TEIL 1 - Die Geschichte der Transkommunikation
4 Mediale Jenseitskontakte
Die erste Geschichte eines medialen Transkontaktes ist uns in Keilschrift auf den 4500 Jahre alten sumerischen Tontafeln bruckstückhaft erhalten geblieben. Ihre dramatischen Elemente kennzeichnen die menschliche Situation angesichts des Todes in zeitlos gültigen Bildern:
'Enkidu, der Freund und Kampfgefährte des Helden Gilgamesch, ist gestorben. Um den Freund weint Gilgamesch bitterlich und jagt dahin über das Feld: 'Werde nicht auch ich wie Enkidu sterben? Mein Herz ist von Weh durchwühlt.'
Auf seinem Weg zum Ahnherrn Utnapischtim, der das ewige Leben besitzt, begegnet er Sabitu, der Hüterin des Eingangs zum Garten der Götter. Er klagt ihr sein Leid: 'Das Schicksal des Freundes lastet schwer auf mir. Wie soll ich es verschweigen? Wie soll ich es hinausschreien?
Der Freund, den ich liebte, ist zu Erde geworden.' Sabitu spricht zu ihm: 'Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden. Als die Götter den Menschen erschufen, bestimmten sie den Tod für die Menschen, das Leben behielten sie für sich selbst.'
Nach mühseliger Fahrt erhält Gilgamesch von Utnapischtim das Kraut des ewigen Lebens, aber auf dem Heimweg wird es ihm von einer Schlange gestohlen. Um den toten Freund noch einmal zu erreichen, wendet sich der Verzweifelte an die Zauberpriester und Totenbeschwörer: 'Beschwört mir Enkidus Geist herauf!
Ich will ihn nach dem Schicksal der Toten fragen!' Nergal, der Herrscher der Toten, führt auf Befehl des weisen Gottes der Wassertiefe, Ea, Enkidus Schatten herauf. Sie erkennen sich beide, aber sie bleiben einander ferne. Sie reden miteinander.
Gilgamesch ruft und Antwort bebt der Schatten. Gilgamesch tut seinen Mund auf und spricht: 'Rede, mein Freund! Das Gesetz der Erde, die du sahst, verkünde mir jetzt!' Ich kann es dir nicht sagen, Freund, ich kann es dir nicht sagen. Künde ich dir das Gesetz der Erde, die ich schaute, so wirst du dich hinsetzen und weinen.' (Nach: Gilgamesch, G. Burckhardt, Insel 1958).
Trauer, Ratlosigkeit und Ungewißheit, die hier gültigen Ausdruck fanden, haben sich milliardenfach wiederholt. Aber nur selten gelang den unmittelbar Betroffenen selbst der Schritt über eine schwankenden Brücke vom Diesseits zum Jenseits. Sie bedurften der Vermittlung begabter Schamanen oder Medien.
Auch war die verständliche Trauer der Hinterbliebenen nicht immer der einzige Grund für diese Bestrebungen. Schon früh entstand der Wunsch, Aufschluß über die Zukunft zu erlangen. Das 'Buch der Bücher' berichtet die Geschichte vom König Saul, der im 12. Jahrh. v. Chr. die Hexe von Endor als Vermittlerin benutzte, um von seinem verstorbenen Freund Samuel eine Voraussage über den Ausgang des Krieges gegen die Philister zu erhalten.
In unserer jüngsten Epoche wendet sich die Wissenschaft zaghaft dem Versuch zu, außergewöhnliche, 'metanormale' Phänomene im Umfeld des Todes sinnvoll einzuordnen. Ausgelöst durch die vielfach berichteten Nahtodeserlebnisse der Reanimierten und die außerkörperlichen Erfahrungen entstand die Thanatologie als 'Lehre vom Tod'.
Der größte Teil der medialen Phänomene erscheint in Form von Mitteilungen verstorbener Menschen. Allzu oft handelt es sich dabei um verwaschene Gemeinplätze, seltener sind überzeugende, intim-persönliche Inhalte oder Angaben, die sich erst später als zutreffend herausstellen.
Eine besondere Rolle für die Frage des persönlichen Überlebens spielen die sogenannten drop-in-Kommunikatoren, die sich durch korrekte Namen und Daten identifizieren, welche weder dem Medium noch eventuellen Sitzungsteilnehmern bekannt sind.
Viele Ungereimtheiten und Widersprüche in medialen Kundgebungen lassen sich als Folge unterschiedlicher Bewußtseinszustände der jenseitigen Kommunikatoren deuten. Da sich ihre 'Welten' von unserer wachbewußt erlebten Realität wesentlich unterscheiden, sind die von den Transpartnern notwendigerweise benutzten Begriffe und Wörter der irdischen Sprachen grundsätzlich ungeeignet, die Jenseitsbereiche zutreffend zu beschreiben.
