseitigen Licht anders bewertet werden als auf unserer Ebene.
Aus der unmittelbar zugänglichen Literatur ließ sich nichts entnehmen, was auf EIN AMPUTIERTES BEIN hinwies. Auch das Buch 'Mein doppeltes Vaterland' von Fritz Schenk, der bis zu seiner Flucht in den Westen die rechte Hand Leuschners im DDR-Wirtschaftsministerium gewesen war, enthielt keinen Hinweis auf eine eventuelle Amputation.
Es gelang dem Verfasser, Fritz Schenk ausfindig zu machen. Er beantwortete eine Kurzanfrage mit 'nein' und ergänzte handschriftlich "Aber er (Leuschner) war gehbehindert, weil ihm der berüchtigte Prügel-Schubert im KZ Sachsenhausen die Wadenbeine zerschlagen hatte, worunter er sehr gelitten hat".
Man hat jetzt zwei Möglichkeiten zur Bewertung der beiden 'Datensätze'. Entweder man betont bei wörtlicher Interpretation die Diskrepanz, oder man hält sich an die allgemeine Übereinstimmung mit der von der Transwesenheit noch erinnerten Schmerzen und bedenkt die Bedeutung des lateinischen Wortes 'amputare', das über 'abschneiden, abtrennen' hinaus auch 'abhauen', 'vermindern' und 'verkürzen' umfaßt.
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