Auch die Formulierung 'die Toten sprechen' ist irreführend - es handelt sich um nicht-verbale, telepathische Kontakte zwischen den Verstorbenen und dem Medium, das die jenseitigen gedanklichen und emotionalen Projektionen vorwiegend unbewußt in diesseitige Formen umsetzt und sie gegebenenfalls in elektronische Geräte einbringt. In dieser Übertragungskette ist das Medium selbst kein technisches Instrument.
Es vermag eine jenseitige Nachricht unabsichtlich zu verändern. Da der Geist sich weder im Gehirn noch in anderen Schubladen befindet, kann ein Medium die unbewußten Erinnerungen lebender Menschen ebenso wie ihre bewußten Gedanken und Vorstellungen, nicht zuletzt die der anwesenden Klienten, aufnehmen und in die Darstellungen einfließen lassen.
Außerordentlich problematisch ist die Existenz von Wesenheiten oder 'Entitäten', die sich als nicht-menschlich bezeichnen und vermutlich unseren psychischen Strukturen oder unserem Realitätssystem anpassen können. Tatsächlich haben wir keine Möglichkeit, ihre Aussagen nachzuprüfen.
Sollten sie als von uns in gewisser Weise unabhängige, komplexere, geistige und/oder materielle Strukturen innerhalb oder außerhalb unseres Universums existieren, so wäre hinsichtlich der Deutung und Bewertung ihrer Mitteilungen äußerste Vorsicht geboten. Jede Abhängigkeit und Hintansetzung der Entscheidungsfreiheit, die über die unvermeidliche kommunikationsbedingte Beeinflussung hinausgeht, ist zu vermeiden.
Insgesamt stellen die medialen Phänomene eine Herausforderung der zeitgenössischen, materialistisch geprägten Wissenschaften dar. Nicht nur die überkommene Trennung von Geist und Materie erweist sich als unhaltbar, sondern die gesamte materielle Welt wird als eine spezielle Bewußtseinsstruktur unter vielen entlarvt und relativiert.
Der Kommunikationsexperte und zeitweilige Präsident der englischen Society for Psychical Research, Edgar Tyrrell, hat diese Umwälzung bereits 1927 gekennzeichnet:
'Kopernikus entwarf ein neues umstürzendes Bild des Kosmos. Eine ähnliche Situation zeichnet sich heute ab. Es ist nicht der Planet Erde, dessen Bedeutung als Mittelpunkt jetzt in Frage gestellt wird, sondern das materielle Universum als Ganzes. Es wird seiner zentralen Stellung entthront und gewissermaßen auf den Status einer Provinz reduziert.'
Unter diesem Aspekt erscheint unsere Wissenschaft als reinster Provinzialismus oder mit einem stärkeren Wort - als kosmisches Hinterwäldlertum. Insbesondere ähneln die Ergebnisse der theoretisch begründeten Analysen der Lichtsignale, die uns aus dem Weltall erreichen, und die entsprechenden astrophysikalischen Darstellungen des Kosmos der Beschreibung einer einzigen Schnittfläche eines Apfels, dessen anders ausgerichtete Querschnitte jeweils andere Ansichten liefern würden.
Die offizielle Lesart als solche muß nicht einmal falsch sein, abzulehnen ist aber die irreführende Behauptung, diese Art wissenschaftlicher Betrachtung vermittele ein vollständiges Bild unserer Welt.
Willigis Jäger schreibt unter 'Naturwissenschaft und Mystik':
'Wir sind viel mehr als unsere intellektuellen Überlegungen. Es gibt innere Räume, Ebenen, Welten, die kosmisches Ausmaß haben und alle rationalen Erkenntnisse übersteigen. Es gibt eine Metaerfahrung (mystische Erfahrung), die viel umfassender ist als alles, was Intellekt und Sinne uns begreiflich machen können.
An solchen Erkenntnissen gemessen ist Wissenschaft ein gigantisches Unternehmen von Unwissenheit. Nichts läßt sich allerdings schwerer übersteigen als wissenschaftliche Ergebnisse, Überzeugungen und Systeme. Sie sind die hartnäckigsten Feinde jeder umfassenden Erkenntnis.
Denn alles, was über das bisher wissenschaftlich Fundierte hinausführt und nicht mehr von vorn herein beweisbar ist, gilt für viele Zeitgenossen als irrational und wird abgelehnt. Nun sind zweifellos unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse von größter Wichtigkeit, aber wir haben sie durch die Erfahrung zu ergänzen und zu hinterfragen.'
Dem ist auch im Hinblick auf die in diesem Buch vorgelegten Erfahrungen nichts hinzuzufügen.
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